Das Sterben der Werkzeughändler

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Thomas Dörr

Tief im Westen, wo die Sonne verstaubt......

Beitrag von Thomas Dörr »


Hallo Thomas,

es freut mich zu lesen, dass es einen Fachhandel gibt bei dem es problemlos klappt auch als Privatperson einzukaufen.

Bei dem Fachhandel beim dem ich einkaufe ist die Bezahlung in bar jedoch scheinbar die eher seltenere Zahlungsmethode. Bereits an der Verkaufstheke wird dort ein Auftrag erstellt und man muss Namen, Anschrift und eben die evtl. Firma angeben. Mit dem Auftrag wird dann quasi eine Bezahlung per Lieferschein/Rechnung vorausgesetzt. Mit der Auftragsbestätigung geht man dann zur Materialausgabe und dann schliesslich zur Kasse. Diese ist eher eine Ausgabestelle für den Lieferschein/Rechnung als eine normale Kasse.

Aber um so besser das es nicht überall so ist. Allerdings ist die Grösse des Sortiments scheinbar unerschöpflich. Die Artikel die nicht vorrätig sind können teilweise bereits für den nächsten Tag bestellt werden und der Preisvergleich zum Baumarkt fällt deutlich zugunsten des Fachhandels aus, auch wenn man nicht vergisst das auf alle genannten Preise noch die MwSt kommt.

Gruss Thomas


Christian Aufreiter
Beiträge: 2209
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Tief im Westen, wo die Sonne verstaubt......

Beitrag von Christian Aufreiter »


Hallo Thomas,

ich verstehe nicht, worin der Vorteil der Barzahlung besteht. Bei mir in der Nähe ist ein Großhänlder, wo man auch sofort gefragt wird "Für wen ist das?". Dann antworte ich "Aufreiter - privat", bekomme meine Ware, gehe zur Kasse und zahle dort zB mit Bankomat. Wie es mit Rabatten für Privatkunden dort aussieht, weiß ich nicht, da ich bis jetzt in diesem Geschäft nur Dinge erstanden habe, auf die ausnahmslos kein Nachlass gewährt wird.
Bei einem anderen Händler kaufe ich einfach "auf Lieferschein" und lasse mir die Rechnung dann zuschicken. Wenn man als Kunde registriert ist, gibt es jedenfalls kein Problem.

Herzliche Grüße

Christian

Thomas Dörr

Re: Tief im Westen, wo die Sonne verstaubt......

Beitrag von Thomas Dörr »


Hallo Christian,

ein Problem mit der Bezahlung gibt es auch nicht. Man ist dort auf Privatkunden einfach nicht eingestellt. Ich habe dort zwar mittlerweile mein eigenes Kundenkonto (war eher Zufall nach dem Kauf einer Tischkreissäge), aber es ist eben nicht der kleine gemütliche Laden an der Ecke in dem man sich in aller Ruhe noch Umschauen und mit dem Verkäufer fachsimpeln kann.

Ich finde das viele aber genau diese Atmosphäre vermissen wenn sie einen Eisenwarenladen betreten. Der immer grösser werdene Fachhandel kann sie jedenfalls nicht mehr bieten. Schade eigentlich.

Gruss Thomas

Christian Aufreiter
Beiträge: 2209
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Tief im Westen, wo die Sonne verstaubt......

Beitrag von Christian Aufreiter »


Hallo Thomas,

ich denke, mir ist jetzt klar, was du meinst.
Die Atmosphäre ist wahrscheinlich etwa so: Große "Budel", eher wenig Waren ausgestellt, üblicherweise ist man Gewerbekunde, der am besten über Intranet bestellt oder zumindest seinen persönlichen Fachberater hat. Man wird gefragt, was man möchte, dann ein kurzer Blick in den Katalog und/oder auf den Bildschirm, Ware wird ausgefolgt, Lieferschein auf Firma ausgestellt, zur Kassa, Unterschrift, fertig. Durchaus freundlich, flott und, wenn man ein entsprechender Kunde ist, vermutlich auch persönlich betreut, aber eben kein gemütliches Ambiente.

Herzliche Grüße

Christian

Thomas Paulke
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Tief im Westen, wo die Sonne verstaubt......

Beitrag von Thomas Paulke »

[In Antwort auf #96107]
Hallo !

Für mich besteht da kein Vorteil in der Barzahlung !!
Nur für den Händler, er kriegt wenigstens gleich sein Geld und muß nicht irgendwelchen hinterherrennen. Und gleich per Karte ist für mich auch barzahlung, wird ja abgebucht...
Du glaubst nicht, was es alles gibt..
Ich signalisiere ihm dann, was bestimmtes...
Ich weiß ja auch nicht, aber die Händler sind wohl angehalten, glaube ich , nicht an privat ???

z.B. Bohrer aus Famag - Katalog bestellen. auch ein Stück...kein Problem
ja und da gibt es an Bohrern alles was das Herz begehrt..fast

Also wie gesagt, ich gehe da nur im "Notfall" zum Baumarkt...;))

LG Thomas


Thomas Dörr

Re: Tief im Westen, wo die Sonne verstaubt......

Beitrag von Thomas Dörr »


Hallo Christian,

das ist es. Besser kann man es nicht mehr schreiben. :-))

Gruss Thomas


Christian Aufreiter
Beiträge: 2209
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Tief im Westen, wo die Sonne verstaubt......

Beitrag von Christian Aufreiter »


Bankomat betrachte ich ebenfalls als Barzahlung. Die üblichen 2 - 3 % Skonto bekommt man auch, wenn man sich die Rechnung schicken lässt und innerhalb von zwei Wochen den Betrag überweist.

Herzliche Grüße

Christian

Berthold Cremer
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. . . so große Reaktion ? ! !

Beitrag von Berthold Cremer »


Oh!
Nun bin ich wirklich überrascht, welch große Reaktion mein Posting ausgelöst hat.
Es tröstet mich, dass ich nicht alleine stehe mit meinen Sorgen. Auch wenn es hier und da noch gemütliche Eisenwarenhändler gibt - sie werden wohl immer weniger werden. Irgendwann wird es dann vielleicht auch über einen Eisenwarenhändler einen Film geben: "Der Letzte seines Standes" - siehe weiter unten.
Es freut mich auch zu lesen, daß ich nicht der einzige bin, der ungern in einem Baumarkt einkauft.
So ein Versandhandel wie Dieter ihn betreibt, ist schon wirklich Gold wert, doch wenn es um so Teile wie Beschläge geht, muß man eben doch sehen und "begreifen", was man kaufen möchte.

Und wenn es interessiert, hier noch eine kleine Erfahrung, die zwar mit einen E-Werkzeug zu tun hat, aber genauso auf Handwerkszeuge übertragen werden kann. Oliver, entschuldige bitte, es geht nicht um das E-Werkzeug, sondern nur um den Qualitätsbegriff von Werkzeugen.

Die unzulängliche Qualität der Baumarktprodukte läßt sich nämlich unterbieten: Lebensmitteldiscounter!

Schon einige Zeit spielte ich mit dem Gedanken an eine Elektro-Kettensäge - für grobe Zuschnitte von Drechselrohlingen. Aber ich war noch unsicher; was für eine Marke sollte es sein? NoName, Dolmar oder gar Stihl? Reicht für den gelegentlichen Einsatz nicht eine ganz einfache Säge?
Dann hatte ein Lebensmitteldiscounter eine Kettensäge mit 40ger Schwert im Angebot. 59,99 Euro!
Ich kaufte die Säge. Voller Erwartung montierte ich die Kette auf dem Schwert und das Schwert an den Motor. Dann kam der große Augenblick. Ich schaltete die Säge ein. Der Motor lief - aber die Kette bewegte sich nicht! Die Kettenbremse ließ sich nicht lösen. Der Bügel, der die Bremse auslöst, ließ sich nicht zurückstellen.
Also habe ich die Säge zurückgebracht und mir meine 55,99 auszahlen lassen.
Nun war ich in dem bestätigt, was ich ohnehin schon wusste. Wenn man Qualität kauft, ist man am besten beraten. Und das billige ist oft nicht einmal den niedrigen Preis wert. In meinem Fall war die Säge 59,99 Euro zu teuer.
Nun bin ich doch bei Stihl gelandet. Okay, ich habe deutlich mehr bezahlt, aber dafür läuft die Kette auch!!
Und ich habe die berechtigte Hoffnung, daß dies auch demnächst noch der Fall sein wird.
Mein Fazit: Kaufe Qualität oder laß es bleiben.

PS. Hiermit möchte ich nicht das Thema Kettensäge erneut aufreißen - das hatten wir weiter unten schon einmal. Es sollte wirklich nur die schlechte Qualität von Billigwerkzeugen veranschaulichen.

Gruß
Berthold

Christian Aufreiter
Beiträge: 2209
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: . . . so große Reaktion ? ! !

Beitrag von Christian Aufreiter »


> PS. Hiermit möchte ich nicht das Thema Kettensäge erneut aufreißen - das
> hatten wir weiter unten schon einmal. Es sollte wirklich nur die schlechte
> Qualität von Billigwerkzeugen veranschaulichen.

Schade!
Ich wäre brennend interessiert und würde mich sofort an der Diskussion beteiligen!

Herzliche Grüße

Christian

PS: Wenn ich auch kurz eine Erfahrung mit einem Fachhändler und E-Werkzeug schildern darf. Einer meiner Händler bietet seinen Kunden eine "Stammkundenkarte". Das heißt, dass einem am Jahresende 3 % der Jahreseinkaufsumme in Form eines Gutscheins zurückerstattet werden. Wer in letzter Zeit Festool Werkzeuge gekauft hat, wird wissen, dass man auf diese üblicherweise keinen Rabatt bekommt. Beim Bezahlen seines Festool Akkuschraubers zückte mein Vater seine Kundenkarte. Doch nicht einmal diese wollte man akzeptieren, eben weil Festool das angeblich nicht passt. Letztlich hat mein Vater dann die Rückvergütung doch bekommen, da sich der Händler sichtlich bei Festool erkundigt hatte und man dort gegen die Rückvergütung nichts einwenden konnte. Was ich damit sagen will, ist, dass ein Fachhändler sich doch die Mühe machen sollte, sich vor dem Verkauf um solche Dinge zu erkundigen. In diesem Geschäft war das nicht das erste und einzige "Theater", das man uns geboten hat.

ingo

Oh, mein Thema! Lasset uns wehklagen...

Beitrag von ingo »


Hallo!
Habe gerade eben diese Seite entdeckt, leide an der Problematik auch seit einigen Jahren, nämlich genau der Zeit, wo ich mit Bauwagenrestauration über Bildhauereistudium bis zur derzeitigen Tischlerlehre mit dem Thema von Hand etwas bewerkstelligen in Berührung gekommen bin. Die tollen Baumärkte meide ich nach Möglichkeit, aber gerade Tischlermeister scheinen sich hier wohlzufühlen... Dem Lamento kann ich mich nur anschliessen und zur Bestandspflege aufrufen, denn letztlich tragen wir Konsumenten unseren Teil zur Lage bei, indem wir den tollen Schnäppchen hinterherlaufen und z.B. eben die Kettensäge in dem Laden kaufen, wo es all die guten Dinge soooo billig gibt. Da ich derzeit auch zwei orange Qulitätswerkzeuge mangels bildhauerischer Arbeit im Keller eingemottet habe, kenne ich das Thema des Lohnens einer solchen Anschaffung auch. Aber gkleichzeitig gibt es Nachbarn und Bekannte, die mal einen Baum zerkleinert haben wollen, da ist die Maschine wieder nötig (wer hat denn noch eine Handbaumsäge im Keller???) und man hat Gelegenheit miteinander mal wieder zu quatschen usw. Das soz. Miteinander geht mittlerweile ja auch auf den Dörfern verloren.
Ein anderer Nebeneffekt von "sooo billig" ist das Verlorengehen von Kenntnissen im Umgang mit Handwerkzeugen und ihrer Pflege und Reparatur: Wer kann heute denn noch gerade von Hand in Holz oder Metall sägen? Wer kann mir Handsägeblätter Schärfen und Schränken? Klar gibt es dafür Firmen (fragen Sie den örtlichen Tischler), aber bei historischen Werkzeugen oder einer einfachen Gestell-/Absetzsäge, da geht das Problem los, das kriegen die wenigsten alleine hin. Oder Bohrer zu Schärfen: Da kenne ich nur einen Werkzeugmacher in meinem Bekanntenkreis der dies in seiner ungarischen Heimat gründlichst gelernt hat, sogar Widia-Stücke selbst in Bohrer eingesetzt hat. Arme Wohlstandsgesellschaft, wo nur die Prädikate "neu" und "Maschine" zählen. Da man aber möglichst viele Statussymbole haben muß, geht nur noch Baumarkt. So verstehe ich jedenfalls meine Kollegen und Mitazubis, das sind ja die absoluten Qualitätsexperten...
Ich stelle nur erstaunt fest, wie wenig ich in meinem Lehrbetrieb in puncto klass. Handwerk lerne und wie viele Grundlagen und was ich an Warenkunde z.B. von einem im Bauwagen lebenden Schlosser gelernt habe.
Fazit: Weinen hilft nicht, Gegenanstinken schon eher, austauschen und voneinander lernen noch mehr.
Ich glaube, das war heuer nicht mein letzter Besuch hier!
ingo
PS:Bin ich ein Snob oder Schnösel, wenn ich Wert darauf lege , bei meinem Stammhändler (statt Stammkneipe) mit Namen oder gar handschlag begrüßt zu werden? Oder daß er so ungefähr wenigstens weiß, was ich mache und mich mit interessanten Angeboten und Informationen gezielt versorgen kann?
Das fehlt, neben Beratung und angemessenen Preisen im Baumarkt nämlich auch!



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