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Re: Elch und Pferd

Verfasst: Do 9. Sep 2004, 13:25
von Ulrich Bergmann
[In Antwort auf #102093]
Hallo Christoff, das schlechte Gewissen bleibt vielleicht, aber wird die Funktion kaum beeinträchtigen, moderne Kleber sollten fur den Zweck mehr als ausreichend sein. Und naturlich hast Du mit der Platte recht, das ist die naheliegendste Lösung, dazu ein Simshobeleisen behandelt wie in Deinem Beitrag beschrieben. Und wenn das Ganze in Schwung kommt, muesste man beim Werkzeugschmid mal anfragen, ob die Simshobeleisen im Dutzend billiger sind.

Viel Spass beim Rundhobeln
Uli


Re: Elch und Pferd

Verfasst: Do 9. Sep 2004, 14:25
von Jürgen z.H.
[In Antwort auf #102089]
Hallo,

Nach dem ersten Glühen soll der Stahl möglichst schnell abgekühlt werden, das geht bei großen Stücken mit Wasser einfach schneller. Das Oel verhält sich träger. Bei kleinen Stücken kann Oel besser sein. Schwierig wird das Härten bei komplexen Formen mit unterschiedlichen Durchmessern usw.

Nach dem Anlassen wird das Werkstück nicht unbedingt abgeschreckt. Komplexe Formen kommen in ein Metallgefäß, das am besten mit Messingspänen gefüllt ist. Das Werkstück wird in den Spänen eingebettet. Stellen mit dünnen Durchmessern, die sich schneller erwärmen, werden nicht eingebettet. Man versucht so eine gleichmäßie Erwärmung zu erreichen. Durch die Späne verzögert sich die Anlasszeit und man kann besser reagieren. Wenn man das Werkstück icht abschrecken will, muß man berücksichtigen dass der Stahl in den Spänen "nachzieht". Man muss also vorher aufhören, das erfordert wie alles in diesem Forum Erfahrung. Aber das Ausprobieren macht Spaß und kostet ja auch nicht viel. Mit ein bißchen Stahl kann man ja mal experimentieren. Ich würde nicht als erstes de Hobel fertigen und dann den ersten Versuch mit der zugehörigen Klinge wagen. Bei einem Fehlversuch hat man meistens noch 1-2 neue Versuche (wieder glühen, abschrecken anlassen) ehe der Kohlenstoff im Stahl hin ist.

By the way.. der Hobel ist klasse. Gratuliere

Jürgen


Re: Elch und Pferd

Verfasst: Fr 10. Sep 2004, 09:57
von Christof Hartge

Hallo Ulrich,

Simshobeleisen an sich sind als Rohlinge nicht so geeignet. Der Schaft ist viel zu breit. Da muß man nahezu soviel arbeiten, wie an einer Feile.

Aber wie wäre es denn folgendes: Ein Werkzeugschmid stellt ungehärtete Rohlinge her, mit einer Schaftbreite von 6 mm, Schneidenbreite 20 mm, Schneidenstärke 3,5 mm. Dann müßte nur noch mit einem kruzen Schnitt die Schneide auf die richtige Breite gebracht werden, und die fase dran, härten und Anlassen. Das ist ein Bruchteil der Arbeit. Kennst du jemand der sowas machen würde und zu welchem Preis?

Viele Grüße, Christof.
Viele Grüße, Christof


Re: Elch und Pferd

Verfasst: Fr 10. Sep 2004, 11:54
von Christof Hartge

Hallo Jürgen,
dann habe ich mit meinen 3 Versuchen ja noch gerade mal Glück gehabt, bevor der Stahl ganz hin war. Vielen Dank für deine ausführlichen Hinweise. Also mit der Messingspäne wird der Stahl nach dem Anlassen wieder abgekühlt? Habe ich das richtig verstanden oder war es doch wieder anders gemeint?

Sehr deutlich zeigt sich aber in deinen ausführunge, daß ein schmals Eisen mit möglichst flacher Schneidenform einfach zu härten ist, während es mit größerer Eisenbreite und komlexeren Formen aufwendiger wird.

Viele Grüße, Christof.


werkstoffkunde

Verfasst: Fr 10. Sep 2004, 13:33
von Philip
[In Antwort auf #102104]
hallo christof,
vielleicht noch eine kleine ergänzung:
das anlassen sollte im temperaturberich von 200 grad erfolgen, gut erkennbar an der hellgelben farbe des stahl. danach erfolgt meist eine langsame abkühlung des stahl, weil ansonsten wieder verspannungen enstehen würden, die ja durch das anlassen "vertrieben " werden.
dadurch das sich das innere eines werkstücks langsamer abkühlt, als der äussere rand, ist es einfacher nicht komplexe formen abzuschrecken.

schöner hobel!

gruss Philip



Re: werkstoffkunde

Verfasst: Fr 10. Sep 2004, 13:49
von Stefan Hintzen

Hallo Philip,

wenn das so ist, dann kann man ja den Stahl quasi im Backofen anlassen, unserer erreicht diese Temperatur ja spielend.

Oder leiste ich mir mit dieser Ueberlegung einen dicken Tritt ins Fettnaepfchen ?

Frohes Anlassen

Steff


Re: werkstoffkunde

Verfasst: Fr 10. Sep 2004, 15:43
von Jürgen z.H.

Das geht in einem Backofen oder Wärme- Töpferschrank sogar sehr gut. Man kann sehr gut dafür sorgen, dass das ganze Werkstück gleichmäßig erwärmt wird, indem man die gewünschte Temperatur über Zwischenstufen langsam erreicht.

Es ist auch gar nicht gut wenn man mit einer Flamme die Oberfläche erhitzt, weil die Temperatur an der Oberfläche meist sehr viel höher ist und man warten muss bis sich die Temperatur im Werkststück verteilt. Der unerwünschte Kohlenstoffabbau erfolgt dadurch stärker in der Oberfläche.

Ich habe es auch noch gelernt, dass das Härten in einem Bett aus Holzkohlepulver erfolgt. Angeblich soll man so die Oberfläche mit Kohlenstoff dotieren und härten können. Ich habe den Effekt aber nicht nachvollziehen können.

Jürgen


Re: werkstoffkunde

Verfasst: Fr 10. Sep 2004, 16:16
von Philip

hallo jürgen,
mit der pulveraufkohlung kann man allerdings nur die randschicht härten. der kern bleibt in seinem ürsprunglichen zustand. um das verfahren zu verstehen, verlangt schon ein wenig mehr wissen. ich kann nur soviel dazu sagen, das im temperaturbereich von 850..950 grad die y-phase besonders viel kohlenstoff durch diffusionsvorgänge aufnehmen kann. danach erfolgt dann ein normales härten und anlassen. so erreicht man eine sehr harte oberfläche und einen zähen kern.

in 2 wochen ist klausur über dieses thema...

gruss Philip


Re: werkstoffkunde

Verfasst: Fr 10. Sep 2004, 18:23
von Jürgen z.H.

Hallo Philip,

Mit dem Begriff Oberfläche meint ich die oberste Schicht des Werkstücks. Ist das das gleiche was Du mit Rand meinst? Die Uhrmacherei ist ja ein sehr alter Handwerksberuf. Die Dinge, die wir erlernen sind auch mit einfachen Werkstattausstattungen zu erreichen. Der theoretische Unterbau der Werkstoffkunde wird leider nur rudimentär vermittelt. Allerdings wird traditionell auch nur mit sehr wenigen Werkstoffen gearbeitet. Von den Edelmetallen abgesehen, nur nur mit Messing und Silberstahl. Dafür bekommt man durch das handwerkliche Arbeiten ein gutes Gefühl für diese Werkstoffe.

Jürgen


Re: Über Würstchengläser Härten und Anlassen

Verfasst: Fr 10. Sep 2004, 22:14
von Andreas N.
[In Antwort auf #102096]
Also Leute Würstchengläser?!! ich wolt wohl verbrüht werden oder die Werkstat abfackeln??
Zum Härten und anderen abkühlungen von Matallen nie! Glas verwenden, auch Quarzglas wähte nicht unbedingt fest genug. Wen der Stahl in der ersten Eintauchfase das Glas berührt..! Nicht umsonst nehmen alle Schmiede Holzfässer oder in neuerer zeit auch schon mahl nen Zinkeimer wenns nicht anders geht. Plastig ist nur sehr vorsichtig zu gebrauchen, ich sah schon einige Eisen aus der Seite eines Partiell geschmolzenen und z.t. verkohlenden Eimers austreten. Das abschrecken ist natürlich schwierig wenn man das Material nicht kennt . Mit etwas Erfahrung ist an der Funkenspuhr die Legierung ausreichend genau zu erkennen.Mit Öl sollte man nur bei guter Lüftung arbeiten und sich der Feuergefahr bewust sein da der aufsteigende Qualm an dem Eisen endzündet werden kann was einen ordentlichen Feuerball zurfolge hat - aber dan gibts auch keinen stinkenden Qualm :-).
Eine gute Beschreibung von der Wärme Behandlung in kurzer Form ohne Kristallographi ist in dem Häftchen von Peter Johnson" Die rekonstruktion eines Mittelalterlichen Schwerts" (oder so Ähnlich, habs gersde verliehen) gibt es (nur?) im Museums Laden des Deutschen Klingenmuseums in Solingen. Nach der Beschreibung gearbeitet, kann man wohl bei keinem niedrig oder nicht legiertem Stahl etwas falsch machen. Es geht aber auch etwas einfacher. Erwärmen Abschrecken und im Bakofen anlassen und mit diesem langsam abkühlen lassen. Das normalisieren kann man bei nicht allzuhohen Ansprüchen mit dem weichglügen zusammen fassen (erwährmen und langsam in vorgewährmten Sand abkühlenlassen,so ein Tag).Bei bestimmten Stählen könt ich mahl nach sehen.
Schöne Grüße
Andreas