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Re: Gegenthesen zu Lamellenholz, 2.Teil
Verfasst: Sa 28. Jul 2012, 18:28
von Christian T
..es will ja auch nicht jeder mit Gewalt Handhobeloberfuzzi des Forums werden, der Platz ist ja schon mit Recht vergeben.
Es wird zunehmend mühsam hier zu lesen
Re: Gegenthesen zu Lamellenholz, 2.Teil
Verfasst: Mo 30. Jul 2012, 12:37
von Andreas Winkler
Hallo justus,
die Diskussion habe ich bis jetzt verfolgt und sage nun auch noch etwas dazu.
Du hast Deinen Standpunkt vertreten, nämlich, daß Dir eine verleimte Holzfläche mit wenigen Leimfugen besser gefällt, als eine mit vielen. Das ist in allererster Linie eine Frage des Geschmackes und dafür gibt es keine allgemein anerkannten Meßwerte, was nun gut oder noch besser ist.
Deswegen hat Dein Standpunkt - wohl für jeden, der sich mit der Materie auseinandersetzt - seine Berechtigung.
Ich möchte nicht Partei gegen Dich ergreifen, jedoch hat der Friedrich ebenfalls seinen Standpunkt bzw. Beweggrund erläutert, warum er in dem Fall so vorgegangen ist, wie er eben vorgegangen ist. Was nach meinem Verständnis keine Frage des Geschmackes, sondern eine eines äußeren "Zwanges" gewesen ist. Dieser "Zwang" hat daraus bestanden, vorhandenes Material zu verwerten, das aber nicht auf Anhieb für den Verwendungszweck gepaßt hat. 5 cm Ausgangsmaterial sind reichlich viel des Guten für eine 15 mm Fertigdicke, es herunterzuschruppen sind zum einen eine ziemliche Arbeit (auch mit einer Maschine) und zum anderen eine gehörige Verschwendung. Das Ausgangsmaterial mußte also erst "passend" gemacht werden.
Ein Möglichkeit wäre gewesen, das Holz aufzutrennen und aus der 5 cm Stärke zwei ca. 2 cm Stärken zu machen. Friedrich hat sich für eine andere Möglichkeit entschieden, er hat die Bohle in schmale Leisten "zer"schnitten und daraus eine Dokumentation gemacht, in der er gezeigt hat, wie man am einfachsten und ohne Sonderausstattung rationell mehrere Teile be- und anschließend verleimen kann.
Daraus ist dann die Platte des Anstoßes geworden.
Ich persönlich kann kein "Vergehen" in der Vorgehensweise von Friedrich erkennen. Weder hat er erwähnt, daß das Holz diesen April noch ein Baum im Wald gewesen war, noch hat er gegen irgendwelche Fachregeln verstoßen.
Du hast es ja selbst geschrieben - grundsätzlich kann jeder so arbeiten, wie er mag. Der eine arbeitet mit Spanplatten, dem anderen käme das nie unter die Finger. Der eine fügt mit Hohlfuge, der andere ist schon froh, leidlich ebene und gerade Kanten hinzubekommen (wie ich zum Beispiel), die aber nach dem Verleimen im Normalfall trotzdem dicht bleiben.
Wie gesagt, was das optische Empfinden betrifft, ergreife nicht Partei gegen Dich, verstehe Dein Problem mit Friedrichs Beitrag und Vorgehen aber trotzdem nicht. Und ohne jetzt eine "Pussy" zu sein, Deine Wortwahl gegen Friedrich war nicht besonders freundlich und in meinen Augen hier unangebracht.
Friedrich arbeitet nicht für die Vereinigung der dt. Leimholzhersteller, er hat auch keineswegs die Parole ausgegeben, seine Arbeitsweise wäre die einzig wahre.
Für mich ist sein Endergebnis vom Ausgangsmaterial her auch optisch akzeptabel. Buchenholz mit stehenden Jahrringen ist nun mal sehr schlicht und unauffällig. Und viele schlichte Leisten zu einer Platte verleimt geben eben ein sehr schlichtes und unspektakuläres (aber zumindest kein unregelmäßiges) Bild. Ob oder wie es nun als zentrales optisches Element für ein Meisterstück geeignet wäre, darüber könnte man sich nochmal gesondert unterhalten.
Ein "Nacheifern seelenloser industrieller Arbeitsmethoden" kann ich bei Friedrich nicht erkennen.
Wo Du industrielle Arbeitsmethoden angesprochen hast, wo fangen die für Dich an?
Beim Verleimen von Leisten zu Platten? Beim Zuschnitt und Aushobeln von gleichbreiten Teilen? Beim Verleimen von Teilen mit parallelen Kanten? Überhaupt beim Verleimen? Ich denke, wir uns einig sind, daß es in der Schreinerei bei etlichen Vorhaben ohne Verleimen nicht geht.
Ebenso hat Friedrich sicher kein "Vergehen an der die Schönheit eines Naturproduktes" begangen. Vielmehr hat er pragmatisch aus den vorhandenem Ausgangsbedingungen ein für ihn passendes Ergebnis herausgeholt.
Man könnte den Gedanken weiterspinnen und das auch so sehen, daß er eben nicht vollkommen unwirtschaftlich und ohne Rücksicht auf die zur Verfügung stehende Ressource, dabei nur ein optisch möglichst spektakuläres Ergebnis vor Augen, 3,5 cm Holz zu Spänen verarbeitet hat und dann eben noch eine Bohle zusätzlich benötigt hätte.
Durch seine sparsame und wirtschaftliche Verwendung hat er das Naturprodukt inkl. seiner Schönheit sozusagen "geehrt".
Nun ja, ich gebe zu, daß war jetzt ein Gedankenkonstrukt, aber was ist die Schönheit eines Naturproduktes?
Ich persönlich finde, zur Schönheit eines Produktes gehört nicht nur das fertige Ergebnis, sondern auch dessen Entstehung und wie man mit dem zugehörigen Ausgangsmaterial umgeht.
Ein kleines Beispiel dazu - ich halte die Verwendung von "spektakulärem" Vollholz ohne jegliche Fehler z.B. für einer Tischplatte für ziemliche Verschwendung an Material. Man kann die Schönheit von Holz auch mit Furnier darstellen. Vollholz ist nun mal kein Furnier, ein "Nacheifern" von sehenswerten Furnierbildern bei der Anwendung von Vollholz ist für mich in einer gewissen Weise ein "Vergehen" gegen die Ressource Holz. Ein fachgerecht gebauter Tisch mit einer breiten Platte aus nur zwei Bohlen ist natürlich auch für mich beeindruckend, ich kann aber auch bei einer sauber furnierte Spanplatte (dem m.M. am besten geeigneten Trägermaterial), bei der sich der Erbauer Gedanken und Mühe mit dem Furnierbild und der Kantenausführung gemacht hat, eine erhebliche Schönheit am und im Umgang mit dem Naturprodukt Holz ansehen. Eben auch weil er wirtschaftlich und materialgerecht gehandelt hat.
So unterschiedlich könne Ansichten und Geschmacksempfinden sein.
Es braucht sicher keine Romane, wenn es auch kurz geht. Trotzdem benötigen Gedanken (wenn sie denn geäußert werden sollen) eine hinreichende Anzahl an Worten, um von anderen auch richtig verstanden zu werden.
Gruß, Andreas
Re: Gegenthesen zu Lamellenholz, 2.Teil
Verfasst: Mo 30. Jul 2012, 13:00
von justus
guude,
wer meinen text vor dem "aber" nicht nur liest, sondern auch versteht, wird erkennen können, dass ich mit Friedrichs vorgehensweise überhaupt kein prob habe!
und selbst wenn, unten steht: "ein jeder wie er mag" und zwischendrin "m.e.", hochdeutsch: "meines Erachtens".
da ich viel mühe in selbstgefertigtes lamellenholz ergehen sehe, ich wollte ich nur zum denken anregen, ob lamellenholz an allen stellen richtig, werkstoffgerecht, schön und notwendig ist.
ich dachte alleine die überschrift:"Gegenthesen zu Lamellenholz" hätten das bereits ausreichend deutlich gemacht, dass meine postings nicht unbedingt 100%-ig im thema lagen bitte ich zu entschuldigen!
gut holz! justus.