Seite 1 von 2
Verletzungen etc.
Verfasst: Mo 15. Nov 2004, 16:52
von Andreas Meisel
Hallo Holzfreunde!
Auch wenn man immer relativ vorsichtig und überlegt arbeitet, lässt es sich scheinbar manchmal nicht vermeiden, dass man sich verletzt. Der Teufel schläft halt nicht!!
Bisher hatte ich bis auf einige Kleinigkeiten immer großes Glück ,- und im Ganzen gesehen, bin ich noch weitaus unversehrter, als so mancher meiner Sport- begeisterten Freunde.
Nur einmal habe ich mir durch das Balancieren (ok, ok,- das war wirklich nicht überlegt!) auf einem Gerüstbock das Handgelenk gebrochen (Der Bock sank ein, und ich flog nach vorne herunter, die Akkubohrmaschine habe ich wohlweislich so hoch gehalten, dass sie nicht einmal dreckig wurde . . . ). Zuvor hatte ich mir (ist lange her) beim Schalung bauen den Daumenfingernagel zerhauen. Und beim Granitsteinzuhauen den Handwurzelknochen arg beschädigt. Und dieses Jahr habe ich mir beim Arbeiten mit dem Ziehmesser (Baumkanten entfernen), dieses gründlich in das Schienbein gerammt. Das Beste meiner Erfahrung nach in solchen Fällen ist weiterarbeiten (außer beim Handbruch, und nachdem man alles verbunden/desinfiziert hat!), dann ist es am schnellsten wieder vergessen. Außerdem scheint die Verletzungsgefahr beim Arbeiten unter Zeitdruck exorbitant zu steigen!
Versteht mich nicht falsch, ich möchte damit keinesfalls Mitleid oder ähnliches erwecken, mich würde es nur interessieren, wie das bei euch so läuft und wie ihr damit umgeht.
Mit unfallfreien Grüßen
ANDI
Re: Verletzungen etc.
Verfasst: Mo 15. Nov 2004, 17:53
von Christian Aufreiter
Hallo, Andi,
tut mir Leid, dass es dich sozusagen schon mehrmals erwischt hat.
Vielen Dank für den Beitrag, ich denke, es schadet nicht, wenn wir uns hie und da gegenseitig zu etwas mehr Vorsicht mahnen. Gerade wenn sich ein Arbeitstag oder ein Projekt zu Ende neigt, will man, zumindest geht es mir so, noch schnell, schnell fertig werden. Dann tendiere ich oft zu Leichtsinn und Ungeduld, erfreulicherweise blieb ich von gröberen Blessuren bisher verschont, meistens wurde durch unüberlegtes, hastiges Vorgehen bloß das - fast fertige - Werkstück beschädigt.
Herzliche Grüße
Christian
Re: Verletzungen etc.
Verfasst: Mo 15. Nov 2004, 18:06
von Ingo Thiel
Hallo Andi!
Du hast Recht.Beim auf die Finger kloppen hilft es,den entsprechenden Finger STARK
zu massieren(besonders bei Kälte)und weiter geht's.War's zu doll muss der Chirurg
ran.Blutblasen sind auch immer unnett,aber 5min das Taschentuch stramm rumgewickelt und gut is.Ansonsten hat man ja eine frische Tätanusimpfung.
Ingo
Ps.Vorbeugen ist besser als auf die Schuhe zu Ko....!
Re: Verletzungen etc.
Verfasst: Mo 15. Nov 2004, 18:06
von Marc Waldbillig
[
In Antwort auf #103338]
Andreas,
Da sprichst du was an. Eichebohlen auf der Abrichte, 50 mm, 2 m lang, den ganzen Tag gearbeitet und unter Druck, der Handschuh der linken Hand rutscht raus und wird von der Welle erfasst, zwei Fingerkuppen weg.
Wie ich damit umging: Weil ich meinen Lebensunterhalt nicht mit Holz verdiene, habe ich meine Maschinen alle verkauft. D.h. alle Tischmaschinen: Kreissäge; Abricht- Dicktenhobel, Bandsäge und Absauganlage. Konsequenz: Ich hab eine neue wundervolle Welt des Lernens und Schaffens entdeckt, die mir vielleicht sonst verschlossen geblieben wäre. Für das Geld der Maschinen hab ich mir eine Neanderthal-Werkstatt aufgebaut (und bin noch dabei, denn das geht nicht so fix). Ich spüre jeden Tag die Freude mit einem Werkzeug Holz zu bearbeiten und vor allem etwas zu schaffen, sei es eine Falz, ein Brett oder Zinken. Egal was es auch ist, man ist nah am Holz und nicht an der Maschine in Staub gehüllt oder unter Zeitdruck. Diese Verbindung zu den schönen Dingen ist es wert, dass ich einen Teil meiner Lebenszeit darauf verwende. So hat mir bis jetzt mein größter Unfall geholfen, man kann sagen die Augen zu öffnen.
Für mich war es hilfreich, in dieser Situation innezuhalten (3 Wochen Krankenurlaub) und mich von meiner 2. Arbeit wegzubringen, denn das war es schlussendlich. In dieser Zeit hab ich auch dieses Forum entdeckt. Christofs Beitrag über das Hobeln eines unbändigen Brettes hat mir gezeigt, dass es auch einen anderen Weg gibt, mit Holz zu machen und dafür möcht ich ihm an dieser Stelle danken.
Gute Besserung Andreas,
Marc
P.s. Ich hab noch was gelernt bei einem Sturz oder Ähnlichem: kein Gerät ist es wert in der Hand gehalten zu werden, Ausnahme: ein guter Metallhobel :-)
Re: Verletzungen etc.
Verfasst: Mo 15. Nov 2004, 19:41
von Andreas N.
Hallo.
Das kann ich auch bestätigen. Eile hat mir auch schon zu Narben verholfen.
Auch ,,mal schnell" etwas, mit für die Arbeit nicht gedachtem, Werkzeug zu machen, kann ungesund sein. Wollte mal im Garten Schmieden und hatte grad nur ne Wasserpumpenzange - die alte Feile ist mir unters Kinn geknallt (4 Stiche) und in den Hemdkragen gerutscht( Loch im Hemd, da ich mich vorbeugte und einige gut gebräunte Stellen auf der Brust. Die meisten Unfälle bei denen man zum Arzt will sind auch Samstags, wenn nur das Krankenhaus auf hat und dies vor Heimwerkern überquillt( da hab ich mal einen gesehen der hatte sich in die Hand gebohrt und war nicht auf die Idee gekommen den Bohrer aus zu spannen und lief mit der Maschiene rum %:-/ ).
Wenn man abgelengt wird, ist auch nicht unbedingt gut:
Ein Geselle zu mir:"Pass auf das ist noch warm". sagts und legt nen Verschnörkeltes Gitterstück zum prüfen auf die Zeichnung die sofort verkohlt.
Einer ruft durch die Werkstatt:"Was ist mit dem Auftrag Nr. xyz?"
Er:"Den hab ich noch nicht ganz vertig den AAAAAA!!!!" springt rum und lauft zum nächsten Wasserfaß - In der Handfläche hatte er so 14 Monate schöne Muster.
Alle in der Werkstatt lagen vor Lachen unter den Werkbänken (HaHa Bränding ist doch jetzt aktuell?!HAHa), da alle seine Warnung, 10 Sekunden vorher, gehört hatten.
Schöne Grüße
Andreas N.
Re: Verletzungen etc.
Verfasst: Mo 15. Nov 2004, 23:35
von Martin Krenzer
Hallo,
leider ist das Arbeiten ausschließlich mit Handwerkzeugen auch keine Garantie dafür, unverletzt zu bleiben. Lediglich die "Qualität" der Verletzung ist vermutlich etwas geringer. Sich gleich eine Fase an den Fingerkuppen, wie es dir, Marc, leider passiert ist, anzubringen, wird mit einem Handhobel wohl kaum passieren. Wenn ich an die vielen Schnittverletzungen, die ich mir allein mit Stemmeisen oder abgerutschten Sägen zugezogen habe denke (alles bisher glücklicherweise nichts Gravierendes, dennoch ist mir der Spott gewiss, wenn ich am nächsten Tag mit fünf Pflaster-verzierten Fingern im Büro erscheine), liegt m. E. die Ursache aber nicht an der ausschließlichen Nutzung von Elektro- oder Handwerkzeugen, sondern zumindest bei mir vielmehr an dem, was Christian beschrieben hat: gerade noch mal etwas fertig machen, sich selbst unter (Zeit-)Druck setzen, vielleicht auch sich selbst und anderen beweisen wollen, dass man dies oder jenes Werkstück "ruckzuck" fertig gestellt hat in froher Erwartung auf anerkennende Worte ("Das hast du selbst gebaut? Und so schnell? Boah ey!"). Gerade dieser selbstgemachte Druck, das Projizieren von beruflichen Anforderungen ("Prozessoptimierung") führt zu Leichtsinnigkeit und ist ja gerade im Hobbybereich vollkommen überflüssig. Für mich persönlich wird es notwendig sein, das Holzwerken (noch) mehr mit Muße auszufüllen und mehr als Ausgleich für des Tages Last und Müh' zu verstehen. Ohne Hektik und eigene "Zielvorgaben" reduziert sich auch erheblich das Unfallrisiko.
Ich gehe in mich!
Gruß
Martin
Re: Verletzungen etc.
Verfasst: Di 16. Nov 2004, 08:21
von Wolfgang Jordan
[
In Antwort auf #103338]
Hallo Andreas,
bei mir sind es zum Glück bisher immer kleinere Verletzungen gewesen, meistens Schnitte oder Abschürfungen. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß ich oft schon vorher spüre, daß etwas schief gehen wird. Viele Verletzungen hätte ich also vermeiden können. Die Amerikaner haben den Spruch "If it slips, where's it gonna go?", den man immer im Hinterkopf haben sollte: Wenn es (das Werkzeug) abrutscht, wo kann es Schaden anrichten?
Gruß, Wolfgang
Re: Verletzungen etc.
Verfasst: Di 16. Nov 2004, 11:45
von Thomas Jacobi
Hallo Marcus, Andreas, Ingo, Wolfgang, alle anderen
Du hast mir eine Fingerkuppe voraus. Ich habe damals ebenfalls Zeit gehabt zum Ueberlegen und in den Jahren darauf wenn ich mit meinem von der Abrichte zugespitzten linken Ringfinger nach kurzem Klavierspielen schon Schmerzen hatte oder bei der Bambusquerfloete der Ton fieselig klang weil ein Loch schlecht abgedeckt.
Auch das Bild wie ein Zimmererfreund der von einem hochschnellenden Balken die auslaufende Motorsaege auf die Brust bekam ist mir noch und wird mir immer gewaertig sein.
Und wie Dir und anderen sind diese Erfahrungen gewiss mitbestimmend fuer den Umgang mit allem was die natuerliche Vollkommenheit des Koerpers allzu leicht beschaedigen kann. Ebenso und noch mehr kann man sich natuerlich auch mit Auto und Motorrad grossartig zuschanden richten.
Sicherlich ist die beste Vorsichtsmassnahme ueberhaupt sich nicht nur aufs Endresultat oder Produkt zu konzentrieren sondern zunehmend Sorgfalt aufs Wie ueberfliessen zu lassen. Schuld hat keine Maschine, sondern das Ueberantworten der Koerperweisheit an bewusstloses Wurschteln, hier ist des Pudels Kern. Sowass geht frueher oder spaeter immer uebel aus.
Wer liebt was er tut und sich Stress vom Leib haelt ist nicht nur gesuender und gluecklicher sondern bleibt verschont von zerstoererischen Todessehnsuechten die hinter der Missachtung der inneren warnenden Stimmen stehen.
Sinnvolles Thema, Andreas, hat nicht nur mit Schreinern zu tun.
Gruesse,
Thomas
Re: Verletzungen etc.
Verfasst: Di 16. Nov 2004, 12:32
von Joachim Kühn
Hallo an alle aktive und passiven Forumsteilnehmer
Ähnlich ging es mir als ich vor einigen Jahren "auf die Schnelle" noch ein paar Fußleisten mit der Kreissäge bearbeiten wollte. Das Ergebnis war eine etwas verunstaltete Fingerkuppe des linken Mittelfingers, den ich etwas zu nah an das auslaufende Sägeblatt gebracht hatte. Seitdem weigere ich mich (sehr zum Leidwesen einiger Leute im Bekanntenkreis) noch einmal etwas "auf die Schnelle" zu machen oder mich, wenn ich mich nicht wohl fühle bzw. unkonzentriert bin, an eine Maschine zu stellen. Entweder ich bin fit, oder ich lasse die Finger von Werkzeug und Maschine. Mit dieser Einstellung bin ich seitdem (toi, toi, toi) weitgehend verletzungsfrei geblieben.
Allen Mitlesern/-innen kann ich nur eindringlich zu einer ähnliche Einstellung raten. Mit ist natürlich bewußt, daß das für jemanden der mit der Holzbearbeitung sein tägliches Brot verdienen muß, oft leichter gesagt als getan ist.
Gruß
Joachim
Re: Verletzungen etc.
Verfasst: Di 16. Nov 2004, 13:31
von Marc Waldbillig
Thomas, Joachim, Martin, Wolfgang und die andern,
Ich geb euch Recht, wenn ihr sagt, der Punkt ist das Wurschteln, oder unter Druck arbeiten oder etwas auf die Schnelle noch hinbiegen und nicht ob ich ne Abrichte oder einen Handhobel benutze. Nur ist die Verführung sehr groß möglichst viel schnell zu eliminieren und schon sitzt man in der staubigen und lärmenden Maschinenfalle. Man will ja irgendwann zu den angenehmen Seiten des Hobbies kommen, sprich Zapfen sägen, stemmen usw., und so will man's halt hinter sich bringen. Da lauerte für mich die Gefahr.
Beim Umstieg in Richtung Neanderthaler, hab ich schlagartig eben erst gemerkt, dass es nicht vorrangig ist, schnell viel herzustellen. Will sagen durch den Umstieg kam bei mir auch die Ruhe hinein und immer mehr der Holzgenuss.
Gruß,
Marc