Hallo Georg,
ich wollte ja nicht mehr, aber drücken will ich mich auch nicht ;-)
Ich bin immer noch der Auffassung. dass man bei einer schräg gestellten Schneide noch von keinem echten ziehenden Schnitt sprechen kann, sondern nur von einem schrägen Schnitt. Einen wirklich ziehenden Schnitt hätte ich, wenn ich mit einem Zugmesser, dass ich in der Regel auch schräg halte, in Holzlängsrichtung einen Span abnehme und dabei gleichzeitig das Zugmesser entlang der Schneide bewegte.
Du bringst da jetzt die "Holzrichtung" rein, die hat aber nichts mit der üblichen Definition eines ziehenden Schnittes zu tun, da geht es nur um Schnittrichtung und Orientierung der Schneide.
So fängt ja auch die von Dir angeführte Veröffentlichung (Dr. Dressler, Leuco) an:
"Bislang wird jede schräg zur Schnittrichtung angestellte Schneide als ziehender
Schnitt bezeichnet."
Und dann wird dort ausgeführt, dass man in irgendwelchen Fällen stattdessen von schrägem Schnitt sprechen sollte, das differenziert also weiter, scheint mir (ich habs nicht durchgearbeitet, es sind ja auch nur die ersten zwei Seiten frei zugänglich ).
Wenn man auf solche weiterführende Differenzierungen verzichtet (und das würde ich hier gern), ist also "ziehender Schnitt" als Bezeichnung des Schneidvorganges, wenn die Schneide schräg zur Schnittrichtung angeordnet ist, durchaus korrekt.
Ein ganz anderes Thema ist, welche Rolle in der Praxis die Faserrichtung des Werkstoffes spielt (Hirnholz, Längsholz, irgendwas dazwischen, außerdem kann man ja sogar quer zur Faser hobeln, das geht skew ganz gut) und wie groß denn die Schrägung der Schneide sein müsste, um einen deutlichen Effekt zu erzielen.
Der unbestreitbare positive Effekt eines ziehenden Schnittes am Hobel wird allgemein zwei Effekten zugeschrieben: Der Verkleinerung des effektiven Schnittwinkels (das hört man am häufigsten) und dann der erzwungenen Bewegungskomponente in Schneidenrichtung, die einen "schälenden" Schnitt bewirkt.
Wie klein denn der Schnittwinkel wird, kann man leicht nachrechnen: In meinem Veritas- Bestoßhobel (BU) ist das Eisen (in seiner Längsrichtung) mit 12° gebettet. Es hat eine Mikrofase unter 35°, das ergäbe also in Längsrichtung des Eisens einen Schnittwinkel von 47°. Bett und Eisen sind 20° schräggestellt. Welchen Schnttwinkel in der tatsächlichen Schnittrichtung (parallel zur Längskante der Hobelsohle) ergibt das? 45,2° ! Nochmal: 45,2° Ich sage mal: das kann es nicht bringen.
Der schälende Schnitt scheint mir aussichtsreicher. Aber genaues weiß man wohl nicht. Und es wird auch wohl für Handhobel (mangels wirtschaftlicher Bedeutung) keine Forschung an diesem Thema geben. Vielleicht auch gut so.
Grüße, Friedrich