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Re: Johannes' Werkzeuge

Verfasst: Di 13. Okt 2009, 06:57
von Marc Waldbillig

Hallo Wolfgang und Johannes,

Vielen Dank für den weiteren Einblick. Die Konstruktion der Profilhobel, insbesondere die der Eisen, habe ich noch nicht gesehen. Das Schärfen folgt auf der Fase, die Spiegelseite trägt das Profil; sehe ich das richtig?

Gruss ;-)

Marc




Re: Johannes' Werkzeuge

Verfasst: Di 13. Okt 2009, 07:45
von Torsten Mertinkat

Hallo Wolfgang, hallo Johannes,

vielen Dank für die Detailfoto's. Wirklich ein sehr interessantes Stück, ein Zahneisen hätte ich darin nie vermutet. Auch den Reformhobel finde ich auf seine Weise bemerkenswert, es ist schon erstaunlich in welchen Zeiträumen sich manche Dinge so durchsetzen. Profilhobel in dieser Bauart habe ich auch noch nie gesehen. Wo laufen einem solche Stücke über den Weg?

Gruß Torsten




Re: Johannes' Werkzeuge

Verfasst: Di 13. Okt 2009, 19:01
von Johannes Thiele

Hallo Torsten,
die "Crotoginos" sind wirklich einmalig in ihrer Konstruktion.
Warum sich dieses eigentlich geniale System nicht mehr durchgesetzt hat
kann ich mir nicht erklären.
Bereits in einer Originalausgabe des Schreinerbuches von Krauth/Meyer,
2. Auflage von 1891(!!) wurden diese Hobel der Fa. Crotogino
als "Patent-Kehlhobel mit glatt anschleifbarem Eisen" beschrieben
und das relativ unkomplizierte Schärfen der Eisen hervorgehoben!
Wo findet man solche Teile:
Man muss mindestens 20 Jahre alles mögliche in dieser Richtung sammeln, irgendwann ist dann auch mal solch ein Exot dabei...
Viele Grüße von Johannes




Re: Johannes' Werkzeuge

Verfasst: Di 13. Okt 2009, 19:12
von Wolfgang Jordan
[In Antwort auf #125506]
Hallo Marc und Torsten,

nein, Spiegel und Fase sind gleich in der Funktion und Lage wie bei einem normalen Profilhobel. Nur ist die oben liegende Spiegelseite viel kürzer und die Fase viel länger als bei anderen Hobeleisen. Vielleicht kann man das besser sehen bei einem Crotogino-Hobel in meiner Sammlung:

http://www.holzwerken.de/museum/profilhobel/profilhobel6.phtml

Das Eisen ist dadurch erheblich dicker und kann daher immer auf der Spiegelseite geschliffen werden, ohne zu dünn zu werden. Der Nachteil ist der erhöhte Aufwand beim Bau des Hobels. Die lange Fase liegt auf dem Bett auf, das deswegen entsprechend geformt werden muß.

Eine andere Bauart nach demselben Patent sieht man bei diesem Hobel:

http://www.holzwerken.de/museum/profilhobel/kehlhobel5.phtml

Hier ist die Spiegelseite noch kleiner und das Profil läuft über die ganze Eisenlänge. So richtig durchgesetzt hat sich das Prinzip wohl nicht. Ganz selten sind diese Hobel aber auch nicht. Man findet gelegentlich einen im Internet, wenn man weiß, wonach man schauen muß;-)

Gruß, Wolfgang




Re: großer Vorteil und möglicher Nachteil

Verfasst: Mi 14. Okt 2009, 09:00
von Christof Hartge

Hallo, ihr Lieben,

tolle Hobel, ich bin begeistert und würe gerne mal ein Profil damit hobeln.

Das Patent beseitigt ein Problem, dass Profilhobel miteinem sehr tiefen Profil haben: Das Hobelmaul öffnet sich zu den tiefen Kehlungen immer weiter. So werden die erzeugten Oberflächen in der Tiefe des Profils nur mittelmäßig werden.

Bei diesem Hobel dagegen ist das Hobelmaul immer gleich eng geschlossen. Ich bin sicher dieser Hobel erzeugt erstklassige Profile.

Aber: Ist das mit dem einfachen Nachschärfen wirklich so? Was wenn eine Scharte da ist? Wie lange muß ich dann schärfen bis die wieder raus ist.?

Viele Grüße, Christof.




Re: Johannes' Werkzeuge *MIT BILD*

Verfasst: Do 22. Okt 2009, 11:47
von pedder

Hallo Wolfgang,

Deine Unterscheidung von Fase und Spiegelseite verstehe ich nicht. Wie sich aus dem unten angezeigten Bild ergibt, liegt die Fase eindeutig oben. Ob die Bezeichnung Spiegelseite für die gewellte Linie richtig ist, weiß ich nicht. Aber eine Fase ist das sicher nicht. Es sind daher wohl Bevel Up Profilhobel, oder? :o)

Liebe Grüße
Pedder




Re: Johannes' Werkzeuge

Verfasst: Do 22. Okt 2009, 22:13
von Wolfgang Jordan

Hallo Pedder,

da hast Du nicht ganz unrecht. Bei einem Bankhobeleisen ist es einfach: Beide Flächen an der Schneide sind Ebenen. Die kurze Ebene ist die Fase und die lange die Spiegelseite. Ich habe mich davon irritieren lassen, daß die profilierte Seite wie bei einem normalen Profilhobeleisen unten liegt. Die Hobeleisen von Crotogino haben also gar keine Spiegelseite, sondern eine Fase und eine profilierte Seite. In der Patentschrift wird auch ausdrücklich erwähnt, daß die Fase (Face) eben ist und sich deshalb leichter schleifen läßt.

Gruß, Wolfgang




Schnittwinkel

Verfasst: Fr 23. Okt 2009, 07:28
von Pedder

Halle Wolfgang,

erstaunlich, dass sich diese Hobel nicht durchgetzt haben. Sie bieten ha auch den Vorteil, dass man den Schnittwinkel verändern kann und damit auch einen Profilhobel für schwieriges Hartholz erzeuegen konnte. Weißt Du, ob die sehr teuer waren? Kannst Du über die Funktionalität etwas sagen?

Liebe Grüße
Pedder




Re: Schnittwinkel

Verfasst: Fr 23. Okt 2009, 19:25
von Wolfgang Jordan

Hallo Pedder,

ich habe nur einen einzigen Katalog eines Händlers von 1888, in dem diese Hobel enthalten sind. Die ersten beiden Seiten darüber habe ich mal hochgeladen. Da findet man eine nähere Beschreibung und den Anfang der Preisliste. Auf den folgenden Seiten sind noch mehr Preise und Zeichnungen der Profile abgedruckt. Der teuerste dieser Hobel hat damals 12 Mark gekostet und hat bei einer Breite von 1 3/4 rheinischen Zoll (26mm*1,75=45,5mm) ein sehr komplexes Profil. Wie dieser Preis mit den damaligen Lebenshaltungskosten im Verhältnis steht, kann ich nicht sagen.

http://www.holzwerken.de/pics/straub_1888_05.jpg
http://www.holzwerken.de/pics/straub_1888_06.jpg

Erfahrung mit diesen Profilhobeln habe ich keine, aber Eckhard hat einen auf seiner Seite vorgestellt und ist ganz angetan davon:

http://www.altes-handwerkzeug.de/museum/hobel/profil/2663.html

Gruß, Wolfgang




Re: Schnittwinkel

Verfasst: So 25. Okt 2009, 18:46
von Bert Wallraff

Hallo Pedder,

ich denke die Hobel haben sich nicht durchgesetzt, weil man die Hobeleisen ( Profile)nicht so einfach selber herstellen kann.

Grüße Bert