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Endbehandlung von Schnitzereien

Verfasst: Mi 27. Apr 2005, 16:25
von Leo Zwickenpflug

Hallo,

ich habe mit dem Schnitzen begonnen und benötige einen Rat. Mittlerweile habe ich 5 Figuren mit zufriedenstellenden Erfolg gefertigt und auch teilweise mit farbloser Wachsbeize behandelt. Allerdings lässt sich Wachsbeize schwer polieren und die Farblose lässt manche Stellen schmutzig erscheinen. Ich habe schon mal einen professionellen Bildhauer gefragt was man da machen kann, aber die hüten ihr Wissen wie ein Staatsgeheimnis.
Natürlich wird Erfahrung und Kenntnisse mit jedem gefertigten Stück besser und man sieht den Unterschied. Eine meiner ersten Figuren habe ich mit Wachsbeize behandelt, aber ich musste ein paar Feinheiten nochmals nacharbeiten. Meine Fragen:
Kann ich auf einer mit farblos überzogenen Figur nochmals eine Schicht farbiger Wachsbeize anbringen?
Wie kann man eventuell das Stück abbeizen? Hat jemand Erfahrung mit Leinölüberzug?
Könnte man das Stück eventuell mit einer normalen Spiritus/ Wasserbeize (z.B. von Clou) beizen und dann mit heissen Bienenwachs überziehen?

Vielen Dank für Eure Bemühungen!

Gruss

Leo



Re: Endbehandlung von Schnitzereien

Verfasst: Mi 27. Apr 2005, 20:03
von Edi Kottmair

Hallo Leo,

welche Wachsbeize nimmst Du? Ich habe nur etwas Erfahrung mit der von Rosner. Wie polierst Du sie? Die von Rosner sieht nach dem Trocknen "unmöglich", stumpf und schmutzig aus, wird jedoch mit einer Glättebürste mit Lederstreifen bzw. mit einer Glättebürste aus Rosshaar schön seidenmatt.
Die farbigen Beizen sollen ins Holz eindringen. Wenn schon eine farblose drauf ist, geht das nicht mehr. Zumindest gilt das für Rosner.
Mit dem Abbeizen habe ich keine Erfahrung, aber ich würde es mit den üblichen Lösemitteln und einer Bürste probieren, also Waschbenzin oder Nitroverdünnung.
Zur letzten Frage. Das müsste funktionieren.
Zu allen Fragen: alles am besten auf Abfallstücken ausprobieren.

Viele Grüße von
Edi



Re: Endbehandlung von Schnitzereien

Verfasst: Mi 27. Apr 2005, 23:35
von Ingrid

Hallo Leo,
zum Überzug: Wachs und Oel sind an sich gut, aber ohne Beize. Ein Teil des "Geheimnisses" ist ein Fön, bzw. warmes Wachs oder Oel und in mehren Schichten dünn (!) auftragen, mit einem Wollsocken auspolieren, zwischenpolieren schadet nicht. Wenn Du zu dick aufgetragen hast, mit einer weichen Messingbürste den Überschuß abnehmen. Die Tiefen sinken leicht zu, besonders bei Kerbschnitzarbeiten. Deshalb mit einem Lappen arbeiten, der nicht zu saugfähig ist und nicht fusselt. Auf der anderen Seite muß der Überzug gut einziehen und lang genug zwischentrocknen. Das hängt aber von dem verwendeten Produkt ab. Zum Ausprobieren gleiches Holz verwenden. Wie Du die alte Wachsbeize abnimmst, kann ich Dir leider nicht sagen, probier es aber auch erst mit einem Probeklötzchen aus, sonst ist eventuell Deine Figur hin. Vielleicht hilft auch bleichen in Zitronensäure (nicht bei Eiche!). Zum Beizen müßte eine wasserlösliche Beize ausreichen, dann aber nicht mit einem wasserlöslichen Lack überziehen! Er löst die Beize an und es gibt häßliche Flecken. Sowohl Wachs- und Oelüberzüge müssen immer wieder mal aufgefrischt werden und ziehen Schmutz mit der Zeit an. Deshalb ab und zu entstauben und polieren.
Ingrid


Re: Endbehandlung von Schnitzereien

Verfasst: Mi 27. Apr 2005, 23:41
von Leo Zwickenpflug

Hallo Edi,

vielen Dank für Deinen Tipp. Meine farblose Beize ist auch von Rosner, farbige Beizen sind von Liberon. Ich habe heute mal experimentiert. Du hast absolut recht, dass man eine gebeizte Fläche nicht mehr überfärben kann. Ich habe mal versucht mit Waschbenzin die Fläche zu reinigen: Fehlanzeige.
Meine gebeizten Figuren habe ich mit feiner Stahlwolle und danach mit einem Lappen abgerieben. Eine Lederbürste ist für Figuren nicht angebracht, da man ja nicht überall hinkommt. Gibt es da spezielle Rosshaarbürsten? Mit Bienenwachs werde ich mal experimentieren. Es gibt da auch Mischungen von Bienenwachs und Leinölfirnis, das wäre eventuell auch mal Wert auszuprobieren.

Also nochmals vielen Dank und eine gute Nacht

Viele Grüsse

Leo


Re: Endbehandlung von Schnitzereien

Verfasst: Do 28. Apr 2005, 07:16
von Edi Kottmair

Hallo Leo,

es gibt spezielle Glättebürsten aus Rosshaar (müsste Rosner auch haben; meine ist von Flamuco), bei denen die Haare an den Rändern schräg stehen, so dass man im Gegensatz zu den Lederstreifenbürsten auch in Ecken kommt. Die Polierwirkung ist aber nicht so gut.
Falls Du färben und wachsen willst, kann ich die Color-Wachsbeizen von Rosner empfehlen. Sie sind in der Anwendung sehr einfach: mit 120 schleifen, Beize auftragen (Pinsel oder Lappen), nach ein paar Stunden polieren, fertig. Probestück anfertigen. Wässrig beizen und anschließend wachsen geht natürlich auch, ist aber aufwändiger.
Zum Abbeizen: Frag doch mal bei Rosner nach.

viele Grüße von
Edi


Re: Endbehandlung von Schnitzereien

Verfasst: Do 28. Apr 2005, 08:39
von Markus
[In Antwort auf #106690]
Tach,
es gibt spezielle Wachsentferner (Parkettleger- oder Restauratorenbedarf) z.B. von Loba, damit sollte es gehen.
Als Oberfläche würde ich mal Osmo Hartwachsöl 3032, 1:1 (!) verdünnt mit aromatenfreier Verdünnung, probieren. Das funktioniert auch auf Beize, läßt sich hauchdünn mit einem Pinsel auftragen und der Glanz zieht von selber schon ganz gut auf. Gespritzt glänzt es ohne Polieren.
Viel Erfolg!


Re: Endbehandlung von Schnitzereien

Verfasst: Do 28. Apr 2005, 18:11
von MaxS
[In Antwort auf #106690]
Eine wunderbare Wachspolitur entsteht, wenn man reines Bienenwachs in Balsam - Terpentin löst, so dass eine cremeartige Konsistenz entsteht. Diese dann mit einem Lappen oder Ballen fein auftragen und später abpolieren.

MfG
Maximilian Schreiegg

PS: Schau mal ins Wiki, dort gibt es eine sehr ausführliche Auflistung von Mitteln zur Oberflächenbehandlung!


Re: Endbehandlung von Schnitzereien

Verfasst: Fr 6. Mai 2005, 07:39
von Leo Zwickenpflug
[In Antwort auf #106690]
Hallo,

vielen Dank für Eure Ratschläge. Ich habe die letzten Tage sehr viel experimentiert und habe die ideale Lösung gefunden: flüssiges, farbige Black Bison Antikwachs von Leberon. Mit diesem Wachs lassen sich auch bereits aufgetragene Wachsbeizen einwandfrei übertünchen. Das Wachs ist sehr dünnflüssig, man kann Überschuss mit dem Pinsel abnehmen. Es ist in spätestens zwei Stunden trocken. Ich bin sehr zufireden damit.

Danke nochmals für Eure Bemühungen.

Gruss

Leo