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Re: Ziehender Schnitt
Verfasst: Do 26. Apr 2012, 18:10
von Christian Reiniger
Hallo Jörg,
"Aber mit genau diesem geringeren Schnittwinkel erklaert er das Besondere am ziehenden Schnitt. Wenn das alles waere, koennte man ja generell die Hobel mit den aus der Rotation resultierenden flacheren Schnittwinkeln bauen und dann normal und nicht rotiert hobeln.
Das wird aber allgemein so nicht getan."
Doch. Das nennt sich dann "Flachwinkler" ;)
Aber im Ernst: Einer der wichtigen Punkte bei einem Flachwinkler ist der niedrige Bettungswinkel, der zusammen mit einem möglichst niedrigen Fasenwinkel einen möglichst niedrigen Schnittwinkel ergibt, was wiederum das Hirnholzhobeln deutlich einfacher macht.
Man kann halt nur die Winkel nicht beliebig klein machen. Wenn der Bettungswinkel zu klein ist hat das Eisen nicht genug Halt und bei zu geringem Fasenwinkel ist die Schneide zu empfindlich. Mit einem ziehenden Schnitt kann man aber die Vorteile kombinieren -- man hat einen niedrigen effektiven Schnittwinkel, ohne dass man Fasen- oder Bettungswinkel in einen gefährlichen Bereich absenken muss.
Grüße
Christian
Re: Ziehender Schnitt
Verfasst: Do 26. Apr 2012, 18:26
von Klaus Kretschmar
Hallo Christian,
auf die Hirnholzbearbeitung mag der Satz zutreffen, dass die Verringerung des Schnittwinkels zu besserer Oberflächenqualität führt und die Arbeit erleichtert. Bezogen auf die Längsholzbearbeitung stimmt er nicht, im Gegenteil, je höher der Schnittwinkel, umso geringer ist das Risiko von Ausbrüchen. Drehwüchsiges Holz, Maserknollenholz oder anderes mit schwierigem Faserverlauf kann nicht mit kleinem Schnittwinkel bearbeitet werden, weil die Oberflächenqualität schlecht wird.
Viele Grüße
Klaus
Re: Ziehender Schnitt
Verfasst: Do 26. Apr 2012, 20:07
von Tobias Kreitel
Ich denke nicht, dass der ziehende Schnitt per se ein besseres Hobelergebnis erzeugt.
Lediglich die benötigte Kraft wird verringert, einmal, weil die effektive Schnittbreite durch den schräg angestellten Hobel kleiner wird und andererseits weil zu Anfang des Hobelstoßes nicht die komplette Schneide im 90° Winkel auf die Werkstückkante auftrifft.
Saubere Hobelergebnisse erreicht man durch hohe Schärfe und einen an die Holzbeschaffenheit angepassten Schnittwinkel (Bettungswinkel bzw. Bettungswinkel plus Fasenwinkel bei Hobeln mit Fase nach oben), sowie ein eng eingestelltes Hobelmaul.
Schöne Grüße,
Tobias
Re: Ziehender Schnitt
Verfasst: Fr 27. Apr 2012, 09:55
von Joerg Bullmann
Es nimmt kein Ende. Ich habe nochmal im Web gesucht.
Hier ein Beitrag auf the-engineer.de, der die Sache doch ganz schoen beschreibt, und zwar unten bei Abschnitt "Was ist denn nun eigentlich ein ziehender Schnitt?"
Schoene Gruesse
Joerg
Meinungswechsel
Verfasst: Fr 27. Apr 2012, 14:01
von Pedder
Hallo Jörg,
der hat das jetzt so erklärt, dass ich meine, verstanden zu haben, was am ziehenden Schnitt "zieht". Das passiert auf der Rampe nicht. Philipp hat also Recht.
Nebenbei erwähnt dieser Mensch auch, dass das ganze werkstoffunabhängig ist. Also schneidet auch mein Salamimesser "nur" besser wenn ich es ziehe (oder schiebe), weil der Schnittwinkel flacher ist?
Und bedeutet das im Umkehrschluss, dass mein LAJ mit 37° Schnittwinkel (12 Bettwinkkell + 25° Fasenwinkel) genauso schneidet wie Klaus Bestoßhobel mit 37°Schnittwinkel?
Das spräche dann allerdings dafür, eine leicht gerampte Stoßlade (ja, aufwärts Philipp) zu bauen.
Bei allen die mir bei dieser umständlichen Geburt eines Gedanken geholfen oder diese auch nur kopfschüttelnd verfolgt haben möchte ich mich herzlich bedanken. Und mich bei Klaus auch noch einmal öffentlich für das maßgebliche zerstören seines Threads entschuldigen.
Liebe Grüße
Pedder
Keine Entschuldigung notwendig,...
Verfasst: Fr 27. Apr 2012, 14:17
von Klaus Kretschmar
...lieber Pedder!
Das Thema war nicht abseitig und hatte mit dem Bestoßsystem zu tun. Interessant fand ich es überdies.
Viel wichtiger ist es mir, dass wir gemeinsam am Strick ziehen ... :-)
Herzliche Grüße
Klaus
Danke Friedrich und Philipp,
Verfasst: Fr 27. Apr 2012, 15:10
von bernhard
[
In Antwort auf #131879]
Ihr beide habt es in einfachen Worten und mit der anschaulichen Guillotine wunderbar erklärt.
Das dieses Thema nicht ganz einfach ist, konnte man bereits vor Jahren in amerikanischen Foren erkennen. Dort wurde ebenfalls sehr leidenschaftlich und noch viel länger diskutiert.
Aufgrund dieser Diskussion habe ich mir dann nur ein "einfaches" Bestoßbrett gefertigt.
Vermutlich werde ich allerdings schwach werden, wenn LN zu dem #51 noch die Führung #52 anbietet.
Viele Grüße
Bernhard
noch 1 Scheibe Salami
Verfasst: Fr 27. Apr 2012, 16:27
von Johannes M
[
In Antwort auf #131905]
Hallo Pedder,
beim Salami schneiden ist der Schnittwinkel nicht so sehr von Belang.
Es geht um die Schnittrichtung, also ob die Klinge nur senkrecht zur Schneide gedrückt wird oder ob sie gleichzeitig zur Seite gezogen wird.
Es grüßt Johannes
Schnittwinkel *MIT BILD*
Verfasst: Fr 27. Apr 2012, 18:44
von Pedder
Hallo Johannes,
nun bring mich nicht durcheinander. ;o)
"Schnittwinkel" (Siehe Bild) nehme ich als Bezeichnung auch bei der Salami, obwohl dieses keinen spanende Methode ist. Bei der Salami gilt natürlich Schnittwinkel = Keilwinkel.
Der Link von Jörg hat mir begreiflich gemacht, was Friedrich mir vorher schon eintrichtern wollte und alle anderen doch schon so begriffen hatte:
Ziehender Schnitt = schräg (zur Schnittrichtung) gestellte Schneide.
Andreas Duhmes Film hat noch mal anschaulich gemacht, was ich auch schon vorher verstanden hatte (siehe oben den Beitrag "Einschränkung"):
schräg (Zur Schnittrichtung) gestellte Schneide = niedriger Schnittwinkel
Andere Effekte oder Wirkungen des "ziehenden Schnittes" wurden hier nicht genannt. Dann gilt doch (möhe mn mich korrigieren, wenn ich zu einfach denke):
ziehender Schnitt = schräg gestellte Schneide = niedriger Schnittwinkel.
Das bedeutet auch bei der Salami führt das "Ziehen der Klinge" nur zu einem Schrägstellen in Bezug auf die Schnittrichtung und damit zu einer Verringerung des Schnittwinkels.
Natürlich gibt es dann auch noch den Effekt, dass man bei grobem Schliff feine Zähen erzeugt die dann beim ziehen wie eine Säge wirken, aber das lassen wir hier lieber weg, oder? (Bei Bestoßhobel kann ich diese Wirkung nämlich nicht erkennen.)
Liebe Grüße
Pedder

Re: Schnittwinkel, OT
Verfasst: Sa 28. Apr 2012, 09:42
von martin
Hallo,
ich wollte mir gerade zum Frühstück eine Scheibe Salami abschneiden
... ich meine, früher wär mir das leichter gefallen ;-)
Gruß
martin