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Bau Dir doch eine Fügelade
Verfasst: Mo 13. Feb 2012, 08:49
von Philipp
Hallo Friedrich,
diese Diskussion ist tatsächlich interessant, denn sie offenbart auch, daß Leute, die man hier zu den Profis zählen würde und denen man keinen Bedarf an grundsätzlichen Hobelinfos nachsagen würde, eben doch auch solche Fragen haben. Und das finde ich sehr erfrischend.
Zum Kantenhobel: ich habe als Rechtshänder den mit dem Seitenanschlag links und habe diesen so als "Rechtshänderversion" gekauft.
Wie schon Johannes M schrieb, der Hobel ist nur für gutmütiges Holz mit gleichbleibender Maserung gut zu gebrauchen. Bei wilder Maserung, wie z.B. bei Kirsche i.d.R. der Fall, gibt das flach gebettete Eisen in Schrägstellung sehr schnell Ausrisse.
Damit ist er in der Tat besser als Kantenhobel an Stirnholz zu gebrauchen.
In meinen Aufen ist dieser Hobel eigentlich eine Fehlkonstruktion gemessen an seinem ursprünglichen Zweck. Und Veritas hat diese Fehlkonstruktion unkritisch mit den hauseigenen Verbesserungen nachgebaut. Aber eine Fehlkonstruktion bleibt eine solche (genauso wie das Bailey-Prinzip aber das nur am Rande).
Um mit einem solchen Hobel an Längsholz die Endbearbeitung einer rechtwinkligen Kante zu erzielen, bräuchte er ein steilgebettetes, nicht schräg gestelltes Eisen. Aus unser aller Hobelerfahrung wissen wir das eigentlich alle, dennoch überlegen wir scheinbar unkritisch den Kauf dieses Hobels.
Sehr interessant finde ich in diesem Zusammenhang die oben gemachte Aussage, daß Veritas meine, der eigentliche Einsatzzweck dieses Hobels liege in der Stirnholzbearbeitung! Dafür war er aber ursprünglich nicht gedacht. Das kommt mir so vor, als ob Veritas die Kontruktionsschwäche erkannt hätte, und nun im Nachhinein eine Umwidmung vornehmen wollte.
Mein Tip: bau Dir aus ein paar Platten eine Fügelade. Eine solche ist in meinen Augen der sicherste Weg zu rechtwinkligen Kanten.
Viele Grüße, Philipp
Fügelade ala Bernhard Loos
Verfasst: Mo 13. Feb 2012, 08:50
von J.Wagner
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In Antwort auf #131200]
Wenn ich so viel Abzurichten hätte um Leimholz herzustellen. Hätte ich eine Fügelade ähnlich der von Bernhard Loos. Auf der Auflagefläche, der zu fügenden Teile, hätte ich wahrscheinlich noch ein paar 19er Löcher um mit ein paar Halter (wie Veritas Surface Clamp) Werkstücke zu Fixieren.
http://www.woodworking.de/cgi-bin/forum/webbbs_config.pl/noframes/read/28890Gruß
Jürgen
Ich würde es auf einen Test ankommen lassen.
Mit so einer Fügelade hätte ich das Leimholz bereits verleimt während die "Anderen" noch hobeln.
Vielleicht habe ich aber auch die Frage/Thema nicht richtig verstanden. Dann bitte ich um Entschuldigung.
Fehlkonstruktion Bailey
Verfasst: Mo 13. Feb 2012, 13:05
von Dirk Baltzer
Hallo Phillip,
wieso glaubst Du, daß die Bailey Konstruktion eine Fehlkonstruktion ist? Ich dachte, das Bauprinzip wird überall gelobt und bis zum heutigen Tag auch verwendet?
Viele Grüße, Dirk
Fügelade, Bailey und unsportlich
Verfasst: Mo 13. Feb 2012, 14:30
von Friedrich Kollenrott
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In Antwort auf #131200]
Also:
@ Heiko: Ich habe den Fügeanschlag als"unsportlich" bezeichnet? Weiss ich gar nicht mehr, aber stimmt doch, oder? Das heißt aber doch nicht, dass man ihn nicht verwenden soll, man muss nicht immer in der Werkstatt sportliche Leistungen vollbringen. Ich stelle Vierkante normalerweise "in Mischtechnik" her, zwei Seiten von Hand abgerichtet, die beiden anderen dann auf der Kreissäge und nur noch kurz mit dem Handhobel rüber. Sportlich ist das auch nicht, und das Maß halte ich so auch.
@ Philipp und Jürgen: Eine Fügelade ist eigentlich gar keine so schlechte Idee, zumal ich den idealen Hobel (LN #9) dafür habe. Dagegen spricht eigentlich nur, dass dann wieder ein leider recht großes Teil in der Werkstatt rumliegt.
@ Philipp: Fehlkonstruktion? Das verstehe ich nicht. Wieso würde der Eckenhobel mit steil gestelltem und ohne Schrägung angeordnetem Eisen besser arbeiten? Wenn das "eigentlich alle" wissen, ist es dringend erforderlich dass Du mich aufklärst; ich weiss es nämlich noch nicht. Und auch dass der Bailey eine Fehlkonstruktion sein soll, wundert mich. Sicher, er ist nicht frei von Schwächen, aber das ist auch keine andere Hobelkonstruktion, nicht einmal meine eigene. Und man muss auch bedenken, welche Fertigungsmöglichkeiten es gab, als das Ding entstand. Die unglaubliche Marktdominanz dieses Hobels über viele Jahrzehnte lässt doch annehmen, dass seine Konstruktion insgesamt gelungen war.
Friedrich
Re: Fehlkonstruktion Bailey
Verfasst: Mo 13. Feb 2012, 14:45
von Rolf Richard
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In Antwort auf #131203]
Hallo Dirk,
nach negativen Erfahrungen halte ich den Bailey auch für eine zumindestens fragwürdige Konstruktion. Das deshalb, weil er bei eng gestelltem Hobelmaul, also nach vorn geschobenen Frosch das Eisen dort, wo es am dringendsten Unterstützung benötigt, ohne diese in der Luft hängen lässt. Folge: Der Hobel rattert. Ich habe einen Stanley, da wird das Eisen auf den vorderen 8 mm bei eng gestellten Hobelmaul nicht abgestützt.
Beim Bedrock ist das ganz anders und wesentlich besser gelöst. Ein Vergleich von einem Stanley No 4 und einem Veritas No 4 zeigt das ganz deutlich.
Beim Hausherrn gibt es unter dem Link eine anschauliche Beschreibung.
Gruss
Rolf
Fehlkonstruktionen (oder auch nicht?)
Verfasst: Mo 13. Feb 2012, 15:57
von Philipp
[Zitat Friedrich]: @ Philipp: Fehlkonstruktion? Das verstehe ich nicht. Wieso würde der Eckenhobel mit steil gestelltem und ohne Schrägung angeordnetem Eisen besser arbeiten? Wenn das "eigentlich alle" wissen, ist es dringend erforderlich dass Du mich aufklärst; ich weiss es nämlich noch nicht. Und auch dass der Bailey eine Fehlkonstruktion sein soll, wundert mich. Sicher, er ist nicht frei von Schwächen, aber das ist auch keine andere Hobelkonstruktion, nicht einmal meine eigene. Und man muss auch bedenken, welche Fertigungsmöglichkeiten es gab, als das Ding entstand. Die unglaubliche Marktdominanz dieses Hobels über viele Jahrzehnte lässt doch annehmen, dass seine Konstruktion insgesamt gelungen war.[Zitat Ende]
Hallo Friedrich,
ich dachte, ich hatte meine Einwände gegen den Kantenhobel als Längsholzhobel ausreichend erklärt.
Wahrscheinlich sind wir uns alle einig, daß wir Ausrisse gerne vermeiden, v.a. bei den letzten Arbeitsschritten, wie es das Rechtwinklighobeln nach den Anfertigen einer geraden Kante ist. Ebenso sagt uns die Erfahrung, daß ein flacher Schnittwinkel eher zu Ausrissen führt, als ein steilerer. Taucht die Maserung des gehobelten Holzes dann auch noch in die Richtung der Eisenneigung ab, dann sind Ausrisse fast unvermeidlich. Daher würde ich es als sinnvoll erachten, wenn ein solcher Kantenhobel einen steilen Schnittwinkel aufwiese und keinen so flachen.
Andersherum gefragt: welchen Vorteil für die dem Hobel eigentlich zugedachten Anwendung besitzt der flache Bettungswinkel und die Schrägstellung des Eisens? Ich sehen keinen.
Wer von uns putzt oder fügt mit flachem Schnittwinkel?
Ich erachte beim Bailey-Hobel v.a. die Klappe mit dem Feststellhebel als Fehlgriff. Mit ihm läßt sich die Feststellkraft kaum dosieren, die Klappe ist digigal entweder fest oder locker. Außerdem überträgt der Hebel beim Spannen Kräfte (welche das sind, kannst Du besser beschreiben) auf die Klappe, so daß diese und mit ihr das Eisen beim Festziehen des Hebels bewegt wird. Eine Schraube wäre doch viel sinnvoller. Bei allen meinen Bailey-Hobeln ist das Einstellen des Eisens ein Lotteriespiel. Dazu kommt noch der riesige Lehrlauf der Einstellschraube. Einen Holzhobel mit Keilklemmung stelle ich da deutlich schneller und präziser ein.
Die komische Frosch-Konstruktion hast Du oben ja schon selber bemängelt.
Und nur, weil etwas lange Zeit Standard war/ist, heißt es noch lange nicht, daß es auch gut ist. Täglich quält uns auch der Standard-Setzer Microsoft mit seinen Produkten, in manchen Gegenden der Welt sind Zoll, Fuß, Gallonen, lbs etc. ebenfalls Standard, nur was für einer?
Aber das hat alles nichts mit Deiner Ausgansfrage zu tun.
Viele Grüße, Philipp
Re: Fügelade, Bailey und unsportlich
Verfasst: Mo 13. Feb 2012, 16:44
von Bert Wallraff
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In Antwort auf #131205]
Hallo Friedrich,
ich finde den Hinweis von Jan, zwei Lamellen zusammen zufügen, nicht schlecht. Ich hab beide Kantenhobel, brauche sie aber selten.
Liebe Grüße
Bert
Re: Fehlkonstruktionen (oder auch nicht?)
Verfasst: Mo 13. Feb 2012, 18:13
von Heiko Rech
Hallo,
deine Einwände zum Kantenhobel würden die Aussage des Lee Valley Mitarbeiters mir gegenüber, dass diese Hobel für das Bearbeiten von Hirnholz bestimmt sind ja untermauern. Denn da sind flacher Schnittwinkel und schräg stehendes Eisen ja von Vorteil.
Gruß
HEiko
teils hast du recht, teils...
Verfasst: Mo 13. Feb 2012, 18:41
von Friedrich Kollenrott
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In Antwort auf #131208]
Hallo Philipp,
natürlich sollte man beim Kantenhobel (letzter Span!) einen relativ großen Schnittwinkel haben. Den erhält man beim Flachwinkelhobel (Fase oben) über einen entsprechenden Winkel der Fase am Eisen. Mein bevorzugtes Eisen im Flachwinkel- Putzhobel hat eine Mikrofase mit 50°, das ergibt mit 12° Bettung einen Schnittwinkel von 62°, damit treten kaum noch irgendwelche Ausrisse auf. Also: es geht.
Beim Bailey ist in der Tat, da stimme ich Dir zu, der Spannhebel an der Klappe ein dämliches Konstruktionsmerkmal, das ich nicht verstehe- Record hat es mit seinen ansonsten identischen Hobeln mit der Schraube besser gemacht. Nur ist das doch eigentlich ein untergeordnetes Merkmal dieser Hobel. Der bei Baileys übliche Leerlauf in der Einstellschraube ist eine kleine Ärgerlichkeit, aber bei derartigen Mechanismen prinzipiell unvermeidbar, man kann ihn nur mit entsprechendem Aufwand relativ klein halten *. Ich glaube Dir unbesehen, dass Du einen Holzhobel mit Keil besser einstellen kannst. Der Bailey war ein industrielles Massenprodukt für Leute, die einen eisernen Hobel mit Einstellmechanismus wollten. Und für die war er gut.
Jemand, der diese eiernen Hobel gewöhnt ist, würde an Holzhobeln mit Keil bestimmt auch einige Merkmale bemängel. Aber das ist doch nicht das Thema. Mit jeder Entscheidung für ein konstruktives Konzept werden auch Nachteile in Kauf genommen, damit ist es aber keine "Fehlkonstruktion". Eine gute Konstruktion zeichnet sich dadurch aus, dass sie die konkreten gestellten Anforderungen erfüllt und darüber hinaus in der Summe ihrer Eigenschaften gut ist (also nicht zu viele Schwachpunkte aufweist). Außerdem muss sie zu akzeptablen Kosten herstellbar sein, sich also vermarkten lassen. So gesehen sind die Baileys gute Konstruktionen.
Ich benutze zwei Baileys (#5 und #8)und bin mit ihnen zufrieden, obwohl sie Schwächen haben.
Friedrich
* Es gibt sogar einen völlig spielfreien Einstellmechanismus (bei ECE). Der hat aber wieder andere Nachteile. Ich selbst habe mal versucht, einen nach diesem Prinzip funktionierenden eisernen Hobel zu konstruieren, da ist aber nichts Vernünftiges bei rausgekommen.
Nach einigen Jahren Erfahrung bin ich der Menung, dass eine Einstellung per Hämmerchen allen Mechanismen überlegen sein kann, wenn man extreme Anforderuneg an die Präzision stellt. Bei "normalen Anforderungen" spricht nichts dagegen, Einstellhilfen zu benutzen wie sie z.B. die Baileys haben. Besonders vorteilhaft ist dabei die Feineinstellung "auf dem Brett" beim ersten Hobelstrich.
der Schnittwinkel bein Bevel Up Hobel
Verfasst: Mo 13. Feb 2012, 19:15
von Pedder
lieber Philipp, lieber Heiko, wird doch durch die Summe des Keilwinkels des Eisens und des Bettungswinkels bestimmt. Gibt es irgendeinen guten Grund, weshalb man den Keilwinkel des Eisens beim Kantenhobel nicht verändern kann?
Liebe Grüße
Pedder