Re: Holzmuster - Mit Bild - Fortsetzung
Verfasst: Mi 24. Dez 2003, 08:02
An alle Holzmuster-Sammler und Holz - Enthusiasten:
Zunächst einmal frohes Fest und schöne Feiertage.
Möchte mich erst einmal für das rege Interesse an meinen Beitrag bedanken - der schönste Lohn für einen Neu - Einsteiger in diesen Forum.
Nütze heute die Gelegenheit, um meinen Beitrag in ergänzende Weise fortzusetzen.
Leider habe ich keinen eigenen PC mit Net - Anschluss - eventuelle @-mail Anfragen laufen deshalb über einen guten Bekannten - die Beantwortung kann deshalb einige Tage dauern. Die nachfolgenden Eigen - Beispiele, woher ich einige meiner einheimischen Holzmuster bekommen habe sollen nur ein Denkanstoß sein, wo und wie es eventuell klappen kann - mehr nicht. Ich hoffe, es wird nicht als Prahlerei aufgefasst - dies ist von mir in keinster Weise beabischtigt.
Hier nun einige Beispiele:
Städtisches Grünflächenamt: Bei uns in ( " meiner Stadt" ) liegt die Pflege der öffentlichen Grünanlagen bei der Stadtverwaltung. Direktes Nachfragen im Amt ob man Stammabschnitte kaufen kann, war erfolglos. Ich bekam immer wieder als Antwort, man benötige das geschnittene Holz für den Eigenbedarf. Nun, wenn einem der Haupteingang verschlossen bleibt, versucht man es an der Hintertür.
Als ich im Rahmen einer städtischen Erkundungsfahrt mit dem Fahrrad Arbeiter der zuständigen Behörde beim Ausholzen einer Parkanlage entdeckte, fragte ich diese höflich, ob Sie mir nicht einen kleinen Stammabschnmitt für einen symbolischen Preis verkaufen würden. Selbstverständlich bekam ich keine Antwort - sondern eine Gegenfrage: Wofür ich den das Holz brauchen würde....
Ich erklärte dann den guten Mann worum es ginge ( Drechseln usw.) und er erklärte sich bereit mir soviel Holz wie ich brauchen würde zu geben, vorausgesetzt ich würde es heute noch mitnehmen und selbst verladen. Eine gute Stunde später konnte ich einen ausgeliehenen Pritschenwagen mit doch einigen ansehlichen Stammabschnitten beladen - dies waren z.B. Hainbuche - Holunder und Haselnuß in guten Dimensionen für zehn Euro. Meiner Meinung nach ein fairer Preis - den welcher Holzhändler hat diese Hölzer auf Lager? Und wenn ja, verkauft er sie mit Sicherheit nicht so günstig.Darüber hinaus gab er mir noch seine private Tel - Nummer, seitdem bin ich meistens auf dem Laufenden - wo und wann " die Stadt" wieder ausholzt.
Botanischer Garten:
Ich habe mir bei meinem ersten Besuch im botanischen Garten ( zwecks Bestimmung einer Baumart ( an Hand eines Stück Astes mit einigen Blättern ) gleich den Namen des entsprechenden Fachmannes sagen lassen und gut gemerkt. Ich hatte das Glück auf einen sehr verständnissvollen Menschen zu stoßen, welcher mir auch für die Zukunft seine Unterstützung zusicherte. einige Tage später bedankte ich mich mit einer aus einem alten Dachbalken gedrehten kleinen Schale bei Ihm und bekam hierfür wiederum einen schönen, bereits trockenen Lorbeerstamm zugesichert, plus die Option auf eventuell anfallendes, zum Teil sehr exotisches Schnittholz,wie z.B. Stücke vom japanischen "Eisenholzbaum" - von der Felsenbirne, Rhododendron und Essigbaum - von letzteren ein größeres Stammstück.
Gartenmüll - Deponien:
Dies ist wohl die einfachste, wenn auch zeitaufwendigste Art, sich schöne Holzmusterstücke zu besorgen - und sicherlich auch die unsicherste, man ist schließlich auf das reine Glück angewiesen. Gott sei Dank gibt es aber immer noch viele Gartenbesitzer, welche - warum auch immer - sich von " Raritäten" trennen und diese dann vorschriftsmäßig entsorgen. Ich hatte das Glück einen beachtlichen Wacholderstamm sowie ein schönes Stück Schlehdorn zu finden.
Landwirte mit Streuobstwiesen:
Dies ist wohl die ertragreichste Quelle für einheimisches Obstholz. Ich habe auf diesen Wege meinen kompletten Obstholzbestand bezogen - zum Teil richtig große Stämme (- Durchmesser bis 65 cm - 1,50 - 2 Meter lang - Kirsche - Apfel - Birne und Zwetschge )und für keinen Stamm mehr bezahlt als 50 DM bzw. 25 Euro. Auch hier lohnte sich mein Grundprinzip der Ehrlichkeit: Dem Besitzer versichern, das man kein Gewerbetreibender ist, sondern "Hobby-Holzwurm" und Ihn einige Zeit später mit einem kleinen Present ( Schale - Kerzenleuchter
ect.) aus dem Holz "seines Baumes" belohnen. Mußte zwar auch hier die Stämme zum Teil selbst fällen und natürlich auch selbst abtransportieren - lohnt sich aber immer.
Nachbarn:
Hier gilt im Prinzip das Gleiche. Habe auf diesen Wege ein schönes Stammstück eines Magnolienbaumes bekommen - diesmal allerdings wollte der gute Nachbar keine Drechselstück sondern Arbeitskraft als Gegenleistung.
Sägewerke:
Hier geht´s ohne Bezahlung wohl kaum. Habe in meiner Nachbarstadt ein großes Sägewerk ( inkl. Paletten- u. Kistenfabrik) Die verarbeiten zwar hauptsächlich nur Nadelhölzer, aber hin und wieder läuft auch einmal ein Laubbaum durch die Gattersäge.
Nachfragen lohnt sich immer wieder - habe für damals 10 DM eine fast 4 Meter lange und gut 6 cm starke Robinienbohle bekommen. Sowas bezeichnet der SW-Besitzer als Reststück. Na mir soll´s Recht sein.
Industriebetriebe ( Schwerlast-Paletten )
Ich einer etwa zehn Kilometer entfernten Ortschaft gibt es eine LKW - Achsen Fabrik. Durch Zufall efuhr ich, das diese Firma Ihre kaputten Paletten im Container sammelt und einmal im Monat abholen lässt. Es soll sich um Hartholzpaletten handeln, wurde mir gesagt.
Auch hier lohnte sich das Nachfragen. Mußte mir zwar die Paletten selbst zerlegen und anschließend noch den halben Hof kehren, ( plus 5 Euro für die Kaffeekasse ) hatte dann aber ein paar gute Kanteln ( ca. 8 x 8 x 65 cm ) Jarrah in meinem Besitz. ( Jarrah = australische Eukalyptusart ).
darüber hinaus konnte ich vor ca. einem Jahr voller Freude feststellen, das meine neue Hobelmaschine ( Metabo Magnum 260 ) ebenfalls auf einer Schwerlast - Palette angeliefert wurde. Diesmal war es Bubinga ( mit Splintanteil ) und Wenge, aus welchen diese kleinere Palette zusammen genagelt war.
Den Großteil meiner restlichen Tropenholz - Muster habe ich entweder von einer großen Furnierhandlung gekauft ( diese verkauft auch die Reste, welche z.B. beim Furniermessern "übrigbleiben" ) oder von den ortsansässigen Musikinstrumentenbauern bekommen. Eine wichtige Bemerkung möchte ich zum Thema Tropenholz noch loswerden: Ich lehne den Einkauf von Industrieprodukten aus diesen Hölzern ebenfalls kategorisch ab, ( Gartenmöbel usw. )bin jedoch der Meinung es ist immer noch besser ein Stück Tropenholz als Muster-Exemplar auf zu heben als es im Ofen zu verheizen. Eine Gratwanderung ist sicherlich der Kauf von "Tropenhölzer" ( z.B. Bongossi (( Azobe )) oder Bankirai - übrigens ein reiner Fantasiename - der Baum gehört zu den Shorea Obtusa - Arten ) aus sog. " Holzfachmärkten" für die Mustersammlung.Habe ich auch nur einmal gemacht - eben bei " Bankirai " )
Weitere Quellen für meine Holzmuster waren z.B. noch:
Sogenannte 99 Cent-Märkte: Dort gibt es manchmal z.B. hölzerne Steakteller- z.B. aus Schwarzholz - Akazie. Durchmesser ca. 25 cm - ca. 2,5 cm stark.
Zwei Stück für 99 Cent - ergaben nach der Bearbeitung sehr schöne Musterstücke.
Das gleiche fand ich aus Seringa ( sog. Gummibaumholz ).
Auch hier scheiden sich natürlich die Geister - schließlich wurden diese Bäume nur zum Zwecke der Vermarktung hier bei uns im "reichen Europa" gefällt - ein Schneidbrett aus Buchenholz würde sicherlich auch genügen.....
Kraftwerke: Solltet Ihr in eurer Nähe ein Kohlekraftwerk ( Heizkraftwerk ) haben, geht mal hin und fragt nach alten Laufschienen von sogenannten
Kettenförderen ( Trogkettenförderer ). Diese Laufschienen sind starke Kanthölzer, erfahrungsgemäß meist aus Bongossi geschnitten und werden mehr oder wenniger regelmässig ausgewechselt. Kriegt man mit viel Glück billig, wenn nicht umsonst - und sind noch gut für das Langholz-Drechseln geeignet.
Furnier - und Parkettfabriken:
Schriftliches Anfragen kann sich ebenfalls lohnen - habe auf diesen Wege einige amerikanische und auch tropische Holzmuster zu einem fairen Preis bekommen.
( amerik. Ahorn & Eiche - Limba - Abachi - und auch ein Stück vom seltenen Elsbeerbaum )
Soviel zu meinen Quellen. Seht dies bitte als kleinen Denkanstoß zu Erweiterung oder " Grundsteinlegung" eurer Mustersammlung. Für Anregungen oder auch ehrlicher Kritik bin ich stets offen und dankbar.
Noch ein Buch - Tipp: Zwei sehr gute Bücher zur Holzbestimmung gibt es von Rudi Wagenführ. Einmal das " Bild-Lexikon Holz" für ca. 38.- Euro, zum Zweiten natürlich die "Bibel" der Holzarten- Fachbücher: Der "Holzatlas" von Herrn Wagenführ. Dieser ist zwar mit knapp 190.- Euro nicht billig, lohnt sich aber langfristig gesehen auf jeden Fall. Abgesehen von brillianten Farbfotos
( gilt für beide Bücher ) sind im Holzatlas auch noch nahe zu alle technischen Werte der Arten, sowie zahlreiche Tabellen ( z.B. Namenstabellen, nat. und international ) enthalten. Dieses Buch ist sein Geld wert, außerdem kauft man es sich nur einmal im Leben. Auch im Net sind zum Teil gute und übersichtliche Lexikas. Wer sich für die Verwendung einheimischer Hölzer zu früherer Zeit interessiert, für den ist sicherlich das Düppeler - Holzlexikon im Net interessant.
Noch ein Tipp zu Gartengehölz: Ich habe vor etwa einem Jahr aus Unwissenheit ein Stück frisches Thuja-Holz ( von diesem gelben Heckengewächs ) ohne Atemschutz aufgeschnitten - einmal und nie wieder. Wurde mit tagelanger Übelkeit, Brechreiz, Sehstörungen und starken Schwindel belohnt. Das ganze Gewächs ist hochgradig giftig - die ätherischen Inhaltsstoffe des "Saftes" ein starkes Nervengift. ( Auszug Lexikon: Thujon - ( grich.) Absinthol,Tanaceton ), im ätherischen Öl des Lebensbaumes, Sableis,echten Wermuts und RAinfarns enthaltene, pfefferminzartig riechende Terpenverbindung, starkes Nervengift, in Wermut und Absinth enthalten. NA DENN PROST !!
Gelohnt hinsichtlich der Optik hat es sich auch nicht unbedingt. Habe mich wohl von der Bezeichnung Thuja-Hecke irre leiten lassen - dachte damals an das ausgezeichnet schön gemaserte Thuja - Holz wie man es z.B. von Messergriffen kennt.
Ansonsten habe ich bei Gartenhölzern eigentlich immer " gute Treffer" erzielt-
Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Wie schon in meinem ersten Beitrag erwähnt, schleife ich die Flächen meiner Muster fein ( bis Körnung 600 -zum Teil noch feiner ) und poliere diese anschleißend an der Schwabbelscheibe. Eine Fläche bleibt unbehandelt - die Stirnholzflächen werden zum Teil mit wasserverdünnten Weißleim versiegelt. Bei Mustern mit Waldkante ( Rinde )lasse ich die Rinde unbehandelt - kein Lack -kein Öl oder sonstiges. Die komplette Sammlung steht im meiner kleinen,angemieteten ca. 18 Quadratmeter großen Werkstatt - gertennt nach einheimischen und ausländischen Holzarten auf einem
" Rund um - Hochregalboden " in etwa zwei Meter Höhe.Auf Grund es sehr begrenzten Platzangebotes ( begehbare Fläche z.Z. noch ca.4 m2 )in meiner Werkstatt habe ich keine andere Möglichkeit.Meine " Nutzhölzer" habe ich an den verschiedensten Stellen zum Trocknen eingelagert - im Unterstand im Freien
( neben Werkstatt ) - im trockenen, leicht temperierten Keller ( Trockenstufe zwei ) und zum Teil in der Werkstatt selbst. Wie man sieht, es geht auch wenn man "nur" auf Miete wohnt. In meiner Wohnung habe ich nur die schönsten Stücke meiner sog. " Kuriositäten-Sammlung" . Die sind z.B. Holzstücke, welche mehr oder weniger eindeutig Tieren oder menschlichen Körperteilen ( den weibl. wie den männlichen - auch unterhalb der Gürtellinie ) ähneln. Ein ganz bsonderes Exemplar ist sicherlich ein Stück der Reeling von der
" Brilliance of the Seas " ( Teak ) einem Luxus-Reiseschiff der Edelklasse.Ist von der Meyer-Werft Pappenburg gebaut und in Dienst gestellt worden. Wie man sieht, lohnt es sich immer ein "Leatherman Wave" am Mann zu haben. ( Ha! Ha ! )
Solche Kuriositäten sind übrigens leichter zu finden als man zunächst glauben möchte. Wenn man sich mit offenen Augen und mit etwas Geduldt in der Natur bewegt ( z.B. beim Pilze suchen ) hat man gute Chanchen eventuell das eine oder andere interessante Stück zu finden. Allerdings würde ich jeden davon abraten, mit nem´Fuchsschwanz oder einer Stihl im Rucksack auf der Suche nach solchen Stücken durch den Wald zu hetzen. Das gibt manchmal Mecker vom Förster.
Was ich für meine Sammlung noch suche und bis heute noch nirgend bekommen habe ist ein Stück Urunday (tropisch - Brasilien - auch als " Tigerholz " bezeichnet ). Es gilt als das schönste und wertvollste Holz Brasiliens - steht nicht im Cites, ist allerdings trotzdem sehr schwer zu bekommen.
Noch ein Wort an alle Drechsler: Wer von euch hat schon mal Schalen aus verleimten Multiplex - Rohlingen ( auch mosaik-verleimt )gedreht und möchte seine Erfahrungen mit mir teilen?
Mal abgesehen davon, das dieses Material das Schneidewerkzeug mehr stumpft als Alles andere..............
Das gleiche würde mich bei Spanplatten interessieren.......
Ich wünsche allen ein frohes und friedliches Weihnachtsfest und ein gutes, gesundes neues Jahr.
Dieter
"Tigerholz"