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Re: Man sitzt in der Mitte

Verfasst: Mi 17. Okt 2018, 20:40
von Bernd Grunwald
[In Antwort auf #89232]
Hallo Felix,

wenn ich dich richtig verstehe, möchtest du aus einem dicken Brett auf der Bandsäge einen Bogen ausschneiden. Das Resultat ist dann allerdings nicht konkav, sondern ein Segmentbogen, der wie ein gebogenes Brett aussieht (ist aber nicht gebogen, sondern gesägt). Wenn dem so ist, gebe ich Heinz Recht: das kannst du vergessen, denn damit durchtrennst du zu viele Holzfasern, sodass die Stabilität wahrscheinlich nicht mehr gewährleistet ist. Wenn sich ein Erwachsener auf die Schaukel setzt, kann das Brett u.U. plötzlich durchbrechen (wenn es nicht vorher schon bricht).

Wenn du unbedingt bei einer Bogenform bleiben willst, solltest du es mit gebogenen formverleimten dünnen Brettern versuchen. Ist nicht ganz so einfach herzustellen, aber wenn die einzelnen Schichten ordentlich gebogen und verleimt sind, kannst du sicher sein, dass die Schaukel auch hält.

Gruß
Bernd


Re: Man sitzt in der Mitte

Verfasst: Mi 17. Okt 2018, 21:54
von Felix

Hi Heinz u. Bernd,

an die durchtrennten Holzfasern habe ich auch gedacht.
Habe dann etwas intensiver im WWW nachgeschaut u. unter www.hutschn.de,
genau die Vorgehensweise wie von mir beschrieben gefunden.
Bei Interesse, schaut es euch mal an, es gibt sogar ein Film darüber, wie sie produziert werden, habe ich aber erst jetzt entdeckt.

Hi Justus, danke für den Schleiftip.

Grüße
Felix


Re: Man sitzt in der Mitte

Verfasst: Do 18. Okt 2018, 00:00
von Bernd Grunwald

Hallo Felix,

wenn man sowas macht, muss man auf jeden Fall an die durchtrennten Holzfasern denken! Es wäre Leichtsinn, das zu ignorieren. Ich gehe mal davon aus, dass die Hutschn- Schreiner genau wissen, wie sie das Brett sägen müssen, damit es nachher nicht bricht. Wenn der Sägeschnitt nicht entlang dem Faserverlauf erfolgt, wird die Tragfähigkeit des gesägten Bogen-Brettes in jedem Fall gegenüber einem geraden Brett mit geradem Faserverlauf (bei jeweils gleicher Brettstärke) deutlich reduziert.

Frag doch mal die Hutschn-Schreiner, was sie zu dem Argument der Faserdurchtrennung beim Bogen-Sägen und der damit zwangsläufig einhergehenden Minderung der Traglast zu sagen haben. Das würde ich jedenfalls genau wissen wollen - und zwar bevor ich mich auf ein solches Brett setzen würde.

Außerdem würde ich vor Ingebrauchnahme auf jeden Fall einen ausgiebigen Belastungstest mit mehrfacher Überlast machen - damit nachher ja nichts passiert!

Viel Spaß beim Schaukelsägen (und beim Geldsparen).

Gruß
Bernd


Re: Man sitzt in der Mitte

Verfasst: Do 18. Okt 2018, 08:07
von Konrad Holzkopp

Guuden,

wenn das Brett nicht zu dünn gearbeitet wird, und der Bogenstich nicht zu groß gewählt wird,
sind die Fasern immer noch lang genug die Last zu tragen. Ich denke, dass die Bedenken
hier etwas zu hoch gehängt werden.
Allerdings bin ich ein Fan der Schichtverleimung, ich empfinde das Verfahren als eleganter
und auch statisch als besser. Mit Maschinen auch als weniger arbeitsintensiv.

Gut Holz! Justus.


Re: Man sitzt in der Mitte

Verfasst: Do 18. Okt 2018, 09:18
von Bernd Grunwald

Guten Morgen Justus,

einverstanden. Vor allem in Schaukelmitte müssen die Fasern hinreichend lang sein und unbedingt parallel zum Sägeschnitt laufen, denn hier ist die Belastung (das Biegemoment) am größten. Allerdings wundert mich deine Bedenkenlosigkeit in dieser Sache (wo du doch sonst in Sachen Sicherheit häufig als Erster - durchaus berechtigt - den Zeigefinger erhebst).

Ja, Arbeitssicherheit ist ein wichtiges Thema. Produktsicherheit ist aber mindestens genauso wichtig - vor allem dann, wenn es um Produkte geht, die definierte Tragfähigkeiten haben müssen.

Wenn ein Brett gefertigt wird, das für eine definierte Biegebeanspruchung durch darauf sitzende (schaukelnde) Personen vorgesehen ist, dann spielt auch der Faserverlauf eine entscheidende Rolle. Außer dem Gewicht der Person muss das Brett ja auch noch die aus der Beschleunigung resultierenden Kräfte tragen. Bedenken in dieser Hinsicht können deshalb nie zu hoch gehängt werden. Sie lassen sich meines Erachtens nur mittels eines ordentlichen Belastungstestes für jedes einzelne "rund gesägte" Schaukelbrett ausräumen. Das wäre für mich in diesem Fall GS (= geprüfte Sicherheit).

Dennoch würde ich auch die Schichtverleimung vorziehen.

Gruß
Bernd


Schaukel und Sicherheit

Verfasst: Do 18. Okt 2018, 11:13
von Jan T.

Hallo,

bei den Sicherheitsbedenken würde ich auch das Schaukelseil nicht außer acht lassen. Wir hatten immer ganz einfache Baubretter aus Fichte (2,5 - 3 cm haben die so) als Schaukelbrett die an den Seiten ein wenig ausgeklinkt waren um die Schaukelringe aufzunehmen. Die waren auch den Winter über draußen und wurden irgendwann, wenn sie faulig wurden, durch neue ersetzt.
Aber zwei mal ist das Schaukelseil gerissen, einmal bei meinem Vater, als er mit meiner Schwester auf dem Schoß geschaukelt ist und einmal bei mir. Mir ist dann das verbleibende Seil durch die Finger gerauscht und hat eine unangenehme Wunde auf der Handinnenfläche verursacht. Die Schaukelseile werden meiner Meinung nach noch stärker als das Brett belastet. Besonders wenn man ganz hoch schaukelt, so dass sich das Seil am höchsten Punkt einknickt und dann schlagartig wieder Belastungen ausgesetzt wird.

Also lieber die Schaukelseile irgendwann austauschen, bevor sie reißen. Denn je größer und schwerer die Kinder werden, umso höher schaukeln sie auch. Meine Schwester und ich wollten immer einen Überschlag mit der Schaukel machen, haben aber dann gemerkt, dass es nicht möglich ist.

Viele Grüße

Jan T.


Re: Schaukel und Sicherheit

Verfasst: Do 18. Okt 2018, 12:58
von Konrad Holzkopp

Guuden,

natürlich muss ein Schaukelbrett mit min. 200 Kg getestet werden, ist doch wohl keine Frage!
Und das auch immer mal wieder.
Außer den Seilen sind auch die Haken ein wichtiger Bestandteil der statischen Kette.
Früher gab es Unfälle, weil sich ein Haken oder eine Öse durchgeschliffen haben.
Deshalb werden öffentliche Aufhängungen Heute mit Wälzlagern ausgeführt.

Gut Holz! Justus.


Schaukel … mit der Maus …

Verfasst: Do 18. Okt 2018, 13:33
von Daniel Baum / DaBa
[In Antwort auf #89232]
Hallo Felix, hallo Diskussionsteilnehmer,

die Herstellung kann man sich anschauen:

https://youtu.be/9k2nsq61gRg

Ich denke die wissen was sie tun.

Gruß Daniel



Re: Schaukel … mit der Maus …

Verfasst: Do 18. Okt 2018, 19:58
von Rainer Zinserling

Hallo zusammen,

mein Vorschlag, eine Mischform: eine ausgesägte Form, an der Unterseite 2-3 Lagen Stark-Furnier oder dünnes (Sperr-) Holz längs wasserfest verleimen. Das dürfte die Bruchfestigkeit erheblich erhöhen. Denn dort an der Unterseite wird das Brett auf Zug beansprucht.

Grüße
Rainer



Re: Schaukel … mit der Maus …

Verfasst: Do 18. Okt 2018, 21:23
von Horst Entenmann

Hallo zusammen,

Also früher, als ich noch jung war und Fernseher schwarzweiß und ich die Fernbedienung war und überhaupt alles viel besser war und Gummistiefel aus Leder und so weiter und so fort...
Also kurz gesagt, wir mußten noch auf einem geraden Brett schaukeln und das hat uns gar nichts ausgemacht.

Das mit dem runden Brett erscheint mir so ein bißchen als Luxusproblem extrem verwöhnter Leute. Nach dem Motto: "Design um jeden Preis" wird das Brett gerundet, sonst wäre es ja einfach nur ein Brett. Ich bezweifle daß es dadurch bequemer wird oder das es überhaupt irgendwelche Vorteile hat außer daß es eine Begründung liefert warum der Preis von dem Teil so exorbitant hoch ist, denn ein gerades Brett könnte ja nun wirklich jeder... Wenn ich allein sehe was da an gutem Holz verschwendet wird um einen rein optischen Effekt zu erhaschen...
Kommt noch hinzu daß die Form so auch nicht werkstoffgerecht ist. Wenn das ein krummes Brett wäre, das man aus einen krummen Ast heraus gesägt hätte und damit die Form des Rohstoffs für die Funktion genutzt hätte, dann würde mir das gefallen. Auch gebogenes Holz wäre in Ordnung oder in Schichten verleimtes. Aber aus einem geraden Brett von doppelter Dicke ein krummes rauszusägen begeistert mich jetzt nicht so. Aber das ist jetzt meine Ansicht zu der Sache und das kann jeder halten wie er will, da bin ich niemandem böse wenn er sagt daß ihm das einfach besser gefällt so, dann ist das eben so.

Ich möchte allerdings anmerken daß ich eher ein Vertiefung in die Sitzfläche arbeiten würde, wie man das auch von Stühlen kennt. Denn ich denke das gibt ein bißchen mehr Halt und verhindert vielleicht daß man runterrutscht. Und für die Bequemlichkeit nützt das bestimmt so viel wie das krumme Brett.

Und noch was. Da die Biegebelastung in der Mitte am höchsten ist, wäre es eigentlich sinnvoll das Brett da etwas dicker zu lassen. Also unten gebogen und oben gerade wäre eine der Belastung angepasste Formgebung.

Gruß Horst