Seite 4 von 5

Doch, doch...(@ Peder)

Verfasst: Mo 19. Jan 2015, 19:13
von Friedrich Kollenrott
[In Antwort auf #140093]
die umlaufende 6mm- Nut hat 4mm Abstand zur Brettkante. Die Rückwand ist auf 8mm heruntergehobelt und hat dass einen flachen, nur 2mm tiefen Falz. Somit müsste zwischen Rückwand des Schränkchens und Wand 2mm Abstand bleiben.

Grüße

Friedrich


Auf Dicke hobeln (@ Philipp)

Verfasst: Mo 19. Jan 2015, 19:22
von Friedrich Kollenrott
[In Antwort auf #140094]
Hallo Philipp,

Einen Schrupphobel (eisern) habe ich. Nur lässt sich der bei diesem sehr astigen und ungleichmäßigfaserigen Holz kaum einsetzen, bei großer Schnittiefe reisst da alles kaputt. Schon mit der normalen Raubank blieben einige mm tiefe Löcher in der Fläche wenn man quer oder diagonal hobelte.

Das ist ja auch ein Grund, warum ich sowas mit solchem Holz nicht wieder machen würde. Einen Widerspruch zur Sparsamkeitsforderung sehe ich nicht- es ist immerhin gelungen, Holz zum Möbelbau einzusetzen das eigentlich eher als Feuerholz geeignet wäre.

Grüße

Friedrich



Re: Nochmal (von mir abschliessend) zu den Friese

Verfasst: Mo 19. Jan 2015, 19:30
von Rolf Richard
[In Antwort auf #140091]
....Vorteile des durchgehenden Außenfrieses in meinen Augen -wenn überhaupt nachweisbar- nur marginal, das ist alles schon eine Diskussion am Rande der Spitzfindigkeit und es geht um die letzten wenigen Prozente die man vielleicht rausholen kann.


Die Literatur, die mir zur Verfügung steht, gibt auch keinen einzigen Hinweis auf einen signifikanten, belegbaren Vorteil der durchgehenden senkrechten Friese. Vielleicht beruht das Dogma ja auf etwas ganz anderem, nämlich der Tatsache, dass man bei vielen Türen mit kleineren Zwingen auskommt, weil die Mehrzahl der Türen höher als breit zu sein scheint?

Also gehts wohl nach dem Motto "Das hamm' mer schon immer so gemacht!" Wahrscheinlich genauso wie ja angeblich die Sprossen bei Sprossenfenstern in Frankreich genau anders überkreuzt werden als in Deutschland. Westlich des Rheins lässt man offenbar die waagerechten Sprossen durchlaufen, östlich die senkrechten. Machts einen Unterschied? Wohl kaum.

Ausserdem kann es nicht schaden, ein Dogma mal Dogma sein zu lassen und etwas Neues auszuprobieren.

Gruss

Rolf




Re: Nochmal (von mir abschliessend) zu den Friese

Verfasst: Mo 19. Jan 2015, 19:39
von Bernd Zimmermann
[In Antwort auf #140091]
Hallo Friedrich,

auch wenn Du (abschliessend) ein Resumee bezüglich der Längs- und Querfriese gezogen hast hier nochmal kurz eine Anmerkung von mir, nachdem mir heute eingefallen ist, dass ich ein Buch über den Bau von Schubladen und Türen im Regal stehen habe (Building Doors & Drawers von Andy Rae, 2007).
Bis auf zwei Ausnahmen macht Andy Rae die Längsfriese durchgehend und die Querfriese zwischen die Längsfriese.

1. Ausnahme: Die Tür wird mit Zapfenbändern (knife hinges) eingehängt. Dann macht er bewußt die Querfriese durchgehend um Längsholz für die Zapfenbänder zur Verfügung zu haben
2. Ausnahme: Doppeltüren, weil seiner Ansicht nach hier bei durchgehenden Querfriesen eine bessere (ruhigere) Optik entsteht.

Ansonsten: Schönes Projekt, akurate Ausführung und vielen Dank für die sehr gute Dokumentation. Außerdem ist mal wieder eine nette und informative Objekt-Diskussion entstanden.

Gruß
Bernd


Spaltmaße & Co.

Verfasst: Mo 19. Jan 2015, 20:12
von bernhard
[In Antwort auf #140090]
Hallo Friedrich,

ja, wir haben unterschiedliche Ansprüche. Ich bin da mehr wie Frank Klausz gedrillt worden: "Wenn Du etwas machst, dann mache es richtig." Leider gelingt mir das nicht immer und meine Möbel sind noch längst nicht perfekt, aber ich arbeite daran :-).

Dafür rettest Du quasi Holz vor dem Feuertod und baust Möbel daraus. Das könnte ich und dafür wäre mir auch meine Zeit zu schade. Ich habe allerdings auch Erfahrung mit unvorteilhaftem Holz und damit möchte ich nicht mehr arbeiten müssen.

Und natürlich kann man, entgegen der allgemeinen Lehre, die Querfriese anstelle der Außenfriese, durchgehen lassen. Selbst Christian Becksvoort bekennt öffentlich, dass er das Holz nicht immer nach der allgemeinen Lehre, sondern primär nach Optik verleimt. Dankbar bin ich für die Terminologie Quer- und Außenfriese. Jetzt haben wir endlich das Pendant zu dem engl. "stile and rail". Marc W. und ich haben lange vergeblich danach gesucht.

Einen Einspruch habe ich dann aber doch. Die Rückwand meines Schranks kann man sicherlich nicht mit gutem Gewissen einfach zusammenleimen. Die Abmessung ist zu groß um mit den Feuchteschwankungen klar zu kommen (ich habe das nachgemessen). Entweder einzelne Bretter überlappend, oder aber Rahmen mit Füllungen.

Noch eine Anekdote zu den Spaltmaßen. Bei einem großen Autohersteller gibt es den geflügelten Spitznamen "Spalten-Ferdi" (als Metaller ist Dir das bestimmt bekannt). Er ist sehr versessen auf Spaltmaße und diese waren sozusagen das Symbol einer Qualitätsoffensive, die übrigens erfolgreich verlaufen ist.

Viele Grüße
Bernhard


Re: Nochmal (von mir abschliessend) zu den Friese

Verfasst: Di 20. Jan 2015, 06:27
von Tom B.
[In Antwort auf #140091]
Schönen guten Morgen Friedrich,

im Nachgang zu dem Artikel aus der FWW und der dann sich hieraus (weiter) entwickelten Diskussion ist mir heute Früh ein nettes Bild von einem Mann eingefallen, der durchaus als Maßstab für die deutsche Spracher herangezogen werden darf:

Habe nun, ach! Philosophie,
Juristerei und Medizin,
Und leider auch Theologie
Durchaus studiert, mit heißem Bemühn.
Da steh' ich nun, ich armer Tor,
Und bin so klug als wie zuvor!
Heiße Magister, heiße Doktor gar,
Und ziehe schon an die zehen Jahr'
Herauf, herab und quer und krumm
Meine Schüler an der Nase herum -
Und sehe, daß wir nichts wissen können!
Das will mir schier das Herz verbrennen.

Meine Tochter lernt in der Grundschule eine andere deutsche Grammatik. Aber kommt - irgend jemand - heute auf den Gedanken, oben Stehendes als "falsch" zu bezeichnen?

Ich nehme mit, dass aus einem "ich kenne es so, dass die senkrechten durch gehen" sich eine für mich sehr erhellende Diskussion ergeben hat, an Hand derer ich - wieder mal - etwas gelernt habe. Nämlich, dass jemand, der weiß, was er tut, auch dann ein sehr schönes Ergebnis erzielen kann, wenn er mit alten Konventionen bricht (bewußt oder unbewußt).

In diesem Sinne.

Herzliche Grüße

Tom




Re: Nochmal (von mir abschliessend) zu den Friese

Verfasst: Mi 21. Jan 2015, 08:39
von benben

Hallo,

traditionell ist das bestimmt richtig die "stehenden" Rahmenteile durchgehen zu lassen. Ich würde das auch immer so machen, kann dieses aber ausser der Tradition nicht begründen----gelernt ist gelernt.;)

Man sieht heute aber viel was früher anders gemacht worden wäre! Als erstes fallen mir dazu Zimmertüren ein mit Quer verlaufender Maserung, traditionell gesehen falsch----mir gefällt es trotzdem!
So ein Auge ist ja nunmal auf eine Ästhetik geschult, das führte bei mir dazu das ich an den Bildern "hängen" blieb und nochmal schauen musste was "nicht stimmt".

Gruss
Ben


Re: Nochmal (von mir abschliessend) zu den Friese

Verfasst: Mi 21. Jan 2015, 15:26
von Volker Hennemann
[In Antwort auf #140091]
Hallo Friedrich,
James Krenov ist ja kein ganz unbekannter Kunst-Tischler und Lehrmeister gewesen.
Wenn ich mir in seinem Buch "The Impractical Cabinetmaker" seine Schranktüren ansehe, haben ca. 40% von diesen eine durchgehende Querfriese.
Für Krenov ist an der Stelle nur das Zusammenspiel der Proportionen der Tür entscheidend.

Die Menschheit entwickelt sich weiter - inzwischen ist man sich auch ziemlich sicher, dass die Erde keine Scheibe ist.
Wir Holzwerker sollten uns diesem Trend nicht verschließen!

;-)
Volker


Re: Aufrechte gehen durch?

Verfasst: Mi 21. Jan 2015, 17:58
von Konrad Holzkopp

Guude,

Die Frage, warum sollten aufrechte Friese durch gehen, beschäftigt mich seit dem ich davon gehört habe.

Alle die ich befragt habe, und es waren in mehr als 4 Jahrzehnten nicht wenige hochkarätige Fachleute darunter, konnten mir nur
ihre mehr oder weniger plausiblen Mutmaßungen mitteilen.

Ich liste mal ohne Wertung auf was mir an Argumenten in Erinnerung ist.

Statik: Hirnholz ist belastbarer als Querholz, selbst bei Schlitz und Zapfen geht doppelt so viel Holz senkrecht durch.

Optik: Bei den meisten Türen sind im Normalgebrauch nur die aufrechten Kanten sichtbar, keine Störung der Optik, kein sichtbares Abzeichnen
von Querstücken.

Geschichtlich: Es wurde häufig versucht zu vermieden, Hirnholz offen sichtbar zu zeigen.

Z.B. Schrankseiten: Schlichtes durchgehendes Bild.

Gut Holz! J.


Re: Aufrechte gehen durch?

Verfasst: Do 22. Jan 2015, 10:47
von Konrad Holzkopp

Guude,

noch ein Argument:

Die Querbearbeitung ist bei einem kurzen Stück wesentlich einfacher als bei einem langen.
In einem langen Teil ein Zapfenloch quer einzustemmen oder Dübellöcher quer einzubringen geht allemal
einfacher als kopfseitig..

Gut holz! J.