Frage an die Temagori-Besitzer:...

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Ulrich Lanz
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Frage an die Temagori-Besitzer:...

Beitrag von Ulrich Lanz »


...heute ist mit einer Sendung von Dieter die Temagori längs eingetroffen, zu der mich Thomas inspiriert hat. Ich habe sie heute abend gleich an einem etwa 20 cm starken und 60 cm langen Apfelaststück ausprobiert - dem schlechtesten meiner Brennholzfundstücke. Das Sägen ging ganz gut, nachdem ich erst einmal einen Rhythmus gefunden hatte, bei dem die Säge nicht ständig "hakte". Morgen dürfte ich allerdings Muskelkater haben... Probleme bereitet mir noch die Schnittführung: Die Schnittfläche ist nicht gerade, sondern in Sägerichtung deutlich gewölbt. Gegenüber der Schnittführung beim Ansetzen weicht der fertige Schnitt auf die 60 cm des Astes um etwa 3 cm von der Linie ab. Ich dachte zunächst, ich hätte einfach falsch angesetzt. Aber die Krümmung geht ganz gleichmäßig über die ganze Schnittlänge - ich habe den Eindruck, die Säge verläuft. Kennt Ihr Abhilfemöglichkeiten?

Gesägt habe ich ganz locker, eigentlich ohne viel zu lenken - ich habe mich ganz auf die Führung des Sägeblattes in der Schnittkerbe verlassen. Hätte ich hier ständig manuel korrigieren sollen? Das bin ich von meinen anderen Japansägen aber nicht gewohnt? Oder ist das ein Problem der Schränkung und des Schliffs, das durch entsprechende Nacharbeit an der Säge korrigieren könnte.

Ich wäre froh, um ein paar Tips. Das Sägen mit dem Monster macht nämlich ansonsten wirklich Spaß...

Viele Grüße

Uli

Dieter Schmid
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Re: Frage an die Temagori-Besitzer:...

Beitrag von Dieter Schmid »


Hallo Ulrich,

es ist möglich, daß diese Temagori nicht gleichmäßig geschränkt ist. Die Situation diese Säge betreffend ist folgende: Der Hersteller ist ein Ein-Mann-Betrieb, wie so häufig bei den Herstellern traditioneller Werkzeuge, der Inhaber ist schon sehr alt und er hat sich im Prinzip fast schon zur Ruhe gesetzt und hat ansonsten nur noch Sägen für Querschnitt hergestellt, wofür er auch noch das Equipment hat. In Japan ist so gut wie keine Nachfrage mehr nach Längsschnittsägen. Jetzt kommt so ein verrückten Westler und will Längschnittsägen haben. Mein Gewährsmann in Japan, der mir alles zusammensammelt wqas ich will, konnte ihn überreden nochmal zu produzieren. Er hat sich aber ausbedungen, daß er pro Auftrag nur 10 Stück machen muß, mehr sei für ihn nicht zu schaffen in seiner Situation, und er muß komplett alles von Hand machen, weil dafür keine Ausrüstung mehr zur Verfügung steht. Dann kann es eben sein, daß die Schränkung ein bißchen leidet, was sich aber vom Anwender sehr leicht korrigieren läßt. Ich denke, ein angemessener Preis dafür, daß man eine solche Säge überhaupt noch bekommt.

Viele Grüße
Dieter


Thomas Jacobi
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Re: Frage an die Temagori-Besitzer:...

Beitrag von Thomas Jacobi »


Hallo Ulrich,

Das koennte ich mir auch vorstellen, dass das der Grund sein koennte, (einseitige Schraenkung, wie Dieter meinte) meine hat nichts dergleichen angestellt, im Gegensatz, die Geradlinigkeit des Schnittes war eigentlich immer einwandfrei. Umso besser, wenn Du naemlich einmal vollends drin bist ist eh nicht mehr viel mit korrigieren. Freut mich dass es Dir ansonsten Spass macht.
Bin uebrigens eben vor einer kleinen halben Stunden zurueck aus Mazedonien (traumhaft schoen) und wuensch Dir auch weiterhin viel Spass beim Saegen,
Herzlichst,
Thomas

Heinz Kremers
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Re: Frage an die Temagori-Besitzer:...

Beitrag von Heinz Kremers »

[In Antwort auf #106796]
Hallo Uli,

bin zwar kein Handsäger, aber von der Motorsäge kenne ich das Problem auch und ich denke, die Vorredner haben Recht. Es dürfte an der Schränkung liegen.

Mit der Motorsäge ist es kein Problem, mit einer neuen (Stihl-)kette auf einem halbwegs guten Schwert eine geraden Schnitt auch durch einen dicken Stamm herzustellen. Mit zunehmender Häufigkeit des Schärfens erzeugt man immer mehr einen Bogenschnitt, egal wie man auch gegen hält. Hier ist es nicht das Schränken, sondern die unterschiedliche Zahnlänge rechts/links die den Bogenschnitt verursacht. Wäre natürlich zu vermeiden, wenn man beim Schärfen immer nach Vorschrift vorgeht und mit der Schieblehre nachmißt. Aber meist soll es schnell gehen und für Brennholz ist das auch fast egal. Für präzise Schnitte nehme ich immer eine relativ neue Kette.

Mal eine Frage: Sieht man dem fertigen Stück an, ob das Holz von Hand aufgetrennt wurde oder ist das Auftrennen von Hand nur eine Glaubensfrage (wogegen absolut nichts einzuwenden wäre aus meiner Sicht)?



Ulrich Lanz
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Re: Frage an die Temagori-Besitzer:...

Beitrag von Ulrich Lanz »


Hallo Thomas,

gerade mal eine halbe Stunde zurück aus dem mazedonischen Frühling und schon wieder im Forum...warst du etwa auf Entzug...? Aber schön, dir hier wieder zu begegnen. Die Säge werde ich mir am kommenden Feiertagswochenende mal in Ruhe anschauen. Dann stellt sich mit allerdings noch die Frage, wie schränken? Ich habe so etwas noch nie gemacht, habe (noch) keine Schränkzange und weiß auch nicht, ob die handelsüblichen bzw. von Dieter angebotenen Schränkzangen für so große Zahnweiten überhaupt taugen. Mit der Materie muss ich mich erst einmal vertraut machen. Aber der Temagori ist jetzt schon ein Ehrenplatz in meiner Werkstatt sicher!

Liebe Grüße aus dem landregentrommelnden Frankenland

Uli

Ulrich Lanz
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Re: Frage an die Temagori-Besitzer:...

Beitrag von Ulrich Lanz »


Hallo Heinz,

ist beides, oder könnte es werden: Eine Glaubensfrage einerseits, allerdings wird der Glaube, fürchte ich, nur bis zu begrenzten Stammdurchmessern und aufzutrennenden Holzmengen reichen. Andererseits ist der Schnitt nur etwa 2 mmm breit, es gibt also bei edlen Hölzern deutlich weniger Verlust als mit der Kettensäge (wenn ich die Säge dann soweit habe, dass sie da sägt, wo ich das möchte) und die Schnittfläche ist zumindest bei meinem ersten Schnitt deutlich glatter als mit der Kettensäge. Das sind durchaus auch sachliche Argumente für die Temagori, die allerdings wohl entfallen, wenn man eine größere Bandsäge sein eigen nennt.

Viele Grüße

Uli

Heinz Kremers
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Re: Frage an die Temagori-Besitzer:...

Beitrag von Heinz Kremers »


Hallo Uli,

na, da bin ich froh, daß es auch sachliche Gründe gibt. Mich hatte etwas stutzig gemacht, daß eine ganze Nation vergißt, daß kurz vor 1900 offenbar noch viel damit gearbeitet wurde (hab mal bei Dieter nachgeschaut).

Wenn Du die Möglichkeit hast, würde ich vor irgendwelchen "Einstellarbeiten" an der Säge versuchen, die jetzige Schränkung rechts/links zu messen. Hab zwar keine Vorstellung, wie man das exakt machen könnte, aber über eine Hilfskonstruktion müßte das mit Meßuhr/-schieber gehen. Wenn Du dann noch nachvollziehen kannst, in welche Richtung der Bogen ging wäre das sicher hilfreich. Auch die Zahnlänge rechts/links halte ich für wichtig, also auf eine plane Fläche und schauen, ob beide Seiten gleich lang. Da die Produktion von Hand erfolgt kann auch da der Fehler liegen.

Viel Erfolg beim Nachrichten und vor allem viel Freude am dann sicher geraden Ergebnis

Gruß
Heinz

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