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Zapfenloch stemmen

Verfasst: Fr 27. Mai 2005, 09:37
von Dirk Boehmer

Hallo,

zum Bau einer Gartenpergola moechte ich keine verzinkten Winkel oder Schrauben verwenden, sondern nur reine Holzverbindungen. Dabei soll u.a. eine Zapfen/Zapfenloch Verbindung verwendet werden. Gibt es irgenwelche Tips, wie man am einfachsten und schnellsten eine solche Verbindung herstellen kann? Dabei geht es mir hauptsaechlich um das gestemmte Zapfenloch. Wie bekomme ich das am besten hin?

Was kommt zuerst? Zapfen oder Zapfenloch?

Gibt es im Internet gute Einfuehrungsdokus? Englisch waere kein Problem...

--
Dirk


Re: Zapfenloch stemmen

Verfasst: Fr 27. Mai 2005, 13:23
von Edi Kottmair

Hallo Dirk,

vielleicht hilft Dir diese gute Seite weiter: http://www.schreiner-seiten.de/verb/index.htm .
Das Loch kommt zuerst, weil man den Zapfen dann leichter einpassen kann als wenn man umgekehrt vorgeht.
Die Beschreibung des Ausstemmens des Lochs ist nicht einfach, aber es geht so: Anzeichnen des Zapfenlochs, Stechbeitel etwas (ca. 1 mm) weiter innerhalb des Anrisses (im wegfallenden Holz) parallel zu Querriss mit Spiegelseite zum Querriss ansetzen und leicht eintreiben (senkrecht). Dann ungefähr in der Mitte des Zapfenlochs (hängt von der Länge des Lochs ab) Stechbeitel genauso ansetzen und schräg zum 1. senkrechten Schnitt vortreiben. Dabei hebt sich der erste Span ab (so ca. 1-2 mm dick). Auf beiden Seiten abwechselnd so vorgehen, bis die Tiefe erreicht ist. Tiefe ist Zapfenlänge plus etwas Zugabe. Dann genau auf den Querrissen nach unten stechen. Nun die parallenen Seitenwände mit Stechbeitel sauber nacharbeiten. Wichtiger als ganz glatte Wände sind genau senkrechte Wände. Eventuell Ecken noch ausputzen. Da man vorher nicht genau weiß, wie breit die Zapfenlöcher wirklich werden, macht man im 2. Schritt die Zapfen.
Es gibt auch spezielle Lochbeitel zur Herstellung von solchen Schlitzen, aber mit Stechbeitel geht es auch. Außerdem gibt es noch andere Beitel zum Ecken ausputzen, aber die braucht man auch nicht wirklich extra kaufen. Sie sind natürlich praktisch, wenn man oft solche Verbindungen herstellt.
Die Zapfenwangen sollte nicht zu glatt sein, sonst wird der Leim beim Zusammenbau nur wieder weggeschoben und die Verbindung hält nicht gut.

Das ist auch eine gute Zimmermannseite mit einem Überblick über die Verbindungen und die Maße: http://www.lbs-wals.salzburg.at/vwrl/wrl-z1/zapf/za.htm

Viele Grüße von
Edi


Re: Zapfenloch stemmen

Verfasst: Fr 27. Mai 2005, 13:34
von Friedrich Kollenrott

Hallo Dirk,

Grundsätzlich: Bei einer Pergola im Garten nur da Zapfenverbindunge, wo Du sicher sein kannst, dass nicht das Regenwasser in die Zapfenlöcher läuft und womöglich drin steht. Ich hab da einige Fehler hinter mir...

Reihenfolge: Auf jeden Fall zuerst das Zapfenloch. So breit wie das passendste Eisen, das Du hast. Die Zapfen erst gerade Sägen, dann beim Anpassen etwas konisch korrigieren (so wie das gestemmte Loch immer ist).

Für den Holznagel, der die Verbindung hält, erst das Teil mit dem Zapfenloch gerade durchbohren. Dann Zapfen reinstecken, ganz leicht zur Markierung anbohren, rausziehen und schräg durchbohren (so, dass der Nagel beim Einschlagen die Verbindung zusammenzieht).

Sicher gibt es ausführlichere Anleitungen, sicher auch kompetentere Zimmerleute im Forum. Ich als Zimmermannslaie kann Dir nur empfehlen: Trau Dich ran, Zimmern ist eher lustvoller als Tischlern. Und denk an das Regenwasser (konstruktiver Holzschutz!), damit Du lange Freude am Ergebnis Deiner Arbeit hast.

Friedrich




Re: Zapfenloch stemmen

Verfasst: Fr 27. Mai 2005, 14:32
von Andreas Meisel

Hallo miteinander!

Prinzipiell kann ich mich meinen Vorrednern nur anschließen, mit der einzigen Erweiterung dass ich die Zapfenlöcher immer vorbohre!

Sprich mit dem Größten für die Lochbreite möglichen Bohrer bis zur erforderlichen Tiefe bohren (mehrere Löcher nebeneinander) und dann nachstemmen. Das ist zwar nicht unbedingt die handwerklich großartigste Vorgangsweise, aber im Ergebniss von einem traditionell hergestellten Loch nicht zu unterscheiden.
Ich traue mir sogar zu, zu sagen, dass die vorgebohrten Zapfenlöcher genauer werden, weil man automatisch auf die erforderlich Tiefe bohren kann und bei Verwendung einer Bohrführung sind die Lochwangen auch immer rechwinkelig zur Holzoberfläche. Schneller geht es natürlich auch . . .

So jetzt ziehe ich lieber den Kopf ein, sonst bekomme ich für meine 'Bekenntnisse' von einem Neanderthaler noch einen Riesenknüpfel nachgeschmissen,-)) Andererseits, man könnte ja auch mit Hilfe einer Bohrwinde vorbohren . . .

Schöne Grüße

ANDI


Re: Konstruktiver Holzschutz

Verfasst: Fr 27. Mai 2005, 14:44
von Andreas Meisel

Hallo nochmals!

In meinem Eifer (,-)) hab ich ganz auf den auch schon erwähnten konstruktiver Holzschutz vergessen . . .

Prinzipiell ist gegen Zapfenverbindungen im Freien nichts zu sagen, solange möglichst kein Wasser hineinrinnen bzw. ganz schnell wieder austrocknen kann.
Für die Verbindung zwischen Stütze und Pfette (oberer horizontaler Balken) ist so ein Zapfen sehr gut geeignet, wichtig ist nur, dass der Zapfen nicht durch die ganze Pfette hindurchgeht sondern mind. 2- 3 cm vorher aufhört. Und seitlich (nicht von oben) gesichert (Dübel, Schraube) ist.

Bei Holzdübeln bitte aufpassen, keinesfalls die marktüblichen Buchen- Stangen nehmen, die verfaulen schneller als jede Fichte! Also entweder Eichen oder Lärchen- Stangen kaufen, oder selber machen . . . hierzu hat Dieter Schmid zB. ein kleines Gerät im Programm.

Die Kopfbänder, die für die Windaussteifung erforderlich sind, können entweder über Versatz (im Freien mit Vorsicht) oder mittels Knaggen, das sind kurze Holzpackeln, die an die Stützen/Pfetten seitlich angeschraubt werden, angeschlossen werden.

Konnte dir hoffentlich ein wenig weiterhelfen!

Schöne Grüße, viel Spaß beim Bau!!

ANDI


Nee, nee, keinen Riesenkluepfel

Verfasst: Fr 27. Mai 2005, 15:12
von Thomas Jacobi

Lieber Andreas,

Du vergisst, dass die meistens 'Neander' frueher auch mal 'Maschinisten' waren. Das Vorbohren scheint auch mir der ich es nicht (mehr)mache eine sehr vernuenftige Methode zu sein um Zeit zu sparen und auch wie Du sagst Verwandern waehrend dem Stemmen zu vermeiden, besonders wenn man mit der Stemmerei noch nicht so geuebt ist.

Ich mach es nur deshalb nicht mehr weil ich zu viel Spass am Stemmen hab (und ich stemm einiges an Verbindungen). Wie Friedrich sehr richtig bemerkt hat, Zimmern IST lustvoll, vorausgesetzt man kann es in dem Arbeitsrythmus betreiben der einem liegt und so wie man es machen moechte ohne dass einem jemand etwas vorschreibt (sprich entweder als Hobby oder als Selbstaendiger mit einem Kundenkreis grossverdienender Yuppies).

Da ich die erste Bedingung uneingeschraenkt erfuelle sehe ich persoenlich nicht ein warum ich mich der Wonne versagen sollte in meiner Geschwindigkeit (ziemlich langsam) ein Zapfenloch sich vertiefen zu sehen, noch, das Erfolgserlebnis zu schmaelern mit einfachsten Mitteln (die gutes Werkzeug nicht ausschliessen) zu einer einwandfreien Verbindung gekommen zu sein.

Herr Heil wuerde mal wieder ironisieren : der Weg ist das Ziel...
Fuer mich ist das Ziel den Mitteln untergeordnet. Oder anders formuliert: mein Ziel ist Freude, nicht nur Moebel. Und das gaenzlich handgefertigte Resultat bringt mir halt mehr Freude. Und das von Hand Schaffen desgleichen.

Nochmals anders formuliert (vor Jahren in einem Basler Pissoir als Wandaufschrift abgeguckt):

to be is to do (William Shakespeare)
to do is to be (Jean Paul Sartre)
doobeedoobeedoo (Frank Sinatra)

Mit freundlichem Kluepfelschwenk,
Thomas


Richtung halten beim Stemmen

Verfasst: Fr 27. Mai 2005, 18:15
von Friedrich Kollenrott

-noch ein Hinweis, um ein gerades Zapfenloch zu machen (ohne Vorbohren, da hätt ich keine Lust zu):

a) Es wird eine Seite parallel zur Balkenkante angerissen, an diesem Riss arbeitet man sich entlang. Die zweite, parallele Seite ergibt sich aus der Breite des Eisens (bloß nicht ein Zapfenloch machen, dessen Breite größer sein soll als die Eisenbreite!).

b) Damit man senkrecht (ausgehend von der gegebenen Fläche) stemmt: Einen kleinen Spiegel vor dem Eisen auf den Balken legen (ab und zu zur Kontrolle). Wenn das Eisen (seine Spiegel- oder Rückseite)und das Spiegelbild gleiche Richtung haben, also keinen Knick zwischen Original und Spiegelbild, ist die Stellung des Eisens senkrecht.

c) Legt man den Spiegel seitlich neben das Zapfenloch, kann man die Rechtwinkligkeit der Eisenstellung beim Nachstechen des Zapfenlochabschlusses kontrollieren.

Hab ich bei tagelangem Zapfenlochstemmen für Möbel mit Erfolg angewendet. Geht schnell, man behält beide Hände frei, und es ist eine sehr sichere Methode. Kein schiefes Loch mehr!

Friedrich


Re: Und schließlich kann der emsige Hobby-Zimmerer

Verfasst: Fr 27. Mai 2005, 18:32
von Christian Aufreiter

den Spiegel auch dazu benutzen, um zwischendurch schnell zu prüfen, ob seine Frisur sitzt:-))

Entschuldigung.

Christian



Re: Zapfenloch stemmen

Verfasst: Fr 27. Mai 2005, 19:23
von Christian Otto
[In Antwort auf #107333]
Hallo Andreas!

Ich arbeite zur Zeit an einem alten Eiche-Fachwerk, und pflichte Dir bei: Man sollte es sich ruhig einfacher machen. Wenn es mehrere Zapfen sind, ist es falscher Stolz, alles ausschliesslich von HAnd machen zu wollen. Also keine Angst, wir teilen uns die Schelte der Kritiker, ok?

Christian


Re: Konstruktiver Holzschutz

Verfasst: Fr 27. Mai 2005, 19:28
von Christian Otto
[In Antwort auf #107334]
Hallo an alle Fachwerker!

Ein Versatz für die Aussteifungen schadet sicherlich niemals, ist aber auch nicht notwendig. Wenn die ZApfenverbindung einer Diagonale in der Richtung, in der sie Halt geben soll, sauber anliegt, brauch man keinen Versatz. MAn findet bei viele hundert Jahre alten Fachwerken nie einen Versatz an Strebenund Kopfbändern, eine Außnahme bilden hier die Stürze über Toren und dergleichen.

Christian Otto