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Re: Zunfthosen

Verfasst: Mo 1. Nov 2004, 18:25
von Dietrich

Hallo Volker,

also von vorgestern würde ich die Zünfte nicht bezeichnen, nur weil sie teilweise 300 Jahre alt sind.

Es ist halt so, das es in Zeiten von 35 Std Woche erst möglich wurde ein solches Hobby wie die Holzbearbeitung zu verfolgen. Die damit verbundene Rationalisierung der Fertigungsarbeitsplätze, hat dazu geführt das es für uns bezahlbare Maschinen gibt.

Richtige Zunftkleidung, also Hose mit Doppelreißverschluß, oder gar doppelt geknöpfter Latz, Weste mit 7 Knöpfen, von denen 1 offen bleibt, ja, und natürlich den Hut, der das Eindringen von Spänen auch in den Kragen verhindert, dieses sollte den gelernten Kollegen vorbehalten bleiben!

Gruß Dietrich


Deutschleder

Verfasst: Mo 1. Nov 2004, 19:55
von Stefan Hintzen
[In Antwort auf #8222]
Hallo Dietrich,

Deutschleder ist ebenso wie Doppel-Pilot B eine Bezeichnung fuer die Stoffqualitaet. Deutschleder besteht aus 600g/m² Baumwolle. Glattgewebter Zwirndreidraht in unverwuestlicher und schwerer Qualitaet.
Pilot nur aus 420g/m², also in allem etwas leichtere Qualitaet.

Frohes Büxentragen

Steff


Re: Zunfthosen

Verfasst: Mo 1. Nov 2004, 20:13
von Jakob Sonntag

Hallo Dietrich und alle anderen,
der anerkannt beste Norddeutsche Hersteller von Zunftbekleideung, Original-Veddel R. Paulsen aus Hamburg hatte die besten Zeiten in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts als die Schlaghosen "in" waren. Damals lief die Hamburger Jugend in Zimmermannshosen herum. Also, wir Zimmerleute und Dachdecker sind wohl keinem böse der auch gerne praktische und bequeme Hosen zur Arbeit trägt. Außerdem trage ich, wenn ich denn mal Trockenbau mache, selbst auch Malerhosen.
Stefan Hintzens Ausführungen habe ich nicht hinzuzufügen. Man lernt nie aus...

Mit zünftigen Grüßen, Jakob Sonntag


Re: Zunfthosen

Verfasst: Mo 1. Nov 2004, 21:07
von Dietrich

Hallo Jakob, hallo Stefan,

vielen Dank für die Erläuterungen zu den besonderen Stoffarten, und den Freischein zum Tragen der zunftähnlichen Arbeitskleidung, bei allen Holzarbeiten!

Also Gerhard, Du hast es gehört, Hosen kaufen:-)

Gruß Dietrich




Re: Zunfthosen

Verfasst: Mo 1. Nov 2004, 23:30
von Stefan Picker

Hallo!
Nach Tagen ohne Internet muss ich nun viele Beiträge nachlesen (meine Software hatte Schwierigkeiten, die ich mit Säge und Hammer nicht richtig beheben konnte).
Ich selber trage auch immer (beim Hobby-Arbeiten) eine Zunfthose (Deutsch-Leder) und trage sie richtig gerne. Einfach praktisch und robust. Mein Bruder hat eine Baufirma. Auch da tragen sie alle die schwarzen Zunfthosen. Und die Jungs sind Maurer und keine Zimmerleute!
Denke, dass es mittlerweile eine "normale" Arbeitshose ist. Wie schon angeführt: Solange nicht der Rest wie Weste, Hut und Ehre dazukommt, dürfte es keine "Amtsanmaßung" sein, oder?!
Mit zunftigen Gruss,
Stefan


Re: Problem(chen)

Verfasst: Di 2. Nov 2004, 11:57
von j.tuschy
[In Antwort auf #8183]
hallo, wenn du dir die luft unter die haut bläst hast du ein ernstes problem. das ist bei den drücken ohne probleme möglich.macht zwar alle welt aber ist wenns in richtung haut geht gefährlich.grüße johannes


Re: Zunfthosen

Verfasst: Di 2. Nov 2004, 12:51
von Volker Hansen
[In Antwort auf #8226]
Hallo Dietrich, sorry, aber auf Zünfte und Innungen reagiere ich gerne zickig.
Wenn ich mir die Geschichte des Handwerkes betrachte, fallen den Zünfte nicht gerade eine rühmliche Rolle zu . Die bereits hochentwickelte Holzbearbeitung vergangener Jahrhunderte wurde durch Kastendenken und Reglementierungen ausgebremst in ein einigen Bereichen fast ausgelöscht. Desgleichen gilt für den Meisterzwang in Deutschland. Das Argument 35 Std. Woche kann ich nur zum Teil gelten lassen. Mein Großvater hat 48 Stunden Arbeiten müssen
und war trotzdem ein guter Holzwerker. Gerade in ländlichen Gebieten war man auf eigene Initative angewiesen. Das Freizeitangebot war begrenzt und die Werte halt anders ausgerichtet.

Viele Grüße Volker

PS Damit Dein Tannengrünes Herz ein wenig hüpft. Montag bekomme ich meinen

Metabo SX E 450 Exenterschleifer.



Re: Zunfthosen

Verfasst: Mi 3. Nov 2004, 08:35
von Flo

Hallo Volker, was hast du gegen den Meisterzwang in Deutschland einzuwenden? Gerade in Zeiten wo es viel zu viele Pfuscher gibt ist der Meistertitel meiner Meinung nach noch wichtiger geworden. Mittlerweile ist er ja eh schon bei vielen Berufen weggefallen, beim Schreiner zum Glück nicht, denn sonst könnte ja wirklich jeder "Brennholzschreiner", um einen Begriff von weiter oben zu verwenden, eine Schreinerei aufmachen.
Gerade beim Beruf des Schreiners, aber auch z.B. beim Zimmerer, wird ein solch großes, brachenübergreifendes, Wissen benötig das man so ohne weiteres einfach nicht erlangen kann. Denn eine Schreiner macht ja viel mehr als nur Möbel. Das ist aber generell ein Problem dass viele Leute eigentlich gar nicht wissen was ein Schreiner so alles macht und kann. Wenn natürlich jemand eine lange Zeit als Geselle tätig war so hat er mit Sicherheit manchmal ein besseres praktisches Fachwissen als ein junger Kerl der einige Jahre nach der Lehre seinen Meister macht. Aber das ist ja nur die eine Seite. Einen Betrieb richtig zu führen, gut zu planen und den ganzen, ich nenne´s jetzt einfach mal Bürokratenscheiß, ist die andere Seite. Und das kann man nun mal nicht einfach so bzw. geht man dafür ja auf die Meisterschule.
Ich bin davon überzeugt dass von vielen Firmen die jetzt aufmachen und bei denen jetzt kein Meister mehr nötig ist, einige in gar nicht allzu langer Zeit wieder zumachen müssen. Denn letztendlich wird sich Qualität doch immer wieder durchsetzen, selbst in Zeiten der Geiz ist geil Mentalität.

Gruß
Florian



Meisterzwang

Verfasst: Mi 3. Nov 2004, 10:50
von Christian Aufreiter

Hallo, zusammen,

ich will hier niemandem zu nahe treten, aber wie man nicht nur hört und liest, sondern wohl schon viele am eigenen Leib erfahren mussten, ist ein Meistertitel noch kein Garant für wirklich hochwertige Arbeit. Sicher gibt es genügend Leute, die ihren Meistertitel berechtigterweise führen und tatsächlich meisterhaft arbeiten, aber das Argument, Meister = Qualität, teile ich definitiv nicht.
Eine andere Sache, die mir zudem im Magen liegt, ist, dass man in unseren Breiten als Nicht-Meister in vielen Bereichen überhaupt nicht tätig werden darf. Keine Angst, ich hege keine Ambitionen, jene Gegenstände, die ich in meiner Freizeit baue, verkaufen zu wollen, aber wieso macht man es Leuten, die ganz offensichtlich ordentlich arbeiten (Beispiele gibt es ja im Forum), so schwer, hie und da einmal ein Stück legal zu verkaufen?!

Herzliche Grüße

Christian



Re: Meisterzwang

Verfasst: Mi 3. Nov 2004, 12:56
von Andreas N.

Ja, mein ich auch. Der Meisterzwang in Deutschland ist für Ausländer sowieso nicht verständlich (ist ja auch ein Nazi-Relikt von 1934); davor war es auch Gesellen erlaubt einen Betrieb zu führen, wie heute in den meisten EU Ländern. Die EU Mittbürger dürfen deshalb auch in Deutschland ohne Mester einen Handwerksbetrieb führen. Die Qualität ist überhauptnicht von einem Titel abhängig. Der Meisterzwang verstößt nach der ansicht einiger Rechtswissenschaftler gegen das Grundgesetz und würde der Klag eines Betroffenen nicht standhalten- die einziege Klage von der ich wei, wurde wegen Fehlern in der Klagebegründung abgewiesen.
Schöne Grüße
Andreas