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In Antwort auf #49543]
Hallo Dirk!
Armer Junge, im moment bist Du wohl völlig verwirrt durch die
Vielzahl der Aussagen, die da auf dich einprasseln.
Zunächst mal möchte ich sagen, dass Bandsägen heute tatsächlich
kaum noch verwendet werden, ich habe schon einige gut ausgestattete
Schreinereien gesehen, die gar keine Bandsäge mehr hatten.
Entsprechend ausgeprägt ist dann auch das Know-How im Umgang mit diesen
Maschinen. Um das auch ganz klar zu sagen: Wenn ich eine Formatsäge mit
45cm Sägeblatt und 3m Schlitten hätte, würde ich sicher keine Bretter
auf der Bandsäge besäumen. Und dass man gerundete Werkstücke auch sehr gut
an der Tischfräse mit einer Oberfläche erzeugen kann, die keine nennenswerte
Nachbehandlung mehr braucht, ist auch klar.
Eine Bandsäge ist also schon ein spezielles Maschinchen, das seine Stärken
eher in der Anwendung von solch wunderlichen Holzliebhabern wie uns zeigt.
Also im Detail zu 1:

Hier sieht man eine (700er)-Hema beim Auftrennen einer Kiste aus
Kirsche mit gut 30cm Stärke. Das einzige Problem das man mit diesen
Holzdimensionen hat ist das Auflegen auf dem Tisch und das saubere
Nachführen, das braucht nämlich wirklich Kraft. Die Maschine zeigt
sich von dieser Holzdimension völlig unbeeindruckt. Ich habe meine
Hema natürlich auch schon mal abgewürgt, aber das passiert ausschliesslich
wenn ich das Band verklemme, die 3kW-Motorleistung reichen locker,
um die volle Schnitthöhe auszunutzen. (Scharfes und hinreichend grob
bezahntes Band vorausgesetzt).
Zu 2. Ich weiß nicht, was die Eigenschaften einer Präzisionsmaschine
ausmachen, aber ja, wenn Du eine Oberflächenqualität wie gehobelt erwartest
wirst Du mit der Bandsäge nicht glücklich. Denke eher an das, was Du
bisher mit der Handsäge erzeugt hast. Und genau wie bei der Handsäge
hängt die Sägequalität sehr stark von deinem Können und der Qualität
der Bänder ab. Wenn du gut bist und fleißig geübt hast schaffst Du auf
beliebige Sägelänge Welligkeiten von 1-2mm, die man ohne großen Aufwand
aushobeln kann.
Zu 3. Es ist keine Kunst den Anschlag mit einer schönen Multiplexplatte
auf die gewünschte Höhe zu bringen. 8cm sind wirklich knapp, meine Hema
hat einen 15cm Anschlag und das reicht eigentlich locker für die volle
Schnitthöhe. Wenn du sägen kannst wirst Du feststellen, dass Du an der
Bandsäge nur wenig Druck auf den Anschlag ausübst und das Holz durch den
von der Säge ausgeübten stets exakten vertikalen Druck sehr ruhig läuft.
Das Wesentliche ist hier die Laufseite des Holzes sauber zu fügen, so
dass das Holz beim Sägen sauber im Winkel steht. Und nur als Anmerkung,
die Holzkraft-Maschine ist für die Ausführung der Komponenten Tisch und
Anschlag sicher die am wenigsten geeignete Referenz. :-)
Zu 4, 5 und 6. Ein Sägeband bezieht seine Stabilität aus der Spannung und
zu einem geringeren Anteil aus den Führungen. Wenn Du ein 25/0,7mm Band
auf Nennspannung bringst wirst du staunen wie stabil dieses Band steht.
Sobald es aber stumpf ist oder die Schränkung verkorkst ist läuft es
Achterbahn. Diese Tatsache kann ich nicht genug betonen.
Dass auf Blockbandsägen bis zu 20 cm breite Bänder verwendet werden
ist völlig richtig, aber ich denke dass Du nicht mit >30m/min durch
80cm-Stämme sägen musst, oder?
http://hw.roesch.de/Downloads/saegewerk.wmvHier kann man sehen, wie ein schon ziemlich stumpfes Band über diesen Mörder-
Ast läuft. Selbst diese Stelle ist mit üblicher Abrichtarbeit locker in den
Griff zu bekommen.

Zum Kaputtgehen: Eine Bandsäge von vernünftiger Qualität kriegst Du bei
vernünftiger Behandlung überhaupt nicht kaputt. Du darfst hierzu auch
jederzeit die volle Schnitthöhe ausnutzen. Wenn sie zu jaulen anfängt
oder die Drehzahl abfällt einfach den Vorschub reduzieren. Und ich glaube
ich hatte es schon mal erwähnt: Die Bänder scharf und sauber geschränkt
halten. :-)
Zu den langen Brettern. Da bin ich mir nicht schlüssig was Du meinst.
Wenn Du Spiegelseiten für Kassetten auftrennst wirst Du doch in der Praxis
nie über maximal einen Meter Länge kommen. Danach wird es schwieriger, einfach
weil das Werkstück sehr kippelig ist. Aber auch das ist mit etwas Erfahrung
machbar. Aber, wie gesagt, für mich eigentlich kein Fall aus der Praxis und
da auch die Frage, mit welcher Maschine man einen solchen Schnitt denn besser
beherrschen wollte?
Wenn es dir um das klassische besäumen geht: Ein Bock wie im ersten Bild
gezeigt ist sehr hilfreich und wenn Du mal sägen kannst ist das einzige
Problem das Auflegen von schweren Bohlen, der Besäumschnitt geht freihand
mit affenartiger Geschwindigkeit völlig problemlos.
Auch hier im Forum, vor allem aber bei unseren amerikanischen Kollegen wurden
schon jede Menge Furnierschnitte in perfekter Qualität gezeigt. Also dass das
geht kann man als gesichert annehmen.
Wenn dir die Hema zu teuer ist, dann mach dich nicht verrückt. Die Hammer
und auch die Metabo werden deine Anforderungen sicher erfüllen.
Und da ich Edi sehr belustigt habe: Ich glaube man kann schon herauslesen
dass ich bei den Maschinenempfehlungen nicht wirklich so extrem verbohrt
bin. Dass eine Hema UH allerdings alles was es heute sonst noch neu gibt
völlig in den Schatten stellt kann man durch einfaches Anschauen schnell
erkennen. Dass das eine eher theoretische Erkenntnis ist, weil sich
niemand so ein Teil leisten kann/will macht die Aussage ja nicht falsch.
Viele Grüße
Heinz