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Die alten Stanleys - kein Trauerspiel *MIT BILD*

Verfasst: Sa 20. Nov 2010, 13:47
von Gerd Fritsche
[In Antwort auf #128141]
Hallo Josef,
ich liebe meine Stanleys, sie sind zwar schon etwas älter, so zwischen 50 und 75 Jahren aber es ist wundervoll damit zu arbeiten.
links ein Stanley No 65 Knuckle Joint, darunter ein Stanley No 60 1/2 mit 6 " Länge, auf der rechten Seite ein Miller Falls No 56, darunter ein Miller Falls No 16. Damals wurden die Gussteile noch ca 1 bis 2 Jahre im Freien gealtert und erst dann bearbeitet. Im aktuellen Fine Woodworking- Tools und Shops ist gerade ein Artikel erschienen wie ein alter Bailey No 4 aufgearbeitet wurde. Es braucht natürlich etwas Zeit einen guten alten Hobel zu finden, aber die Mühe lohnt sich.
Gruss Gerd.




Re: Die alten Stanleys - kein Trauerspiel

Verfasst: Sa 20. Nov 2010, 18:50
von joh. t.

hallo,

zum thema hier produzieren:

macht mal ein seminar bei mafell mit zusammen mit einer werksbesichtigung. da gehen einem die augen über.

sowas geht also auch heute!!!

ist zwar maschinenfraktion, aber das gleiche thema

vg johannes



Re: Die alten Stanleys - kein Trauerspiel

Verfasst: Sa 20. Nov 2010, 19:53
von Josef Scheitl

Servus Gerd!

Ja! Das ist es doch! Da geht einem förmlich das Herz auf. Aber ich hab's ja bereits geschrieben: Mein alter - 30 Jahre, im Vergleich zu Deinen also noch junger - Stanley 60 1/2 kann da immer noch mithalten. Und diese Freude an dem Hobel war es ja, die mich sozusagen geblendet hat. Sehr naiv (ich geb's zu!) hab ich geglaubt, die Qualität wäre immer noch dieselbe. Lehrgeld bezahlt. In meinem Alter sollte das eigentlich nicht mehr passieren.

Aber eine Frage: Der Miller rechts unten, der sieht fast so aus wie die moderneren Stanleys - wer hat da von wem kopiert?

Beste Grüße!

Josef




Hutschnur

Verfasst: Sa 20. Nov 2010, 20:45
von Pedder

Hallo Josef,

aber solche Werkzeuge gibt es doch auch heute neu zu kaufen. Lie- Nielsen und Veritas beiten solche Hobel an. Das gibt es nur nicht zum Preis eines Mittagessen mit Vorsuppe und Nachtisch. Das war auch früher nicht so, als diese Hobel noch gewerblich eingesetzt wurden. Da gingen Wochenlöhne drauf.

Hier herrscht die Ansicht, dass man für den Lohn von ein zwei Stunden ein perfekt gearbeitetes, am Besten von Hand gefinishtes Werkzeug bekommen kann. Woher kommt das?

Um einen Hobel im Laden für 30 € anbieten zu können, darf da nicht mehr als 3-8 Minuten menschliche Arbeit in der Fertigung brauchen (Solange wir von westlichen Fertigungen reden). Dafür muss man sich wundern, was doch dabei rauskommt.

Wer mehr will, mmuss mehr bezahlen oder nacharbeiten. Oder hoffen, einen alten Hobel unter seinem eigentlichen Wert zu bekommen.

Liebe Grüße
Pedder




Re: Hutschnur

Verfasst: Sa 20. Nov 2010, 21:41
von Josef Scheitl

Nein, lieber Pedder,

so, wie Du mir das möglicherweise unterstellst, hab ich nie gedacht. Ich selbst habe einige der genannten Hobel von Lie Nielsen und Veritas - und weiß sehr wohl, warum sie so viel kosten (müssen!) und dass sie das auch wert sind!

Nein, im Fall des von mir kritisierten Stanley war ich wohl ein Opfer meiner kurzzeitigen eigenen Dummheit. Ich hab das ja auch in meiner letzten Antwort (an Gerd Fritsche) zumindest angedeutet.

Beste Grüße!
Josef



Re: Hutschnur

Verfasst: Sa 20. Nov 2010, 22:01
von Pedder

Hallo Josef,

dann ist es gut. Auf der lauten Seite sind es Bandsägen, die aussehen, wie richtige und bei uns die Hobel. Nur JUUMA oder besser Quiangsheng scheinen zu widerlegen, dass man für richtig gutes neues Werkzeug viel ausgeben muss. Bleiben die Fragen, auf wessen Kosten und wie lange noch. Denn dass das in China wirtschaftlich ist, kann ich mir irgendwie nicht vorstellen. Dan müssen Die auch E-Klasse Fahrzeuige zum Preis eines Polo anbieten können.

Liebe Grüße
Pedder



Re: Hutschnur

Verfasst: Mo 22. Nov 2010, 13:34
von Gerhard

Hallo Pedder,

zum allergrößten Teil hast Du sicher recht. Aber gerade bei englischen Traditionsmarken war es oft so daß einfach die Fertigung auf den alten Maschinen bis zum bitteren Ende weiter gefahren wurde. Aus Kostengründen wurde an diesen Maschinen dann auch noch die Wartung vernachlässigt. Wer beispielsweise mal eine der letzten (vor der Neugründung) Triumph oder Norton Motorräder bewundern durfte versteht was ich meine.

Man kann hier sicher keine Hobel mehr fertigen wie sie vor 100 Jahren gefertigt wurden. Jedenfalls nicht alls günstiges Massenprodukt.

Was die Juuma angeht: Ich würde wetten daß die Produktion doch um einiges moderner abläuft als in der Endphase der englischen Stanleys.

Viele Grüße,
Gerhard



Re: Ein Trauerspiel, wie wahr! - Politisch

Verfasst: Di 23. Nov 2010, 06:13
von Rainer Hellmich
[In Antwort auf #128154]
Hallo Martin (und alle Anderen natuerlich),
ich moechte Dir zu allen Punkten Deines Beitrages meine volle Zustimmung geben. Wenn ich nur noch einen Schritt weitergehen darf und anmerke das wir fuer dieses (unser Kaeufer) Verhalten nicht ein Land/Kultur verantwortlich machen sollten. Das ist naemlich meiner Meinung nach unter der Wuerde dieses tollen Forums. Wer hier (ich bin aus beruflichen Gruenden seit 3 Jahren in diesem Land) Jeans fuer 5 Euro und weniger produzieren laesst und sie dann in Deutschland fuer das zigfache verkauft........da braucht man sich nicht wundern.
Uebrigens sieht man hier in der Hauptsache "Langnasen" die in den Maerkten die gefaelschten Marken kaufen. Einheimische sparen lieber laenger und koennen sich dann ein Produkt "Made in Germany" leisten. Und die sind da maechtig stolz drauf so etwas zu besitzen.
Liebe Gruesse Rainer




Re: Hutschnur

Verfasst: Mi 1. Dez 2010, 09:01
von Hans-Peter Weiss
[In Antwort auf #128168]
Hallo Pedder.

Da muss ich auch mal was dazu sagen.
In Asien ist es immer noch so, dass die Arbeitskraft billiger ist als die Maschine. Es wird meistens alles von Hand gemacht, wenn es schnell genug und genau genug ist. Hab ich selber schon in mehreren chinesischen Betrieben gesehen bzw. von Kollegen gehört.
Dabei wird aber keinerlei Rücksicht auf die Sicherheit und Umwelt gelegt. In Europa wird doch ein beachtlicher Teil des Geldes dafür ausgegeben. Für Amerika kann ich nichts sagen und bin auch nicht sicher ob es unserem Niveau entspricht.

Ich kann aber verstehen, dass billige Produkte so einen Andrang finden. Seien wir mal ehrlich - wir können uns eigentlich fast alles kaufen, was wir wollen. Und das kann nur dann so sein, wenn wir entweder viel Geld verdienen oder die Produkte billig sind.
Ich bin der Meinung das beides so ist. Also wir verdienen verhältnismäßig viel und können sehr billig kaufen. Beides geht aber nur auf Kosten von etwas anderem - also andernen Leuten und Ländern.

Ich selber setze sehr auf Qualität. Wenn ich mir gleich etwas gescheites kaufe, dann erspar ich mir den Ärger, wenn es dann nicht so funktioniert wie ich erwarte. Und das ist unbezahlbar. Von der "gekauften" Freude abgesehen, die mit dem Arbeiten mit einem hochwertigen Werkzeug einhergeht.

lg,
Hans-Peter