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Fragliche Disston

Verfasst: Fr 24. Feb 2006, 11:00
von Philipp

Liebe Bastler,

so richtig kann ich es nicht sagen, aber es könnte eine ziemlich alte und ggf. sehr mitgenommene Disston sein, die ich da kürzlich auf einem schlecht auflösenden Bild gesehen hatte (der Griff sah sehr „Disston-typisch“ aus, sofern nicht andere Sägenhersteller aus alter Zeit nicht nahezu dieselbe Griffgeometrie hatte). Ca. 75 cm lang und recht wuchtig. Für ca. 15 Euro könnte ich das Teil haben, wie gesagt, Zustand sehr fraglich.
Ich habe weder Ahnung vom Sägeherrichten, noch stehe ich bislang auf europäische Sägen, noch bin ich nicht einmal mit den Japanern ein Sägeass, aber lohnt es sich ggf. das Geld auszugeben für den Fall, tatsächlich eine alte Disston zu ergattern, an der man dann seine Feilkünste ausprobieren kann? Sind Disstons per se etwas gutes, oder gibt es auch hier viel Schrott?

Viele Grüße

Philipp




Re: Fragliche Disston

Verfasst: Fr 24. Feb 2006, 14:49
von Friedrich Kollenrott

Hallo Philipp,

Disston- Sägen haben einen guten Ruf. Disston war ein sehr großer Hersteller, und die Dinger liegen in anderen Ländern offenbar noch haufenweise rum. Weil die Kunst des Sägenschärfens fast ausgestorben ist, sind sie nicht sehr begehrt, also preiswert zu haben.

Es gab aber einen ganze Reihe anderer Hersteller, die fast identische Sägen machten. Ich geh mal davon aus, dass es sich um einen Fuchsschwanz handelt, für Rückensägen gilt aber das gleiche.

15 € ist nicht viel Geld. Wenn Du aber dafür ein Exemplar bekommst, das einen kaputten Griff hat und womöglich rostnarbig ist, sind es 15€ zuviel.

Mein Rat: Wenn Du irgendwann meinst, Dich nach Erwerb der dazugehörigen Ausrüstung beim Hausherrn (zu empfehlen) an die Herrichtung einer alten Säge heranmachen zu wollen: Für geschätzt 30 bis 40 € (einschließlich Fracht und Zoll) bekommst Du problemlos - 3,2,1 - wirklich schöne Teile. Du versäumst nichts, wenn Du auf die jetzige Gelegenheit verzichtest.

Friedrich (der auf dem Sägentrip ist, Christof ist schuld!)




Re: Fragliche Disston

Verfasst: Fr 24. Feb 2006, 15:01
von Philipp

Hallo Friedrich,

wußte ich doch, daß Du Dich als Experte melden würdest!

Nun hab ich schon mein Interesse bekundet (wobei die Säge weniger als das Porto kostet, nämlich € 5) und harre dem Trum, das da kommen wird. Wenn's ein Griff ins Klo ist, na gut, dann habe ich dazugelernt, wenn nicht, dann vielleicht ein brauchbares Versuchskaninchen.

Ich guck' öfter mal bei dreizweieins unter "Disston" und finde fast nur ausländische Anbieter. Da erscheinen mir die Portokosten dann doch immer zu hoch.

Danke für Deine Tips und viele Grüße

Philipp

...der heute wieder seine Nase in das Hand Plane Book steckt...hach...




Re: Fragliche Disston

Verfasst: Fr 24. Feb 2006, 18:21
von Ottmar

Hallo Friedrich,

Mit Deinen Saegeschaerftips und der Abbildung der von Dir benutzten Saegekluppe hast Du auf meiner Seite folgendes ausgeloest. Hin und wieder habe ich hier Saegefeilhalterungen von der Fa. Stanley gesehen und nicht weiter beachted, da Saegenschaerfen nicht zu meinen Lieblingsbeschaeftigungen zaehlt. Hier gibt es im internet einen kostenlosen Kleinanzeigenservice (www.craigslist.org), wo alles angeboten wird vom aeltesten Gewerbe bis zu hightech.
Auf meine Eingabe fand ich zwar keinen Stanley-Saegefeilhalter sondern eine vor ca 20 Jahren aufgegebene Saegenschaerfwerkstatt. Nach besichtigen des Angebots, kaufte ich zwei Maschinen und die guten Leute waren bereit mir den Rest fuer wenig Geld dazuzugeben. Da ich der einzige war der auf das Angebot als vertrauenswuerdig erschien. Die Interessenten vor mir wollten nur die Handbuecher(*) kaufen und bezeichneten die Maschinen als veralteten Schrott!. Den Ausschlag die Maschinen zu kaufen war der, dass es lokal keinen Schaerfdienst fuer Bandsaegen gibt und wenn man Porto und Schaerfkosten rechnet kein grosser Unterschied zu einem neuen Saegeblatt. Ausserdem Schaerfen diese Dienste die Bandsaegen auf Schleifmaschinen und haben mir damit ein gutes Saegeband durch Ueberhitzen ruiniert. Kommt auf der Feilmaschine nicht vor. Ich fuehle ich bin in der Lage, dass ich Milch fuer meinen Tasse Morgenkaffe brauche und dafuer einige Kuehe anschaffte. Nur gut dass die Maschinen ausser Platz keine sonstigen Ansprueche stellen.

Nun bin ich Besitzer einer automatischen Feilmaschine, Schraenkmaschine und Zaehnestanze. Mit den Maschinen lassen sich Saegen von 4 ½ tpi/“ bis 15 tpi“ schaerfen/umarbeiten. Jede Zahnform und jeder Schleifwinkel lassen sich genau einstellen. Die Maschinen wurden in den 40/50ziger Jahren fuer professionelle Schaerfdienste gefertigt und sind bis auf Kleinigkeiten einsatzbereit. (Sauschwer)
Gute aeltere Fuchsschwaenze gibt es hier ab 1 Dollar, in der Vergangenheit fertigte ich Ziehklingen daraus.

Vielen Dank fuer Deine unbezahlbaren fachlich/sachlich hervorragenden Beitraege. Niemand konnte mir das Schaerfen so umfangreich erklaeren wie Du in Deinen Beitraegen.

Mit freundlichen Gruessen aus dem sonnigen California.

Ottmar

(*) Die Maschinen gibt es mangels Nachfrage und Gewicht sehr billig, fuer die Handbuecher welche ich zu den Maschinen bekam wird in einem Internet.......(haus?) mehr geboten als fuer die Maschinen.Bis zu 150 US$

PS: Falls Du des Handschaerfens muede wirst, bring Deine Saegen vorbei, ich werde die dann kostenlos herrichten!




Ach, Ottmar...

Verfasst: Fr 24. Feb 2006, 18:31
von Friedrich Kollenrott

ich beglückwünsche Dich zu Deinen Erwerbungen. Ich könnt' sie nicht unterbringen, insofern ist Neid nicht angebracht.

Auf Dein Abgebot, meine Sägen vorbeizubringen, komm ich kurzfristig sicher nicht zurück, aber man weiss ja nie....

Es ist schon verblüffend, was möglich wird, wenn man sich entschließt, Sägen zu feilen. Mein Leben lang waren Sägen Wegwerfartikel. Ich taste mich jetzt langsam vor zu feineren Zähnchen, eine komplett neu gefeilte Bezahnung hatte ich schon (erstaunlich einfach!)

Friedrich



nochmal: Ach, Ottmar......

Verfasst: Di 28. Feb 2006, 14:38
von Friedrich Kollenrott

Hallo Otmar,
ich habe gemerkt, dass der Inhalt meines ersten postings gar nicht zur seufzenden Überschrift passte. Was ich eigentlich sagen wollte (es muss mir was dazwischen gekommen sein): Es ist schon eindrucksvoll, zu lesen, welche Möglichkeiten im Bezug auf die handwerkliche Holzbearbeitung "drüben" bestehen- nicht nur, dass es offenbar noch Unmengen brauchbarar alter Werkzeuge gibt, nein, man findet sogar noch sowas wie Sägenschärfmaschinen. Und es gibt ganz offenbar auch viel mehr Leute, die sich auf hohem Niveau mit der handwerklichen Holzverarbeitung beschäftigen. Da haben wir hier viel nachzuholen!

Und das Wetter ist auch besser, ja.

Genieß es!

Friedrich



Re: Nicht mehr fragliche Disston

Verfasst: Mi 15. Mär 2006, 14:25
von Philipp
[In Antwort auf #111034]
Gerade gekommen. Is’ ‚ne echte Disston, allerdings schon ein wenig angerostet und korrodiert. Aber für fünf Euro plus Porto will ich zunächst nich’ meckern. Mal sehen, ob ich die wieder hinkriege...
Friedrich, schärfst Du auch im Lohn ;-) ?

Gruß an die Sägenschärferfraktion
Philipp




Im Lohn?

Verfasst: Mi 15. Mär 2006, 16:13
von Friedrich Kollenrott

Hallo Philipp,

sobald ich Pensionär bin, warum nicht? Aber das ist noch ein paar Jahre hin.

Viel Erfolg!

Friedrich



Re: Alte Disston

Verfasst: Mi 29. Mär 2006, 14:35
von Philipp
[In Antwort auf #111028]
Liebe Leute,

das alte Ding ist nun aufgearbeitet worden und ich bin schon seit Beginn dieser Arbeiten verliebt. Das wuchtige Sägeblatt, der formschöne Griff aus neu geöltem Apfelholz, die (noch) glänzenden Messingschrauben - eine Wonne für das Auge. Unsere westlichen Verbündeten haben schon recht, wenn sie sagen "There's no tool like an old tool".

Nachdem ich die vorhandenen Zähne (Schlitzblatt) nur ein wenig abgerichtet und freihändig geschärft hatte, habe ich vorhin in der Mittagspause den ersten Sägeversuch in Birne und Apfel gewagt und war gleich begeistert. Klar, der Schnitt ist dicker und rauher als bei meinen Japansägen, wegen des großen Blattes verläuft er mir aber insbesondere in dickem Holz deutlich weniger als bei den Japanteilen. Obwohl das Blatt noch ein paar leichtere Biege- oder Knickstellen hat, muß ich beim gerade gemachten Schnitt weniger Nachhobeln um eine ebene Fläche zu erhalten, als nach dem Schneiden mit der Japansäge. Schön auch, durch die monströse Länge der Säge so lange Züge machen zu können und den Spänen zuzusehen, wie sie vorne herausschießen.
Für feine Dinge, insbesondere Zinken, verwende ich zunächst weiterhin Längsschnittsägen aus Fernost (hier hat Dieter ein hervorragendes kleines Modell (# 312182)!), für's Grobe bin ich aber den "europäischen" näher gerückt. Die Begeisterung mancher Forumsbewohner für's Sägenschärfen kann ich mittlerweile nachvollziehen.

Mal sehen, was die Wogen des weltweiten Flohmarktes noch an alten Sägen an meinen Strand spülen werden (leider gibt's Disstons fast ausschließtlich in US-amerikanischenden Elektrobuchten).

Grüße
Philipp




nicht nur in Amerika...

Verfasst: Mi 29. Mär 2006, 20:26
von Friedrich Kollenrott

Hallo Philipp,

schön zu hören dass Du infiziert bist. Erlaube mir einen Hinweis: Alte Sägen sind nicht nur alte Disstons, die tollen Fuchsschwänze findet man tatsächlich vor allem auf der anderen Seite des Teichs, bei Rückensägen ist aber das Angebot in Großbritannnien durchaus vergleichbar und portomäßig günstiger.

Weiter viel Spaß!

Friedrich