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Re: Der Schindelmacher schreibt...
Verfasst: Mo 24. Mär 2008, 19:15
von Mirko Gramatica
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In Antwort auf #120281]
Hallo Andreas,
eigentlich kann man nicht sagen das es eine gute oder eine schlechte Seite gibt, für die spaltenden Gewerke, war links herum gut, da bei links drehenden Bäumen von der Jugend bis ins reife Alter die Faserrichtung gleich geblieben ist und es sich dadurch auch leicht spalten läßt, schlecht ist so ein Holz allerdings, wenn man Balken daraus schneidet, wird es sich unweigerlich stark verdrehen beim Einbau.
Ein rechts drehendes Holz ist für die Zimmerleute noch gut, da es im jungen Alter die Faser nach links gewachsen ist und später nach rechts gewachsen ist, dadurch werde die Kräfte nahezu ausgeglichen und man kann so ein Holz als Balken verwenden, für einen Schindelmacher aber absolut unbrauchbar, da es sich erstens schwer spalten läßt und zweitens man keine oder kaum brauchbare Schindeln abspalten kann, ich habe verdrehtes Holz schon versucht zu spalten und meine praktischen Ergebnisse, bestätigen wie oben beschrieben.
Also je nach Anwendungszweck gutes oder schlechts Holz.
Grüsse
Mirko
Re: Der Schindelmacher schreibt...
Verfasst: Mo 24. Mär 2008, 19:32
von Franz Kessler
Hallo Mirko
Deinen letzten Erklährungen kann ich gut folgen, dass früher viel mehr gespaltet wurde, erscheint mir auch logisch, das von Hand spanabhebende wurde auf das Minimum reduziert, auch die Geigenbauer spalteten ihr Holz zurecht, dabei erkannten sie den geraden Wuchs, war also gleichzeitig eine Qualitätskontrolle.
Sag mal Mirco, du schreibst Fehlerfrei Deutsch (im Gegensatz zu mir), man könnte meine, Du bist Deinem Familienname verpflichtet.
Habt Ihr in Rumänien auch so kalt?
Gruß Franz
Re: Der Schindelmacher schreibt...
Verfasst: Mo 24. Mär 2008, 21:43
von Mirko Gramatica
Hallo Franz,
nein bei uns waren es heute 14 Grad und das reinste Frühlingswetter, allerdings hat es ab spätnachmittag angefangen zu schütten.
Im allgemeinen ist es im Winter bei uns kälter und deutlich trockner.
Ihr habt ja wirklich pech gehabt mit eurem Osterwetter.
Mein Name verrät zwar keine deutsche Herkunft, richtig, mein Vater ist Italiener, ich bin aber in Deutschland/Bad Driburg/NRW aufgewachsen und habe auch dort bis vor 2,5 Jahren gelebt.
Grüsse
Mirko
Re: Der Schindelmacher schreibt...
Verfasst: Di 25. Mär 2008, 09:08
von Daniel Maier
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In Antwort auf #120302]
Hallo Mirko,
danke für Deine Beiträge.
Mir haben sie das Phänomen "Nutzbarkeit bei Drehwuchs" weiter erklärt.
Der Schindelmacher beschrieb ja, daß er von außen am Baum sieht, ob das Holz zum Schindel-Spalten taugt (90%ig), und Deine Beschreibung zum Unterschied des des Jugend-/ Altersdrehwuchses mit der darin liegenden mittleren Gradwüchsigkeit deuten auf den Bereich gredfaserigen Schindelholzes.
Herzliche Grüße nach Südosten,
Daniel
Re: Der Schindelmacher schreibt...
Verfasst: Di 25. Mär 2008, 20:04
von Andreas Winkler
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In Antwort auf #120302]
Hallo Mirko,
danke für Deine Ausführungen. Skeptisch bin ich aber immer noch (das ist wirklich nicht böse gemeint, aber ich kann einfach nicht verstehen, wie man aus gedrehtem Holz gerade Schindeln bekommen soll, ohne die Faser zu verletzen), das werd´ ich wohl als Ungläubiger irgendwann mal selber ausprobieren müssen und mir dabei genau auf die Finger schauen.
Auch die Aussage, daß man rechtsdrehendes Holz verbauen kann, da es (meist) vorher mal linksdrehendes war und sich deswegen die Kräfte (welche und in welchem Maß ?) aufheben sollen, finde ich etwas unbefriedigend (das ist kein Angriff auf Dich !). Und was ist mit Holz, das von Anfang an rechts gedreht gewachsen ist ?
Zumindest stimmen wir darin überein, daß es kein schlechtes Holz gibt. Das zählt in meinen Augen letztendlich. Irgendein Zweck findet sich immer - und falls doch einmal gar nicht, so ist der Baum, der solches Holz hervorbringt auf alle Fälle schön anzuschau´n.
Gruß, Andreas
Re: Der Schindelmacher schreibt...
Verfasst: Mo 31. Mär 2008, 19:57
von Hermann Werlen
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In Antwort auf #120083]
Grüss Gott,
In meiner Heimat wurden bis vor ca. 35 Jahren alle Gebäude mit Schindeln eingedeckt. Ich habe meinem Vater oft zugeschaut wenn er Schindeln gespalten hat, vorwiegend im Winterhalbjahr und nach der Schneeschmelze auch mitgeholfen beim Eindecken.
Ich bin mir sicher, dass er auf Drehwüchsigkeit gar keine Rücksicht nehmen konnte, aus finanziellen Gründen. Schindeln wurden bei uns nur aus Lärchenholz, in der Länge von ca. 40 bis 65 cm. hergestellt. Jede Rohschindel wurde auf dem Schindelbock eingeklemmt und mit dem Schindelmesser zurecht behauen. Es war durchaus möglich, dass die fertige Schindel Uebereck dünner war. Wenn die Schindel sehr stark verzogen war hat man diese nicht absolut plan behauen, sondern nur grob, um sie dann beim eindecken an einen entsprechenden Platz zu plazieren. Dieses "Feeling" für die entsprechende Schindel am richtigen Platz ist im übrigen die grosse Kunst und bestimmt auch die Schönheit der Dachfläche. Zudem wurden die Schindeln bis zu einem gewissen Grad im Winter durch den Schnee ( keine Seltenheit bis zu 2m Schneehöhe )plan gedrückt. Es wurde sogar ein all zu planes legen der Schindeln vermieden, damit die Feuchtigkeit zwischen den einzelnen Schindel-Lagen schneller verdunsten konnte. Damit hat man den gefürchteten Faulprozess um einige Jahre verzögert. Es wurde zudem darauf geachtet dass die Dachschräge mehr als 20 grad ist.
Ich muss auf Frühling 2008 die ganze Dachfläche von einem Holzhaus aus dem Jahre 1672 ersetzen. Die Schindeln werde ich aus Lärchenholz mit einer Hydraulik Presse spalten. Das Schindelmesser werde ich links und rechts in einer Führung laufen lassen. Damit werden bei drehwüchsigem Holz die Fasern geschnitten und die Nacharbeit im Schindelbock auf ein minimum reduziert....hoffe ich !
Mit freundlichen Grüssen:
hermann werlen
Re: Der Schindelmacher schreibt...
Verfasst: Mo 31. Mär 2008, 22:21
von Franz Kessler
Hallo Hermann
Was Du schreibst, finde ich sehr interessant, solche Dinge geraten viel zu oft in Vergessenheit, schade ich hatte einen geschätzten Mitarbeiter, der verdiente sein Geld eine Zeitlang in den franz. Alpen in einer Fabrik, die Schindel herstellten, Deine Erzählung und Erwähnung des Lärchenholzes erinnerten mich an seine Erzählungen. Er nannte mir ein abgelegnes mir unbekanntes Gebirgstal, aus dem bevorzugt das Lärchenholz für gute Schindeln herstammen sollten.
Von ihm hab ich noch so manche Geschichte in Erinnerung, wenn er von seiner Jugendzeit als Elsässer im Münstertal erzählte, z.B. daran, dass damals Rückpferde ein Vermögen wert waren, wurden diese Pferde an einem entfernteren Platz gebraucht, so wurden sie auf einem speziellen Waagen von anderen Pferden zu diesem Platz transportiert, nur um die wertvollen Tiere zu schonen und sie ausgeruht an die Arbeit zu bringen, wahre Wunderdinge erzählte er mir über das Können dieser Pferde.
Re: Der Schindelmacher schreibt...
Verfasst: Do 3. Apr 2008, 22:58
von Mirko Gramatica
Hallo Hermann,
vielen Dank für deinen Bericht, ich würde mich riesig freuen, wenn du von der Schindelherstellung und bei Verlegung der Schindeln ein paar Fotos machen könntest und sie hier ins Forum stellen.
Über einen weiteren Tatsachenbericht würde ich mich natürlich auch sehr freuen.
Wünsche gutes gelingen, in welchem Ort wird das Haus gedeckt, gerne auch per mail.
Mirko
Re: Der Mond, das Holz und das Gemüse..
Verfasst: Fr 4. Apr 2008, 22:10
von Hermann Werlen
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In Antwort auf #120054]
Hallo die Mondholzrunde,
Wenn ich "Mondholz" für Truhen, Bettgestelle,kurzum für den Möbelbau verwende,
na ja- dann wird der "Mondeffekt" gewiss nicht umwerfend sein. Ich rate aber
jedem Skeptiker Mondholz in einem MUSIKINSTRUMENT zu verwenden, z.B. bei einem
Register Orgelpfeifen, hörbar und MESSBAR -- signifikante Unterschiede.( Obertonmessungen!) Beipflichten muss ich leider jenen Stimmen,
welche die Mondholz Hype als Marketing Gag abtun um horrende Preise zu verlangen.
Solange ich aber im Winter mit dem Förster in den Wald steigen kann, den Qualitativ RICHTIGEN Stamm finde und denselben auch selber schlagen kann-
baue ich meine Orgelpfeifen aus M O N D H O L Z. Zugegeben solange ich dies noch kann, muss ich die Schinderpreise nicht bezahlen,
habe aber schwere Arbeit und Mühen. Es dürfte einleuchten, dass für Firmen diese Art der Tonholz Gewinnung zu aufwendig ist.
Für mich ist es jedes Jahr ein Ereignis besonderer Art- ich bin im Wald, arbeite am "Rohstoff" den ich irgendwann weiter bearbeite und kann erst noch einige Pfunde eliminieren.
Ich bin heute und für meine Produkte vom Mondholz begeistert, muss zugeben dass auch ich lange Zeit davon nichts hören wollte.
Herzliche Grüsse auch an die "Mondholz Ungläubigen" von
hermann werlen
Re: Der Mond, das Holz und das Gemüse..
Verfasst: Sa 5. Apr 2008, 09:19
von Franz Kessler
Hallo Herrmann
Ich finde Deinen Beitrag hochinteressant, ähnliche Aussagen hab ich ja schon öfters gehört, nun aber einen Praktiker sozusagen an der Strippe zu haben, der sogar von messbaren Ergebnissen spricht, das regt mich an zu hinterfragen.
Die Tatsache, dass Du Orgelpfeifen herstellst, also Orgelbauer bist, na ja, wie wäre es denn, wenn Du uns in kleinen Häppchen etwas von Deiner Kunst servieren würdest, wobei die Mondgeschichte als etwas Würze gleich mitgeliefert wird.
Spätestens, als wir vor etwa 30 Jahren, in einer großen Gemeinschafts-Aktion unsere Kirche renovierten, dabei auch mit Hilfe eines Orgelbauers, unsere Orgel total zerlegten, bin ich ein Fan dieses Musikinstrumentes, ich war fasziniert über die geniale Einfachheit des Systems, über die Herstellung der Pfeifen war damals allerdings nichts zu erfahren.
Ich denke, das würde auch bei anderen Forumsmitgliedern Interesse finden.
in freudiger Erwartung
Franz