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In Antwort auf #147044]
Falzen und FasenLiebe Wohlwoller,
vielen Dank für den ganzen Zuspruch.
Nachdem alle Teile des Fensterrahmens und der Flügel auf Maß gehobelt sind, beginnt die Detailierung. Alle Rahmenteile bis auf das unterste bekommen einen Falz, in den die Fensterflügel schlagen. Die seitlichen Rahmenteile bekommen zusätzlich an ihrer Aussenseite einen breiten Falz, der zwei Zwecke erfüllt. Zum einen werden hier die Schrauben sitzen, mit denen das ganze Fenster an der Aussenwand befestigt wird, zum anderen wird die Innenwand aus Stabprofilbrettern bis in den Falz laufen. Das unterste Rahmenteil bekommt auch einen Falz in den die Wandverbretterung geschraubt wird.
Man kann das alles sicherlich anders lösen, aber mir scheint es so recht elegant.
Wer das jetzt nicht verstanden hat, ist nicht zu blöd. Ich weiss es nur nicht, besser zu beschreiben. Irgendwann wird es Bilder geben, die zeigen, was ich meine.
Alle geraden Falze arbeite ich mit einem Record No.50 Kombihobel vor. Dazu verwende ich ein möglichst breites Eisen.

Mit dem Simshobel wird der verbleibende Steg entfernt und beide Flächen des Falzes auf ihr Endmaß gehobelt.

Kleiner Hobelexkurs: Hölzerne Hobel haben wunderbare Laufeigenschaften, speziell mit ein wenig (Bienen-)Wachs auf der Sohle. Einfach toll. Ich kann sie nur nicht vernünftig anfassen. Bei Rauhbänken z.B. gibt's hinten einen Griff. Und vorne? Mein linkes Handgelenk gibt die klassische Griffweise bei den Dingern auf Dauer nicht her. Den Simshobel habe ich im Zuge des Fensterbaus am hinteren Ende mit der Bildhauerfeile bearbeitet. Original war die Ergonomie genauso schlimm wie die einer Gestellsäge.
Die Eisenbefestigung mittels Keil finde ich seit Erfindung des Gewindes auch doof.
Deshalb habe ich vor kurzem für Studienzwecke einen 20-Transitional-Hobel erworben. Wir werden sehen.
Bei den breiten äusseren Falzen säge ich nach dem Nuten ca. alle 150mm quer ein und entferne große Teile mit Stoßaxt und Stecheisen. Anschliessend hobele ich die Fläche auf Maß. Es kommt dabei nicht auf den letzten Zehntelmillimeter und eine schöne Oberfläche an, da der Falz später mit einem Brett verdeckt wird.

Der Flügelquerschnitt sieht so aus. Oben links die nach innen gerichtete Fase, oben rechts der Kittfalz, in den später die Scheibe mit Leinölkitt eingesetzt wird. Unten rechts der Flügelfalz, der in das Gegenstück im Rahmen schlägt. Das Profil ist den nach aussen öffnenden Aussenfenstern sehr ähnlich. Bei denen sind aber Fase und Kittfalz vertauscht.

Bei den runden Flügelteilen lässt sich der Falz am Aussenradius mit Kombi- und Simshobel herstellen. Genau wie bei den geraden Teilen.

Die Falze der inneren Radien kann ich nicht hobeln. Dazu bräuchte es einen Schiffsfalzhobel, den ich zwar auf dem Papier bereits erfunden habe, dessen Umsetzung aber in absehbarer Zeit nicht geplant ist. Zwischenfrage an möglicherweise mitlesende Hobelexperten: Gibt es eigentlich Falzhobel mit im Radius verstellbarer Sohle?
Stattdessen säge ich den Falz kleinteilig quer vor. Je nach Faserverlauf kann man die Abstände der Schnitte mehr oder weniger groß machen.

Danach schlage ich ein angeschärftes Stückchen Ziehklinge bis fast auf den Grund in jeden Sägeschlitz und ziehe es anschliessend wieder heraus. Das Werkstück ist so stark ausgeleuchtet, dass das Bild trotz Blitzverzichts viel zu hell wird. Auch Photoshop kann da nicht viel helfen. Ich hoffe, man kann trotzdem ahnen, was ich da mache.

Die so definierten Würfel arbeite ich zunächst mit dem Stecheisen weg.


So sieht es grob bearbeitet aus.

Danach schlichte und putze ich mit Stecheisen und Ziehklinge. Durch die unterschiedliche Schärfe auf dem Bild, sieht der Bogen ungleichmäßig aus. In echt strakt er allerdings.

Die großen Fasen mache ich bei den geraden Teilen mit den normalen Bankhobeln.
Bei den Bogenteilen ist die Fase geometrisch bertachtet ein Segment der Innenseite eines hohlen Kegelstumpfes. Ich arbeite mit dem Ziehmesser vor. Das geht schön schnell. Geglättet wird wieder mit dem Schifsshobel.

Fazit Teil 3:
Ich wünsche mir einen 40mm breiten Falzhobel mit Holzsohle und einer möglichen Falztiefe von 25mm. Die Eisenverstellung sollte über ein Gewinde erfolgen, die Anschläge unkompliziert zu bedienen sein.
Wenn ich häufiger Falze in Bögen machen müsste, würde ich über den Bau des Schiffsfalzhobels doch noch einmal nachdenken. Der seitliche Anschlag eines solchen Hobels müsste in sekundenschnelle ohne Verlust des eingestellten Maßes von links nach rechts umsteckbar sein, weil man bei Bögen fast immer in beide Richtungen hobeln muss.
In Teil 4 stelle ich die Eckverbindungen des Rahmens und der Flügel vor. Es wird ein paar Tage dauern, bis ich den Text einstelle.
So long
J.Daniel