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Stanley-Fragen
Verfasst: Mo 20. Dez 2004, 09:52
von Philipp
Liebe Gemeinde,
dieses Jahr hatte ich mir zwei alte Gußeisen-Stanleys gekauft (und dazu einen fragenden Beitrag verfasst). Der eine (1) ist eine Nr.4, der andere (2) eine Nr. 5 ¼ (ein scheinbar ungewöhnliches Maß).
(2) habe ich mir halbwegs brauchbar hingetunt und ich arbeite gerne mit ihm. Irgendwo habe ich über diese Größe mal gelesen, daß er weder Fisch noch Fleisch sei, was ich aber so nicht bestätigen kann.
Suche ich hierfür Ersatzeisen, wird die Größe 5 ¼ aber nirgendwo aufgeführt. Können Eisen anderer Größen verwendet werden und wenn ja welche (dummerweise habe ich die Eisenbreite gerade nicht zur Hand, dürfte etwas über 42 mm sein)?
(1) bereitet mir größere Sorgen. Und zwar sitzt - trotz eines allgemeinen guten Zustandes des Hobels, d.h. kein Rost - die Schraube, unter der sich die Klappe festklemmt, komplett fest. Sie läßt sich weder fester, noch lockerer stellen. Am Zustand ihres Schlitzes kann man sehen, daß sich auch schon andere Nutzer erfolglos daran versucht haben. Auch wiederholtes dünnflüssiges Ölen hat nicht geholfen. Nun ist mein Eindruck, daß die Stellung dieser Schraube korrigiert werden müsste, damit das Hobeleisen ordentlich gehalten wird; wahrscheinlich müsste sie weiter rein gedreht werden. Derzeit hält das Eisen seine Einstellung nur leidlich, und verändert seine Lage nur regelrecht ruckweise, wenn die Lateralverstellung benutzt wird. So kann ich diesen Hobel zu seinem Zweck, dem Putzen, nur schlecht verwenden.
Wer kann mir sagen, wie ich diese verflixte Schraube bewegt bekomme, ohne etwas kaputt zu machen? Soll ich versuchen, sie rauszubohren (nur was wenn, das nicht klappt...)?
Vielen Dank für Eure Hilfe und fröhliches Vorweihnachtshobeln!
Gruß, Philipp
Re: Stanley-Fragen
Verfasst: Mo 20. Dez 2004, 10:47
von reinhold
hallo Philipp,
Schrauben ausbohren ist Barbarei !
Zum Lockern alter Schrauben gibt es verschiedene Möglichkeiten. Erst mal Einweichen in Petroleum, das schadet nichts und löst oft die Schraube. Ich habe schon Gegenstände eine Woche und länger in Petroleum gelegt und dann beschädigungsfrei die Schrauben herausbekommen.
Wenn das nichts nützt, sollte das Stück sauber gemacht werden. Und dann gibt man etwas Fluid zum Gewindeschneiden auf das Gewinde. Das ist eine sehr dünnflüssige Chemikalie (weiss der Kuckuck, was da drin ist), die in kleinste Zwischenräume kriecht und eventuell hilft, die Schraube zu lösen.
Als nächstes kann man die Schraube warm machen - nicht heiss !!! So ca 150 Grad. Mit einem Lötkolben, an dem kein Zinn mehr dran sein darf, sonst wird es kontraproduktiv. Oder mit einer Lötlampe (Gasbrenner). Der nächste Schritt wäre das Erhitzen der Schraube auf ganz schwache Glut, aber da bin ich eigentlich dagegen, der Eingriff ist recht brutal.
Dazwischen immer wieder versuchen mit einem genau passenden Schraubenzieher die Schraube zu lösen.
Zum Thema Schraubenzieher : ich schleife oft meine Schraubenzieher genau passend zu solchen Schrauben an. Dafür habe ich ein dutzend alte Schraubenzieher vom Flohmarkt oder vom Wertstoffhof, sie müssen noch aus Werkzeugstahl sein, keine CV-Klingen ! Nur wenn Schlitz und Schraubenzieher genau zusammenpassen, kann man eine hartnäckige Schraube lösen; wenn sie nicht passen, ruiniert man die Schraube und dann ist ein Sammlerstück wertlos.
Zum Lösen : der Schraubenzieher wird im Schlitz positioniert und dann mit einem Schlosserhammer ein leichter, aber fühlbarer Schlag auf den Griff des Schraubenziehers geklopft. Das hilft, die Schraube zu lockern.
Manchmal , so pervers es klingt, hilft es auch, die Schraube erst mal eine Achtelsdrehung anzuziehen. Ich setze oft einen verstellbaren Schraubschlüssel am Schraubenzieher an, das gibt mehr Hebelarm und mehr Kraft auf die Schraube.
Nur der Vollständigkeit halber : den Hobel immer im Schraubstock einspannen - freihändig schrauben ruiniert die Schraube.
Erst wenn nach langen Bemühungen sich nichts regt , und ich meine sowohl LANG als auch BEMÜHUNGEN absolut wörtlich, kann man brutal werden. Das heisst, man nimmt eine Feile und feilt zwei parallele Flächen an den Schraubenkopf zum Ansetzen eines verstellbaren Schraubenschlüssels. Wenn die Schraube dann jetzt nicht nachgibt, reisst sie ab. Dann wird sie flach gefeilt, angekörnt und ein kleines Loch eingebohrt. Mit einem Schraubenauszieher mit Linksgewinde kommt dann die nächste Stufe. Wenn das nicht klappt, ist Ausbohren angesagt, mit einem Bohrer, der deutlich weniger Durchmesser hat als der Kerndurchmesser der Schraube. Manchmal kann man die Originalmuttergewindegänge noch retten.
Zur allgemeinen Erheiterung : ich habe mal den ganzen Vorgang durchgezogen, um nachher feststellen zu müssen , dass die vermeindliche Schraube (trotz des Schlitzes) eine Niete war.
Gruss
und gutes Gelingen
reinhold
Stanley 5 1/4
Verfasst: Mo 20. Dez 2004, 11:18
von Friedrich Kollenrott
Hallo Philipp,
der 5 1/4 hat die Eisenbreite (und das Eisen) des Stanley #3, also ein ganz handelsübliches Ding.
Friedrich
Re: Stanley-Fragen
Verfasst: Mo 20. Dez 2004, 11:40
von Philipp
Lieber Reinhold, lieber Friedrich,
vielen Dank für eure Hilfestellung. Darauf aufbauend werde ich hoffentlich weiter kommen.
Schaumermaldannnsehnmerscho...
Viele Grüße, Philipp
Wiki würdig! *NM - Ohne Text*
Verfasst: Mo 20. Dez 2004, 12:57
von Gerhard
Re: Stanley-Fragen
Verfasst: Mo 20. Dez 2004, 14:15
von Carsten Rödiger
[
In Antwort auf #104023]
Hallo,
Sehr, sehr gut, nur eine Kleinigkeit noch beachten:
Auch Schraubenausdreher können abbrechen !!!
Ich hatte das Problem vor etwa einer Woche bei der (natürlich letzten) Schraube der Tischlippe einer alten Abrichthobelmaschine, Senk-Schlitzschraube M6x12.
Ich hatte alles versucht was Reinhold oben sagt (das Warm- bzw. Heißmachen geschieht über einen alten Schlitzschraubendreher den ich in die Schraube gesteckt hatte und dann den Schraubenzieher erwärmt (glühend gemacht)). Und einen Zweiflach anfeilen für einen Maulschlüssel geht natürlich auch nicht bei einer Senkschraube...
Ich habe den Schlitz dann mittig gekörnt und mit 3mm (M6 Kerndurchmesser:5mm) aufgebohrt und dann mit einem Ausdreher Nr.2 versucht...
Nun ja, nach fest kommt ab... Nun hatte ich einen abgebrochenen Ausdreher, der härter ist als die Schraube, die härter ist als das Gußeisen; allerbeste Bedingungen zum Auswandern des Bohrers.
Ich habe mit einem spitz angeschliffenen Körner und sanfter Gewalt den Ausdreher so weit "zertrümmert", bis er die tiefste Stelle der Schraube war, dann mit einem sehr kurz eingespannten hartmetallbestückten (KEINEN massiv-Hartmetallbohrer verwenden, der bricht ab!)3mm Bohrer im fest auf den Hobel aufgespannten Bohrständer (ohne zu kühlen) durchgebohrt. Noch einen Ausdreher abbrechen wollte ich nicht, auch hatte ich keinen Hartmetallbohrer mehr,(der hat nur das eine Loch überlebt...), also habe ich mit 4,5mm aufgebohrt. Kurz vor Schluß, es war kein Sackloch, hat sich die Schrabe dann von Selbst rausgedreht. Das Grunggewinde war nur an einer Seite ganz leicht angebohrt, ich habe es nachgeschnitten und es sieht aus wie neu.
Nimm also immer den allergrösten Ausdreher der möglich ist und ich würde nach meinen Erfahrungen jetzt immer zum Ausbohren (wenn alle anderen Methoden versagt haben natürlich) raten, denn die obige Prozedur machen nicht alle Wekzeuge mit, vor allem die kleinen, die man dann sehr fest in einen Schraubstock spannen muß...
Cheerio,
Carsten
Re: Stanley-Fragen
Verfasst: Mo 20. Dez 2004, 16:37
von Jürgen z.H.
Hallo Carsten,
aus diesem Grund verwende ich keine Ausdreher mehr. Wenn man so vorgeht wie Reinhold beschrieben, hat man mit dem Audreher meisten auch keine Chance. Ein abgerissener Ausdreher ist dann noch schlimmer.
Wenn das Einweichen, Schlagen usw nichts nützt, bohre ich die Schraube gleich komplett aus. Wenn die Schraube zugänglich ist und das umgebene Material es erlaubt, bekommt sie vorher eine Wärmebehandlung. Dazu erhitze ich die Schraube mit einer sehr feinen, extrem heißen Flamme um der Schraube die Härte zu nehmen. Dann mit viel Sorgfalt ankörnen, und mit einem feinen Bohrer eine Führungsbohrung ausführen. Am besten unter einen guten Ständerbohrmaschine und das Werkstück in einem Maschinenschraubstock einspannen.
In ganz speziellen Fällen schweiße ich eine Sechskantmutter auf. Wenn der Kopf durch Zangen oä zerstört ist, kann man auf diese Weise wieder Kraft ausüben. ich lege zum Schutz des Hobels, Motors.. was auch immer zuerst eine große flache Scheibe über den Schraubenkopf. Die Scheibe wird mit Trennmittel besprüht um ein Anhaften zu vermeiden. Dann kommt eine Mutter über den kaputten Schraubenkopf, ein knapp passende Mutter, die ich von innen verschweiße. Dann kann man mit einen Steckschlüssel die alte Schraube lösen.
Tschüß Jürgen
Re: Stanley-Fragen
Verfasst: Mo 20. Dez 2004, 17:57
von Marc Waldbillig
[
In Antwort auf #104022]
Hallo,
Ich hab auch ein Schraubenproblem. An meinem 60 1/2 R ist das Gewinde der Feststellschraube verbogen. (Balkonsturz 5m tief)Wie kann ich das Gewinde wieder richten, ohne einen Achter reinzubiegen? Es handelt sich hierei um "manganese bronze".
Für eine Antwort wär ich sehr dankbar, denn der Rabbet ist mein Favorit.
Gruß, Marc
Re: Stanley-Fragen
Verfasst: Di 21. Dez 2004, 04:30
von Friedrich Kollenrott
Hallo Marc,
die Feststellschraube (die unter der Kappe zum Festziehen des Eisens)?. Sicher schwer, da wieder was gerade zu biegen, ohne das Gewinde zu vermurksen, und wenn das Gewinde erstmal kaputt ist, kriegst Du es nicht wieder hin, weil hiesige Gewindeschneider nicht passen, da fehlt den Amis mit ihrem Indianergewinde die Kultur.
Am besten lässt Du Dir von Lie- Nielsen ein Ersatzteil schicken, die sind sehr hilfreich und es dürfte kein Problem sein.
Friedrich
Re: Stanley-Fragen
Verfasst: Di 21. Dez 2004, 09:22
von Marc Waldbillig
Friedrich,
Ja, hab mir auch schon gedacht, dass das schwierig wird. Deshalb hab ich es erst gar nicht versucht. Bei der nächsten Bestellung werd ich mir ein Ersatzteil mit bestellen.
Vielen Dank, Friedrich
Gruß, Marc