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Abfall, oder Rohstoff? Ein Dilemma
Verfasst: Do 11. Nov 2004, 13:44
von Berthold Cremer
Hallo ihr Holzwerker!
Ab wann ist ein Stück Holz Abfall und gehört weggeworfen oder verheizt?
Dazu muss ich sagen, dass ich ein eher sparsamer Mensch bin und nichts von der Wegwerfmentalität halte.
Bei mir ist das so: Beim Sägen egal ob von Hand oder mit der Maschine bleibt ein kleines Stück über. Sagen wir einmal eine Leiste von etwa 2 x 3 cm und einer Länge von 40 100 cm. Es könnte aber auch wesentlich stärker oder schwächer sein. 0,5 cm 5 cm. Was macht man mit dem Stück? So ein tolles Stück Holz kann man doch nicht wegwerfen das kann man später sicher noch brauchen. Vielleicht kann man es später einmal irgendwo anleimen oder unterlegen . . . Also kommt es in die Ecke zu den anderen vielen Leisten, die dort schon stehen.
Wenn man dann später eine Leiste braucht, ist leider keine passende dabei. Vielleicht ist es nicht das richtige Holz. Oder sie passt im Querschnitt, ist wenige Zentimeter zu kurz, vielleicht es ist kein passender Querschnitt dabei. Doch: Da gibt es ein Stück, das passen würde aber da muss man so viel wegschneiden das ist eigentlich Verschwendung.
Das Ergebnis: Der Vorrat an Das-kann-man-später-immer-noch-einmal-verwenden-Holz wird immer größer, nimmt viel Platz weg und trotzdem findet man selten das passende Stück. Und wenn, dann ist es fast schon zu schade um es anzuschneiden. Wenn man es dann doch verwendet weil man eigentlich nichts davon wegschneiden muss - dann ist man aber stolz: Das hat mindestens XX Jahre in meiner Werkstatt gestanden und jetzt hat es doch noch gepasst gut, dass ich es aufgehoben habe!
Bin nur ich so? Haben noch mehr dieses Leiden? Muss man das behandeln oder ist das noch normal?
Berthold
Re: Abfall, oder Rohstoff? Ein Dilemma
Verfasst: Do 11. Nov 2004, 14:02
von Thomas Jacobi
Mal anders gefragt : Ist es Dir wichtig normal zu sein? Zumindest als normal betrachtet zu werden?
Persoenlich habe ich diesen Anspruch in sich verwittern lassen und trage mich sehr gut damit da ich ein gesundes Vertrauen in und Wohlgefuehl mit meinen Werten habe. Freilich waere eine Gruppentherapie vorstellbar, doch nachdem hier die generelle Tendenz nicht zu Vertraulichkeiten geht werde auch ich nicht alle meine Schlagseiten an die Glocke haengen.
Nur soviel, gewiss kann man aus allem noch was machen, irgendwann. Nachdem ich beschlossen habe 350 Jahre zu leben nehme ich nur das als Brennholz was in meinem unterfreiemHimmelholzlager der natuerlichen Verwitterung zum Opfer gefallen ist. Hat zwar keinen Heizwert mehr, doch ich habe eh nur eine staendige Lagerfeuerstelle inmitten der Terrasse um das die Kinder (gross und klein)gerne sitzen oder herumtanzen, da spielt das keine Rolle mehr und mein Gewissen ist beruhigt.
Gruesse aus Athen,
Thomas
Re: Abfall, oder Rohstoff? Ein Dilemma
Verfasst: Do 11. Nov 2004, 14:06
von Christoph Nowag
Hallo Berthold,
ich habe ein ähnliches Problem. Insbesondere macht es mich wahnsinnig, wenn ich nichts mehr wiederfinde. Ich habe zur Zeit die Frage so gelöst:
Ich habe vier Kisten in die ich Restholz sortiere:
- größere Stücke
- mittelgroße Stücke
- kleine Stücke
- Holz, das nur noch als Hilfe beim Verleimen, als Bohrunterlage etc. hilft.
Die Holzreste stehen aufrecht in der jeweiligen Kiste, damit ich den Überblick behalte. Bevor ich 'Neuholz' anfasse schaue ich erst mal kurz in die entsprechende Kiste. Meistens kann ich zwei Kisten aufeinander stapeln.
Viele Grüße
Christoph
Re: Abfall, oder Rohstoff? Ein Dilemma
Verfasst: Do 11. Nov 2004, 14:14
von Dirk Boehmer
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In Antwort auf #103193]
Hallo Berthold,
es gibt ja auch Leute, die sagen, alles was man in den letzten 2 Jahren nicht gebraucht hat, wird man nie mehr brauchen. Ist halt alles so eine Sache.
Bei Buechern und Zeitschriften ist das wie mit dem Holz bei mir genauso wie bei Dir. Allerdings habe ich in der letzten Zeit meine Vorgehensweise leicht geaendert. Ich habe jetzt immer einen Eimer in meiner Arbeitsnaehe bereitgestellt, in den ich sofort kleine Holzreste werfe. Das dient dann im Haus zum Ofen anmachen, also aus dem Auge aus dem Sinn. Denn wenn ich die Reste erst irgendwo ablege, dann bleiben sie auch dort liegen.
--
Dirk
Re: Abfall, oder Rohstoff? Ein Dilemma
Verfasst: Do 11. Nov 2004, 14:20
von Steffen Pertsch
[
In Antwort auf #103193]
Also du bist nicht allein, ich zähle mich auch zu der Spezies die es reut etwas wegzuwerfen, was in meinen Augen noch zu irgendetwas zu gebrauchen ist.
Da ich jetzt einen Ofen in meine Werkstatt einbauen will, musste der alte Holzlagerplatz an der Wand weichen.
Letztenendes habe ich den schweren Werstattschrank nach vorne verlagert und in dem entstehenden Meter dahinter das Holz schön sortiert untergebracht. Dabei konnte ich endlich einmal alles aussortieren und habe noch einen 30 (!) cm dicken Glasplattenstapel von meinem Großvater unter all dem Holz entdeckt!
Wenn man sich in meiner Werkstatt so umschaut sieht man allerhand von so kleinen Abschnitten, Reststücken, Fundstücken, usw. die irgendwo mal übrig geblieben sind.
Ich brauche dann immer mal 1, 2 Tage im Jahr wo ich diese Aufheb-Mentalität ablege und rigoros aufräume, danach geht es mit dem Aufheben weiter.
Aber ich muss sagen, das schönste Gefühl in dieser Hinsicht ist in der Tat, wenn man etwas findet, das man vor längerer Zeit aufgehoben hat und jetzt endlich, wie die Faust aufs Auge passend, verwenden kann.
Re: Abfall, oder Rohstoff? Ein Dilemma
Verfasst: Do 11. Nov 2004, 14:27
von Dirk Boehmer
Hallo Steffen,
> Aber ich muss sagen, das schönste Gefühl in dieser Hinsicht ist
> in der Tat, wenn man etwas findet, das man vor längerer Zeit aufgehoben
> hat und jetzt endlich, wie die Faust aufs Auge passend, verwenden kann.
Stimmt, allerdings passiert mir das selten, sondern eher in der Form: Was ich gestern weggeworfen habe, finde ich bestimmt morgen eine Situation, wo ich es gut gebrauchen koennte.
--
Dirk
Re: Abfall, oder Rohstoff? Ein Dilemma
Verfasst: Do 11. Nov 2004, 14:33
von Dirk Boehmer
[
In Antwort auf #103195]
Hallo Christoph,
ich habe auch so eine aehnliche Sortierung von Holz:
- 1 grosse Kiste mit Massivholzresten, kleinere Stuecke
- 1 grosse Kiste mit Sperrholz/Spannplatten-resten, kleinere Stuecke
- 1 Eimer Anmachholz
- 1 kleine Kiste mit kleinen Holzkloetzchen und Keilen
- 1 Wandregal, wo ich groessere Stuecke ablegen und stapeln kann
--
Dirk
Leisten zu Wurstzangen! *MIT BILD*
Verfasst: Do 11. Nov 2004, 14:36
von Friedrich Kollenrott
[
In Antwort auf #103193]
Hallo Berthold,
ja, so ist es: Die Leisten werden immer mehr. Teilweise ist das wohl auch der Fluch der Kreissäge.
Manchmal verwende ich Abfallleisten (aus feinstem Holz) als Blumenstöcke. Man kann auch welche zum Drachenbau verwenden (vorausgesetzt, man hat Kinder oder Enkel im entsprechenden Alter). Oder Bilderrahnem bauen. Oder: Zu Weihnachen bekommt von uns jeder in Frage kommende Nicht- Vegetarier eine selbstgebaute Wurstzange (s. Bild). 6 Stück hat meine Frau bestellt. Rat mal, woraus ich die mache.
Leider ist aber denn doch in vielen Fällen der Ofen letzte Station. Immerhin, sinnvoll ist auch das.
Man sollet sich bemühen, beim Zuschneiden langsamer und noch überlegter (!) zu arbeiten, manchmal kann man den Abfall dadurch verkleinern. Das Problem selbst ist damit aber ungelöst und wird es auch bleiben, solange wir nicht in Heimarbeit Spanplatten fertigen.
Friedrich

Re: Abfall, oder Rohstoff? Ein Dilemma
Verfasst: Do 11. Nov 2004, 14:43
von Dieter Macher
[
In Antwort auf #103193]
Hallo Berthold,
Augenscheinlich machst Du Dir ernsthafte Gedanken über eine eventuell bald anstehende therapeutische Maßnahme diesbezüglich....Nun ja, ich denke dann könnte sich ein Großteil von uns zu einer Gruppe zusammentun, und eine entsprechende Fachklinik für die nächsten 16 Wochen ( LZT )komplett "anmieten".
So, und jetzt mal im Ernst:
Ich hebe fast jeden Rest auf, unabhängig davon welches Holz und welches Maß.
Drei "grobe" Kategorien: Eventuell noch verarbeitbar / "Bauholz" ( Säge & Bohrunterlagen, Zwischenlagen beim Verleimen usw.) und die Dritte Kategorie ist die " ich werde irgendwann mal zu einem Mosaik-Rohling verleimt"-Größe.
Letztere sind insbesondere kleine und kleinste Klötzchen von Laubholzarten.
Wenn man das ganze richtig organisiert ( bereits geschildert, in Kisten o.ähnl. verstaut) nimmt das garnicht mal soviel Platz weg.
In den Ofen wandert bei mir das wennigste, Brennholz beziehe ich aus anderer Quelle.
So gesehen bist Du genauso normal wie jeder andere auch, oder jeder andere ist genauso behandlungs-bedürftig wie Du.
Ein kleines Beispiel der Verwertung von kleinsten Klötzchen: Die eigenen sich hervorragend für Dosendeckel-Knöpfe, echte Minireste von nur wennigen mm im Durchmesser nehme ich für Einlagen von " Augen ". Also z.B. Einen winzigen Ebenholzrest drehe ich rund auf D = 4 mm und "fülle" damit einen Messingring mit passenden Innendurchmesser. Dieses " Auge" wird dann in einen Dosenknopf
( z.B. Kirschenrest ) eingesetzt. Eine sehr attraktive Detailverzierung.
Gruß Dieter M.
Re: Abfall, oder Rohstoff? Ein Dilemma
Verfasst: Do 11. Nov 2004, 16:15
von Jürgen z.H.
Hallo Berthold,
ich kann Holz nicht wegwerfen. Ich habe dieses Leiden von meinem Vater und Großvater geerbt. Mein Großvater hat 70 Jahre lang Holz gehortet. Er hatte einen großen Hof mit großen Hallen in denen an allen möglichen Ecken Holz gelagert wurde. Das meiste haben die kleinen Würmer gefrühstückt.
Solange er lebte konnte man fast jede heimische Holzart in jedem Maß bei ihm finden. Interessant war, dass das gesamte Holz auf einer riesigen Fläche zwischen Metall Maschinen etc versteckt war. Keiner hätte jemals etwas wiedergefunden. Er fand alles wieder und wußte zu jedem Brett woher er es hatte.
Ich habe mittlerweile eine Garage vollgestellt und arbeite daran einen Schuppen 8x3m zu füllen :)
Tschüß Jürgen