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In Antwort auf #78365]
Hallo Michael K.,
ein paar Worte zu Deinem Beitrag.
Mit offtopic hat das Thema Tropen- oder Regenwald in diesem Forum für mich nichts am Hut. Es beinhaltet ja Holz, ohne das kein Holzwerken möglich ist.
Ganz sicher nimmt der Einschlag von Holz in den Tropen insgesamt nicht ab. Wie Du vollkommen richtig anmerkst, ist der Holzhunger in einigen asiatischen Ländern immens. Warum das so ist, braucht hier nicht angesprochen zu werden.
Gutmenschentum kann einem durchaus auf die Nerven gehen. Hinweise darauf, zu was Holzimport aus den Tropen auch führen kann, haben mit Gutmenschengehabe aber auch überhaupt nichts zu tun, zumindest meiner Meinung nach. Die Frage muß gestattet sein was bringt Dich zu dieser Aussage?
Zum Thema nachhaltige Waldwirtschaft in den Tropen eigentlich sollte man hier erstmal definieren, was man unter Nachhaltigkeit versteht. Dazu einen Aufsatz schreiben, ist aufwendig, würde wohl auch den Moderatoren und Forumsregeln nicht entgegenkommen.
Ganz kurz Nachhaltigkeit in Bezug auf mit etwas Wirtschaften heißt für mich, so mit etwas umgehen, daß auch folgende Generationen noch ganz genauso damit umgehen können, wie es mir möglich gewesen ist.
Nachhaltigkeit in Bezug auf Waldnutzung in den Tropen mag unter Umständen innerhalb gewisser Grenzen in Randgebieten auch möglich sein, ist aber sicher ganz weit davon entfernt, den tatsächlichen Bedarf auch nur annähernd zu erfüllen und ganz sicher auch nicht in einem Urwald (also einem sog. Primärwald, der bisher weitestgehend ohne menschlichen Einfluß bestanden hat).
Wie soll das auch funktionieren?
In einem Urwald gibt es keine Forstwege und Rückegassen alle 50 Meter. Da hört der Weg irgendwo auf und dann ist nichts außer Wildnis. Wie soll da ohne ganz massive Eingriffe Holz, auch bei nur selektiver Entnahme, überhaupt an einen befahren Weg gebracht werden? Unter Umständen mag das bei einem dünnen Stammabschnitt ja irgendwie klappen, aber nicht bei einem Riesen mit einem oder eineinhalb Meter+ Stammdurchmesser. Die Rückeschlepper (Skidder), die für einen Tropenbaum notwendig sind, sind eine andere Kategorie, als die, die unsere Fichten und Kiefern herumumziehen.
Sehr wahrscheinlich sind die Einschlagunternehmen auch eher weniger gemeinnützig oder genossenschaftlich unterwegs, sondern wollen mit ihren teuer erkauften Lizenzen auch was verdienen. Rücksicht auf etwas, das sich erstmal nicht beschwert oder wehrt, ist also eher nicht zu erwarten.
Auch wenn man es mit Nachhaltigkeit wirklich ernst meinen würde - von manchen Urwaldbaumarten ist noch nicht einmal deren komplette Ökologie bekannt, d.h. welche Zusammenhänge sind notwendig, damit neue Bäume diese Arten wachsen können. Wie soll man bei Übernutzung dann neue Bäume dieser Baumart anpflanzen (lassen)?
Lange nicht alle Bäume lassen sich in Plantagen ziehen, wie es z.B. bei Teak möglich ist, auch das ist also sicher nicht der Königsweg.
Zweifellos sind etliche Holzarten seit ihrer Entdeckung übernutzt worden, sonst gäbe es jetzt keine Auflagen für den Handel mit selbigen (z.B. Echtes Mahagoni, Ebenholz, Palisander usw.). Das wird wohl weniger mit dem Sojaanbau zusammenhängen.
Auch wenn pro Tonne oder m3 auf den Kilometer gerechnet beim Schiffstransport weniger Sprit benötigt wird, als beim Transport mit LkW, ist das Schiff doch um einige Kilometer länger unterwegs, als der LkW. Zum und vom Hafen weggefahren werden muß das Holz ja auch noch, und das praktischerweise die meiste Strecke mit dem LkW.
Ob der Sojaanbau in Übersee inkl. Transport sinnvoller ist, als der Anbau von Futtermittel hierzulande, wage ich zu bezweifeln. Transportiert und gedüngt muß überall werden und das kostet Energie. Das soll aber nicht das Thema hier sein.
Warum sollen wir im holzreichen Deutschland Holz aus Übersee einführen?
Damit wir uns nicht falsch verstehen Nadelholz aus Sibirien oder Nordamerika sind in meinen Augen keine Alternativen. Warum nicht die Ureinwohner im Schwarzwald oder Spessart oder Odenwald unterstützen und deren Holz kaufen?
Lieber Michael K., ich rufe nicht zu einem Boykott für oder gegen etwas auf, zumindest nicht in diesem Forum. Ganz sicher blöke ich nicht irgendetwas nach, was ich mal irgendwo im Internet gelesen habe. Das Thema beschäftigt mich schon mindestens mein ganzes Holzwerkerleben.
Gruß, Andreas