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das mit der Masse....

Verfasst: So 25. Apr 2004, 21:37
von Friedrich Kollenrott

Hallo Christof,
das mit der Masse ist schon so. Natürlich verändert die Masse des Hobels nicht die Arbeit (im Sinne der Physik), die Du aufwenden musst, um einen Hobelspan zu schneiden. Arbeit = Kraft x Weg, also Schnittkraft x Spanlänge, darin kommt die Masse nicht vor. Und die Schnittkraft soll klein sein, der Hobel also scharf. Wenn aber die Schnittkraft schlagartig ansteigt (z. B. beim Anfang des Schnittes oder durch einen Ast in der Fläche), dann kann es passieren, dass der Hobel steckenbleibt, und dann wird es mühsam- kennst Du sicher. Ein Hobel mit grosser Masse speichert viel (kinetische) Energie und gibt sie ab, wenn er gebremst wird. Das heisst, er schneidet noch weiter, wenn ein leichter schon steckenbliebe, ist also vorteilhaft bei großen und stark schwankenden Schnittkräften. Bei ganz leichten Arbeiten wie Kantenbrechen ist Masse dagegen wirklich nur lästig.

Friedrich




Re: Erstaunlich - was der Mann alles weiss !

Verfasst: So 25. Apr 2004, 23:49
von Hutmacher Beat

Guten Tag Friedrich und alle Andern,

Wirklich erstaunlich ... !

Man hat irgendwelche Fragen im Kopf, und dann kommt einer daher, und erklärt Zusammenhänge so, als wäre es das Selbstverständlichste, im Leben eines Holzwurmes !

Solche Beiträge erachte ich schon ein bisschen als das Salz in der Suppe !

Mit Gratulation, und besten Grüssen aus der Schweiz,
Beat


Re: das mit der Masse....

Verfasst: Mo 26. Apr 2004, 08:39
von Christof Hartge

Hallo Friedrich,
das mit der kinetischen energie war mir schon ungefähr klar. Und wenn wenn ich meinen schwersten Hobel (Große Rauhbank) in Betrieb sezte, läßt sich das auch schön verfolgen wie er seidenweich anfährt und dann über's Holz gleitet als säße ich in der Mercedes S-Klasse.
Allerdings meine ich daß dieses schöne Gefühl praktisch nichts beiträgt. Wenn nähmlich der Hobel zum stehen kommt, hat das seinen guten Grund. Mit dünnstem Span fährt auch der leichteste Hobel über Äste, widerborstiges Holz, sogar gegen die Faserrichtung. Kommt es zum abrupten Stillstand, hat irgendwas nicht gestimmt: Eisenschärfe, Spanstärke, Lateraleinstellung, um nur die wichtigsten Gründe zu nennen. Das heißt wenn eine solche Stelle kommt, heißt es bei optimaler Einstellung vorsichtiger Arbeiten, langsamer Hobeln, sich vorsichtig an die Problemstelle heranarbeiten.

Selbstverständlich kann ich den Hobel durch höhere Masse oder mehr Bewegungsenergie zwingen sein Werk zu verrichten, aber das geplagte Holz bestraft das sofort mit einer unsauberen Oberfläche.

Dazu noch ein praktischer Beleg: Wäre die Masse von praktischer Bedeutung, dann müßte der Schrupphobel der schwerste Hobel von allen sein. Der Schrupphobel muß ja wirklich durch alles durch. Jeder, der das Ding eine Weile benutzt hat weiß: Je leichter desto besser und hebt auch noch von üblen Hölzern einen dicken Span ab.

Viele Grüße, Christof.

PS: Vielleicht bin ich, was Hobel betrifft auch mehr der Sportwagentyp.


Re: das mit der Masse....

Verfasst: Mo 26. Apr 2004, 10:49
von Friedrich Kollenrott

Hallo Christof,

eigentlich sind wir uns ja einig: Die Masse hilft schon wenns sonst haken würde, und man sollte den Hobel so einstellen, dass es nicht passiert. Bei einem schwereren Hobel passiert es eben nicht so schnell. Man kann ja auch nicht immer mit feinsten Spänchen arbeiten- obwohl auch ich das auch gern tue. Wer nicht nur als Freizeitbeschäftigung (wie wir) hobelt, muss auch was schaffen.

Mein Erfahrungsbeispiel, was den Nutzen schwerer Hobel angeht: Ich arbeite z. Zt. viel mit Ahorn- Sägeware. Richtig grob gesägt, und richtig hart. Wenn man das abrichtet, schneidet das Eisen alle drei Zentimeter, dazwischen ist Luft. Da geht nichts über meinen schwersten: Ein Stanley Nummer 8, satte 4 Kilo hat das Teil. Raprapraprapraprap........durch, auch wenn der Span nicht so ganz dünn ist. Ich hab auch eine leichtere Raubank, aber es ist wirklich ein deutlicher Unterschied.

Der Schrupphobel: Ich schruppe wenns denn sein muss mit einem umgebauen alten Kunz S 300 mit HSS- Eisen, der ist ziemlich leicht, und es geht. Ob es besser ginge, wenn er schwerer wäre? Ich glaub schon, und ich denke, Du hast auch noch nicht probiert, ob mehr Masse helfen würde. Dein Schrupphobel ist nämlich (behaupte ich mal) deshalb so leicht, weil er aus Holz und sehr schmal ist. Dadurch ist er eben leicht geworden, nicht aus Absicht. Ich kriege schon richig Lust, einen ECE mit einem zusätzlichen Gewicht zu versehen, um das auszuprobieren, oder besser Du testest das, ich schruppe selten... Wie wärs?

Friedrich


Re: das mit der Masse....mein Senf dazu

Verfasst: Mo 26. Apr 2004, 11:11
von Ulrich Bergmann

Hallo Ihr Hobeldialektiker.
Schrupphobeln ist körperliche Schwerstarbeit und soll deshalb/trotzdem schnell gehen. D.h., das Wichtigste ist, wie oft man pro Minute (oder Stunde oder Woche) den Hobel ubers Brett schwingen kann, weniger wie präzise der Schwung denn so kommt. Und dann ist der leichteste Hobel das Beste, alldieweil man dabei am wenigsten kinetische Energie (Hobelgewicht auf 180km/h beschleunigt und wider abgebremst) verpulvert. Wo's z.B beim Fugen um Genauigkeit und nicht Abwerken geht, ist ein richtig schwerer (so'nen Achter hätte ich auch gerne)optimal, einen, den man bloss aufs Brett setzen muss und ein bisschen schieben, und das Eigengewicht sorgt dann fur die gleichmässige Spandicke.
Gruss Uli


da ist was dran!

Verfasst: Mo 26. Apr 2004, 11:43
von Friedrich Kollenrott

Hallo Ulrich,
ich denke, da hast Du recht: bei vielen Hobelhüben spielt natürlich die reingesteckte / wieder weggebremste Energie, die ein schwerer Hobel braucht, eine große Rolle.
Christof, wollen wirs gemeinsam so hinnehmen? Wir sollten diese Diskussion nicht ins Unendliche verlängern. Trotzdem, ein ECE Schrupp mit Zusatzmasse, das wär doch was....

Friderich


Re: auch eine Idee..

Verfasst: Mo 26. Apr 2004, 11:56
von Christof Hartge
[In Antwort auf #100152]
Soweit es den Schrupphobel betrifft, sehe ich das so wie Ulrich. Der Schrupphobel hat in meiner Werkstatt vielleicht die meisten Kilometer unter der Sohle. Da ist man froh über jedes Gramm, das nicht beschleunigt werden muß. Insofern werde ich erstmal kein Blei in meinen ECE gießen. Der funktioniert einfach zu gut.

Je länger ich darüber nachdenke, ist es offenbar so, daß viel von der jeweiligen Abstimmung der Werkzeuge untereinander abhängt. Den Erstkontakt mit sägerauher Ware stellem bei mir der Schrupphobel oder der lange Schlichthobel her. Die sausen durch solche Hölzer durch ihre stark gerundete Schneide durch.

Viele Grüße, Christof.


Re: auch eine Idee..

Verfasst: Di 27. Apr 2004, 11:17
von Ulrich Bergmann

Vielen Dank Christof und Friedrich fur Eure zustimmenden Worte. Zusätlich ist mir noch ein Kapitel aus einem kleinen amerikanischen Werkzeugbuchlein eingefallen, wo gesagt wird, dass die Holzhobel im goldenen Westen so gut wie ausgestorben sind und kein Adept des Holzhandwerks sie mehr zu sehen oder fassen kriegt. Ausmahme ist der hölzerne Jack-Plane, d.h. kurze Rauhbank. Die wird dort oft mit gerundetem Eisen, d.h. als Schrupphobel zum Zurechtstutzen der Bretter benutzt. Vielleicht steckt hinter diesem scheinbaren Anachronismus der Gewichtsvorteil des Holzhobels.

Gruss Uli


Re: auch eine Idee..

Verfasst: Di 27. Apr 2004, 11:32
von Wolfgang Jordan

Hallo Ulrich,

was ist das für ein Buch und wo hast du es her?

Gruß, Wolfgang (immer interessiert an Büchern über Holzhobel)


Re: auch eine Idee..

Verfasst: Do 29. Apr 2004, 13:06
von Ulrich Bergmann

Hallo Wolfgang,
das Buch heisst "Hand Tools for Woodworking - Principles & Techniques", ist von Robert Wearing (C 1996), hat 126 S im paperback und ist von Sterling Publishing verlegt. Ich hab's letztes Jahr hier im Buchladen fur 5 Euros wiedergefunden.
Uber Holzhobels ist es aber eigentlich nicht, da ist bloss ein kleines Kapitel wo deren Ausgestorbenheit erwähnt wird mit Ausnahme des Jack-Planes, und das der bald nachfolgt.
Unverzichtbar ist das Buechsken sicher nicht, wenn man schon ein anderes Buch hat, (kennste eins, kennste alle), doch in jedem Buch sind ein paar Kniffe, die man so noch nicht gesehen hat, und das gilt aauch fur dieses Buch, und bei dem Preis kann man fuer'n Zweitbuch nicht viel falsch machen.
Gruss Uli