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In Antwort auf #142906]
Hallo Rafael,
Ein Bestoßhobel schneidet im Prinzip auch nicht anders als ein normaler Hobel. Zumindest kann ich mir nicht denken was in dieser Beziehung anders sein sollte, ich habe auch diesbezüglich noch nie etwas anderes gehört oder gelesen. Was für normale Hobel gilt, müsste daher auch beim Bestoßhobel gelten, oder spielst du hier auf einen bestimmten Effekt an?
Der Freiwinkel hängt vom zu schneidenden Material ab. Bei Metallen reichen da oft 1 oder 2° schon aus, Holz ist aber elastischer. Das Holz wird von der Schneide auch etwas nach unten gedrückt und federt nach der Schneide wieder hoch. Wenn der Freiwinkel zu klein ist, dann wird das Eisen sozusagen nach oben gedrückt.
Ich habe dazu vor einiger Zeit auch mal ein paar Versuche gemacht. Der Grund war, daß ich recherchiert habe wie denn der optimale Keilwinkel wäre, bin aber auf verschiedene und teilweise auch für mich nicht nachvollziehbare Angaben von 25°(!) bis 30° gestoßen.
Dabei war ich als gelernter Metaller etwas überrascht, denn die Freiwinkel die sich daraus ergeben, waren weit von dem entfernt was ich so gewohnt war. Die Anschaffung einer Veritas Schleifvorrichtung erlaubte mir dann da einigermaßen exakte Winkel anzuschleifen und zu vergleichen.
Ich bin davon ausgegangen daß der Keilwinkel möglichst groß sein soll, damit die Schneide stabil ist. Ausgehend von einem Hobel der vom Hersteller mit 47° angegeben war, habe ich ein Hobeleisen auf 35° geschliffen und dann später kleinere Fasen mit zunehmend größer werdendem Winkel "draufgesetzt". Zuletzt bin ich auf 45° gegangen, dann habe ich aufgehört.
Die 35° hatte ich daher, daß die meisten Flachwinkelhobel mit 12° Bettungswinkel angegeben sind, was mich stutzig machte, denn in der Technik sind solche "krummen" Zahlen normalerweise ein Zeichen daß der Winkel sehr bewußt gewählt wurde, sonst verwenden Konstrukteure eher gerade Zahlen also z.B. 10° oder 15°.
Bis 40° ging das sehr gut, danach hatte ich den (für mich zuerst etwas seltsamen) Effekt, daß der Hobelspan im Schnittverlauf immer dünner wurde und mittendrin abbrach. Mit sehr viel Druck nach unten verringerte sich der Effekt. Bei 45° ging praktisch gar nichts mehr.
Ich habe dann noch eine Gegenprobe mit einem Flachwinkelhobel gemacht, bei dem ich das Eisen mit einer Gegenfase von 5° versehen habe. Auch hier war es so, daß bis zu einem Freiwinkel von ca. 7° nichts zu bemerken war, danach wurde der Hobel unbrauchbar.
Ich möchte mich jetzt nicht so genau festlegen ob der Winkel nicht vielleicht auch 5° sein könnte oder 6°, so genaue Aussagen geben meine einfachen Versuche sicher nicht her, jedoch habe ich für mich die Lehre gezogen, nicht unter die rechnerischen 7° zu gehen und damit bin ich bisher auch recht gut gefahren.
Es mag Hölzer geben die da vielleicht doch noch Probleme machen, die mit denen ich normalerweise umgehe gehören da nicht dazu, aber irgendwo müssen ja die häufig auftauchenden 12° herkommen.
Übrigens habe ich auch einen Versuch zur Schrägstellung des Messers gemacht indem ich einen Holzkeil unter meinen Flachwinkelhobel geklebt habe. Das waren nur 2° und die haben schon eine deutliche Verbesserung gebracht. Das hat mich erstaunt, da die Bestoßhobel die ich von Bildern kannte, doch deutlich schräger angelegt sind. Ein Versuch mit einem zweiten Keil (ca. 5°) brachte keine für mich spürbare Verbesserung, weiter Versuche habe ich dazu nicht unternommen. Wenn jemand dazu etwas sagen könnte, dann würde mich das auch interessieren.
Gruß Horst