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In Antwort auf #65972]
Hallo,
ich konnte den Gripper nun einige male einsetzen und möchte hier gerne mein bisheriges Fazit abgeben. Ich habe den Gripper an meiner Erika 65 eingesetzt, sowie an der Abrichte. Um ihn am Frästisch auszuprobieren bot sich mir bisher keine Gelegenheit.
An der Abrichte:Hier der bereits von Dieter erwähnte sog. "Trailing Hook" montiert werden. Damit entspricht der Gripper der bekannten Zuführlade. Die Beobachtungen, die Walter beim Abrichten gemacht hat, kann ich bestätigen. Die Vibrationen werden sehr gut gedämpft, es arbeitet sich sehr angenehm damit.
An der Tischkreissäge:Ich habe schmale unter anderem auch schmale Leisten geschnitten. Das geht sehr gut und fühlt sich auch sehr sicher an. Der Gripper hält sowohl das geschnittene Teil, als auch das abfallende Stück fest. Das geht in dieser Form mit einem normalen Schiebestock nicht ganz so bequem. Bei dieser Anwendung kommt allerdings der größte Nachteil des Grippers zum Tragen: Die Spanhaube muss abgenommen werden. Beim Schnitt selbst ist das weniger ein Problem, da man eine Hand am Gripper hat und eine entweder am Abfallenden Teil, weit weg vom Sägeblatt, oder überhaupt nicht benutzt (bei kleinen Teilen). Allerdings ist ein offen laufendes Sägeblatt ansonsten ein Sicherheitsrisiko. Schließlich schaltet man die Säge in der Regel nicht andauernd ein und aus. Während man am nächsten aufzulegenden Werkstück hantiert, läuft das ungeschützte Sägeblatt. Das ist nicht schön. Durch die fehlende Schutzhaube wird auch die Staubbelastung größer, da die Absaugung ja nicht mehr voll funktioniert.


Bei verdeckten Schnitte, bei denen die Schutzhaube aber auf jeden fall demontiert wird, ist der Gripper aber wiederum sehr gut zu gebrauchen. Beim Nuten oder Fälzen von schmalen Leisten kann man den Gripper sehr gut einsetzen. Hier funktioniert auch die zusätzliche Abstützung sehr gut.
Besonders gut funktioniert der Gripper bei kleinen Teilen. Hier erleichtert er das Arbeiten sehr.
Es gibt zwei Sichtweisen, aus der man den Gripper beurteilen kann.
Ich beginne mal mit der offiziellen:Wenn man all Schutzvorrichtungen hat, die man benötigt, alle Vorschriften beachtet, alle Tipps, Tricks Vorrichtungen und Anleitungen kennt, braucht man den Gripper nicht wirklich. Jeder Arbeitsgang, der mit dem Gripper machbar ist, geht auch mit anderen Schutzeinrichtungen. In wie weit es den BG-Richtlinien entspricht, die Schutzhaube zu demontieren und den Gripper zu benutzen, kann ich nicht beantworten. Ich habe keinen BG-Text gefunden, in dem genau definiert ist, unter welchen Rahmenbedingungen die Haube demontiert werden darf. Wenn jemand einen entsprechenden Text hat, würde mich das sehr interessieren. Dieter mit Sicherheit auch.
Und nun die inoffizielle (und ehrlichere) Sichtweise:Hand aufs Herz, wer arbeitet immer nach BG-Vorschriften und setzt IMMER alle Schutzeinrichtungen ein? Da wir hier in einem Onlienforum sind und wir alle uns mehr oder weniger professionell geben wollen, macht das natürlich jeder von uns immer und auch wenn nur ein einziger Schnitt mal zwischendurch zu machen ist. Es soll aber Menschen geben, die auch mal die eine oder Andere Vorrichtung weg lassen, oder nicht immer einen Hilfsanschlag montieren wollen, um Zeit zu sparen, oder weil die benötigte Vorrichtung nicht zur Verfügung steht oder noch gebaut werden müsste. Da wird dann auch mal schnell eine dünne Leiste unter nicht ganz so optimalen Bedingungen geschnitten. Man nimmt sogar hier und da Brandspuren in Kauf. Teilweise fliegen sogar Holzklötzchen durch die Werkstatt. -- Hab ich mir zumindest sagen lassen -- Ich arbeite ja schließlich auch immer nach Vorschrift ;-)
Für diese Menschen sehe ich einen Sicherheitsvorsprung durch den Gripper. Denn er ist schnell eingestellt, muss nicht an der Maschine montiert werden etc. Dennoch bietet er oft mehr Sicherheit als ein normaler Schiebestock.
Nun noch ein Wort zur Verarbeitung und zur Handhabung:Die Verarbeitung ist sehr gut. Alle Teile sind passgenau gefertigt und scheinen solide zu sein. Die Farbgebung vermittelt zwar nicht den hochwertigsten Eindruck, aber das täuscht. Wenn man sich ein wenig mit dem Ding beschäftigt hat, gehen die Einstellungen auch schnell. Die Handhabung ist reine Übungssache und wenn man sich mal eingewöhnt hat kein Problm. Am Anfang hatte ich Schwierigkeiten damit den Gripper immer auf Anhieb dicht an den Parallelanschlag zu setzen, weil ich ihn instinktiv zuerst aufsetzte und dann schieben wollte. Das geht natürlich nicht.
Mein derzeitiges Fazit:Wer gewerblich tätig ist, sollte mit der BG klären, ob der Gripper eingesetzt werden darf und wenn ja bei welchen Arbeitsgängen. Im Zweifel ganz klar einfach sein lassen.
Anders sieht es im Hobbybereich aus. Hier muss jeder für sich entscheiden, ob er den Gripper einsetzen möchte. Ich wage mal die Behauptung, dass er bei vielen Hobbyschreinern die Sicherheit stark erhöhen würde. Das würden viele von der BG empfohlene Vorrichtungen auch. Teilweise kann man diese auch selbst bauen. Jeder muss sich hier selbst entscheiden. In diesem Tread wurde ja schon sehr viele Anregungen und Tipps gegeben, auf deren Grundlage diese Entscheidung machbar sein sollte.
Meine persönliche Meinung ist die, dass der Gripper schon eine nützliche Ergänzung zu vorhandenen Sicherheitseinrichtungen sein kann. Ersetzen sollte er diese jedoch nicht. Voraussetzung für einen sinnvollen Einsatz ist jedoch ein gutes Vorwissen. Man sollte einfach wissen was man tut und das kann ein Neueinsteiger nicht. Wenn überhaupt würde ich den Gripper nur einem erfahrenen Holzwerker empfehlen.
