Musikalische Holzhandwerks-Philosophie
Verfasst: Di 23. Mär 2004, 20:18
Hallo Christof,
damit wären wir auch wieder beim Holz. Cembali und Verwandte kann und muss man in der Tat regelmäßig stimmen. Ich kenne das noch von meinem Vater, der sein Cembalo auch regelmäßig selbst stimmte. (Vorzugsweise am Sonntag morgen, wenn noch Ruhe im Haus war.) Er stimmte übrigens für die Literatur, die er vorzugsweise spielte, in Werckmeister III (wenn ich mich da richtig erinnere).
Und um jetzt endgültig den Bogen zum klassischen Holzhandwerk zu schlagen: Durch diesen engen Kontakt zu Alter Musik habe ich unter anderem den Klangunterschied zwischen "klassisch" gebauten Cembali (dünne Zargen und Böden, das Arbeiten der Hölzer ist im Entwurf berücksichtigt) und den aus dem Klavierbau abgeleiteten "neueren" Cembali (dicke, steife Zargen und Böden um das Arbeiten des Holzes zu verhindern, oft Einsatz von Sperrholz) kennen gelernt.
Die klassische Bauweise macht zugegebenermaßen wesentlich mehr Arbeit, klingt aber deutlich besser und die Instrumente haben ein wesentlich größereres Klangvolumen.
Gute und Spitzen-Cembali entstehen mittlerweile wieder von Hand und, soweit ich weiss, auch unter verstärktem Einsatz von Handwerkzeugen.
Und damit weiss ich, das wir mit unserem Wunsch, von Hand "mit dem Holz" zu arbeiten, keiner spinnerten Idee hinterher laufen, sondern vielmehr versuchen, etwas zu erreichen, was man auf anderem Weg nicht bekommt.
Und das macht mir Freude.
Viele Grüße
Stefan, heute mal etwas philosophisch