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In Antwort auf #87980]
Hallo Rolf,
Im Vergleichstest zu den "dicken" Oberfräsen wird behauptet, die Casals habe keine Möglichkeit, die Tiefeneinstellung zu nullen. Offenbar verfügt der Tester über mangelnde Grundkenntnis bei Oberfräsen, gibt es doch an der Maschine gleich zwei unterschiedliche Möglichkeiten sie zu nullen.
Auch das ist ehrlich gesagt wieder eine sehr gewagte und wie ich finde auch unnötige und unfaire Aussage, einem verdienten und sehr bekannten Autor - wie es Heiko Rech nun mal ist - mangelnde Grundkenntnis bei Oberfräsen vorzuwerfen. Sollte dem so ein, würden seine Kurse zu dieser Maschine ganz sicher nicht ständig ausgebucht sein.
Auch mir ist es schon mal passiert, dass mir Funktionen einer Maschine erst nach mehreren Wochen Gebrauch aufgefallen sind. Das kann sicher jeder von uns, der mit Maschinen arbeitet auch nachvollziehen. Und bei einem Test unter Zeitdruck mit vielen unterschiedlichen Maschinen kann das durchaus mal vorkommen.
Da bekommt die Siegermaschine die schlechteste Note aller Produkte für Handhabung, gewinnt totzdem! Nebenbei - die Maschine ist für den Tischeinbau praktisch ungeeignet - es sei denn man schafft sich einen Frästisch des Herstellers an, auf dem es - nach meiner Kenntnis - keine Möglichkeit gibt, den Spanauswurf unter dem Tisch ganz zu reduzieren (Kapselung).
Die Siegermaschine Festool OF2200 ist meiner Meinung nach eine der innovativsten Oberfräsen, die es derzeit zu kaufen gibt. Sie hat nur einen Haken: Das ist ihr hoher Preis!
Ich nutze diese Maschine in einem selbstgebauten Frästisch (also kein CMS-System-Frästisch von Festool!) und könnte mir keine bessere Maschine darin vorstellen. Ich brauche auch keinen Fräshilft für mehrere Hundert Euro. Mit meinem 12 Euro teuren Wagenheber kann ich die Maschine präzise in der Höhe einstellen und auch den Fräserwechsel kann ich bequem von oben erledigen. Dabei ist der Ratschenmechanismus eine wahre Freude, denn ich muss nicht jedesmal den Maulschlüssel umstecken.
Was den Spanauswurf unter dem Tisch angeht, den gibt es bei dieser Maschine nicht! Warum - weil sie die einzige auf dem Markt befindliche OF ist, die eine in der Höhe automatisch angepasste, flexible und komplette Verkapselung des Fräserbereichs besitzt. Steckt man unter der Maschine einen zweiten Saugschlauch auf, wird alles unterhalb des Frästisches wunderschön abgesaugt. Diese Kapselung ist fest an der Maschine installiert, muss also nicht erst umständlich montiert werden und kann selbst bei extrem großen Abplattfräsern von 86 mm Durchmesser (!) benutzt werden.
Wenn du magst, kannst du dir das bzw. meinen Frästisch samt OF 2200 mal in meinem Video hier anschauen:
https://www.youtube.com/watch?v=JEUUdWr7ElAIch besitze auch die Casals und nutze Sie ebenfalls regelmäßig in meiner Multwerkbank. Auch ein sehr solides Antriebsgerät für einen Frästisch, aber - und da muss ich Heiko im Test völlig Recht geben - mit Schwächen beim handgeführten Einsatz. Dafür kostet Sie halt nur ein Drittel dessen, was die Festool OF 2200 kostet.
Hätte ich einen Preis-/Leistungssieger küren müssen, dann wäre es aber weder die Festool noch die Casals geworden, sondern die Trend T11. Ich konnte diese Maschine ausgiebig für mein Oberfräsenbuch testen und sowohl die Verarbeitung, als auch die optimal auf den Frästischbetrieb abgestimmten Features sind wirklich auf allerhöchstem Niveau. Die Trend T 11 ist auf jeden Fall deutlich hochwertiger verarbeitet als meine Casals.
Die Trend T11 ist eine für den Frästisch optimierte DeWalt DW 625, die noch aus der Entwicklung der Fa. ELU stammt (ELU MOF 177) - also sehr hochwertige Industriequalität. Auch alle Zubehörteile von der DeWalt/ELU passen auch auf die Trend - ein großer Vorteil! Und das beste: Die ist auch handgeführt für mich eine tolle Maschine!
Abschließend möchte ich aber generell noch etwas zu Vergleichstests von Maschinen anmerken:
Ich bin kein Freund von diesen Tests, weil es immer schwierig ist in einer bestimmten und sehr begrenzten Zeitspanne Maschinen wirklich aussagekräftig zu beurteilen. Meist offenbaren sich Stärken und Schwächen erst im intensiven Langzeittest. Zudem wird man zwangsläufig immer jemandem auf die Füße treten, dessen Lieblingsmaschine nicht den ersten Platz gemacht hat oder erst gar nicht beim Test antreten durfte.
Ich kann daher durchaus verstehen, dass dann der eine oder andere auch schon mal etwas ungehalten reagiert. Aber der Tester hat ganz sicher nicht die Absicht gehabt, jemanden persönlich zu ärgern. Und dem Tester dann die Kompetenz abzusprechen, schießt meiner Meinung nach deutlich über das Ziel hinaus. Aber was noch viel wichtiger ist, dieser Stil hilft ja auch den anderen Mitlesern nicht weiter, sondern verunsichert einen bei der Auswahl der richtigen Oberfräse nur noch mehr. Eines kann ich aus meiner über 30-jährigen Erfahrung im Umgang mit Oberfräsen jedem hier versichern:
Die einzig und allein glücklich machende und richtige Oberfräse gibt es nicht!
Ein Anfänger mit kleinen Händen und zierlicher Statur wird beim ersten Einsatz einer fast 8 kg schweren Festool OF 2200 entnervt das Handtuch werfen. Während der geübte Handwerker mit Händen wie Schaltafeln dieser Maschine sehr wahrscheinlich die beste Handhabung attestieren würde.
Ich kann nur jedem vor dem Kauf einer Oberfräse raten: Ausprobieren, ausprobieren und nochmals ausprobieren!
In diesem Sinne viel Spaß beim Ausprobieren und schöne Grüße aus der Eifel
Guido