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Stanley-Schleiflehre *MIT BILD*

Verfasst: Sa 12. Feb 2005, 14:56
von Ulrich Lanz

Hallo zusammen,

kennt jemand diese alte Schleiflehre der Firma Stanley, auf die ich zufällig beim Surfen gestoßen bin? Interessant finde ich daran die Konstruktion mit dem langen Auslegerarm. Die könnte verhindern, was bei allen modernen Schleiflehren wohl ein Problem ist: Dass die Rollen der Schleifführung auf dem Stein laufen und diesen abnutzen bzw. dass mit diesen nicht oder zumindest nicht ohne Hilfskonstruktionen die ganze Fläche des Steins zu nutzen ist. Im Prinzip erinnert die Konstruktion etwas an Friedrichs Halter für Hobeleisen mit seinem langen Stiel, nur dass die Hand des Führenden hier durch die Rolle ersetzt wird. Entsprechend leicht wäre das ganze auch in Holz nachzubauen - quasi als Kombination der Modelle "Kollenrott" und "Veritas"... Könnte eine solche Schleifführung für den Ungeübten die Präzision des Schliffs erhöhen und trotzdem zumindest zwei der von Friedrich beschriebenen Nachteile der im Handel befindlichen Schleifführungen vermeiden?

Die Meinung der Schleifexperten hier im Forum dazu würde mich interessieren.

Viele Grüße

Uli


Re: Stanley-Schleiflehre

Verfasst: Sa 12. Feb 2005, 15:21
von Gerhard

Hallo Uli,
ich bin kein Schleifexperte, habe aber vor kurzem so eine Schleifführung in einem Buch gesehen (Leonard Lee, Complete Guide to Sharpening).
Da werden drei Führungen vorgestellt, eine ist die Veritas Führung, die er selbst entworfen hat, das andere eine, die an der Seite klemmt und ein Ding, das "General Guide" genannt wird und in der Funktionsweise dem Bild entspricht.

Erstmal den Originaltext:
Before leaving the subject of honing guides, brief mention of the General guide is in order. This is a workman-like guide for occasional do-it-yourself use but unsuitable if you want good angular control. Theer is no easy way to set honing angles, never mind returning to them exactly when it is time to resharpen. But the General guide is quick to set up and allows you to use shorter stones because the roller runs on the work table, not on the stone.

Versuch einer Übersetzung:
Bevor wir das Thema wechseln ist eine kurze Erwähnug der "General" Führung an der Reihe. Das ist eine "wokman-like" (??) Führung für gelegentliche Hobby Anwendung und ungeeignet, wenn Sie gute Kontrolle über den Winkel wollen. Es gibt keine einfache Methode den Schleifwinkel einzustellen, nicht zu erwähnen das Wiederfinden des Winkels, wenn wieder geschärft werden muß (Anmerkung: Veritas Führung hat eine Winkellehre, bei der anderen beschriebenen Führung kann man einfach den Abstand Schneid/Führung ausmessen). Aber die Führung ist einfach in Betrieb zu nehmen und erlaubt dieBenutzung kürzerer Steine, da die Rolle auf der Werkbank, nicht auf dem Stein läuft.

Vieleicht hilft das,
Gerhard


Re: Stanley-Schleiflehre

Verfasst: Sa 12. Feb 2005, 19:36
von Marc Waldbillig

Ulrich, Gerhard,

Die Winkellehre, die Veritas mitliefert, ist alles andere als präzise. Ich habe mich lange damit rumgeplagt. Den exakten Winkel findet man nicht. Besser man baut sich selbst eine. Ich mache das per Auge, d.h. lege die Fase auf den Wasserstein und schau re und li, wie die Fase aufliegt. Anschließend ein, zwei Züge und ich weiß, ob ich richtig liege. Meistens klappt's beim ersten Mal.

Was mir gut gefällt beim Stanley-Teil, ist, die Rolle berührt den Stein nicht, so bleibt der verschont. Allerdings baut das Ding hoch und so kommt vielleicht Bewegung rein. Zusätzlich kann man kurze Eisen schärfen, ein weiterer Vorteil.

Ich würd mir das Teil zulegen und ausprobieren. Kann ja nicht so teuer sein.

Gruß, Marc


Re: Stanley-Schleiflehre

Verfasst: Sa 12. Feb 2005, 20:27
von Gerhard

Hallo Marc,

eigentlich ging es ja nicht um die Veritas Schleifführung, aber ich habe das Teil ziemlich neu und bin bisher begeistert. Ich habe so eine kleine Messingwinkellehre. So ein rundes Teil mit Kerben zum Winkelprüfen.
Da stimmen die Ergebnisse mit Veritas überein.
Werde das aber mal bei Gelegenheit mit einem Winkelmesser überprüfen.

Zugegeben, ausprobieren würde ich die von Ulrich gefundene Führung auch mal gerne. Aber bei alten Stanley Produkten kann man nie sicher sein: Wenn sie selten sind, sind sie sehr teuer. Es gibt viele Sammler von alten Stanley Werkzeugen.

Ich werde beim nächsten Schärfen mal die Genauigkeit der Lehre nachmessen und berichten.

Viele Grüße,
Gerhard


Re: Stanley-Schleiflehre

Verfasst: Sa 12. Feb 2005, 20:38
von Andreas Meisel
[In Antwort auf #105220]
Hallo miteinander!

Ich bin immer wieder verblüfft, über den Ideenreichtum bei alten Werkzeugen!

Dieses Stück erschient mir genial: Die Rollen berühren den Stein nicht und müssen auch nicht seitlich des Steines auf einer Führungsleiste geführt werden. Man kann dicke, kurze, schmale, breite Eisen einspannen, und solide sieht das Teil oberdrein auch noch aus!!

Danke für das Bild Ulrich!

Ich glaube, da würde sich ein Nachbau (zB. in Holz) lohnen . . .

Mit 'planenden' Grüßen

ANDI




Re: Stanley-Schleiflehre

Verfasst: Sa 12. Feb 2005, 21:04
von Marc Waldbillig

Gerhard,

Mit der Genauigkeit meine ich nicht den genauen Winkel. Auf ein Grad kommt's mir nicht an, bin da nicht so exakt. Was ich meine: Wenn man mit der Veritas-Hilfe arbeitet, stellt man fest, dass die Fase nicht plan aufliegt. Man schrubbt entweder unten oder oben an der Fase zuerst weg. Das sieht man gut nach 4-5 Zügen. Und dann muss man natürlich unnötig lange schärfen, weil man einen leicht anderen Winkel anschärft. Die Lehre erlaubt es nicht das Eisen exakt in die Führung zu setzen. Häufig haben neue Eisen auch keinen genauen 25° Winkel, eher etwas weniger. Und so hat man schon von Anfang an Spiel zwischen Eisen und Lehre. Kein guter Ausgangspunkt.

Andreas,

Nach nochmaliger Überlegung: Die Fläche, auf der die Führung rollt, muss
a) vollkommen plan (genau so wie der Wasserstein) und
b) absolut parallel mit der Oberfläche des Wassersteins sein.
Dazu würde ich bei einer Eigenkonstruktion das Rad stark verbreitern, um die Kippeligkeit rauszubekommen. Bei näherer Betrachtung find ich die Konstruktion dann doch kompliziert und anfällig für den täglichen Gebrauch, will aber nicht sagen, dass ich es nicht ausprobieren würde bei Gelegenheit.



Re: Stanley-Schleiflehre

Verfasst: Sa 12. Feb 2005, 21:23
von Gerhard

Hallo Marc,

wenn Du regelmäßig mit der gleichen Führung arbeitest sollte das doch kein Problem sein, oder? Also einmal umschleifen und dann immer die gleiche Gradzahl. Zumindest erhoffe ich mir das von der Veritas Führung. Ich habe vorher Geld sparen wollen und es mit zwei Billigteilen versucht: Bei der ersten hat die Rolle nach dem ersten Schleifen blockiert und sich flach geschliffen. Die Zweite - die "selbstzentrierende" mit der seitlichen Klemmung war ziemlicher Müll. Die Nuten, die das Eisen klemmen waren ziemlich grob gegossen. Der Anlaß, die Veritas zu kaufen war dann die Feststellung, daß die zweite Führung total verbogen war. Erst hat das Eisen in den schlecht gegossenen Nuten nicht gehalten, dann habe ich wohl die Klemmschraube mit Gewalt "zugeknallt". Das war´s dann.

Die Führung von Richard Kell, die der Hausherr anbietet fand ich noch ganz interessant, aber im Moment bin ich in einer schweren "Veritas-Manie".

Viele Grüße,
Gerhard


Re: Stanley-Schleiflehre

Verfasst: Sa 12. Feb 2005, 22:19
von Marc Waldbillig

Gerhard,

Die Veritas-Führung ist sehr gut. Ich würd sie immer wieder kaufen. Nur die Winkellehre ist nicht gut. Auch wenn du einen genauen Winkel am Eisen am Anfang hast, ist es sehr schwierig, die Führung genau einzuklemmen. Viel einfacher und nicht fummelig ist die selbstgemachte Hilfe, die Rob Lee auf derselben Seite vorstellt, wie die Veritas-Führung (S. 53 im Kasten). Hat jemand neulich hier im Forum mit Bild gepostet.

Die Führung von Richard Kell ist ungeeignet für große Eisen, dafür ist sie auch nicht gedacht, sondern eher für kurze, wie japanische Stecheisen. Die kurze Distanz zwischen aufgelegter Fase und Rollen erlaubt es nicht leicht, Druck auf die Fase zu geben. So fährt das Eisen öfters in den Stein als dir lieb sein kann.

Gruß, Marc


Re: Stanley-Schleiflehre

Verfasst: So 13. Feb 2005, 09:42
von Ulrich Lanz

Hallo Gerhard, hallo Marc,

der Versuch eines Nachbaus reizt mich schon und ich denke nach einem Abend Gehirnschmalztraining, dass man die Reproduzierbarkeit des Schleifwinkels konstruktiv sicherstellen kann. Etwa könnte ein einfacher Hilfsanschlag gewährleisten, dass Hobelmesser, Stechbeitelklingen etc. immer denselben Überstand über die Halterung haben und dann könnte man am hinteren Ende der Führung die Rolle nicht stufenlos sondern mit Rastungen höhenverstellbar gestalten. Und an wechselnde Steinhöhen könnte man die Führung dann über eine Schraubverstellung anpassen. Klingt jetzt etwas kompliziert, aber wenn ich Zeit habe, mache ich mal eine Skizze. Ein Problem bliebe allerdings, auf das Marc hingewiesen hat: Die beiden Flächen des Steins müssten absolut parallel sein, und das lässt sich beim Abrichten wohl kaum gewährleisten, fürchte ich.

Es sei denn - noch so ein Gedanke - man wählt eine sehr schmale Rolle. Das wäre dann quasi Friedrichs Hobeleisenhalterung mit Winkellehre zu einer festen Konstruktion kombiniert. Na ja, das sind Gedankenspielereien, aber manchmal kommt dabei ja was Sinnvolles raus...:)

Uli