Schärf - Treffen

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Uwe Schmale
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Re: OWL

Beitrag von Uwe Schmale »


Hallo Markus,
schärfen war auf unseren OWL- Holzwerkertreffen immer ein Thema. Friedrich hat (als er noch in der Nähe wohnte) uns mal seine Technik vorgeführt und später auch mit Dirk darüber ein Video: http://griesenberger.bplaced.net/Griesenberger/Werkstatt/Seiten/Scharfen_eines_Hobeleisens.html gemacht.
Für mich als eher maschinenorientierten Holzwerker ist schärfen ein notwendiges Übel. Deshalb mache ich es (zu) wenig und wenn, dann nicht mehr frei Hand, sondern mit der Veritas MK2 Schärfhilfe. Zum Abziehen benutze ich einen Naniwa 8000. Die Ergebnisse sind für mich ausreichend. Wie gut, kann ich nicht beurteilen, es fehlen mir die Vergleichsmöglichkeiten, aber ich bin auf keinen Fall der Experte fürs Schärfen und für Handhobel. Bei Hölzern mit problematischen Faserverlauf schleife ich eigentlich nur noch.
Hilter dürfte so 50 km entfernt liegen. Wenn du möchtest, können wir uns gerne mal bei mir treffen oder du kommst zu einem Holzwerkertreffen (geballte Kompetenz). Leider haben wir dafür dieses Jahr noch keinen Termin ausgemacht.

Viel Grüße
Uwe ( http://www.werkstattseite.com/ )


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Uwe.Adler
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Re: Schärf - Treffen

Beitrag von Uwe.Adler »

[In Antwort auf #138204]
Hallo Markus,

die Spiegelseite bekommst Du mit einem Hilfsmittel sehr gut hin. Ein MDF Reststück, Größe wie ein Wasserstein, einen Tag in Danish Oil einlegen. Einen Monat trocknen lassen. Dann auf einer Glasplatte mit feinem Schleifpapier abziehen. Sauber Oberfläche mit Filzstift, Abtrag der Markierungen durch schleifen, auf Planheit überprüfen. Sind alle Markierungen gleichmäßig verschwunden, ist das MDF plan. Die Schleifvorgänge des Eisens auf dem Wasserstein mit max. Feinheit (mind. aber 4000) abschließen. Dabei auf abgerichtete Wassersteine, Planheit nach Friedrichs Klinkermethode, achten. Dann die Spiegelseite auf der MDF Platte mit Diamantpasten, unterschiedliche Feinheiten, polieren. Dazu muss die Spiegelfläche im unteren Bereich aber absolut plan sein und sich während des Schleifvorgangs nicht mit der Schneide in das MDF einschneiden. Diese Methode nennt man Mike´s method und kommt aus England. Dort ist sie eine gebräuchliche Poliermethode.

Ansonsten würde ich die Anleitung durch einen Fachmann unbedingt anraten, Meine Erfahrung war, ich machte zu vieles falsch, was hinterher mit viel Aufwand abgestellt werden musstes und man lernt vom Fachmann auch durch das Fachgespräch. Und wenn ein solches Angebot besteht, dann ist das eine einmalige Chance.

Herzliche Grüße

Uwe

MarkusB
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Re: OWL

Beitrag von MarkusB »


Hallo Uwe,

vielen Dank für deine Infos und dein Angebot.
Wenn der Termin für das OWL-Holzwerkertreffen feststeht, dann mail mir doch bitte oder poste den Termin hier im Forum.
Wenn es passt, dann komme ich gerne.
Ich habe erstmal aber doch das Angebot von Friedrich angenommen.
Die andere Forumsmitglieder haben einfach recht: die Chance ,von einem Fachmann sich schulen zu lassen, sollte man sich nicht entgehen lassen.

Viele Grüße

Markus


MarkusB
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Schärf - Treffen mit F. Kollenrott

Beitrag von MarkusB »

[In Antwort auf #138204]
Hallo zusammen,

nach anfänglichem Zögern habe ich mich doch entschlossen, den weiten Weg auf mich nehmen, um mich mit Friedrich Kollenrott bei Ihm zu treffen.

Was soll ich sagen, es war ein voller Erfolg, meine Hobeleisen rasieren jetzt.
Vielen Dank an allen, die mich dazu ermuntert haben, so eine Chance nicht auszuschlagen.

Auch wenn man alles nachlesen kann, es ist einfach was anderes, einem Fachmann bei der Arbeit zuzuschauen und sich mit ihm auszutauschen.
Und kein Buch ersetzt das persönliche Gespräch.

Was habe ich falsch gemacht?

Ein Hauptgrund war wie schon vermutet mein Material.
Meine Steine eignen sich bedingt wohl zum Schruppen und zum Schleifen, nicht aber zum Abziehen, auch das wasserfeste Schleifpapier (600er) nicht, es ist nicht fein genug.
Dadurch ist die Microfase z. T. zu groß geworden und poliert war sie auch nicht.
Aber gerade eine polierte Microfase ist für die Schärfe wichtig.
Seine Schleifsteine verursachen auch nicht eine so große Menge an Schlamm wie meine.
Durch den Schlamm "schwimmt" die Fase quasi. Alle Bereiche der Fase werden so geschliffen, sie ist deswegen aber noch nicht plan. Das Schleifbild gaukelt hier einem dann was vor.
Man erkennt dies dann an der Microfase, die dann nicht gerade oder nur teilweise vorhanden ist.

Also sind wir (vor allem Friedrich) daran gegangen und haben die Fase komplett neu geschliffen.
Was so einfach bei ihm aussieht, ist doch schwieriger dann, als man denkt.
Friedrich schafft es, während des gesamten Schärfprozesses locker und ohne zu verkrampfen, den Winkel zu halten und hohen Druck aufrecht zu halten.
Wir haben immerhin 4 Hobeleisen komplett behandelt!
Ich war schon immer der Meinung, dass für viele handwerkliche Arbeiten, die von Fachleuten scheinbar locker erledigt werden, der Laien u. a. auch erst die entsprechende Muskulatur aufbauen muss.
Ich habe am Abend nämlich tatsächlich wegen Muskelschmerzen in der rechten oberen Oberschenkelmuskulatur gehumpelt und jetzt weiß ich auch, warum.
Die Wiegebewegung beim Schleifen wird vor allem durch das vorstehende Bein (bei mir rechts) erreicht. Es war überlastet.
Auch wenn ich 20 Jahre jünger bin als Friedrich, er ist für diese Art der Belastung einfach besser trainiert.
Nach dem Schleifen hat er mir dann das Abziehen gezeigt. Auch hier zeigt sich der Vorteil, wenn man es am Objekt gezeigt bekommt.
Habe ich vorher locker 15 min, dafür verschwendet, um dann irgend ein naja-Ergebnis zu erzielen, habe ich jetzt ein Bild im Kopf, wie es schnell und richtig geht.

Ach so, was ich vergessen habe: Wir musste erstmal bei allen Eisen die Spiegelseite komplett herrichten.
Sie war zwar von mir behandelt worden, reichte aber für eine Rasur auch nicht aus.
Auch hier zeigte sich, wie gut Friedrichs Steine und seine Kondition sind.

Es hört sich für euch vielleicht komisch an, aber es war wirklich so: Ich war am Abend körperlich und mental erschöpft, Friedrich wirkte hingegen noch sehr frisch.
Eigentlich habe ich mir das genau anders herum vorgestellt.

Mein Fazit:
Gute Steine sind sehr wichtig, aber nicht alles.
Auch auf die Technik und Erfahrung (die man nur durch Üben bekommt) kommt es an.
Das Gesamtpaket, bzw. der Gesamtprozeß muss stimmen.
Ich werde es auf jeden Fall mit dem freihändig Schleifen weiterhin probieren.

An dieser Stelle noch ein großes Danke an Friedrich, der sich für mich die Zeit genommen hat und der seine Werkstatt und sein Material (!) zu Verfügung gestellt hat.
Es war toll und hat viel Spaß gemacht.

Euch allen noch einen schönen Sonntag

Markus



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