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Berufsausbildung als Tischler
Verfasst: Mi 19. Jan 2005, 00:40
von volker
Hallo Zusammen,
ich setze mich ersthaft damit auseinander den Beruf des Tischlers zu erlernen. Als Ausbildung. Bin jetzt zwar 28 Jahre alt, (habe auch schon etwas Skepsis von Seitens der Betriebe gemerkt, woran liegt das ? ) aber denke ist gerade noch die Richtige Zeit bevor ich die 30 voll habe einen zweiten Berufsstart hinzulegen. Hab mich vielleicht auch in mein Holzhobby ein wenig vernarrt, mag sein. Andererseits liebe ich das arbeiten damit und nachdem ich mehr und mehr in die Feinheiten eingeweit werde, durch dieses Forum (@ danke Urs) und Literatur wurde ich darin auch bestärkt dies zu tun.
Jetzt mal meine eigentlichen Fragen. Ich lebe im Herzogtum-Lauenburg, genau genommen in Schwarzenbek. Die Innung hier sagt, das ich das BGJ mach muß und danach als Tischlerazubi im Betrieb arbeiten kann. Kann man das irgendwie anders gestalten, sprich Berufsschule mit Betrieb verknüpfen oder ist dies ein absolutes muß.
Weiterhin interessiert, welche Gewähr, habe ich das mich der Betrieb, bei welchem ich mich Bewerbe mich später auch zur Ausbildung nach der Schule übernimmt?
Da ich leider etwas auf weiter Flur verlassen da stehe und hier auch kaum zu einem Tischler einen richtigen Draht habe bitte ich die Profis hier mir Bitte ihre Hilfe zukommen zu lassen.
Danke im voraus.
Gruß Volker
Re: Berufsausbildung als Tischler
Verfasst: Mi 19. Jan 2005, 01:26
von Benjamin
Hallo Volker
ich will gleich ins Bett, deswegen nur kurz.
Wenn du Abitur hast kannst du das BGJ fallen lassen und die Lehre auf 2 Jahre verkürzen. Es sei denn der Betrieb verlangt es von dir das BGJ. Reine Absprachesache.
Einen Betrieb zu finden, der dir eine Garantie gibt...... Viel Spaß beim suchen.
Wenn du dein Hobby weiterhin im Beruf ausleben willst, dann musst du auch suchen. Bei den meisten Betrieben wirst du nur enttäuscht werden. Denn die arbeiten nicht so wie die Vorstellungen der Forumsteilnehmer sind. Nämlich wenig Verarbeitung von Massivholz, Massivholzmöbel werden kaum nachgefragt.
Wenn du bestimmte Erwartungen hast - dann musst du suchen, suchen, suchen....
Gruß
...Benjamin
Re: Berufsausbildung als Tischler
Verfasst: Mi 19. Jan 2005, 09:54
von Heinz Roesch
Hallo Volker,
will Dir deine Idee auch nicht versauen, aber trotzdem
warnen.
Einer meiner Techniker hat ursprünglich Schreiner gelernt,
und sein gängiger Satz mir gegenüber ist der: Ein Schreiner
heute, das hat nichts mit Meister Eder zu tun, sondern ist
Platten schleppen (womit er sich sein Kreuz verkorkst hat),
Türen und Fenster im Akkord einbauen und anspruchslose
Gebrauchsmöbel fertigen.
Natürlich gibt es auch noch einige wenige Schreiner, die
anspruchsvolle Massivholzmöbel selbst herstellen, aber da
wirst Du wie schon gesagt sehr suchen müssen.
Eine Einstellungsgarantie wird Dir bei den derzeitigen
rosigen Zukunftsaussichten wohl niemand geben.
Trotzdem viel Erfolg und viele Grüsse
Heinz
Re: Berufsausbildung als Tischler
Verfasst: Mi 19. Jan 2005, 10:14
von Thomas Heller
Hallo Volker,
wenn es Dir wirklich ernst ist mit der Ausbildung, kann ich Dir zu dieser Entscheidung nur gratulieren !!!
Leider hat Benjamin aber sehr genau den Punkt getroffen.
Die Ausbildungszeit, oder besser gesagt, die heutigen Tätigkeiten eines Tischlers, entsprechen nicht mehr den romantischen Vorstellungen von einst.
Warum ich Dich aber trotzdem bestärken möchte diesen Schritt zu gehen, ist das "Danach".
Die Ausbildung ist nunmal die Basis dazu, spätere Selbstständigkeit oder Spezialisierungswege zu ermöglichen.
Wenn Du Dir das Fundament dazu baust, Deine Liebe zum Holz mit dem Lebensunterhaltserwerb (blödes Wort) zu verbinden, dann hast Du es geschafft!
Ich bin überzeugt davon, das es nach wie vor ein Klientel gibt, das bereit ist, gute und anspruchsvolle Handwerksarbeit zu bezahlen. Zugegeben, es ist nicht die Mehrheit der Menschen, aber genug, um einen guten Tischler mit Engagement und Liebe zum Beruf zu ernähren.
Ich halte diesen Beruf noch immer für einen der schönsten überhaupt.
Was man aus ihm macht, bleibt jedem selbst überlassen. Mehrheitlich werden heute Spanplatten verarbeitet. Aber dabei muß es ja nach der Ausbildung für Dich nicht bleiben.
Ich wünsche Dir aber, das Du den Ausbildungsbetrieb findest, wo lauter nette Menschen arbeiten. Wo noch gute Möbel mit traditionellen Verbindungen hergestellt werden und wo Vollholzverarbeitung der Schwerpunkt ist.
Aber auch wenn es nicht so ist, folge Deinem Gefühl und tu es !!!
Viele Grüße, Thomas
Re: Berufsausbildung als Tischler
Verfasst: Mi 19. Jan 2005, 10:29
von Muri
Hallo Volker,
ich würde mal an deiner stelle mit den leuten von dem BGJ sprechen. Die wissen oft noch einen betrieb der noch Lehrlinge sucht. Wenn nicht, machst halt mal des BGJ(wenn du zeit hast). Da lernt mann bestimmt was.
Und eins muss dir klar sein, du musst gegen so 16 jährige bei deiner Bewerbung konkurrieren. Ich habe mit Azubis(in einem ganz anderen Beruf) zu tun, und ich würde einen 16 Jährigen vorziehen. Der ist noch im lernprozess von der Schule drin. Hat sich noch keinen eigenen Arbeitsstil usw.....
ICh wünsche dir trotzdem viel Glück bei deiner suche und erfüllung deines wunsches. Halt uns auf dem Laufenden.
Gruss Muri
Re: Berufsausbildung als Tischler
Verfasst: Mi 19. Jan 2005, 10:41
von Georg Becher
Hallo Volker,
abhängige Arbeit in einem Betrieb gibt es eher nicht. Daher sollte man das lernen und machen, was einem Spaß macht. Daher schließe ich mich der (romantischen) Meinung von Thomas Heller an: werde Tischler. Ich bin Forstwissenschaftler und dadurch habe ich auch mit Holz zu tun. Für mich ist es aber vorbei, sobald der Baum gefällt und verkauft ist. Weiter mache ich nur als Heimwerker und Hobbytischler.
Ich wünsche Dir viel Mut, Ausdauer, Glück und Erfolg.
Viele Grüße
Georg
Re: Berufsausbildung als Tischler
Verfasst: Mi 19. Jan 2005, 11:29
von Markus
[
In Antwort auf #104622]
Moin!
Wenn Du viel lernen willst, dann mach das BGJ (ich hab's mit 25 gemacht, allerdings in einer Klasse mit Gleichaltrigen), denn (nur) da lernst Du noch das Schreinern an der Hobelbank. Beim Betrieb ist es nicht allzu wichtig, was sie machen, sondern vor allem, was sie Dich machen lassen und wie Du mit den Leuten klarkommst - was hilft Dir ein renommierter Laden, wenn Du nicht gerne hingehst, weil Du von Unsympathen umgeben bist, die Dich nur den Besen schwingen lassen... Exklusive Vollholzmöbel werden auf jeden Fall die Ausnahme bilden, denn die will keiner mehr bezahlen; der Normalfall ist viel Maschinenarbeit und beschichtete Spanplatte, aber auch dabei gibt's unendlich viel zu lernen.
Garantie zur Ausbildung wird Dir wohl keiner geben, aber nach einem Tag Probearbeiten sollten sich beide Parteien halbwegs im Klaren sein, ob die Chemie stimmt. Ich würde auch mal bei der Berufsschule vorbeischauen und die Schüler dort befragen, wie sie mit ihrem Betrieb zufrieden sind - das ist richtig aufschlußreich!
Viel Erfolg!
Re: Berufsausbildung als Tischler
Verfasst: Mi 19. Jan 2005, 11:42
von Bernhard Dirr
Hallo Volker,
eine Empfehlung, um Dir eine Möglichkeit zu geben, Dein Bild des Tischlerberufs zu vervollständigen:
- Besuch der Sonderschau "Karriere mit Holz" auf der LIGNA+ 2005 (2.-6. Mai 2005 in Hannover)
- Kontakt zu den Fachverbänden des Tischler- und Schreinerhandwerks und zum BHKH.
Besten Gruß,
Bernhard
Re: Berufsausbildung als Tischler
Verfasst: Mi 19. Jan 2005, 12:58
von Rolf Burmeister
Hallo Volker!
Bin selber Tischlermeister, 54 Jahre alt und kenne meinesgleichen. Es gibt natürlich immer noch viele Meisterkollegen, die sagen: Der ist ja viel zu alt, den kann ich nicht mehr formen etc., andere sind schon mal grundsätzlich mißtrauisch, wenn einer in Deinem Alter daherkommt.
Habe lange Jahre in der überbetrieblichen Ausbildung und Umschulung gearbeitet und da hatten wir genau mit diesen Vorurteilen oftmals zu kämpfen. Allerdings ist in den letzten Jahren eine neue Generation von Meistern herangewachsen, die nicht mehr so engstirnig und verbohrt ist.
Zu dem Beruf des Tischlers kann ich nur sagen: Mein Beruf ist und war immer auch mein Hobby Nr.1, egal wie die Praxis aussehen kann.
Meine Vorgänger haben ja schon ausreichend hierüber berichtet. Du mußt sehen, was Du für Dich mitnimmst und es kommt natürlich darauf an, was Du für einen Anspruch hast.
Ich würde Dir empfehlen, es über ein unentgeltliches Betriebspraktikum zu versuchen, um überhaupt einmal in eine Tischlerei reinzuriechen. Würde aber schon die Frage der Ausbildungverkürzung mit der zuständigen Tischlerinnung klären. Dann könntest Du ein Praktikum schon versuchen in einem Betrieb zu machen, der auch eventuell einen neuen Azubi einzustellen will.
Aber mach hinne, so langsam beginnen die Betriebe mit Stellenplanung für das nächste Ausbildungsjahr.
Re: Berufsausbildung als Tischler
Verfasst: Mi 19. Jan 2005, 23:24
von joh. t.
hallo, du kannst die ausbildung auch in frankreich bei den compagnons du devoir machen. das cap/ bep , das dem gesellenbrief gleichgestellt wird in 2 jahren. aber deine mitbewohner sind alle 16 . dort wird noch mehr mit massiv gearbeitet, aber die arbeitsbedingungen sind auch härter und es wird weniger bezahlt . viele grüße johannes