welche hobel braucht der mann??

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Andreas Winkler
Beiträge: 1142
Registriert: Di 30. Nov 2021, 19:21

Re: Falz- und Simshobel und mehr

Beitrag von Andreas Winkler »

[In Antwort auf #130699]
Hallo Frank und Heiko und alle anderen,

Pedder und Berhard haben ja schon was zu Sims- und Falzhobel gesagt. Meine Ansicht dazu, allerdings aus der "Hobel-aus-Holz-Sicht".

Ein Falzhobel kann einen Simshobel nicht ersetzen. Auch nicht anders herum.

Ein Falzhobel besitzt m.M. per Definition Anschläge, die es ermöglichen, den zu hobelnden Falz genau zu begrenzen. Durch diese Anschläge und seine etwas "korpulentere" Ausführung ist er nicht so gut zum Nacharbeiten von irgendetwas geeignet (ganz sicher nicht von Zapfenbrüstungen). Er wird/wurde benötigt um möglichst einfach maßhaltige Fälze herstellen zu können, ggf. auch mit einer brauchbaren Wiederholgenauigkleit. Das Eisen hat idealerweise zwei Schneiden für beide Flächen des Falzes und ist leicht schräg zur Hobelrichtung, ein Vorschneider kann nicht schaden, damit man auch quer zur Faser hobel kann, ohne serperat vorritzen zu müssen.

Einen Simshobel benötigt man, um etwas an einer Stelle nachzuhoblen, an die man mit einem normalen Hobel bauartbedingt nicht hinkommt (bei einem Stanardhobel geht das Eisen ja nicht über die ganze Hobelbreite). In den allermeisten Fällen wird dies irgendeine Art von Falz sein. Praktischerweise kann man beide Flächen des Falzes mit dem Simshobel in der gleichen Hobelrichtung bearbeiten.
Simshobel aus Holz hat es auch mit schrägliegendem Eisen gegeben, bis vor einigen Jahren konnte man die Eisen sogar noch in vielen verschiedenen Breiten bei Wilhelm Schmitt in Remscheid nachkaufen (und das sowöhl schräg rechts und links).
Der Simshobel ist in meinen Augen also ein Werkzeug mit dem man etwas einpaßt bzw. etwas nacharbeitet. Seine Bauart empfinde ich sehr handlich.
Wenn der Hobel gut eingestellt und das Eisen scharf ist, kann man damit auch einen Falz nachputzen (man arbeitet beim Fälzen von Hand ja oft gegen die Wuchsrichtung).
Mit einem Simshobel aus Holz würde ich auch keine Zapfenbrüstung nacharbeiten wollen.

Frank, wenn Du die dt. Namen verwirrend findest, einfach fragen.
Pedder hat ja schon geholfen, wobei ich den Simshobel mit den vielen verschiedenen “Rabbet Planes” gleichstellen würde, den Falzhobel wegen der verstellbaren Anschläge unbedingt mit dem “Moving Fillister”.
Den “Shoulder Plane” habe ich bis jetzt als amerikanische Eigenheit für Zapfenbrüstungen (“tenon´s shoulder” – Zapfenbrust) gesehen.

Gruß, Andreas

P.S.: Was ich mich schon lange frage - warum sollte man eigentlich Zapfenbrüstungen zwingend nacharbeiten müssen? Würde mich sicher nicht als den supergenauesten Arbeiter bezeichnen wollen, aber eine Zapfenbrüstung wird abgesetzt und fertig. Sie soll ja sowieso verleimt werden, also Leim dran , ordentlich spannen und dann paßt der Lack. Der Sägeschnitt ist in meinen Augen egal, weil verleimt und unsichtbar.
Wenn beim Absetzen was daneben gegangen ist, sehe ich auch mit einem "Shoulder Plane" keine Rettung mehr, es muß ein neues Stück Holz her. Von Haus auf nicht am Riß abzusetzen käme mir wirklich nicht in den Sinn. Im äußersten Notfall (keine Ahnung, z.B. Brüstung nicht im Winkel) sticht man mit einem breiten Stemmeisen nach. Oder ein neues Stück Holz herrichten.



Heiko Rech
Beiträge: 2715
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Nachtrag: professionelle Holzwerker

Beitrag von Heiko Rech »

[In Antwort auf #130701]
Hallo bernhard,

noch ein Nachtrag zu den "professionellen Holzwerkern". Sagt dir Erich Brüggeman etwas? Das wäre ein gutes Beispiel. Aber du hast recht, in Deutschland gibt es wenig, die mit solchen Arbeiten, wie den von dir genannten Ihren Lebensunterhalt verdienen UND publizieren.

Kein Wunder, es ist schwierig genug, in Deutschland hochwertige Möbel zu verkaufen, wie schwierig ist es da wohl hochwertige, handgearbeitete Möbel an den Mann zu bringen. Mit deutschen Publikationen sieht es ja auch nicht so toll aus. Da wäre die Holzwerken mit entsprechendem Angebot und dann noch .... eigentlich nichts.

Gruß

Heiko


bernhard

Re: Falz- und Simshobel und mehr

Beitrag von bernhard »


Hallo Andreas,

Dein PS ist absolut richtig. Ich habe in all den Jahren vielleicht 2X etwas an der Brüstung nachgearbeitet.
Aus diesem Grund hat Frank Klausz ja geleugnet, einen zu besitzen. Denn er kann natürlich einen Zapfen ordentlich absetzen.
In der Tat ist der Simshobel ein recht wenig eingesetzter Hobel. Wenn er aber gebraucht wird, ist er in meinen Augen unverzichtbar.

Viele Grüße
Bernhard


bernhard

Deutscher Holzwerker

Beitrag von bernhard »


Danke Heiko,

schon ein Buch bestellt. Interessant ist, er wohnt ca. 25 km von mir entfernt.
Zufälle gibt es.

Viele Grüße
Bernhard


Bert Wallraff
Beiträge: 308
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Deutscher Holzwerker

Beitrag von Bert Wallraff »


Hallo zusammen,

also ich bin so ein "Profi", der mit massiv Holz sein Geld , Möbel, Treppen und Türen. Oft denke ich weniger ist mehr. In dem Buch von Garret Hack ist ein Foto von einem Werkzeugsatz eines Schreineres aus dem 18th Jahrhundert, mehr braucht man eigendlich nicht, vor allem als Neuling. Es muß auch nicht Veritas oder LN sein, bitte nicht falsch verstehen die Verarbeitung ist 1a. Einige Hobel von LN hab ich auch, neben Anant, Rekord, Selbstbauten und alten Holzhobeln. Meine Hobelbank ist eine Ulmia, ich sehe keinen Grund sie zu tauschen. Aber einer Kettenvorderzange und einem Untergestell, daß mit der Bankplatte abschließt finde ich nicht schlecht, LN hat so eine im Programm. Meinen Hobelbänken habe ich die Höhenverstellung von ECE verpaßt. Erich Brüggemann ich ist meiner Kenntnis nach nicht mehr aktiv. Er ist die Generation von Krenov und Maloof. Mit Möbel sein Geld zuverdienen ist hier echt schwer und zum Schreiben von Büchern fehlt mir das Talent.

Liebe Grüße

Bert



Pedder
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Re: Falz- und Simshobel und mehr

Beitrag von Pedder »

[In Antwort auf #130703]
Hallo Andreas und Bernhard,

womit setzt Ihr Eure Zapfenbrüstung ab? Handsäge? ODer TKS?

Ich arbeite mich ganz gern langsam ans Endmaß ran, dabei hilft der shoulder plane.

Liebe Grüße
Pedder


Pedder
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Re: Deutscher Holzwerker

Beitrag von Pedder »


Hallo Bert,

es wäre halt so schön, wenn mehr Menschen, die damit Ihr Geld verdienen auch publizieren.

Ich kenne zufällig auch einige Menschen, die mit guten Handwerkzeugen (vor allem sehr guten Sägen) ihr Geld verdienen. Aber viele sind es nicht.

Liebe Grüße
PEdder


TorstenKüpper
Beiträge: 687
Registriert: Mo 26. Apr 2021, 20:44

Re: Falz- und Simshobel und mehr

Beitrag von TorstenKüpper »


Nabend Pedder,

ich mache es so:

- knapp über dem Riss sägen
- mit einem breiten Stechbeitel genau im Riss ansetzen
- überstand vorsichtig abstechen

das funktioniert sehr gut und liefert perfekte Ergebnisse.

Einen Simshobel benutze ich bei der Zapfenherstellung nicht.

Grüße
Torsten



bernhard

Re: Falz- und Simshobel und mehr

Beitrag von bernhard »

[In Antwort auf #130708]
Hallo Pedder,

da ich schon einige Möbel gebaut habe, habe ich auch schon viele Varianten durch:

1. mit der Bandsäge:

da mußte ich in der Tat am meisten Nacharbeiten.

2. mit der TKS und dem Verstellnuter:

ab zwei Türen ist das mein bevorzugter Weg und dabei muß ich nicht mehr nacharbeiten. Nacharbeit mit dem Rabbitblockplane und für die Schulter einenen breiten BEitel und schräg abgestochen. Dies ging besser als mit dem Shoulderplane.

3. mit der LN Rückensäge(n):

bei einer Tür gelingt es mir am Riss zu sägen. Auch keine Nacharbeit, denn Übung macht den Meister. Frei nach Frank Klausz, wenn Du nicht am Riss sägen kannst, übe, bis dass es klappt. Dies gilt übrigens auch für Schwalben und Zinken. Selbstverständlich helfen da gute Sägen ;-).

Grüße
Bernhard



bernhard

Re: Deutscher Holzwerker

Beitrag von bernhard »

[In Antwort auf #130709]
Hallo Pedder,

genau das meinte ich mit detailliertem Einblick. Ein Anfang wäre schon einmal eine aussagefähige Webseite, wo die Möbel und Arbeitsweise beschrieben werden.

Hallo Bert,

die wenigsten verdienen Ihr Geld leicht, aber wir wollen doch hier nicht klagen, oder?
Christian Becksvoort hat nach eigenen Aussagen in ca. 30 Jahren etwas über 500 Möbel ausgeliefert. Seine Möbel sind auf der seiner Webseite eingepreist. Ich fürchte, auch er ist damit nicht reich geworden. Vielleicht ist das auch ein Grund, warum immer mehr namhafte US Tischler den Weg als "Holzlehrer" suchen. Selbst Christian Becksvoort, der nach eigener Aussage 90% seiner Zeit mit professionellem Möbelbau und 10% als Lehrer/Publizist verbringt, tritt in der letzten Zeit häufiger in der Öffentlichkeit auf.

Grüße
Bernhard


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