Schellack
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Re: Schellack Anmerkungen II
Hallo Ottmar,
an dem Artikel von Jakob Krall wäre ich sehr interessiert. Habe ihn in unserer Bibliothek nicht gefunden.
Die Frage wegen des pigmentierten Schellacks habe ich nur gestellt, da ich solch einen eventuell auf einem gefassten Schreibtisch aus dem späten 19.Jahrhundert als Übermalung vorliegen habe.
Gruß Michael
Schritt Porenfüllen
[In Antwort auf #100127]
Guten Tag,
ich probiere mich dieser Tage das erste Mal mit Schellack. Ich habe mir dazu einiges aus Büchern angelesen, meine Politur aus wachsfreiem Schellack in der Verdünnung 2:1 und 1:1 hergestellt. Ich folge den Anweisungen aus Sam Allens Buch Oberflächenbehandlung von Holz, in dem alle Schritte gut beschrieben sind. Für das Porenfüllen mit Bimsmehl gibt Allen an, dreimal das geschliffene Holz mit Schellack 2:1 ohne Öl aufzutragen. Soweit so gut. Angefeuert habe ich nicht. Darauf streue ich das Bimsmehl auf die Fläche und reibe es mit viel Alkohol und Schellack in die Poren. Allen meint, man solle dafür "drei Fingespitzen" Öl verwenden. Statt Parafin habe ich nur gereinigtes, unbehandeltes Leinöl.
Meine Frage ist nun: Worauf mögen sich die drei Fingerspitzen beziehen? Also drei Finger auf dem Ballen für eine wie große Fläche? - denn schon nach kurzer Zeit wird der Ballen stumpf und Pulver setzt sich am Ballen ab, wenn ich nicht Öl nachgebe. Alkohol nachgeben hat auch geholfen, daß sich weniger Bimsmehl am Ballen absetzt. Wie lange darf ich nun auf einer Stelle polieren, bevor ich den zweiten Gang Porenfüllen starte? Ich habe im Prinzip so lange poliert, bis die Poren zu waren, eine nennenswerte Schicht Schellack, die man abtragen könnte, gibt es schließlich noch nicht.
Nun habe ich allerdings das Gefühl, zuviel Öl verwendet zu haben, schließlich habe ich immer mal wieder neues Öl auf den Ballen gegeben. Die Fläche gläzt stellenweise, hier und da gibt stumpfe Stellen, wenn man mit dem Finger drüberwischt, kann man Ölreste abwischen.
Ich wollte das Stück nun erstmal eine Zeit liegenlassen, bis ich zum Deckpolieren übergehe.
In der Hoffnung auf gute Ratschläge sende ich viele Grüße in die Runde,
Joachim
Guten Tag,
ich probiere mich dieser Tage das erste Mal mit Schellack. Ich habe mir dazu einiges aus Büchern angelesen, meine Politur aus wachsfreiem Schellack in der Verdünnung 2:1 und 1:1 hergestellt. Ich folge den Anweisungen aus Sam Allens Buch Oberflächenbehandlung von Holz, in dem alle Schritte gut beschrieben sind. Für das Porenfüllen mit Bimsmehl gibt Allen an, dreimal das geschliffene Holz mit Schellack 2:1 ohne Öl aufzutragen. Soweit so gut. Angefeuert habe ich nicht. Darauf streue ich das Bimsmehl auf die Fläche und reibe es mit viel Alkohol und Schellack in die Poren. Allen meint, man solle dafür "drei Fingespitzen" Öl verwenden. Statt Parafin habe ich nur gereinigtes, unbehandeltes Leinöl.
Meine Frage ist nun: Worauf mögen sich die drei Fingerspitzen beziehen? Also drei Finger auf dem Ballen für eine wie große Fläche? - denn schon nach kurzer Zeit wird der Ballen stumpf und Pulver setzt sich am Ballen ab, wenn ich nicht Öl nachgebe. Alkohol nachgeben hat auch geholfen, daß sich weniger Bimsmehl am Ballen absetzt. Wie lange darf ich nun auf einer Stelle polieren, bevor ich den zweiten Gang Porenfüllen starte? Ich habe im Prinzip so lange poliert, bis die Poren zu waren, eine nennenswerte Schicht Schellack, die man abtragen könnte, gibt es schließlich noch nicht.
Nun habe ich allerdings das Gefühl, zuviel Öl verwendet zu haben, schließlich habe ich immer mal wieder neues Öl auf den Ballen gegeben. Die Fläche gläzt stellenweise, hier und da gibt stumpfe Stellen, wenn man mit dem Finger drüberwischt, kann man Ölreste abwischen.
Ich wollte das Stück nun erstmal eine Zeit liegenlassen, bis ich zum Deckpolieren übergehe.
In der Hoffnung auf gute Ratschläge sende ich viele Grüße in die Runde,
Joachim
Re: Schritt Porenfüllen
Hallo Joachim,
Welche Schellackmischung verwendest du, 2:1 oder 1:1 beziehen sich auf wieviel Gramm Schellack pro Liter. ?
Was meinst du mit angefeuert habe ich nicht?
Wozu benutzt du Alkohol beim Porenfuellen ?
Welchen Feinheitsgrad von Bimsmehl benutzt du? (hier in den USA wird Bims fuer Polierzwecke in 4 Feinheitsgraden angeboten bezeichnet mit F,1F ist grob(relativ) und 4 FFFF ist feinst)
Ich besitze das Buch von Sam Allen Classic Finishing Techniques 1. Auflage 1994 Verlag Sterling Publishing,
ich werde mir das ueber Schellackpolitur mehrmals durchlesen, nach dem ersten Durchlesen war ich etwas irritiert.
mfg
Ottmar
Re: Schritt Porenfüllen
Moin Ottmar,
uns liegt anscheinend dasselbe Werk von Allen vor, meins ist eine 2005 erschienene Übersetzung Deiner Ausgabe. Allen schreibt zwar vollständig, aber in der Tat etwas verwirrrend und manchmal fehlen die Details.
Die Angaben der Schellackmengen beziehen sich also auf Pfund pro Gallone. Ich war mit der Berechnung sehr genau, damit ich später dasselbe Verhältnis wieder herstellen kann.
1:1 sind also 120g/l, 2:1 240g/l.
Mein Bimsmehl ist "pulverfein", bis zu 90µ, es soll aber noch feineres (bis 50µ) geben. Für das grobporige Pyramidenmahagoni scheint es aber geeignet (wenn man denn die Auftragetechnik noch etwas effektiver machen könnte).
Anfeuern bedeutet, so habe ich es aus anderen deutschsprachigen Quellen entnommen, das Holz vor dem Grundieren (mit 2:1 Schellack) einmal einzuölen.
Die Maserung soll durch diesen zusätzlichen Schritt stärker hervortreten. Nach dem Ölen soll man das Brett ein paar Tage stehenlassen.
Für das Porenfüllen gibt es nun verschiedene Ansichten. Einige Polierer verzichten ganz auf das Öl, auch bei dem Polierballen werden verschiedene Stoffe genutzt. Ich habe es mit einem Feudel probiert (hält schön lang) und mit einem alten Baumwoll-T-Shirt. Einmal habe ich Leinöl als Gleitmittel genommen, einmal nicht. Beide Bretter sehen inzwischen trocken aus, doch ist das Brett, bei dem ich Öl zum Gleiten nahm, etwas tiefer rot, weil das (wie ich ja anfangs meinte) zu viele Öl wohl durch die Grundierung (drei schnell aufgetragene Schellackschichten 2:1) durchgedrungen ist.
Den Alkohol habe ich zusätzlich in den Ballen getropft, weil es bei Allen heißt:
Wenn der Ballen trocken wird, fügen Sie mehr Alkohol und Schellack hinzu. Bei diesem Arbeitsgang wollen Sie noch keinen Politurfilm aufbauen, geben Sie daher nicht zuviel Schellack hinzu.
Ohnehin rät Allen immer, erst Alkohol und dann Schellack in den Ballen zu tropfen. Warum man dann noch mit verschiedenen Mischungen arbeiten soll, frage ich mich, da ich mit jeder Ballenfüllung die Mischung ändern kann.
Was ist also prinzipiell besser? Ein recht feuchter Ballen mit wenig Schellack oder ein trockener? Am feuchten Ballen klebt deutlich weniger Bimsmehl an, aber in jedem Fall muß ich recht lange auf ein und derselben Stelle unter der weiteren Zugabe von Bimsmehl auf das Holz polieren, bis die Poren zuschlämmen.
Ist es also normal, daß jeder Arbeitsgang (wovon man bei grobporigem Holz nach der Durchtrocknung meist noch zwei weitere braucht) durchaus eine halbe Stunde dauern kann?
Vielen Dank schon einmal, Ottmar, für Deine Mühe.
Besten Gruß,
Joachim
Re: Schritt Porenfüllen
Hallo Joachim,
Mit Sam Allens Methode komme ich nicht klar. Dazu kann ich dir auch nicht helfen.
Ich vermute, dass es bei deiner Arbeit in erster Hinsicht am Ballen liegt. Es wird oft uebersehen, dass der Ballen das Instrument ist mit welchem nur ein gleichmaessiger Schellackauftrag moeglich wird.
Ich verwende fuer meinen Ballen, als Inneneinlage, einen xmal gewaschenen alten Socken(*), Stopfstellen schneide ich heraus. Als Ueberzug verwende ich feines altes xxxmal gewaschenes Leinen(**), nachdem ich im Moment kein Leinen habe benutze ich reines Baumwolltrikot aus einem Tshirt, ich wasche auch dies xmal aus. Polierleinen wurde frueher in D im Handel angeboten. Das Leinen muss duenn und durchlaesseig sein, damit es guten Kontakt mit der Flaeche herstellt. Die wollene Inneneinlage falte ich so zusammen, das ich eine flache ballaehnliche Form an der Unterseite erreiche, manchmal naehe ich die Inneneinlage mit einigen Stichen hinten zusammen, damit der Ballen seine Form behaelt. Manche Materialien bleiben auch ohne Naehen in Form. Als grobe Richtlinie, die Groesse der Inneneinlage ist zwischen einem Tischtennis und Rasentennisball. Je nach Flaeche groesser oder kleiner. Der Uberzug muss an der Unterseite glatt und Faltenfrei aufliegen.(Herausfinden was du brauchst)
Zum Porenfuellen, benutze ich eine extra Umhuellung aus groben Leinen(Trikot) auf die Innenseite dieser Umhuellung staube ich den Bims auf. Dadurch werden die Bimspartikel innig mit Schellack umhuellt und werden beim Trocknen unsichtbar. Oder ich staube Bims auf eine Glas/Kunststofflaeche (nichtsaugendes Material) und nehme dann den Bims durch darauftupfen mit dem Ballen auf, dies geht etwas schneller, doch besteht die Gefahr, vonn grauen/weissen Poren.
Der Ballen muss so richtig federn, d. h. er muss beim Zusammendruecken zurueckspringen, auch wenn er mit Lack gefuellt ist und das verwendete Material muss sich mit dem Lack vollsaugen und diesen gleichmaessig abgeben. Leinen wird durch das viele Waschen erst weich und saugfaehig. Federt der Ballen nicht mehr, d. h. er klebt zusammen, dann wasche ich die Inneneinlage mit Spiritus aus oder mache einen neuen Ballen.
Den Ballen fuelle ich von Hinten mit Schellack, arbeite den Ballen durch kneten auf einer Unterlage durch. Lack einfuellen Kneten...... bis beim Zusammenpressen Lack heraustritt. Ist der Ballen zu nass, streife ich den Ueberfluss auf einem Brett ab. Die Lackauftragsmenge, wird durch mehr oder weniger Druck auf den Ballen geregelt. Die richtige Menge muss du selbst herausfinden, dies ist genausowenig beschreibbar als wollte ich dir Griffe auf der Geige beschreiben.
Die Schellackmischung, mit welcher ich arbeite, ist 100gr Schellack auf 1 L Alkohol, eine 250gr Mischung verwende ich nur zum Anstreichen ( manchmal wenn sich die Schicht nicht aufbaut fuelle ich eine kleine Menge davon in den Ballen. Loeffelweise) Ich verwende grundsaetzlich nur genau abgemessenen Mischungen (100gr/L) damit arbeite ich seit ca 40+ Jahren, wenn noetig fuege ich Alkohol oder Lack 250gr/L zu. Die Mischung Lack/Alkohol ist nicht so wichtig, nur muss diese immer im gleichen Verhaeltnis bleiben.
Ich hoffe dass das von mir geschriebene verstaendlich ist. Ich habe mir tagelang ueberlegt wie ich das Beschreiben soll, so dass es nachvollziehbar ist. Da ich nur selten Schellack verwende, brauche ich immer einige Zeit bis ich mich eingearbeitet habe. Einer jungen Frau habe ich gezeigt wie ich es mache, diese arbeitet regelmaessig mit Schellack und ist ohne Neid besser als ich. Uebung !!!! Kleinere Sachen lasse ich gegen Bezahlung von ihr ausfuehren.
(*) Fuer lange Zeit benutzte ich Material von einem mottenzerfressenen Wollkleid. Wichtig bei den Wollmaterialien! Diese uebernacht in Spiritus einlegen um festzustellen ob diese Abfaerben. Schafwollfliess oder Baumwolle/Watte sind als Fuellung ungeeignet, der Ballen federt nichtmehr wenn mit Lack gefuellt.
(**)Ein Ueberzug aus neuem Leinen, verklebt sehr schnell, der Ballen verstopft, der Lack fliesst nicht bzw. unregelmaessig. Bei der Verwendung von Bims schmiert er, dies ergibt eine minderwertige Oberflaeche.
Als Gedankenanstoss
mfg
Ottmar
PS: Sam Allen, hat einiges in verschiedenen Zeitschriften ueber Lack us w geschrieben. Eines der ersten Buecher schrieb er mit Georges Frank einem gebuertigen Franzosen. Die Beschriebenen Rezepte stammen vermutlich von Frank, dieser berief sich auf Robuo. Eine Fachabteilung der Uni Koeln und einer Uni aus den neuen Bundeslaendern, hat die alten franzoesischen, italienischen und deutschen Rezepte untersucht in jahrelanger Forschungsarbeit, dabei stellte sich heraus, dass einiges falsch bzw nicht nachvollziehbar war. Die Farbwirkungen hatten keine Langzeitstabilitaet.
Ich empfehle das Buch nicht, dies ist meine persoenliche Meinung ohne ein Urteil darueber abzugeben.
Re: Schritt Porenfüllen
Hallo Ottmar,
schade, dass Du soweit weg bist, ich würde Dir gerne mal beim "Schellacken" über die Schulter schauen. Das Thema reizt mich und ich habe immer wieder Versuche unternommen eine Schellackpolitur herzustellen. Die Ergebnisse waren noch nicht befiedigend.
Bei meinem örtlichen Händler für Farben und Restauratorenbedarf kann man fertige Ballen kaufen. Damit habe ich es auch mal probiert. Mittlerweile glaube ich, dass mir eine Unterweisung fehlt. Das Thema ist sehr schwer zu beschreiben und die Vorgehensweise der Restauratoren scheint sehr unterschiedlich und zum Teil widersprüchlich zu sein.
Zum Streichen verwende ich sehr gerne Schellack, aber das ist ja keine Kunst.
Trotzdem vielen Dank für Deinen Beitrag. Ich bin immer sehr gespant auf Deine Tipps.
Tschüß Jürgen
Re: Schritt Porenfüllen
Vielleicht wäre da die im Th.Schäfer Verlag erschienene DVD von Peter Zehmisch "Einführung in die Schellackpolitur" etwas für dich?
Re: Schritt Porenfüllen
[In Antwort auf #118304]
Moin Ottmar,
danke soweit für Deine Beschreibungen. Sie sind nachvollziehbar, und ich werde mich nun daran versuchen. Das Federn des Ballens ist ien guter Tipp. Ich arbeite mir reiner, gewaschener Rohwolle, damit läßt sich das recht gut erreichen.
Einzige Frage bleibt: Du nimmst kein Öl zum Gleiten? Ich meine auch, daß es ohne möglich sein müßte.
Ich habe noch eine recht detaillierte Anleitung aus einem englischsprachigen Forum gefunden. Der Schreiber Steve scheint viel Erfahrung mit Schellack zu haben. Auf seinen Artikel (englisch) möchte ich an dieser Stelle verweisen:
"Yes, shellac but, shellac with an attitude!", geschrieben am 28.8.2007 5:52 AM von Steve, Link hängt an.
Ich werde demnächst mal meine Erfahrungen schildern.
PS: Peter Zehmisch bietet sogar Kurse zum Polieren in HH an, allerdings zum stolzen Preis von 380 für 24 Stunden.
Moin Ottmar,
danke soweit für Deine Beschreibungen. Sie sind nachvollziehbar, und ich werde mich nun daran versuchen. Das Federn des Ballens ist ien guter Tipp. Ich arbeite mir reiner, gewaschener Rohwolle, damit läßt sich das recht gut erreichen.
Einzige Frage bleibt: Du nimmst kein Öl zum Gleiten? Ich meine auch, daß es ohne möglich sein müßte.
Ich habe noch eine recht detaillierte Anleitung aus einem englischsprachigen Forum gefunden. Der Schreiber Steve scheint viel Erfahrung mit Schellack zu haben. Auf seinen Artikel (englisch) möchte ich an dieser Stelle verweisen:
"Yes, shellac but, shellac with an attitude!", geschrieben am 28.8.2007 5:52 AM von Steve, Link hängt an.
Ich werde demnächst mal meine Erfahrungen schildern.
PS: Peter Zehmisch bietet sogar Kurse zum Polieren in HH an, allerdings zum stolzen Preis von 380 für 24 Stunden.