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Wieder einmal eine Frage an die Profis:
mein Problem: die nußfurnierte Füllung eines "Vertikos" wurde durch einen sehr unsanften Stoß beschädigt. Genau gesagt: Ez zieht sich ein Riß über die gesamte Länge (Maß der Platte: 22x60 cm) Das wäre nicht die eigentliche Schwierigkeit, aber es abgeplatzte Furnier ca 5x9 mm erscheint mir doch etwas klein um es zu ergänzen. Sollte man vorsichtig mit Retuschierwachs dem Schaden zu Leibe rücken? Leider ist meine digi ebenso defekt, deshalb auch kein Foto. Was ich mir überlegt habe - und das fiele mir vielleicht sogar leichter - ist, die Platte in "trompe l´oeile" nachzumalen. Da es sich um keine besonders stark geflammte Maserung handelt, wäre es zumindest einen Versuch wert. Die ist aber nur für den "worst case" gedacht. Oder habt Ihr einen besseren Tipp?

Besten Dank im voraus
Rüdiger

Hallo Ruediger,

da gibt es verschiedene Moeglichkeiten. Ich versuche in einem solchen Fall ein Stueck Fournier vom gleichen Moebel zu finden. Oft sind die Sockelleisten( oder andere Leisten) leicht zu entfernen und da finde ich dann meist einen passenden Ersatz.

Mit Wachskitt der Firma Clou http://www.clou.de/frontend_live/start.cfm
oder der Firma Koenig http://www.heinrich-koenig.de/.

Ich bringe das Wachs mit einem hitzegeregelten 15 Watt Loetkolben auf die Flaeche. Die Kupferloetspitze habe ich spatenfoermig ausgehaemmert ca ca10mm breit. Die richtige Temperatur laesst sich mit einem Dimmer leicht einstellen. Das Wachs laesst sich auch wenn es gut handwarm ist (mal kurz in heisses Wasser tauchen) mit einem flachen leicht angeschaerftem Stueck duenner Holzleiste aufbringen.

Die Reparatur am besten dort ausfuehren wo das Moebel benutzt wird. Beim Auftragen von dem Wachs aus der Lichteinfallsrichtung feststellen wie gut(schlecht) es einblendet. Mit einem duennen Stahldraht koennen dann noch Poren eingekratz werden, diese dann noch mit entsprechender Farbe fuellen und schon ist die perfekte Reparatur fertig

Wuensch viel Geduld und Erfolg.

mfg

Ottmar

Hallo Otmar,
besten Dank für Deinen Tipp - die Geduld ist es übrigens weniger, die mir zu schaffen macht, sondern das mangeldene Können und der zu grosse Respekt vor dem Möbel. Ich gebe zu, ich habe immer noch zu starke Angst, etwas zu verderben. Die ganze Leimerei ist es ja nicht, die mir Sorgen bereitet, sondern der Moment, wo ich dem restlichen Furnier ( das übrigens in nahezu tadellosem Zustand ist, also noch fast intakte Politur aufweist) etwas "antun" könnte.Ich werde aber Deinen tipp ausprobrieren, zumal es ja offenbar die einzige Lösung eines "Profis" sein dürfte.

Herzlichen Dank jedenfalls,
mfG
Rüdiger

Hallo Ruediger,

graturliere dir zu deiner vorsichtigen Weise. Probiere das mit dem Wachs von Clou,
da kann wenig schief gehen und kostet nicht viel. Im Endresultat wird ausser dir niemand die Reparatur bemerken.

Viel Glueck und Erfolg

Ottmar

PS: Soltest du spaeter deine Meinung aender kann das Wachs leicht wieder entfernt werden ohne einen Schaden zu hinterlassen.

Hallo Ottmar,

ob dies tatsächlich ein Grund zur Gratulation ist, sei dahingestellt, schließlich bleiben deshalb so manche Projekte liegen, aus lauter Vorsicht, etwas kapput zu machen. ( Ich bräuchte eigentliche eine "Leiche", die zwar alle Schadensbilder aufweist, wo aber nicht mein Herz daran hängt. Schön wäre irgendein total defektes Kastl vom Sperrmüll, daß nur so von Furnierausbrüchen strotzt, zerkratze Politur, wakelig etc, damit man alles - inkl. Politieren - ausprobieren kann. Wirds nichts,ist es kein (emotionaler) Verlust - und gelernt hat man trotzdem etwas. Übrigens: Da sich der Riß ja durch die komplette Platte zieht, (einzelnes Fasern müssen noch getrennt werden) sollte man die Platte noch ebenso von oben und unten abstüzen? (Mit gewachster Zwischenlage?) Und wie sieht es aus mit der Maserung, die dann doch fehlen würde? Müsste sich doch eigentlich mit Ölfarbe (Indischrot mit Umbra) retuschieren lassen. Wie vorher gesagt: Mit den Malkünsten sieht es bei mir weitaus besser aus.

In diesem Sinne nochmals herzlichen Dank für Deine "Anteilnahme"
Schönes Wochenende
Rüdiger

Hallo Ruediger,

meine Gratulation fuer deine Vorsicht ist schon angebracht, da die meisten/groessten Problem fuer mich von unsachgemaessen frueheren Reparaturen herruehren. Es ist mir in den meisten Faellen moeglich eine frische Bruchstelle nahezu unsichtbar, fuer einen Dritten, zu verleimen; hat ein Kunde z. B. einen Leimversuch durchgefuehrt ist mir dies nicht mehr moeglich, auch mit viel Zeit und Muehe. Deine Gedankengaenge sind goldrichtig an einem alten Stueck zu ueben. Ich habe vor 40+ Jahren so angefangen. Ich uebernahm ein Troedlergeschaeft in D und hatte genuegend Material zum Ueben. Ich erntete damals von alten Moebeln jede Menge Fournier, welches ich noch heute in der Restaurierung verwende.

Den Bruch in der Fuellung wuerde ich nicht weiter behandeln als mit einem kleinen Loetkolben mit gefaerbtem Wachskitt zu verschliessen. So kann die Fuellung tun und lassen was sie will sollten noch Spannungen vorhanden sein, das Wachs macht die Bewegungen mit ohne herauszufallen. Das Wachs kanst du mit einem Korken polieren und so dem Glanz der Umgebung anpassen.
Du kannst ohne weiteres deine Malkuenste einsetzen, doch wie ich schon vorher erwaehnte funktioniert dies nur gut wenn am Ort wo das Moebel steht ausgefuehrt wird. Durch die unterschiedliche Reflektion/Lichtbrechung der Reparaturstelle ist diese aus einem anderen Licheinfallswinkel sichtbar. Bei Verwendung von Farben, male ich mit dem hellsten Farbton der Umgebung vor. Dann male ich die Maserung mit einem 4/0000(ca 10 Haerchen) Aquarellpinsel auf und lasiere dann dass die Farbe der Umgebung erreicht wird. Die feuchte Farbe sollte einen ton heller sein als die Umgebung,(besser zu hell, nachdunkeln ist leichter)

Lass dich bitte nicht durch meine Erklaerungen verunsichern.

Wuensche gutes Gelingen!

mfg

Ottmar

Hallo Ottmar,

danke für Deine intensive "Betreuung". Aber nur Wachs? Ich habe mir die Sache nochmals angesehen, die letzten verbliebenen Fasern werde ich doch nicht trennen, sondern, so mein ursprünglicher Plan, vorsichtig Leim hineinstreichen und den quelllenden Rest gleich abwischen. Besitzt nämlich Wachs diese "Klebekraft" um die Teile zusammenzuhalten? .

Übrigens, haben wir schon eine "Leiche", die alle Vorausstzungen erfüllt: Eine alte Wertheim-Nähmaschine: Furnierausbrüche gibts da en masse, in verschiedensten Grössen, hier lässt sich der exakte Zuschnitt üben, ebenso die Politur (später, werde erst mit einem Stück Holz probieren) Nun kommt noch hinzu, daß eine Bordüre in der sogenannten "Botta" (Bottay?) -Technik hergestellt wurde. Und hier, oh Wunder, hat sogar ein bekannter ein Reststück, dass passen sollte.

Noch ein kleiner Tipp zum Verleimen: Statt der üblichen Beilagenklötze soll man Acrylglas-Abfälle verwenden: Man sieht wie´s darunter aussieht, ob etwas verrutscht ist - um erst dann die Zwinge anzuziehen. Werde ich probieren, iobwohl mir die spröde Härte des Materials ein wenig zu denken gibt.

jedenfalls besten Dank
Grüsse
Rüdiger

Halloechen Ruediger,

Wachs hat nur geringe Klebekraft. Als Druckbeilage verwende ich auch Acryl/Plexiglas. Ich presse das Plexiglas auf die Leimstelle, nehme es wieder ab und entferne den Leim mit einem Kuechenpapierhandtuch von der Oberflaeche und Plexiglass, presse nochmals und wiederhole die Leimentfernung nochmals. Mit dieser Methode ist es mir moeglich nahezu unsichtbare Leimfugen ohne Nachbehandlung zu erzielen. Wuensche viel Geduld, Ausdauer und Erfolg bei deinen Restaurierungs Gehversuchen.

mfg

Ottmar

PS: Den Leim nur Trocken abwischen, feucht Abwischen hinterlaesst einen matten Hof um die Leimstelle.

Hallo Ottmar,

dann habe ich das mit dem Wachs wohl falsch verstanden. Es hätte mich auch gewundert, einen Riß nur mit Wachs zuzuspachteln. Bei genauer Betrachtung ("Trockenübung") sieht man ansich schon wenig vom Riss, lediglich dort, wo das Furnier fehlt, aber dort kommt ha das Wachs hin.
Was mich aber zunehmend reizt: das erste Schellackpolitierte Brett. Wobei mir ein Profi gesagt hat: Du wirst ziemlich bald Erfolge haben - und nicht wissen wieso. Ebenso wirst Du zuerst nicht wissen, woran es liegt, warum es plötzlich nicht klappt. Es hängt eben von vielen Faktoren ab - und das ist eben die Erfahrung. Und die möchte ich jetzt unbedingt beginnen zu sammeln. Nur ein Punkt stört micht: Das Stück ist dann zwar "klassisch" aufbereitet, aber dennoch empfindlich (Feuchtigkeit, Kratzer etc) Wie ich mich kenne, traue ich mich dann nicht, etwas draufzustellen. Anderseits: wenns beschädigt wird, könnte ich ja neuerdings ans Werk gehen.

So, in diesem hoffnungsvollen Sinne danke
Grüsse

Rüdiger