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Qualität von Handsägen

Verfasst: Di 15. Nov 2011, 11:56
von Dieter Schmid
[In Antwort auf #130360]
Hallo Friedrich,

nach meinem Wissen werden Sägeblätter in Deutschland nur gestanzt, bei Preisen im einstelligen Eurobereich geht das auch nicht anders. Eine Investition in neue Maschinen lohnt nach Aussagen eines mir bekannten Herstellers nicht, da der Markt nach seiner Aussage das nicht honorieren würde. In Japan ist es anders: da wird kein Blatt gestanzt, alles wird geschliffen, ja nach Industrialisierungsgrad der einzelnen Hersteller mit älteren Maschinen und dafür hochqualifiziertem Personal oder automatisiert in modernsten Anlagen. Die Pflege der Holzbautradition zusammen mit früher Industrialisierung schon im 19. Jahrhundert sind wahrscheinlcih eine einmalig günstiges historisches Zusammentreffen.

Früher was das Material teuer und Arbeitskraft billig, da lohnte es sich einfach, wenn ein Tischler seine Säge schränkte und feilte. Und er mußte es auch tun, sonst hätte er nicht weitersägen können, er hatte keine Wahl. Wenn ein Handwerker heute einen Stundensatz von 35 Euro berechnet, was soll er ich da mit einer Säge abgeben, die 2 Euro gekostet hat? Da fehlt jedes Verhältnis. Also wegschmeißen und eine neue kaufen!

Im durchschnittlichen Fachhandel interessiert sich von 1000 Sägekunden keiner für das Nachschärfen. Mit meinem spezialisierten Handel bin ich in der privilegierten Position, daß sich wenigstens einer von 100 für das Nachschärfen interessiert. Für diese sind die Angebote an hochwertigen nachschärfbaren Sägen und Schärfwerkzeugen.

Ich habe den Eindruck, daß dieses Interesse zunimmt, nicht zuletzt dank Deiner (Friedrichs) Schärfanleitung für Sägeblätter, die nach wie vor das beste ist, das ich auf diesem Gebiet kenne. Siehe Link unten!

Gruss
Dieter




Re: Frage an die Metaller

Verfasst: Di 15. Nov 2011, 12:09
von Heiko Rech

Hallo Reinhold,

dieses Forum hier vermittelt vielleicht den Eindruck, dass es doch viele Kunden geben müsse, die Wert auf gutes Handwerkzueg legen und sogar noch nach guten Bohrwinden verlangen. Der Schein trügt aber.

In Wirklichkeit trifft sich doch gerade hier eine sehr kleine, eingeschworene Gruppe von Menschen, die sich für sowas interessieeren. Deutschlandweit gibt es nur zwei ernstzunehmende Händler, welche die entsprechende Ware verkaufen. So riesig ist also der Markt nicht. Und wenn man als Herstelelr da überleben will, reicht so ein kleiner Markt aber nicht aus. Man muss international verkaufen. Und genau dann reicht ein gutes Produkt alleine nicht. Dann kommt das Marketing mit ins Spiel. Und besonders in der heutigen Zeit bedeutet marketing eben mehr als nur einen bekannten Namen zu haben und eine altbackene Internetseite zu betreiben.

Gruß

Heiko



Re: Frage an die Metaller

Verfasst: Di 15. Nov 2011, 12:31
von Dieter Schmid

Hallo Heiko,

Zitat:
In Wirklichkeit trifft sich doch gerade hier eine sehr kleine, eingeschworene Gruppe von Menschen, die sich für sowas interessieren. Deutschlandweit gibt es nur zwei ernstzunehmende Händler, welche die entsprechende Ware verkaufen. So riesig ist also der Markt nicht.

Sieh es doch mal anders rum: dafür ist das Angebot international doch schon sehr üppig.

Gruss
Dieter




Re: Warum ein Stechbeitel von 1910

Verfasst: Di 15. Nov 2011, 12:33
von justus
[In Antwort auf #130363]
guude,

die meisten kollegen arbeiten praktisch nicht mehr mit handwerkzeug, alles ist maschinenoptmiert. da seit Ihr hobbyisten glücklicherweise die trüffelschweine für gutes werkzeug für uns, sofern ein profi wert darauf legt.
schon vor jahren erfuhr ich von einem handmaschinenrepräsentanten aus dem profibereich, dass wir handwerker schon länger wg. des geringen bedarfs nicht die zielgruppe mehr sind, sondern die privaten anwender.
das deckt sich mit meinem subjektivem eindruck, dass sich wesentlich mehr hochpreisige werkzeuge und handmaschinen in privatem besitz befinden.

gut holz! justus.



Re: Frage an Dieter:

Verfasst: Di 15. Nov 2011, 12:40
von TimoB.
[In Antwort auf #130360]
Hallo Friedrich,

ich habe die Feinsäge Pax von Thomas Flinn. Bevor ich meine Mercedes-Sägen, nein Entschuldigung, meine Maybach-Sägen von Klaus und Pedder hatte (die am Standort Deutschland prodziert werden), benutzte ich die Zinkensäge von Veritas.

Obwohl die zwei Bezahnungen im Vergleich wie Äpfel und Birnen sind, finde ich den Schliff der Pax werkseitig sehr gut und ganz sicher nicht viel schlechter als bei der Veritas.
Mit der Pax habe ich längseitig einen Stauchkopfnagel halbiert, ohne was zu merken. In dem mittleren Schnittbereich war die Säge dann etwas stumpfer aber nicht stumpf.
Pedder hat sie für mich wieder scharf gemacht (mir sind diese Zähne viel zu klein), dass war dann doch eine dezente Leistungssteigerung.

Eine ergonomische Verbesserung ist wahrscheinlich bei der Pax auch einfacher, siehe Link.

Viele Grüße
Timo




Re: Warum ein Stechbeitel von 1910

Verfasst: Di 15. Nov 2011, 12:57
von Stefan Krieger
[In Antwort auf #130363]
Hallo Dieter,

so schwierig kann das aber doch nicht sein. Die Windmühlenmesser von Robert Herder werden noch immer sowohl nicht-rostfrei als auch rostfrei angeboten (ich kaufe natürlich stets die nicht-rostfreien...). Anscheinend gibt es bei den Messern einen Markt für nicht-rostfreien Kohlenstoffstahl.

Warum dann nicht auch bei Werkzeug? Früher gab es doch oftmals so ölgetränktes Papier, in das das Werkzeug eingeschlagen war, warum findet man so etwas heute nicht mehr?

Wir leben wohl einfach in einer Wegwerfgesellschaft! Man kauft etwas, möglichst billig, und wenn es dann nicht mehr wie gewünscht funktioniert, holt man sich halt das nächste billige Exemplar und schmeißt das alte einfach weg.
Die Rohstoffe müssen noch viel teurer werden, bis da vielleicht mal wieder ein Umdenken in der Bevölkerung passiert...

Schöne Grüße
Stefan




Privat vs. Professionell

Verfasst: Di 15. Nov 2011, 12:59
von Philipp
[In Antwort auf #130368]
Zitat:
schon vor jahren erfuhr ich von einem handmaschinenrepräsentanten aus dem profibereich, dass wir handwerker schon länger wg. des geringen bedarfs nicht die zielgruppe mehr sind, sondern die privaten anwender.

Aber warum findet diese Entwicklung zumindest in Deutschland nur im Bereich der Maschinen statt?

Aber Dieter hat weiter oben doch sehr wahr gesprochen: international gesehen ist das Angebot doch sehr groß und über das Netz uns allen zugänglich. Vor nur 10 Jahren war das doch unvorstellbar. Wer bereit ist, einiges an Geld auszugeben und ggf. etwas mehr Zeit in Recherche zu investieren, kann sich heute Werkzeug von allererster Güte beschaffen, wie es noch nie möglich war.

Überhaupt hilft uns das Internet unglaublich weiter. Ohne es wüßte ich heute wohl immer noch nicht, daß es gutes Werkzeug überhaupt noch zu kaufen gibt, daß man es nachschärfen kann/muß, daß auch andere, Nichtprofessonelle wie ich mit denselben Fragen und Sehnsüchten herumirrten usw.
Die Welt ist klein geworden, und das ist für uns auch ein Glück.

Gruß, Philipp



Werkzeug und Holz gehen Hand in Hand

Verfasst: Di 15. Nov 2011, 13:03
von Philipp

Wozu gutes Werkzeug kaufen/anbieten, wenn doch der für jedermann leicht zugänglich Markt für das eigentliche Objekt der Begierde, nämlich das Holz, noch schlimmer aussieht? Aus Baumarkt-Fichten-Leimholz wird auch mit Blaufichten-Stemmeisen und Anwalts Lieblingssägen kein schönes Möbel. So gesehen passen Werkzeugs- und Holzangebot doch hervorragend zusammen - leider!



Re: Qualität von Handsägen

Verfasst: Di 15. Nov 2011, 13:12
von reinhold
[In Antwort auf #130365]
hallo,

warum erwarten deutsche Sägeblatthersteller offensichtlich, dass die Kunden die neuen Sägeblätter erst einmal feilen, während englische , amerikanische, canadische und japanische Sägeblatthersteller gebrauchsfertige Sägen ausliefern können?

Ich hätte kein Problem damit, statt der hier genannten 2 Euro für ein neues Sägeblatt 4 zu bezahlen, oder 8, wenn ich dafür ein scharfes, gut gerichtetes und geschränktes Blatt erhalten würde. Und ich bin sicher, anderen ginge es genauso.

Warum hört die Industrie nicht auf die Kunden?

Oder sind die Kunden zu geizig (geiz ist geil), um ordentliche Werkzeuge zu kaufen? Kann ich mir kaum vorstellen, wenn ich sehe , wie manche Hobby-Werkstätten ausgestattet sind - besser als die Werkstatt, in der ich vor 50 Jahren eine Lehre gemacht habe.

Irgend etwas läuft falsch.

Gruss
reinhold




Re: Werkzeug und Holz gehen Hand in Hand

Verfasst: Di 15. Nov 2011, 13:24
von reinhold

hallo Philipp,

bitte nicht persönlich werden.

Du hast in Deinem Beitrag weiter oben zu recht gesagt, dass das Internet unsere Möglichkeiten erweitert.

Stimmt.

Ich suche im Internet verstärkt nach alten, bezahlbaren Werkzeugen. Und die Preisentwicklung auf diesem Markt zeigt mir, dass auch noch andere danach suchen. Nehmen wir die hochwertigen Bohrwinden, die kosten heute mehr als die neuen Bohrwinden aus dem Baumarkt und auch mehr als manche Elektroschrauber. Warum? Weil sie besser sind und ihrem Zweck besser entsprechen.

Und das bringt mich zurück zu meiner Frage : warum schafft es unsre (deutsche) Industrie trotz Hochtechnologie nicht, Werkzeug herzustellen, das so gut ist wie das von früher? Warum sind wir gezwungen, Werkzeug um die halbe Welt zu schippern, wenn wir gutes wollen?

viele Grüsse
reinhold