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Eine abgerichtete Seite mit vieeelen Bildern

Verfasst: Sa 24. Feb 2007, 19:30
von Marc Waldbillig

Hallo Leute,

Zurück an die Fuge. Robert und Boris haben den Grund zur Herstellung dieser Fuge schon genannt. Ich werde das also nicht mehr wiederholen :-) Auch ich habe mein Wissen von David C übernommen, womit ich vor allem die Vorgehensweise meine. Die Hohlfuge an sich gab's ja schon viel früher.

Wie soll die Fuge aussehen? Nun, egal ob man eine dicke Kante oder eine breite Brettseite abrichtet, die Fuge soll nicht nur längs sondern auch quer verlaufen. Stellt euch eine Hängematte vor, die an Kopf- und Fußende jeweils eine Stange hat. Die Matte wird einmal längs und einmal quer durchhängen.

Das Werkstück ist ein 500 x 85 mm großes Stück amerikanische Erle, die sich leicht hobeln lässt. Zur Arbeit verwende ich eine #7 Raubank, die ich mir als Putzhobel eingerichtet habe. Sie ist für die Länge von einem halben Meter der prädestinierte Hobel für diese Arbeit. Vor allem das Eisen zeigt eine gerundete Schnittkante, die derjenigen des Putzhobels entspricht, weil sonst die Höhlung zu stark ausfiele. Aber alles zu seiner Zeit, kommen wir zum ersten Schritt:

1. Die Höhlung quer zur Faser
Das Holz wurde mit der Raubank (hier eine #8 mit balligerem Eisen) gehobelt, so dass durchgängige Späne über die ganze Fläche entstanden. Wie ihr seht, ist die Fläche leicht bauchig und das muss weg und zwar überall.



Dazu markiere ich die ganze Fläche kreuz und quer. Der Hobel ist auf sehr feine Späne eingestellt, wie zum Putzen, die Ecken eingezogen und die Rundung mittig.



Dann setze ich den Hobel an die linke Brettkante, Zentrum der Rundung leicht, etwa einen halben Zentimeter nach innen gesetzt und hoble einmal die Kante. Das gleiche an der rechten Seite. Das Resultat sieht dann so aus:



Ein Blick mit dem Stahllineal zeigt, dass der Bauch jetzt noch vergrößert wurde. Was haben wir gemacht? Wir haben die Seitenkanten festgelegt. Weiterhin werde ich diese Kanten nicht mehr mit der mittigen Rundung der Schnittkante berühren.



Sondern ich werde die restlichen Strichmarkierungen weghobeln bis zu diesem Punkt, an dem der Hobel nichts mehr abnimmt.



Das sieht dann so aus unter dem Stahllineal; eine Höhlung quer zur Faserrichtung.



Ich hab mal ein Fühlerblatt von 0,10 mm untergelegt und ihr seht, das ist noch zu dick. Die Höhlung liegt wahrscheinlich leicht über 5/100 mm. Somit ist Schritt 1 abgeschlossen und wir kommen zur Längshöhlung



2. Die Höhlung längs zur Faser

Hier kommt die Länge des Hobels ins Spiel. Ein sehr viel kürzerer Hobel würde die Höhung schnell zu groß oder unregelmäßig werden lassen...Die Konvexität erreiche ich durch angehaltene Spanabnahme (stopped shavings). Ich markiere die Brettenden mit zwei durchgehenden Strichen sowie ein wenig Gekritzel übers Brett. Ich lasse die durchgehenden Striche stehen und hobele alle sonstigen Markierungen weg. Achtung auf die linke und rechte Kante, sie dürfen nicht wieder weggehobelt werden.



Das Brett sind dann wie folgt aus, nachdem ich in Sätzen über die Markierungen gegangen bin. Wichtig ist's, einen Hobelstrich schön neben den anderen zu setzen und wie gesagt, die Seitenkanten nicht zu erwischen.



Wenn der Hobel keine Späne mehr abnimmt, ist die Höhlung gut. Die hässlichen Markierungen nehme ich wiederum mit einem ganzflächigen Satz Von Hobelstrichen ab. Nur, bitte nicht nur die Markierungen abhobeln, sondern wieder schön die ganze Fläche. Normalerweise genügt ein Satz und man kann ein Lineal auflegen. Die Höhlung ist perfekt: 5/100 mm auf 500 mm Länge. Wir sind aber noch nicht am Ende...



3. Das Entwinden (unwinding)

Ich arbeite mit den Richtscheiten, eigentlich ein Aluminium-Profil. Die Methode ist ja bekannt... Die Prüfung ergibt einen tiefen Punkt vorne rechts. Ich lege dort ein Papier auf, falte es nochmal und dann sind die Scheite parallel. Ich weiß jetzt, wo meine hohen Punkte sitzen und wie viel ich abnehmen muss.



Also markiere ich das. "LO" heißt tief und die so eingezeichneten Ecken werde ich auslassen, d.h. alles andere werde ich hobeln. Zuerst die Kanten und dann die Mitte, wie schon bei Schritt 1. Anschließend folgt wieder ein Satz Hobelstriche über die ganze Fläche.



Eine erneute Überprüfung zeigt, dass das Brett jetzt an sich gut ist...



Gut, aber nicht plan, sondern mit doppelter Höhlung und dem Prinzip der Planheit sehr nah, weil die Höhlung eben gering ist und weil es nirgends mehr Bauch gibt... Mich hat vor allem die Wiederholbarkeit dieser Methode gepackt und die große Genauigkeit.

Gruß und noch einen schönen Abend wünsch ich,

Marc




Re: Eine abgerichtete Seite mit vieeelen Bildern

Verfasst: Sa 24. Feb 2007, 19:46
von Daniel Maier

Hallo Marc,

im Lesen des vorletzten Beitrags kamen Deine Bilder.

Danke dafür - weil Worte und Bilder mehr sagen als nur Worte... - unglaublich detailiert.

Daniel



Korrektur!

Verfasst: Sa 24. Feb 2007, 20:07
von Marc Waldbillig

Im zweiten Abschnitt muss anstatt "Fuge" natürlich "Höhlung" stehen.

und die anderen Fehler überlest bitte ;-)

Marc



Re: ja, aber....

Verfasst: Sa 24. Feb 2007, 20:37
von Jürgen zur Horst
[In Antwort auf #115192]
Hallo Peter,

welchen Leim hast Du verwendet? Mahagoni ist ein "fettes" Holz. Eventuell lag es am Leim. Ich würde bei Mahagoni und Teak einen PU Leim nehmen.

Tschüß Jürgen



Sehr schön, Marc!

Verfasst: Sa 24. Feb 2007, 23:03
von Friedrich Kollenrott
[In Antwort auf #115196]
Wirklich ein musterhaftes Beispiel systematischen Vorgehens (ich muss zugeben, ganz so systematisch mache ich das nicht). Du hast Deinen Hobel gut im Griff, scheint mir, und eine richtig gute Technik.

Zur Durchführung zwei Fragen:

1.: Hast Du eine Vorstellung, wie stark ballig die Schneide am Hobeleisen Deines 7ers ist? Hat der Span noch volle Breite?

2.: Wie gut richtest Du die Brettunterseite vorher ab? Ich habe eigentlich die Erfahrung gemacht, dass (wenn das Brett nicht extrem dick ist) man auch die Unterseite recht ordentlich abrichten muss, damit sie richtig satt auf der Hobelbank aufliegt, sonst geht sowas gar nicht. Oder fütterst Du irgendwie unter?

Zum Ergebnis:

Das ist also eine Fläche zum Verleimen. Ich gehe mal davon aus, dass bei einer schmaleren Fläche, also einer üblichen Leimholzfuge von, sagen wir mal, 30mm Breite, die Hohlform quer zur Faser wegfiele.

Bei den vorhergehenden Beiträgen kam ja schon ganz gut raus, dass die Hohlform eigentlich "auf der sicheren Seite der unvermeidlichen Toleranz" liegt, d. h. um ein Klaffen am Fugenende ganz sicher zu vermeiden, macht man lieber etwas hohl; die Hohlheit, das zeigst Du ja sehr schön, lässt sich auch viel eindeutiger messen als Planheit. Nun wird sich die Form dieser Fläche vermutlich schon etwas ändern, wenn Du die Hinterzange losmachst.

Machst Du die Fläche hohl, weil Du es für erforderlich hältst, dass wirklich zwei hohle Flächen zum Verleimen zusammengebracht werden? Oder machst Du sie minimal hohl, damit Du sicher bist: Das Ende der Fläche ist der höchste Punkt, liegt also ganz sicher nicht tiefer als der Rest der Fläche und ich bekomme also ganz bestimmt dort wo es besonders darauf ankommt eine gute Leimfuge. (Das würde ich für vernünftig und geschickt halten).

Ich will Dir und den Forumsfreunden, die das lesen, mein leichtes Unbehagen an dieser Stelle nicht verbergen. Mit der Anforderung, eine gehobelte Leimfläche dieser Größe müsse, wenn sie fachgerecht ist, nicht nur "ordentlich gerade" (und ich setze da jetzt bewußt keine Toleranzangabe hin) sondern wenige hundertstel hohl sein, begibt man sich in Toleranzen die in der Metallbearbeitung durchaus als honorig gelten. Eigentlich gilt es als ausgemacht, dass Holz wegen seiner Elastizität gröbere Toleranzen verträgt und auch wegen seiner Neigung zum Arbeiten extrem enge Toleranzen nicht sinnvoll sind. Und weil ich selbst sozusagen Metaller bin ist mir das auch sehr bewußt.

Marc, diese Vorführung ist sehr gekonnt und lehrreich. Du setzt da in diesem Forum neue Maßstäbe, und ich bin nicht sicher, ob ich das auf Anhieb nachmachen könnte. Aber lass uns in der Aussage einig sein, dass auch eine nicht so perfekt nach Charlesworth gefertigte Fläche eine gute Leimfuge ergeben kann. Zumindestens, wenn man genug Zwingen ansetzt ;-))

Grüße nach Luxemburg

Friedrich




Respekt!!!

Verfasst: So 25. Feb 2007, 00:08
von Jürgen zur Horst
[In Antwort auf #115196]
Hallo Marc,

das ist beeindruckend! Aber diesen Aufwand für eine Leimfläche? Ich gestehe, dass ich da deutlich ungenauer bleibe. Kann man das nachher bei den Leimfugen wirklich sehen oder wolltest Du demonstrieren was möglich ist? Vielleicht kannst Du Deine Demonstration noch mit der Verleimung einer solchen Fläche weiterführen. Eine sehr schöne Anleitung.

Im neues FFW ist ein Tipp, wie man mit mit zwei Metallerwinkeln die Verwindung sehen kann. Siehe Skizze:





Klasse Marc, ...

Verfasst: So 25. Feb 2007, 01:57
von TorstenKüpper
[In Antwort auf #115196]
... vielen Dank für Deine Bilderserie!

Ich werde das bei Gelegenheit mal ausprobieren.

Grüße
Torsten




Spänchen und...

Verfasst: So 25. Feb 2007, 08:22
von Marc Waldbillig
[In Antwort auf #115201]
Hallo Friedrich,

Der Span hat nicht mehr die volle Eisenbreite, jeweils 1 cm fällt an den Seiten weg. Die Spandicke beträgt zwischen 2 und 4/100 mm. Wie stark ballig das Eisen ist, kann ich nicht einschätzen, ich kenne keine praktikable Methode das zu messen. Man sieht die Rundung gut mit der Lichtspaltmethode, ohne Licht von hinten ist's nicht mehr so einfach zu erkennen...

In diesem Stadium der Bearbeitung ist das Brett schon auf seine Fast-Werte gebracht. Entweder kommt's aus dem Dickenhobel oder die Raubank hat ihre Arbeit schon getan. Dann ist die Unterseite natürlich auch schon weitgehend parallel zur Oberseite und natürlich gibt's keine verwindungsfreundlichen Aushöhlungen o. ä. mehr. Fatal wäre es ja hier, wenn durch das Gewicht des Hobels, das Brett z.B. mittig bei jedem Durchgang niedergedrückt würde und danach wieder in die Ursprungsform zurücksprünge. Ebensowenig darf das Werkstück fest eingespannt sein. Ich ziehe die Zwinge nur so fest, dass das Stück gerademal gehalten wird.

Die Höhlung in der Mitte garantiert, dass die Kanten nahtlos aneinanderstoßen. Ja, das ist der Grund, warum ich das so praktiziere. Ich hatte vorher selten durchgängige, nahtlose Übergänge und immer irgendwo auf einer Seite der Leimfläche gab's Macken. Die Methode macht die Arbeit einen Tick sauberer...

Bei 30 mm dicker Leimfuge fällt die Querhöhlung weg, klar. Ich kann aber mit dem letzten Hobelstrich und sehr fein eingestelltem Eisen noch einmal mittig über die Kante hobeln. Dabei ist es wichtig, den Hobel konstant auf Richtung zu halten. Das mach ich, indem ich den Daumen der linken Hand hinter den Knopf positioniere und die Spitzen von Zeige- und Mittelfinger gegen die Sohle drücke. Die Fingernägel fungieren dann quasi als kleiner Anschlag und es bleibt erstaunlich leicht, den Hobel auf ganzer Länge auf Kurs zu halten.

Unbehagen wollte ich auf keinen Fall erzeugen. Vielleicht liegt's ja an meinem nicht gerade lebendigen Stil, dass die Methode nicht spielerisch leicht rüberkommt. Aber eigentlich ist's schon so. Natürlich muss der Hobel gut und fein eingestellt sein, vor allem das Messer schön scharf und die Sohle vor allem flach, sonst wird's nicht werden. Ein paar mal geübt und schon geht's in Fleisch und Blut über. Ich will nicht sagen, dass ich die Methode immer so praktiziere. Längere Werstücke sind durchaus flexibler und brauchen nicht dieser Genauigkeit zu genügen. Je kürzer, desto anspruchsvoller. Ich begnüge mich normalerweise Rahmenstücke und kleine Leimholzflächen so abzurichten, gepundete Füllungen z.B. müssen nicht so genau sein.Da bin ich doch aus dem Neanderthal und halte es mit den Alten ;-)Allerdings kann viel Kopfzerbrechen im Nachhinein vermieden werden, wenn die Verbindungen gut passen und die Fehler sich nicht allzu oft multipliziert haben.

Ich bin mir sicher, dass du das auf Anhieb schaffst. Schließlich ist mir das auch gelungen :-)) Und oft genug setz ich viel zu viele Zwingen :-)

Gruß,Marc




Re: ja, aber....

Verfasst: So 25. Feb 2007, 11:03
von Peter
[In Antwort auf #115199]
Hallo Jürgen
ich habe einen wasserfesten Ponalleim verwendet.
Ich fand es nur merkwürdig, dass nur an den Kanten ein Bereich von ca 20-30mm um ca 0,5mm aufgegangen sind. ich kann mir gut vorstellen, das eine höhere Spannung an den Kanten, die ja durch leichtes Hohlhobeln entsteht dem entgegenwirkt.
Welchen Leim würdest du nehmen (Marke, Handelsname)

Gruß Peter



Re: Eine abgerichtete Seite mit vieeelen Bildern

Verfasst: So 25. Feb 2007, 11:18
von Peter
[In Antwort auf #115197]
Einfach toll Marc,

hättest Du das nicht 3 Wochen früher einstellen können :-)
ich hätte viel Arbeit sparen können.
Also mach ich es noch einmal, diesmal aber nach deiner Methode.

Danke und Gruß
Peter