Seite 1 von 2

Aufgeleimte Hobelsohlen

Verfasst: So 21. Nov 2004, 18:38
von Andreas Winkler

Hallo allerseits,

mich würde mal interessieren, seit wann es üblich ist, unter (fabrikproduzierten) Hobeln eine Sohle aus einer verschleißfesteren Holzart als der des Hobelkastens zu leimen. Weiß irgend jemand dazu etwas ?
Und seit wann gibt es eigentlich „Reformputzhobel“ ?

Danke für eure Antworten !

Gruß, Andreas



Re: Aufgeleimte Hobelsohlen

Verfasst: Mo 22. Nov 2004, 08:14
von Wolfgang Jordan

Hallo Andreas,

genau kann ich diese Frage nicht beantworten, kann mich auch nicht erinnern, in diesem Zusammenhang schon mal Jahreszahlen gelesen zu haben. Einen Hinweis gibt aber ein Katalog von Friedrich Ott aus den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts. Die handschriftlichen Vermerke auf einer Seite zeigen, daß damals der Reformhobel schon bekannt war und Pockholzsohlen aufgeleimt wurden:
http://www.holzwerken.de/museum/hersteller/kataloge/ott1_06x.phtml
Auf dieser Seite kann man sehen, daß eine Pockholzsohle nicht ganz billig war:
http://www.holzwerken.de/museum/hersteller/kataloge/ott1_03.phtml
Zu dieser Zeit wurden Hobel noch aus Weißbuche hergestellt. Als man später zunehmend Rotbuche verwendete, wurde zumindest für die Sohle Weißbuche beibehalten.
Ehrlich gesagt weiß ich nicht ganz genau, was unter einem Reformhobel verstanden wird. Mir scheint, daß heute damit die Eisenfeineinstellung gemeint ist. Aber früher bezeichnete man damit wohl die Eisenbefestigung mit einer eisernen Klappe, ähnlich wie bei den Eisenhobeln. Eine Ulmia-Werbung von 1934 zeigt den Reformputzhobel:
http://www.holzwerken.de/museum/hersteller/ulmia_anzeige3.jpg
Ich meine aber in einem Ulmia-Prospekt einen Zeitungsbericht von ca. 1900 gesehen zu haben, in dem schon vom Reformhobel die Rede ist.

Gruß, Wolfgang


Re: Vermutung

Verfasst: Mo 22. Nov 2004, 09:17
von Christof

Hallo Wolfgang und Andreas,
mich erstaunt immer wieder, daß man sämtliche Hobel in Weißbuche massiv anbieten konnte. Könnte es sein, daß es eben doch schwierig wurde, an geeignetes Holz heranzukommen und man deshalb darauf kam Weißbuche nur noch für die Sohle zu nehmen?

Viele Grüße, Christof

PS: Wolfgang sind meine Sägemails angekommen?




Re: Aufgeleimte Hobelsohlen

Verfasst: Mo 22. Nov 2004, 11:59
von Christian Aufreiter

Hallo, zusammen,

auch ich denke, dass der Begriff "Reformhobel" heute in einem anderen Zusammenhang gebraucht wird, als es historisch üblich war. Nicht selten werden Holzhobel mit Eisenfeineinstellung (z. B. ECE Primus) als Reformhobel bezeichnet.
Ursprünglich dürfte das Wort Reformhobel, wie von Wolfgang erwähnt, für jene Hobel mit "reformierter" Eisenbefestigung gebraucht worden sein.
Möglicherweise könnte auch ein Verbindung mit der Maulverstellung, wie sie an Refromputzhobeln zu finden ist, bestehen.
Was meinst du dazu, Wolfgang?

Herzliche Grüße

Christian


Re: Aufgeleimte Hobelsohlen

Verfasst: Di 23. Nov 2004, 08:25
von Wolfgang Jordan

Hallo Christian,

ich habe gestern noch ein paar Kataloge und Bücher durchgeblättert, aber keine genaue Definition gefunden. Es ist aber wohl so, daß die Eisenfeineinstellung nichts mit dem Begriff 'Reformhobel' zu tun hat. Auch heute wird es nicht so gebraucht. Es gibt nämlich auch Hobel mit Eisenfeineinstellung, die keine Reformhobel sind. Als Beispiele hier die entsprechenden Seiten von ECE und Ulmia:
http://www.ecemmerich.de/primus-hobel.html
http://www.ulmia.de/Deutsch/Ulmia-Hobel_2.htm
Mir scheint, daß der Name Reformhobel eine Mischung aus Eisenbefestigung, Pockholzsohle und verstellbarem Maul ist. Was davon zwingend ist, weiß ich auch nicht. Aber ich werde mal Herrn Emmerich fragen, der sollte es wissen.

Der Zeitungsartikel, den ich gestern erwähnte, stand übrigens am 10. März 1898 in der Ulmer Zeitung. Darin wird über den Neubau der Fabrik von Georg Ott berichtet. Unter anderem ist da auch von dem Reformhobel die Rede.

Gruß, Wolfgang


.. oder nur Pockholzsohle?

Verfasst: Di 23. Nov 2004, 08:35
von Wolfgang Jordan
[In Antwort auf #103513]
Hallo,

gerade sehe ich, daß Friedrich Ott Reformputzhobel verkauft hat, die einen konventionellen Holzkeil besitzen:
http://www.holzwerken.de/museum/hersteller/kataloge/ott2_10.phtml
Also vielleicht gehört wirklich nur die Pockholzsohle und ein verstellbares Maul dazu?

Gruß, Wolfgang


Reform=verschiebbares Maul

Verfasst: Di 23. Nov 2004, 13:50
von Dieter Schmid

Hallo,

Bei beiden deutschen Herstellern, sowohl ECE als auch ULMIA, ist mit dem Begriff "Reform" bei Putzhobeln immer das verstellbare Hobelmaul gemeint und zwar unabhängig davon, ob der betreffende Hobel mit einer Eisenfeineinstellung oder nicht ausgestattet ist. Woher diese eigenartige Begriffsbildung kommt, weiß ich auch nicht.

Hoffe ein bißchen geholfen zu haben.
Dieter


Re: Reform=verschiebbares Maul

Verfasst: Di 23. Nov 2004, 18:53
von Andreas Winkler

Hallo allerseits,

erstmal Danke für die Antworten.
Könnte es sein, daß der Begriff "Reformhobel" für die allerersten Hobel mit Bolzenwiderlager eingeführt wurde ?
Vieleicht war diese Neuerung für die Hersteller dermaßen bahnbrechend, daß sie den Hobeln gleich einen anderen Namen gaben.
Könnte doch sein, daß die ersten "Bolzenhobel" besonders gute Putzhobel waren, da sie ja bekanntlich breitere Hobelspäne besser durchlassen als Hobel mit Wangenwiderlager. Kennt jemand Reformhobel mit Wangenwiderlager ?
Ich bilde mir ein, in einem ECE-Katalog von ca. 1995 mal was von einem Reform-Schreinerklüpfel (Klüpfel mir verstellbarem Maul ?;-))gelesen zu haben. Leider kann ich den Katalog nicht finden !

Christofs Gedanke zur Verfügbarkeit des Weißbuchenholzes wird wohl der Grund gewesen sein, daß man letzendlich sparsamer damit umgegangen ist und nur noch die Sohle aus WB-Holz gemacht hat den Rest aus Buche.
Vieleicht waren aber auch die relativ großen Dimensionen, die man für einen normalen Hobel benötigt hat, aus Weißbuche noch problematischer und vieleicht langwieriger zu trocknen als aus "normaler" Buche ? Hobelkeile, Simshobel und natürlich die Sohlen (schmälere Stücke also) werden ja nach wievor noch aus Weißbuche gemacht, vieleicht weil die sich leichter trocknen lassen.

Weiß jemand, ob die ersten Sohlen auch schon mit Profilierung aufgeleimt wurden ?

Gruß, Andreas



Re: Aufgeleimte Hobelsohlen

Verfasst: Di 23. Nov 2004, 20:51
von Christian Aufreiter
[In Antwort auf #103549]
Danke für deine Bemühungen, Wolfgang!
Und danke an Dieter für die Erklärung!

Herzliche Grüße

Christian


Re: Reform=verschiebbares Maul

Verfasst: Mi 24. Nov 2004, 08:46
von Wolfgang Jordan

Hallo Andreas,

ich glaube nicht, daß sich 'Reform' auf das Keilwiderlager bezieht. In einem Ulmia Patent (Schweizer Patent # 196033 von 1938, Keilhaltevorrichtung an Handhobeln) wird einleitend darüber gesprochen, daß die bisherigen metallischen Keilwiderlager völlig unzulänglich sind. Sie verengen das Spanloch zu sehr, die Auflagefläche für den Keil ist zu gering, die Lage ist ungünstig usw. Das klingt mir nicht nach einer Innovation, die einen so hochtrabenden Namen verdient hätte.
Auf der Katalogseite von Friedrich Ott, die ich angeführt hatte, sind zwei Reform-Putzhobel zu sehen, einer mit Bolzenwiderlager und einen mit eiserner Klappe und Schraube. Auch das spricht gegen deine Theorie. Daß aber hinter dem Namen 'nur' das einstellbare Maul steht, hätte ich auch nicht vermutet.
Den Reformklüpfel habe ich auch gesehen, weiß aber nichts Näheres.

Gruß, Wolfgang