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Gedrechselte Säulen von Wetter schützen *MIT BILD*

Verfasst: Mo 27. Mär 2006, 21:32
von Berthold Cremer

Hallo, ich brauche euren Rat.

Vor einiger Zeit berichtete ich hier, wie ich die 2,50m Säulen für mein Gartenhaus gedrechselt habe. http://www.woodworking.de/cgi-bin/holzbearbeitungsmaschinen/webbbs_config.pl/read/18944 ( http://www.b-cremer.de/Holz/Drechseln/Drechsel-Technik/Drechseln_XXL/drechseln_xxl.html )

Nun haben die Säulen ihren ersten Winter überstanden und es zeigen sich an den kritischen Stellen – dort wo viel offenes Hirnholz ist - erste Risse. Wenn es etwas trockener ist, und die Sonne darauf scheint sind die Risse auch deutlich größer. Das Holz ist 2 x mit Xyladecor gestrichen.

Meine Frage lautet: wie soll ich das Holz weiter gegen das Wetter schützen, damit nicht so viel Wasser in das Hirnholz eindringt.

Möglichkeit 1 – Anstrich mit deckender Lackfarbe. Was ist aber, wenn das Holz arbeitet und die Farbe womöglich Risse bekommt? Hält Farbe auf dem Holzschutz?

Möglichkeit 2 – Wasserfesten Holzleim auf die Stellen auftragen, die dem Wasser die größte Angriffsfläche bieten. Beim Drechseln ist damals ein kleines Loch an so einer Stelle entstanden, welches ich mit wasserfestem Ponal verschlossen habe und dort ist kein Wasser eingedrungen.

Danke für eure Antworten.
Gruß
Berthold

PS. Die weißen Flecken auf dem Profil ist Harz, das nachträglich ausgetreten ist.





und hier noch einmal die Gesamtansicht





Re: Gedrechselte Säulen von Wetter schützen

Verfasst: Di 28. Mär 2006, 09:32
von Heinz Roesch

Berthold,

der Tip mit einem größeren Dachüberstand
hilft Dir ja jetzt nicht mehr viel. :-))

Ich denke, dass das rein sachlich mehr ein
Schönheitsfehler ist und das Holz trotzdem
sehr alt werden kann.

Generell würde mich aber auch die Meinung der
Kollegen zu diesem Xyladecor interessieren. Das
Hauptproblem mit diesen Kunststoffen scheint ja
zu sein, dass Sie durch Microrisse doch nicht
perfekt dicht sind, dann das Wasser durch die
Risse ins Holz gesaugt wird und hinterher nicht
mehr zügig herauskann. Dass eine Farbe wie immer
schön im Prospekt beschrieben diffusionsoffen ist
oder sein soll hilft ja nicht viel, da über Diffusion
im Verhältnis zur Sorption nur minimale Mengen
an Feuchtigkeit transportiert werden können.

Die Altvorderen hätten das Holz sicher geölt, aber
da fehlt mir die praktische Erfahrung inwieweit das
Holz stabiler bleibt und vor allen Dingen wie oft die
Oberfläche dann nachgeölt werden muss.

Viele Grüße

Heinz




Re: Gedrechselte Säulen von Wetter schützen

Verfasst: Di 28. Mär 2006, 17:40
von Bernhard

Berthold, Heinz,

ich hatte auch meinen Zaun (Rote Zeder) mit Xyladecor gestrichen (2 mal grundiert und 3 mal mit Xyladecor). Fazit: Durch die Sonne ist der Anstrich abgeplatzt und heute öle ich nur noch!

Gruß
Bernhard



Re: Gedrechselte Säulen von Wetter schützen

Verfasst: Di 28. Mär 2006, 19:38
von Franz Kessler

Hallo Berthold

Mir scheinen die gezeigten Stellen recht "hungrig" zu sein, in ähnlichen Fällen benutze ich eine auch offenporige Lasur von Herbol, die aber dann 3 x streiche.

Es ist halt ein Problem mit dem Hirnholz, die Bewegungen sind da wesentlich größer, es wird dir wohl nicht's anderes übrigbleiben als öfters zu streichen.

Die Vorschläge mit Leim und Dechlack würde ich nicht in die Tat umsetzen, das ist das schöne Holz verhunzt.

Gruß Franz




Re: Gedrechselte Säulen von Wetter schützen

Verfasst: Di 28. Mär 2006, 20:30
von Ralf Scholz
[In Antwort auf #111384]
Berthold,
einige Lackhersteller bieten für Fenster und Türen einen V-Fugenschutz für V-Fugen und Hirnholzflächen im Außenbereichfür an Fenster und Türen an. Genauere Produktbeschreibung könnte ich nachsenden, jedenfalls ist es eine farblos trocknendes elastisches Gel, welches sich wunderbar verarbeiten lässt. In wie weit es mit anderen Farben oder Lasuren verträglich ist als mit den Farbaufbau vorgesehenen Grundierungen und Lasuren kann ich nicht sagen, aber ich glaube für Dein in Bildern dargestelltes Problem müsste diese Mittel helfen.



Re: Gedrechselte Säulen von Wetter schützen

Verfasst: Di 28. Mär 2006, 21:17
von Ottmar
[In Antwort auf #111384]
Hallo Berthold,

Meine Gratulation und respektvolle Anerkennung fuer die Aus und Durchfuehrung der Herstellung und Verwendung der Saeulen.

Ich kenne die jetzige Zusammensetzung von Xyladecor nicht. Vor ca dreissig Jahren, benutzte ich ausgibig Xyladekor im Aussenbereich, Garagentore, Zaun Pergola, Spielgeraete im Garten usw, in D. Ich machte die gleichen Erfahrungen wie du. Ich benutzte das Material da es eine schnellere Verarbeitung gegenueber Leinoelfirnis anbot.

Ich habe sehr gute Erfahrungen mit Leinoelfirnis im Freien gemacht. (Unterfranken) Ich verwende den Firnis in dem ich ihn gut nass auf das Holz auftrage, die Oberflaeche dabei laufend beobachte und die Flaechen welche den Firnis staerker absorbieren (sehen matt aus)nachoele bis ich eine gleichmaessig glaenzende Oberflaeche erzielt habe. Nach ca 30 - 90 Minuten reibe ich das nicht eingezogene Oel von der Oberflaeche ab. Lasse nun die behandelten Oberflaechen trocknen 48 bis 72 Stunden.

Leinoelfirnis trocknet langsam von Aussen nach Innen, die sich relativ schnell bildente Haut (sieht trocken aus) taeuscht Trockenheit vor, im Innern dauert der Trockenvorgang noch an. Bei zu schnell aufgetragenen Schichten, wird das Einziehendes Oels in das Holz be/verhindert und die einzelnen schichten trocknen als runzelige Haut auf der Oberflaeche. Erst nach vollstaendiger Trocknung, es ist so gut wie kein Oel zu sehen auf der Oberflaeche, trage ich den naechsten Firnis nass auf, die nasse Oberflaeche reibe ich mit 220er Schleifpapier ab, ich reibe leicht schleifend ueber die Oberflaeche in Faserrichtung. Damit erreiche ich dass sich die unvermeidlichen Luftblaeschen an die Oberflaeche bringe und gleichzeitig geringe Unebenheiten beseitige. Nach etwa der gleichen Trocknungsperiode trage ich einen weiteren Firnisauftrag auf, genau wie den zweiten, Je nach dem Aussehen trage ich weiteren Firnis auf.

Bei dem von sich im Laufe der Zeit ergebenen Erfolgen/Misserfolgen, fand ich heraus dass der Leinoelfirnis einen sehr guten Wetterschutz bietet. Das Holz wird versiegelt und die dichtende Leinoelschicht sitzt im Holz. Die Flexibilitaet der Filmschicht macht die normalen Jahreszeitlichen Volumensaenderungen des Holzes mit (nicht starke Trockenrisse) Je nach Witterungseinfluessen, habe ich nach ca 2 bis 4 Jahren einen Auffrischungsauftrag aufgebracht, die Oberflaeche schliff ich leicht mit 180er Papier (nur evtl Schmutz usw entfernen) der neue Firnisauftrag verbindet sich mit dem alten Film ohne ihn anzuloesen.

Wenn der Firnis zu dick aufgetragen wird und auf der Oberflaeche trocknet, verhaelt er sich aehnlich Oelfarbe, er reisst und schaelt sich von der Oberflaeche. Ich habe damals mit Xyladecor gestrichene Flaechen mit Firnis nachbehandelt, der Firnis dunkelte die Farbe etwas, sonst sah ich keine Nachteile.

Nach 17+ Jahren hatten die gefirnisten Hoelzer das Wetter gut ueberstanden, fue ueber zehn Jahre wurden alle Pflege und Wartungsarbeiten durchgefuehrt (mein Grundstueck fiel in eine geplante Trasse der DBB), so dass ich nach dem Bekannt werden dieser Plaene an weiteren Pflegemassnahmen kein Interesse mehr hatte.

Der Nachteil von Firnis liegt in dem groesseren Zeitaufwand, in der Verarbeitung, ist jedoch pflegeleichter und dauerhafter. Ich habe Grabkreuze restauriert, welche mehr als 80zig Jahre ueberdauerten, die entstandenen Schaeden, waren unter anderem dadurch bedingt, dass durch den zweiten Weltkrieg und die Nachkriegszeit die Materialien zum Pflegen und Instandhalten nicht erhaeltlich waren.

Die sich bildende Risse in den Hirnholzseiten lassen sich durch Leinoelfirnis, wahrscheinlich nicht verhindern, jedoch, kann der Firnis auch hier, das Holz dauerhaft abdichten, so dass die Feuchtigkeitsaufnahme begrenzt wird. Bei rechtzeitigem Nachoelen laesst sich weitere Rissbildung durch Feuchtigkeitsaufnahme (Kapilarwirkung)verhindern. Bei Tischplatten aus Masivholz, behandele ich die Hirnholzseiten, fuer sich mit Firnis, welche ich zwischen den einzelnen Oelauftraegen mit 220er Papier nass mit Firnis schleife, hier schleife ich um wirklich eine groessere Glaette(=Dichte) zu erreichen.

Tungoel, waere ein anderes sehr dauerhaftes Wetterbestaendigs Material.

Dies als Gedankenanstoss fuer dein Projekt.

Wichtig ! Wichtig! Oelgetraenkte Lappen ausgebreitet im Freien Trocknen oder in Wasser aufbewahren, Selbstentzuendungsgefahr!

Mit freundlichen Gruessen.

Ottmar

PS: Mit Oel ist in meiner Beschreibung Leinoelfirnis gemeint, den Firnis auf keinen Fall veruennen. Die schuetzende Schicht sitzt im Holz, bzw auf gleicher Hoehe wie die Oberflaeche des Holzes. Der getrocknete Film des Leinoeles ist nicht mehr loeslich.




Re: Gedrechselte Säulen von Wetter schützen

Verfasst: Mi 29. Mär 2006, 14:06
von Volker Hansen
[In Antwort auf #111384]
Hallo Berthold, einfach Genial diese Säulen und auch die Art wie Du sie gedrechselt hast. Respekt!
Schützen gegen Wetter geht nur durch konstruktiven Holzschutz. Das hieße im Deinen Falle einen gewissen Dachüberstand und die Säule so gestalten das sich keine Feuchtigkeit dauerhaft sammelt.
Eine gewisse Gefahr sehe ich an den Ecken der beiden äußeren Ringe und am Über gang zum Fuß ( ich hoffe ich habe das richtig beschrieben)
und natürlich die Risse im Holz.
beides hat sich natürlich für Dich erledigt aber vieleicht kommt ja eine auf die Idee etwas in der Art zu bauen.
Mit Xyladecor habe ich bisher gute Erfahrungen gemacht. Ich benutzte bis Xyladecor Royal , eine offenporige Lasur. Leider mußte ich jetzt aber feststellen das es diese nicht mehr zu kaufen gibt.
Der Nachfolger eine Dünnschichtlasur überzeugt mich nicht.
Ein guter Holzschutz ist sicherlich Leinölfirnis, ich vermute der Pfosten ist aus Fichte und Leinöl schütz nun mal nicht gegen Bläuebefall.
Bläue ist für die Stabilität nicht kritisch aber eben unschön.
Ich habe kürzlich überV ersuche mit Leinölimprägnierten Hölzern gelesen, d.h. Druckimprägnierten, mit hervorragenden Ergebnissen! Der einzige Nachteil das Holz wird mit der Zeit schwarz und es kann bei Wärme Öl austreten ähnlich wie früher bei den Telegrafenmasten.
Mein Gartenhaus , die Fichte, streiche ich mit der billigen Feinkost Albrecht Lasur.Ich glaube sie heißt casadur oder so ähnlich. Damit habe ich wirklich gute Erfahrung gemacht. Für die Duglasie Xyladecor farblos.
Ich an Deiner Stelle würde die gefährdeten Bereiche mit Bläüeschutzgrundierung z.B. Herbol behandeln und immer wieder Leinöl streichen, soviel wie geht.

Gruß Volker