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Schrupphoel?

Verfasst: Do 17. Mär 2005, 17:43
von Jürgen

Hi zusammen,

erstmal vorweg die Frage:
Kann ich mit einem Schlichthobel Buchenholz abrichten und auf Maß
hobeln. Ich muss in etwa 6 bis 7 mm weghobeln. Die Bretter sind 1,10m
lang, 25cm breit und ca. 27mm stark. Ich Spiele gerade mit dem Gedanken,
mir einen Schrupphobel zuzulegen.

Seit etwa 4 Wochen hat mich das Hozlfieber gepackt!
Angefangen hat es mit einfachen Regalbrettern aus Leimholz, aber
als ich es dann endlich geschafft habe, in unserem Keller etwas Platz
zu schaffen, habe ich mich jetzt doch an Anpruchsvolleres gewagt

Mein erstes Werk ist eine Hängeregal (Bücher) für meine Tochter aus
Erle-Leimholz. Alle Verbindungen sind gezapft und ich hab's auch geschaft,
nur mit Handwerkzeugen zu arbeiten.

Jetzt habe ich mich allerdings ein bisschen übernommen. Beim Holzhändler
habe ich mir ein Buchenbrett (gedämpft) 27mm stark ca. 32 breit und 4,5m
lang in 4 Stücke zu ca. 1,10m schneiden lassen. Aus diesem möchte ich ein
Spiellgestell wiederum für meine Tochter bauen. Ich denke bis ich die Bretter
Plan gehobelt habe, werden schon so 3 bis 4 mm wegfallen (nach 2 Tagen habe
ich es immer noch nicht geschafft, die erste Fläche plan zu kiregen;
nach einer halben Stunde bin ich immer ziemlich platt).
Allerdings ist das Ganze dann immer noch recht schwer. Am besten wäre wohl
ein Fertigmaß zwischen 18 und 20 mm.

Ich bin dankbar für alle Anregeungen (evtl. auch Abraten...)

Gruß
Jürgen.


Re: Schrupphoel?

Verfasst: Do 17. Mär 2005, 18:09
von reinhold

hallo,
erstmal : Buche ist zum Hobeln nicht unproblematisch. Zum Lernen nicht gerade die einfachste Tour.
dann : ein Schrupphobel ist immer erforderlich, wenn mehr als ein paar Zehntel weggenommen werden müssen. Nimm ihn nicht zu breit, Eisenbreite ca 3 cm dürfte gerade richtig sein.
Ich weiss nicht warum, aber in Schrupphobeln scheinen die alten Schreiner nie viel investiert zu haben : ich habe noch nie einen besonders Ausgearbeiteten gesehen. Also nimm ruhig einen preiswerten, Hauptsache das Eisen taugt etwas. ECE oder Ulmia mit Weissbuchensohle ist gut genug. Frag mal Dieter.
Dann : schräg , so ca. 45 Grad zur Maserung schruppen . Erst nach links das ganze Brett, dann rechts, also im rechten Winkel zur ersten Richtung. Und wähle am Anfang den Span lieber etwas dünner. Buche reisst aus.

Zwischen Schrupphobel und Rauhbank (bei mir eine No.5) schiebe ich noch einen Schlichthobel ein: das ist bei mir ein alter Reformputzhobel mit ganz leicht bogenförmig angeschliffenem Eisen und weit gestelltem Maul.

Viel Erfolg !
Gruss
reinhold


Re: Schrupphoel?

Verfasst: Do 17. Mär 2005, 21:22
von Jürgen

Hallo Reinhold,

das ist ja beruhigend, dass ich mit einem Schrupphobel nicht falsch liege.

Eine Rauhbank ist momentan allerdings nich im Budget (habe mittlerweile
fast 500 Euro für die Anfangsausstattung ausgegeben.) Muss ich halt
irgendwie mit dem Schlichthobel (ECE) glatt krigen.

Gruß
Jürgen.


Re: Schrupphoel?

Verfasst: Fr 18. Mär 2005, 08:29
von Oliver
[In Antwort auf #105900]
Hallo Jürgen,

ein Schrupphobel ist kein Luxus sondern das absolute Arbeitspferd, wenn man Bretter per Hand abrichten möchte. Weiterhin solltest Du Richtlatten und Bleistift bereithalten. Mit den Richtlatten kontrollierst Du das Brett auf Verdrehung und Planheit. Hohe Stellen mit Bleistift kennzeichnen und zu erst bearbeiten. Das Brett nach der Bearbeitung nicht auf der Werkbank liegen lassen, da es sich dann verwirft. Es muß gleichmäßig ablüften können. Es empfiehlt sich auch das Brett in Etappen abzurichten und zwischendurch eine Pause zu machen um einen Verzug zu verhindern. Alternativ kann man von beiden Seiten gleichmäßig viel abtragen.

Bis dann,
Oliver


Re: Schrupphoel?

Verfasst: Fr 18. Mär 2005, 08:45
von Gero Meyhoefer

Hallo Jürgen,

Christof Hartge hat einen wirklich lesenswerten Bericht über das Hobeln eines Brettes geschrieben. Du findest ihn über den Link "Online Projekt Schärfen" oben auf dieser Seite, dort dann "Die Zähmung des widerspenstigen Brettes".

Kann ich nur empfehlen, Danke Christof.

Grüße Gero


Re: Schrupphoel?

Verfasst: Fr 18. Mär 2005, 08:59
von reinhold
[In Antwort auf #105905]
hallo Jürgen,
ich weiss, am Anfang hat man immer eine Menge Ausgaben bis der Laden mal läuft. Ich habe damals vor 30 Jahren als Student angefangen und mein ganzes Taschengeld in Werkzeug angelegt. Eine Menge davon war Quatsch (typische Anfänger-Fehler) aber einige dieser Werkzeuge verwende ich immer noch.
Darf ich Dir ein paar Tips zu Hobeln geben?
1. die Anant-Hobel bei Dieter sind ausserordentlich preiswert und nicht schlecht (schwäbisches Lob). Ich würde Dir die 7er Rauhbank empfehlen, sie kostet gerade mal 50 Euros.
2. hölzerne Rauhbänke sind sehr teuer. Besser sind sie nicht. Auf Flohmärkten sind sie sogar viel zu teuer, weil sie nach etwas aussehen und manche Leute sich solche Teile als Dekoration ins Wohnzimmer hängen. Schropphobel, Putzhobel, Schlichthobel bekommt man hier dagegen oft schon für 5 Euro. Vor allem, wenn das Horn fehlt oder ein Riss drin ist. Nimm die älteren, die haben meist bessere Eisen. Wenn das Eisen noch gut ist (lang genug unterhalb des Schlitzes, damit man es noch ein paar mal schärfen kann), dann ist schon das Eisen das Geld wert. Finger weg von solchen, die neu aussehen und keinen Markennamen tragen.
3. natürlich ist es möglich, sich die Werkstatt mit lauter unterschiedlichen Hobeln anzufüllen (auch bei mir ist so eine Art wundersamer Vermehrung eingetreten), aber für den Anfang reichen ein Schropphobel, ein No.4 (Putzhobel), ein No. 6 oder 7 (Rauhbank), ein Blockhobel mit flachem Winkel z.B. 9 1/2 oder 60 1/2 und ein No.77 (kleiner Simshobel). Damit kommt man ganz schön weit. Wenn Du Anant nimmst, hast Du noch keine 200.-- ausgegeben und hast noch was übrig für einen japanischen Wasserstein 1000/6000.
4. als nächstes würde ich dann einen Schlichthobel kaufen, und einen Simshobel/ Falzhobel. Jetzt ist ECE bzw. Ulmia dran.
5. mit Kunz habe ich ein paar Probleme gehabt, andere schwören möglicherweise darauf.
6. natürlich gibt es auch schöne Holzhobel aus Deutschland und Japan, aber zum Lernen sind die eisernen besser geeignet.
7. Die feinen Sachen von Lie-Nielson und Clifton kannst Du Dir immer noch zulegen.

gruss
reinhold


Re: Schrupphoel?

Verfasst: Fr 18. Mär 2005, 19:38
von Jürgen
[In Antwort auf #105906]
Hallo zusammen,

ich bin begeistert. Ist echt ein tolles Forum. Und ich hatte zuerst gezögert,
ob ich hier meine Frage Stellen kann.
Vielen Dank für die ausführlichen Antworten.

@Reinhard: Ich habe schon per mail einen Ulmia-Schrupphobel angeboten bekommen -
werde ich wahrscheinlich nehmen. Die 50 Euro für eine Anant Rauhbank werde ich
wohl auch noch investieren.

@Oliver: Eine Seite meines ersten Brettes habe ich fast schon plan. Der Tip mit
dem beidseitigen Hobeln ist wohl angebracht - ich hatte nur eine Seite gehobelt
und das Teil hat sich ziemlich verzogen, obwohl ich die einzelnen Bretter auf
Holzleisten gelagert habe. Ist wohl auch nicht das optimale Brett, da es fast liegende Jahre hat.

@Gero: Den Beitrag "Die Zähmung des widerspenstigen Brettes" hatte ich in der
Tat noch nicht gesehen. Sieht aus, als wäre das genau richtig für mich.

Gruß
Jürgen.