Hallo, zusammen,
nachdem ich zwischenzeitlich dank Edi auch zu einer Leseprobe gekommen bin, möchte ich euch meine Meinung nicht vorenthalten.
- Begrüße ich, dass der Versuch gewagt wird, eine qualitativ hochwertige deutschsprachige Zeitschrift rund um das Thema Holzbearbeitung auf die Beine zu stellen. Vor einigen Jahren habe ich über eine nahegelegene Bibliothek SelberMachen gelesen, hie und da auch Selbst ist der Mann. Die englischsprachigen Zeitschriften kenne ich nur von den Internetauftritten. Mit einem FWW-Abo habe ich schon einige Male geliebäugelt.
- Mir ist klar, dass eine Zeitschrift finanziert werden muss, insofern habe ich grundsätzlich dafür Verständnis, wenn die Produkte der Partner gezeigt werden. Allerdings frage ich mich, wer im Fall der Holzwerkstatt der Initiator, Herausgeber, Eigentümer etc. ist und wer die Partner sind. Ein Impressum konnte ich in der Leseprobe nicht entdecken.
Sollte dieses Magazin ohnedies unmittelbar von Festool ausgehen, würde ich es mit etwas anderen Augen sehen. - Das Projekt: Der Stil vieler Möbel, die man auf amerikanischen Seiten sehen kann, sagt mir persönlich nicht immer zu. Nichtsdestotrotz finde ich viele How to Anleitungen und Dokumentation ausgesprochen interessant und lehrreich. Insofern kann ich gut damit leben, wenn nicht jedes in der Holzwerkstatt vorgestellte Projekt meinem individuellen Geschmack entspricht.
Dieses Hifi-Möbel finde ich per se nicht uninteressant, wobei ich mich bei ähnlichen Stücken schon mehrmals gefragt habe, wer so ein Ding dann tatsächlich zur Unterbringung seiner Unterhaltungselektronikgeräte nutzt. Nach dem Motto: Von vorne sieht es fürs Foto ganz nett aus, darüber, dass sich hinten ein phänomenaler Kabelsalat befindet, schweigen wir vornehm.
Anders ausgedrückt, dass dem Leser dieses rollbare Regal als die geniale Nonplusultra-TV-Video-Hifi-Organisationseinheit verkauft wird, halte ich für übertrieben.
Das Ziel, mit dem TV-Regal unter anderem (leicht fortgeschrittene) Einsteiger anzusprechen, steht meiner Ansicht nach nicht im Einklang mit der Bauplan-Checkliste, in der suggeriert wird, dass man dieses Projekt nicht ohne Domino Fräse realisieren kann. Davon abgesehen, wie viele Hand- und Heimwerker müssen in der Vergangenheit, als es noch keine Domino gab, mit Suizidgedanken gespielt haben, wenn es darum ging, Gehrungen zu verleimen?! Natürlich waren diese Äußerungen überspitzt formuliert, aber wenn ich mir die letzten Tests und Praxistests, die ich auf Werkzeugforum.de gelesen habe, in Erinnerung rufe, erscheint es mir sinnvoll, gleich im Voraus meine Meinung weitgehend unverblümt kundzutun.
Im Übrigen finde ich die Methode mit dem Hilfsanschlag, der beim Fräsen der Verbindungen für den Boden des Regals verwendet wird, relativ kurios. Zumindest hielt ich beim Herstellen von T-Verbindungen mittels Flachdübelfräse ein solches Teil bis dato für entbehrlich. - Die Anleitung zum Erneuern des Splitterschutzes finde ich hilfreich, überhaupt keine Frage. Allerdings sollte sie meines Erachtens Bestandteil der diversen Festool Bedienungsanleitungen sein. Ich sehe überhaupt nicht ein, wieso ich, um an diese Erläuterungen zu kommen, eine Zeitschrift kaufen soll. (Über das Thema Bedienungsanleitungen habe ich mich auch schon mit Festool Mitarbeitern unterhalten. Wer die Festool Manuals aus den USA kennt, weiß, wie man Maßstäbe setzen kann.)
- Was mir schon in den anderen deutschen Holzwerker-Zeitschriften gefehlt hat, vermisse ich auch in der Holzwerkstatt: einen roten Faden bei den behandelten Themen. Es mag durchaus unterhaltsam sein, wenn man sporadisch über dies und das liest. Aber ich für meinen Teil bevorzuge eine durchschaubarere Abfolge an Stoffen.
Beispiel: Warum wird im Zuge des Titelthemas die Oberfräse behandelt, in der Rubrik Maschinentechnik die Stichsäge?
Gut, dies mag der Abwechslung dienen und die Verkaufszahlen erhöhen, weil sich OF-Interessierte dann evtl. mehrere Ausgaben kaufen, um sich zu informieren.
Bei der Oberflächentechnik stelle ich mir beispielsweise vor, dass nach und nach auf die verschiedenen Möglichkeiten und Aspekte (Schleifen, Beizen, Lackieren, Wachsen, Ölen etc.) eingegangen und dass diese Vorgangsweise in der ersten Folge bekannt gegeben wird. - Wie andere auch fände ich eine Beteiligung von Lesern interessant. Das könnte eine Seite mit Praxistipps von Kollegen, auf der eben zwei, vier oder sechs Tipps, die Leser einsenden, veröffentlicht werden, sein, oder bis zu Projekten und Werkstattvorstellungen reichen.
- Weil ich schon die Tipps aus der Praxis angesprochen habe, gerade Guido als professioneller Tischler wird doch einige Kniffe und Tricks kennen, die unabhängig von der Marke des Werkzeugs hilfreich sind.
Wenn nützliche Ideen und Bauvorschläge (z. B. die Lochreihenbohrschablone) zugunsten von Festool Produkten (Lochreihenbohrsystem) weichen müssten, wäre dies sehr schade.
Das wars zunächst von meiner Seite.
Herzliche Grüße
Christian