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Re: "Handwerk und Herzblut"

Verfasst: Mo 31. Mai 2004, 22:57
von Hutmacher Beat
[In Antwort auf #100625]
Guten Tag Berthold,

Eine meiner Überzeugungen ist, ein guter Handwerker bringt immer auch sein Herzblut, in sein Schaffen mit ein.

Möglicherweise macht gerade das Herzblut, erst den guten Handwerker aus. Ja, ich weiss, das Technische Können ist wichtig, aber auch Materie hat eine Seele. ( wenigstens nach meiner Sentimentalität ) Wenn wir's schaffen, diese Seelen zu vereinen, so holen wir erst die Wärme und die Anmut aus dem Material heraus. Da hilft allein das Technische Können wenig. Hat man aber das Gefühl, für ein Material, so wird man sich die notwendige Technik, fast von allein erarbeiten.

In diesem Sinne, ünterstütze ich die Sentimentalität von Dir, Berthold ! Deshalb möchte ich Dir gerne den Stein aus Deiner Heimat schenken !
Wenn's dich interessiert, so lass mir einfach deine Post-Adresse zukommen.

Wie hat Thomas gesagt ? "Ich bin ein sentimentaler Esel" - Ich in dem Fall auch !

Beste Grüsse aus der Schweiz,
Beat


Re: "Steinleichen" - reaktivieren ?

Verfasst: Di 1. Jun 2004, 11:53
von Thomas Jacobi
[In Antwort auf #100667]
Hallo Beat,

Du vermutetest richtig, der Stein war urspruenglich, bevor er mir in die Haende geriet als Oelstein verwendet worden. Ob dies letztlich auf seinem Taufschein draufstand da bin ich ueberfragt, es war nichts mehr darauf zu lesen.
Ich habe ihn meine ich bevor ich ihn fuer Wassergebrauch reinigte tatsaechlich auch mit Oel verwendet, doch der Vergleich ist aus folgenden Gruenden schwierig und faellt ungenau (absolut unwissenschaftlich)aus :

- Zum einen waren meine Schleifkenntnisse -und Faehigkeiten dazumal noch geringer als heute
- zum anderen Schleife ich zwar nicht ungern doch muss ich gestehen nicht als Selbstzweck sondern 'lediglich' um verwendbares Werkzeug zu haben
- und schliesslich bin ich, das duerfte mittlerweile vielleicht schon offensichtlich sein nicht der absolut wissenschaftliche Typ, sondern eher Gefuehlsmensch (ohne jeden Anflug von Komplex, weder Minder- noch Ueber- bewertung gemeint)Ratio ist hilfreich und ein brauchbares Vehikel solange man den Gaul nicht mit dem Kutscher verwechselt.
Will damit sagen : erstens geht es eigentlich bei diesem Stein nicht ums Schleifen, sondern es ist ein relativ feiner Abziehstein.
Abgesehen davon das mit Oel eine scheinbar groessere 'Adhaesion', und ein 'fettigeres', 'pastoeseres' Abtragen da ist, nach meinem sehr subjektiven Empfinden konnte ich qualitativ an der Schneide keinen Unterschied feststellen.
Wenn denn einer da ist habe ich den Verlust an Qualitaet von Oel auf Wasser als Medium mit einem 'Mehr' an Geschick im Laufe der Zeit wettgemacht.
Du siehst diese Frage ist eher an unseren Schleifpapst Friedrich zu richten oder an Deinen Klopapierzerteilenden Landsmann Michl (dreilagig)als an mich
Ich kann noch nicht einmal sagen ob es prinzipiell sinnig ist einen Oelstein getauften Scharfling zum Wassermann zu konvertieren, ich weiss es nicht was den Hersteller oder Haendler letztendlich dazu bringt ihn so oder so zu taufen. Ich wuerde einfach empirisch weiterforschen sofern einer der Wissenden hier sich nicht zu einer alle dilettantischen Spintisiererein zu Staub zerfallen lassenden Erleuchtung herablaesst.
Mit Schmunzeln
(wie immer)
Thomas




Re: "Handwerk und Herzblut"-und die eigenen Fehler

Verfasst: Di 1. Jun 2004, 12:12
von Thomas Jacobi

Möglicherweise macht gerade das Herzblut, erst den guten Handwerker aus. Ja, ich weiss, das Technische Können ist wichtig, aber auch Materie hat eine Seele. ( wenigstens nach meiner Sentimentalität ) Wenn wir's schaffen, diese Seelen zu vereinen, so holen wir erst die Wärme und die Anmut aus dem Material heraus. Da hilft allein das Technische Können wenig. Hat man aber das Gefühl, für ein Material, so wird man sich die notwendige Technik, fast von allein erarbeiten.

Na wenn das nicht Poesie ist in meinen Ohren, Beat, was dann?
Und das von einem guten Handwerker wie Dir zu hoeren, macht mir ewigem Dilettanten erst richtig Freude. Wie oft schon habe ich das ranzige "das macht 'Mann' soooooooooooo" gehoert von meinem damaligen Meister, dem Urviech, Gott hab ihn selig, dabei verging mir regelrecht die Freude an der Magie des Werkstoffes Holz (nicht fuer lange, doch immerhin ein paar Minuten).
Ich hoere auch immer noch auf die Urviecher, wenn ich welchen begegne, man kann viel von ihnen lernen, solange man nicht meint sie haetten die letzte Weisheit gepachtet. Bester Lehrmeister jedoch sind meine ich immer noch die eigenen Fehler, dann Humor, Geduld, Hingabe.

Thomas


Re: "Handwerk und Herzblut"

Verfasst: Di 1. Jun 2004, 12:29
von Berthold Cremer
[In Antwort auf #100669]
Hallo Beat!

Oh … das ist ja ein Angebot!
Glaube mir bitte, dass ich das mit meiner Sentimentalität bestimmt nicht bezweckt habe.

Natürlich würde ich mich über so eine „Stück Heimat“ freuen, aber bitte nicht, wenn du dich dadurch als „sentimentaler Esel“ fühlst.

Also: wenn du den Stein wirklich abgeben möchtest: Meine Postadresse schicke ich per Mail.
Natürlich bin ich gerne bereit für die Portokosten aufzukommen.
Bitte schreibe aber den Absender deutlich: Damit ich weiß, wo ich gedrechselte Kleinigkeiten loswerden kann.

Gruß
Berthold



Re: "Handwerk und Herzblut"

Verfasst: Do 3. Jun 2004, 00:12
von Hutmacher Beat

Guten Tag Berthold,

Ist gar keine Frage, konntest Du ja nicht wissen. Deine Spontanität hat mich dazu verführt.

Das bringt mich auch schon zum "sentimentalen Esel", oder wie man das immer nennen will. Meine Erfahrung dieses geflügelten Wortes ist diese : Wer in einer Welt, vor allem Arbeitswelt, etwas macht, was nicht der Norm, des "normalen, funktionierenden, gewinnorientierten, menschlichen Verhaltens" entspricht, dabei sonst irgendwie skurrile Ansichten äussert, und sich auch noch persönliche Gefühle, die eh nicht mit modernem, gepierctem Denken übereinstimmen, erlaubt, gehört nach Meinung vieler "Zeit-Genossen" in den Stall der "sentimentalen Esel".

So gesehen beanspruche ich meinen Platz, im Stall der "sentimentalen Esel". (wenn's dem Thomas recht ist, gleich neben ihm, in Athen, da ist es schön warm)

Auch wenn immer wieder gesagt wird : Der Mensch ist das Produkt seiner Umwelt, so stimme ich dem nur bedingt zu, weil : Der Mensch ist verantwortlich für seine Umwelt ! Oder wer's noch ander's gesagt haben möchte : "Der Weg zur Quelle führt gegen den Strom"

Also Berthold, Du siehst wohl, das hat mit Dir, oder sonst Jemandem aus diesem Forum, rein gar nichts zu tun, wenn ich das so sehe.

Ich weiss, das ist wieder so ein Beitrag, der hat mit der vorgegebenen Materie, von Holzbearbeitung nicht mehr viel zu tun. Die Götter mögen es verzeihen. Aber ein jeder hier, der beim nächsten, fertigen Objekt, zum Schluss fast zärtlich, noch einmal mit der Hand darüber streicht, der ist mit mir einig : Handwerk und Herzblut gehören zusammen !

Gut denn, der Stein geht diese Woche noch auf Reisen, zurück in seine Heimat, wo er denn gewiss, einen guten Platz bekommt.

Mit sentimentalen Grüssen aus der Schweiz,
Beat