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Re: Drehwuchs.
Verfasst: Sa 8. Mär 2008, 21:16
von Andreas N.
Um zu dem zurück zu kommen.
Ist Drehwuchs nicht festigkeitssteigernt wenn das Holz mehr oder weniger als ganzer Stamm verwendet wird? Die Risse die sich beim Trocknen oder bei Überlastung bilden, müssen doch länger werden um die gleiche "schwächung" hervor zu rufen?
Antriebsachsen in Schmieden, Mühlen,.. Wo auch Stämme als genzes verarbeitet werden, müssten doch auch haltbarer sein wenn die Torsionsbelastung in der "richtigen" Richtung auf die Welle wirken? So als wolte man den Stamm noch enger drehen; während bei Belastung in der Gegenrichtung von mir ein schnelleres Aufreißen als bei geradwüchsigen Holz erwartet würde. Analog zu Seilen wo ja nach Verwendung auch rechts oder links geschlagene verwendet werden.
ps: Das Holz muß im Winter andere Eingenschaften, als im Sommer, haben da die Wasserleitungen vom Baum, mit Ender der Wachstumsfase, verschlossen werden, um Embolien zu vermeiden.
Re: Der Schindelmacher schreibt...
Verfasst: So 9. Mär 2008, 19:22
von Andreas Winkler
Hallo Daniel, hallo Gerhard,
so richtig schlauer bin ich nun immer noch nicht geworden. Hat bei Gerhards Versuch in Kandada das ebene Spalten besagter nachsinnig gewachsener Bäume geklappt oder nicht ? Bzw. hat es bei den widersinnig gewachsenen Bäumen ganz und gar nicht geklappt ?
An Gerhard :
Interessieren würde mich, ob beim Spalten von nachsinnig-drehwüchsigen Bäumen die Fasern durchtrennt werden.
Drehwuchs ist genetisch bedingt und wird vererbt. Für Pflanzen ist Sonnlicht ja lebenswichtig, sie wachsen immer zum Licht hin (also in erster Line nach oben). Ganz leicht kann man das bei Zimmerpflanzen, die am Fenster stehen, beobachten. Sie richten ihre Blätter (= der Ort, in dem der allergrößte Teil der Photsynthese sattfindet) immer zum Licht aus, d.h. man muß sie des öfteren mal herumdrehen, wenn man ein gleichmäßiges Wachstum haben möchte.
Daß sich bei Bäumen mit Drehwuchs der Stamm nach dem täglichen Verlauf der Sonne richtet, kann ich mir nicht vorstellen. Erstens dürfte es dann nur Drehwuchs in eine Richtung geben, zweitens : wenn der Drehwuchs ein Vorteil in der Sonnenausrichtung wäre, hätten sich diese Bäume im Lauf der Evolution durchgesetzt und es gäbe keine geradewachsenden Bäume mehr.
Viele Grüße, Andreas
Re: Drehwuchs.
Verfasst: So 9. Mär 2008, 19:44
von Andreas Winkler
Hallo Andreas,
ein sehr interessanter Gedanke.
Allerdings müßte man wissen, ob sich der Grad der Drehenug eines eingebauten Stammes mit Väränderung der Holzfeuchte ändert. Bei einem aus drehwüchsigen Bäumen geschnittenen Balken/Sparren usw. ist das ja so, daß sie ehemals gerade eingeschnitten, sich bei Änderung der Feuchte drehen.
Wenn das bei ganzen Stämmen auch so ist, hat man die gleichen Probleme mit der Befestigung anderer Bauteile daran.
Zur Festigkeitszeigerung von Bauteilen :
Habe mal gelesen, daß man früher gerne leicht gebogen gewachsene Stämme (in Stammachse gesehen) für Oberzüge an Decken eingebaut hat. Und zwar mit der Biegung in der Mitte nach oben. Solche Oberzüge sollen in der Lage gewesen sein, bedeutend mehr (?) an Last aufzunehmen. Einbauen konnte man so etwas aber nur als gebeilten Stamm, da das Säge werk solche Stmme ja gerade geschnitten hätte.
Gruß, Andreas
Re: Der Schindelmacher schreibt...
Verfasst: So 23. Mär 2008, 17:23
von Mirko Gramatica
Da das mein erster Beitrag ist, möchte ich mich kurz vorstellen, ich bin 41 Jahre und ich wohne seit 2,5 Jahren in Bistrita/Rumänien, seit dieser Zeit beschäftige ich mich mit dem Thema Holz und habe ab und an in den beiden Foren gestöbert und beim Dieter ab und an was bestellt, beruflich komme ich aus dem Feinblechbereich und technische Isolierungen.
Da ich ein Holzblockhaus selber bauen möchte und die Bedachung aus Schindeln bestehen soll, habe ich mich auch kräftig mit diesen Themen beschäftigt, von dieser stelle nochmals herzlichen Dank an Helmut Hess, der mich in seinem praktischen Blockhauskurs ein erhebliches Stück weitergebracht hat.
Jetzt aber zu dem eigentlichen Thema dieses Threads, der Schindel und der Drehwüchsigkeit.
Da ich ja ein Laie in Forst und Holz bin habe ich eine Menge Bücher in diesem Bereich versucht zu lesen und zu verstehen, eine echte Offenbarung in dem Bereich, wie ist der Baum und das Holz vom Baum zu lesen, warum wächst er so und nicht so, welche Eigenschaften hat das Holz usw. und noch vieles mehr ist das Buch von "Wolfgang Steuer" und dem Titel vom "Baum zum Holz", mir hat es in vielen Dingen die Augen geöffnet und aus diesem Buch zitiere ich auch hier.
Zitat
Die Bearbeitung des Holzes durch Spalten hatte früher einen viel breiteren Umfang als heute, und entsprechend spielte auch der Drehwuchs eine größere Rolle. Denn drehwüchsiges Holz spaltet bekanntlich mehr oder weniger schwer und ist daher für Spaltzwecke nur bedingt brauchbar. Die früheren Küfer, Schindelmacher und anderen spaltenden Gewerbe verstanden es sehr gut, die Spaltbarkeit eines Stammes oder Stammteiles nach außeren Merkmalen zu beurteilen. Beim Nadelholz nahmen sie neben geradfaserigem Holz auch solches, dessen Aussenschichten eine gringe Linksdrehung aufwiesen, während sie Holz mit äusserer Rechtsdrehung grundsätzlich ablehnten. Aus langer Erfahrung wussten sie, dass eine mässige Faserdrehung nach links die Spaltbarkeit nur wenig beeinträchtige, rechtsgedrehtes Holz hingege nur schwer spaltet. Im bayerischen Zimmerhandwerk gilt heute noch die überlierferte Regel, nach der Holz mit Rechtsdrehung als Bauholz brauchbar ist, linsdrehendes dagegen nicht, weil sich dieses im Bau wirft und verzieht(Phleps,1942).
Dieser Text bestätigt ersteinmal die Aussage des Gerhard Beyer und die Gegensätzlichkeit, als Bauholz ist rechtsdrehendes Holz gut und linksdrehendes nur, wenn es leicht zu spalten ist, im nächst folgenden Text, wird auch die Begründung folgen, möchte aber hier schliessen, da das doch schon alles sehr lang geworden ist und ich nicht weiss ob meine Text ankommt wo er soll da das meine erste Einstellung ist.
Ich freue mich sehr das es hier zwei solche tollen Foren gibt, die in dieser Art doch sehr selten sind.
Grüsse
Mirko
Re: Danke für die Informationen *NM - Ohne Text*
Verfasst: Mo 24. Mär 2008, 12:52
von Franz Kessler
Re: Danke für diese Info...
Verfasst: Mo 24. Mär 2008, 14:11
von Daniel Maier
... und herzlich willkommen im Forum.
Mirko,
ich warte gespannt auf den zweiten Text.
Gruß aus München, Daniel
ja, herzlich willkommen! *NM - Ohne Text*
Verfasst: Mo 24. Mär 2008, 15:17
von Friedrich Kollenrott
Re: ja, herzlich willkommen!
Verfasst: Mo 24. Mär 2008, 16:15
von Mirko Gramatica
Danke für Eure Begrüssungen.
Jetzt geht es mit dem Zitat weiter.
Bei diesem altüberlieferten handwerklichen Regeln fällt auf, dass sie hinsichtslich der Brauchbarkeit drehwüchsigen Holzes genau entgegengestzt lauten: die spaltenden Gewerbe lehnten rechtsdrehendes, die Zimmerleute linksdrehendes Holz ab. Für diese unterschiedliche Beurteilung hatte man früher keine Begründung. Heute lässt sich die Verschiedenheit im Verhlten des Holzes aufgrund der bereits erwähnten Erkenntnisse über das Umsetzen der Faserrichtung in den einzelnen Holzschichten leicht erklären. Neuere Untersuchungen von Burger(1941, 1950)ergaben, dass bei den Nadelbäumen die Drehrichtung mit dem Lebensalter wechselt. Junge Nadelbäume drehen in der Regel nach links. Mit fortschreitendem Dickenwachstum verringert sich allmählich der Drehwinkel, das heisst die Fasern richten sich mehr und mehr bis zum achsenparallelen Verlauf auf, um danach meist nach rechts umzusetzen. Zum richtigen Verständnis muss man sich den Aufbau des Holzkörpers aus dünnen Schichten vorstellen, die sich mantelartig um den ganzen Baumschaft legen. Jeder Mantel stellt einen Jahreszuwachs dar. Und wie jeder Jahrring in Breite und anteil an dem jeweils gebildeten Früh- und Spätholz verschieden sein kann, so kann auch die Faserstellung in den einzelnen Jahrringen oder nach Perioden wechseln. Der Baum kann aber auch von der Jugend bis ins hohe Alter eine konstant gerade oder nach links oder rechts geneigte Faserstellung beibehalten.
Burger fand, dass junge Fichten und Tannen bis zu einem Brusthöhendurchmesser von etwa 10 cm überwiegend(etwa 90%)nach links drehen. Der Schnittpunkt für die bereits erwähnte Umsetzung der Faserstellung nach rechts liegt bei einem Brusthöhendurchmesser zwischen 20 und 30 cm. In diesem Lebensalter halten sich Links- und Rechtsdrehung ewa die Waage. Mit zuehmendem Alter erhöht sich der Prozentuale Anteil der rechtsdrehenden Stämme stark, ebenso steigt auch der Anteil der geradfaserigen an, während der Anteil der linksdrehenden Stämme absinkt. Das aufgrund der von Burger für Fichte und Tanne ermittelten Zahlen, macht dieses mit dem Lebensalter der Bäume wechselende Verhältnis der Faserstellung deutlich. Lärche und Kiefer verhälten sich ähnlich.
Zitatende
Ich denke hier wird eine sehr plausibele und auch bewiesende Theorie dargelegt die den Sachverhalt sehr gut erklärt.
Es gibt noch einen dritten Teil, der die Sache noch mehr verdeutlicht, möchte hier aber ersteinmal schliessen, hoffe die lang zitierten Texte langweilen niemanden und es ist auch nicht meine Absicht hier eine Serie raus zu machen, aber der Text ist doch recht lang.
Herzliche Grüsse
Mirko
Re: ja, herzlich willkommen!
Verfasst: Mo 24. Mär 2008, 16:35
von Christof Hartge
Hallo Mirco,
vielen Dank für deine erhellenden Zitate. Ich sehe mich außerstande, sie zu beurteilen, aber es klingt sehr einleuchtend, auch wenn ich nie vermutet hätte, dass Bäume ihre Drehrichtung wechseln können.
Rumänien ist ein wunderbares und schönes Land. Vor zwanzig Jahren war ich dort. Schön, dass jemand von dort an unserem Forum teilnehmen kann.
Videle Grüße, Christof.
Re: ja, herzlich willkommen!
Verfasst: Mo 24. Mär 2008, 17:09
von Andreas Winkler
Hallo Mirko,
auch ich möchte Dich herzlich hier in diesem Forum begrüßen !
Vielen Dank für die Zitate, interessant zu lesen, die Fortsetzung macht neugierig.
Es wird erklärt, daß es zu Drehwuchs in die eine und in die andere Richtung kommen kann, auch daß sich das innerhalb der Lebenspanne eins Baumes ändern kann.
So richtig klar geworden ist mir die Sache mit einem "guten" und einem "schlechten" Drehwuchs aber immer noch nicht. Ich kenne Drehwuchs als mehr oder minder gravierenden Holz"mangel". Entweder ein Bauteil, das aus einem drehwüchsigen Baum geschnitten wurde, verdreht sich nach Einbau und Änderung der Holzfeuchte weiter. Oder aber es wird durch die Einbausituation am Verdrehen gehindert und bekommt phänomenale Risse.
Mir will nicht klar werden, wo bei diesem Sachverhalt der Unterschied zwischen links- und rechtsverdrehtem Holz liegen soll.
Die Zimmerleute, die ich kenne, verzichten auf gedrehtes Holz für die meisten Bauteile.
Viele Grüße ins dicht bewaldete Rumänien, Andreas