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Frage zu Lochbeitel

Verfasst: Fr 31. Mär 2006, 07:49
von Ulrich Lanz

Hallo zusammen,

ich habe in der bekannten weltweiten Einkaufsquelle vor kurzem einen 10 mm-Kirschen-Lochbeitel erstanden. Das Teil ist soweit in gutem Zustand, nur die Spiegelseite muss abgerichtet werden und schleifen muss ich ihn natürlich auch. soweit so gut. Was mich aber verwundert hat, ist die Tatsache, dass die Hobelflanken etwas nach innen geneigt sind, sprich, die Spiegelseite its fast 2 mm breiter als der Rücken des Lochbeitels. Nach allem was ich bisher über Lochbeitel gelesen habe, sollten die Flanken aber genau rechtwinklig zur Spiegelseite stehen, damit sich der Lochbeitel im Schlitz sozusagen selber führt. Jetzt würde mich interessieren, ob das nur eine Eigenheit dieses schon älteren Modells ist oder ob das für alle Kirschen-Lochbeitel gilt. Vielleicht macht diese Bauweise ja für den Einsatz bei einem Zimmermann ja auch besonderen Sinn, wo die Präzision nicht ganz so hoch sein muss wie im Möbelbau? Ich würde mich freuen, wenn sich hier jemand aus eigender Erfahrung zu dem Problem äußern könnte.

Herzliche Grüße

Uli




Re: Frage zu Lochbeitel

Verfasst: Fr 31. Mär 2006, 08:08
von reinhold

hallo,
ich habe mehrere Lochbeitel von Kirschen, darunter auch einer von vor dem 2.Weltkrieg, die im Querschnitt alle genau rechteckig sind. Also Spiegelseite und Fasenseite gleich breit, Flanke genau rechtwinklig zur Spiegelseite.

Wenn bei einem 10 mm breiten Eisen die Spiegelseite 2 mm breiter ist als der Rücken, dann ist das kein Lochbeitel !

Ich habe einen Abstechstahl (Plattenstahl) zum Drechseln, dessen Querschnitt ungefähr Deiner Beschreibung entspricht. Frage : hat Dein Lochbeitel am Hals eine Verdickung, die das Hineintreiben in den Griff verhindert ? Wenn nicht, könnte es ein Drechslerstahl sein.

Gruss !
reinhold



Re: Frage zu Lochbeitel

Verfasst: Fr 31. Mär 2006, 08:20
von Ulrich Lanz

Danke für die schnelle Antwort, Reinhold. Der Form nach ist es wirklich ein klassischer Lochbeitel, sprich höher wie breit und mit dem breiten Sockel vor dem Griff, der das Hineintreiben verhindert. Die Flanken sind auch sehr sauber symmetrisch, nur eben leicht zum Rücken hin fallend. Der Beitel scheint mir so auch im Originalzustand zu sein, sprich ich keine Spuren spätererer Bearbeitung an den Flanken, nur die Fase wurde vom früheren Besitzer geschliffen.

Viele Grüße

Uli



Re: Frage zu Lochbeitel

Verfasst: Fr 31. Mär 2006, 10:00
von Friedrich Kollenrott
[In Antwort auf #111430]
Hallo Uli,
ich habe meine drei Kirschen- Lochbeitel mal nachgemessen (die sind ungefähr drei Jahre alt). Sie sind ziemlich rustikal egfertigt, was dei Maßhaltigkeit (leider auch dei Ebenkheit der Spiegelseite) angeht. Der Querschnitt ist rechteckig, aber am Rücken tendenziell einige Zehntel mm schmaler als an der Spiegelseite.("tendenziell" weil es sehr streut. Irgendwie handgefiedelt sind die Dinger schon)

Friedrich



Re: Frage zu Lochbeitel

Verfasst: Fr 31. Mär 2006, 10:52
von reinhold

hallo,
da scheint es sehr verschiedene Lochbeitel von Kirschen zu geben.
Mein ältester ist auch von Kirschen und stammmt aus der Zeit vor dem 2.Weltkrieg - keine nähere Jahreszahl bekannt. Er ist zwar dunkelbraun angelaufen, aber die Kanten sind scharf und ebenmässig.
Meine beiden neueren (auch Kirschen)sind ungefähr 10 - 12 Jahre alt, blank, lackiert, scharfkantig geschliffen. Da wirkt nichts "rustikal".
Hat Kirschen die Herstellungsmethode geändert ?

gruss
reinhold



rustikal... *MIT BILD*

Verfasst: Fr 31. Mär 2006, 11:25
von Friedrich Kollenrott

Hallo Reinhold,

"rusikal" ist wohl doch ein bißchen übertrieben, das gebe ich zu. Die Eisen sind schon rundum blank. Aber was ich meine: Sie sind geometrisch ziemlich ungenau -was das Breitenmass angeht, die Planheit der Spiegelseite und auch die Winkligkeit. Mein 12mm- Eisen (s. Bild) hatte eine windschiefe Spigelseite (man sieht noch die Reste davon, es hat mich viel Zeit gekostet) und zwischen Spiegelseite und Seitenfläche sind die Winkel keineswegs konstant. Ich gehe mal davon aus, dass die Dinger mehr oder weniger freihändig auf die Schleifscheibe gehalten werden.

Das Eisen unten sieht etwas verändert aus, weil ich das Heft aufgehübscht habe, im Original war es mir denn doch zu bollerig.

Friedrich




Re: rustikal... aufgehübscht

Verfasst: Fr 31. Mär 2006, 13:48
von Heinz Kremers
[In Antwort auf #111438]
Hallo Friedrich,

schönes Wort. Darf man das zu Hause auch ungestraft nutzen oder setzt die Benutzung einen gebührenden Abstand zur Ansprechperson voraus?

mit nicht ganz so ernstem Gruß

Heinz



Re: Frage zu Lochbeitel

Verfasst: Fr 31. Mär 2006, 16:01
von Wolfgang Jordan
[In Antwort auf #111430]
Hallo Uli,

auf deine Frage hin habe ich meine alten Fachbücher durchgesehen und überall eine ähnliche Formulierung gefunden, wie z. B. hier in Bielers Buch 'An der Hobelbank' [1954]:
"Damit beim Stemmen tiefer Löcher keine allzustarke Reibung an den Lochwandungen auftritt, wodurch ein Festklemmen der Klinge hervorgerufen würde, ist deren Rückseite schmaler gehalten."
Dann habe ich meine ca. 15 Lochbeitel von verschiedenen Herstellern nachgemessen; alle sind auf der Rückseite schmäler als auf der Spiegelseite. Jetzt frage ich mich, woher dein Wissen über Lochbeitel stammt. Ich meine mich zu erinnern, daß entweder japanische oder amerikanische Lochbeitel einen rechtwinkligen Querschnitt haben. Bei deutschen ist offensichtlich der trapezförmige Querschnitt Standard. Lochbeitel werden übrigens nach der DIN 5143 gefertigt, die ich leider nicht zur Verfügung habe. Vielleicht kann jemand nachsehen, der Zugang zu diesen Normen hat.

Gruß, Wolfgang




Re: Frage zu Lochbeitel

Verfasst: Fr 31. Mär 2006, 17:36
von Marc Waldbillig

Hallo miteinander,

Iles baut heute wieder trapezförmige Lochbeitel. Sie haben den Vorteil, die Wand des Schlitzes zu schonen und besser zu lösen zu sein. Im Link ist eine genaue Beschreibung ob des Grundes, leider in Englisch.

Ob das nun gewollt ist bei Kirschen oder nicht, jedenfalls gab's das schon mal.

Gruß ins Wochenende, Marc




Re: Frage zu Lochbeitel

Verfasst: Fr 31. Mär 2006, 20:35
von Ulrich Lanz

Hallo zusammen,

dann scheint es ja doch so, als wäre diese Lochbeitelform früher gar nicht so ungewöhnlich gewesen und das Argument dafür ist auch nachvollziehbar. Mein Wissen über Lochbeitel stützt sich tatsächlich ausschließlich auf englischsprachiges Schrifttum. Beispielsweise betont Ian Kirby in einem alten FWW-Artikel, dass die Seiten rechtwinklig sein müssen. Damit soll eine bessere Führung des Beitels in dem schon geschlagenen Schlitz gewährleistet werden. Aber so entscheidend hilfreich ist das in der Realität vielleicht doch wieder nicht, wie das auch unter Marcs Link dargestellt wird.

Dann werde ich wohl jetzt mal weiter Spiegelseiten abrichten...schönen Abend noch und danke für eure hilfreichen Kommentare!

Uli