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Re: Sonnensegel

Verfasst: Do 16. Apr 2015, 20:09
von Tom B.

Schönen guten Abend Andre,

das mit dem konstruktiven Holzschutz ist schon durchaus ein Punkt (hatte ich ja auch schon geschrieben). Stichwort: stehendes Wasser vermeiden
- Die in Deinem Beispiel gewählte Überblattung ist da nicht optimal - das Wasser dringt ein und hat mit der waagerechten Überblattung eine Möglichkeit, stehen zu bleiben und sich so lange mit dem Holz darüber zu unterhalten, wer eher aufgibt.... .
- Das geht dann weiter bei den oberen Balken, die gerade sind - da steht das Wasser dann auch drauf
- das gewählte Holz ist nicht optimal; dem kann man entgegenwirken, wenn man es mit "Farbe" schützt
- eine Verbindung (nur) mit einer Schraube, die im Kopfholz hängt zu sichern ist gewagt. Zumal mit dem Sonnensegel im Zusammenspiel mit Wind (von unten) recht große Kräfte nach oben entstehen - die können Dir alles nach oben wegheben...

In dem PDF, das ich verlinkt habe, werden einige andere Möglichkeiten aufgezeigt, bei denen das besser gelöst wird.

Ein "winddurchlässiges" Sonnensegel kenne ich nicht (lasse mich aber gerne eines besseren belehren). Wenn der Wind durchgeht, ist es ein Netz. Dann ist es mit dem Sonnenschutz aber nicht mehr weit her.

Vorschlag:
- durchgehende Pfette (vorne / oben / quer) mit Schräge oben
- senkrechten Pfosten mit Zapfen in der Pfette
- Sparren auch mit Zapfen / Schwalbenschwanz
- Kopfbänder oder alternativ dieses auf dem Bild eingebaute "Gitter"; essentiell wichtig, sonst kippt alles zur Seite

- optimal wären Bleche oben auf den Balken (Feuchtigkeitsschutz)
- Sonnensegel, die man bei Nichtgebrauch einrollt / wegräumt

Wahrscheinlich nicht das, was Du hören wolltest. Das Teil ist eher dem Design geschuldet - mit den normalen Konsequenzen.

Aber vielleicht fällt ja noch jemanden eine andere, bessere Lösung ein?

Herzliche Grüße

Tom



Statik

Verfasst: Do 16. Apr 2015, 20:11
von MarkusB
[In Antwort auf #80049]
Hallo Andre,

wie von vielen anderen hier schon erwähnt solltest du die Windkraft nicht unterschätzen.
Ich bin schon lange aus dem Job raus, aber ich sehe nichts, was ich als konstruktive Aussteifung anerkennen würde.

Viele Grüße

Markus



Re: Statik

Verfasst: Do 16. Apr 2015, 22:25
von Tobias Werner

Guten Abend zusammen,

kann Markus nur zustimmen, diese abgebildete Lamellenreihe im oberen Teil wird kaum zu einer Rahmentragwirkung mit biegesteifen Ecken führen - welche man als horizontale Aussteifung ansetzen könnte. Auch die Verankerung am Haus (ein einzelner Bolzen mit vermutlich eingeschlitztem Blech) sieht mir nicht so aus, als ob sie mehr als Eigengewicht und vertikalen(!) Wind trägt.
Was häufig bei Selbstbaukonstruktionen vergessen wird, dass der Wind gleichzeitig vertikale, als auch horizontale Kraftkomponenten hat, die auf die Bauten wirken und sich im schlimmsten Fall gegenseitig negativ für das Bauwerk beeinflussen. Selbst wenn die gezeigte Konstruktion das nach oben oder unten geblähte Sonnensegel tragen sollte, wirkt eben auch noch die horizontale Windkraft und für diese Lastkombination ist die gezeigte Konstruktion absolut ungeeignet.
Als Statiker und dem Problem geschuldet, dass wirklich biegesteife Anschlüsse im Holzbau immer so eine Sache sind, würde ich mindestens 1 Diagonale (Holz) bzw. 2 gekreuzte Stahlseile in eins der Stützenfelder machen. Alternativ wären auch kurze Diagonalen in den Ecken zwischen Riegel und Stütze denkbar (Kopfbänder). Über eine zusätzliche Diagonale in einem Dachfeld könnte man sich jetzt bei der filigranen Bauweise und der vermutlich unverschieblichen Befestigung am Haus streiten..... Eine simple Merkregel für einfache Konstruktionen: Viereck vergeht, Dreieck besteht.

Mal ganz zu schweigen von den angesprochenen Problemen bzw. dem Fehlen des konstruktiven Holzschutzes.

Viele Grüße
Tobi


Re: Sonnensegel

Verfasst: Do 16. Apr 2015, 22:52
von Andre
[In Antwort auf #80072]
Hallo Tom,

Kopfbänder waren ja genau das was mir optisch nicht gefällt bei den normalen Terrassenüberdachungen.

Das Gitter dient m.E. nur dem Zweck des Sonnenschutzes, da durch den schrägen Einfallswinkel bei einer Südausrichtung
ein Segel erst weiter hinten etwas bringt.

Bezüglich der luftdurchlässigen Segel, sobald diese nicht mehr wasserdicht sind sind Sie eigentlich luftdurchlässig - Beispiel Soltis 92.
Verwendet man auch gern zur Vermeidung eines Hitzestaus.

Das Wegräumen des Segels ist eigentlich nur für den Winter oder angesagte Orkane geplant, von daher sollte es schon von Haus aus halten.
Blech auf der Pfette wäre eigentlich in Ordnung, eine leichte Neigung für die Sparren auch

Vielen Dank für deine Vorschläge


Re: Sonnensegel

Verfasst: Fr 17. Apr 2015, 00:10
von Wolfgang Kueter
[In Antwort auf #80068]
Hallo,

Optik ist eine Sache, Stabilität aber manchmal eine ganz andere. Es gibt bei der gesamten Konstruktion keine aussteifenden Elemente. Klassisch sind das irgendwelche Dreiecke, die verhindern, dass sich die ganze Konstruktion verschiebt. In der Zimmerei dienen zum Beispiel Kopfbänder genau diesem Zweck. Lies bitte: http://de.wikipedia.org/wiki/Kopfband

Wolfgang


Re: Sonnensegel

Verfasst: Fr 17. Apr 2015, 07:37
von Georg

Bezüglich der luftdurchlässigen Segel, sobald diese nicht mehr wasserdicht sind sind Sie eigentlich luftdurchlässig

Luftdurchlässig ist fast jeder gewebte Stoff, d. h. aber noch lange nicht, dass er auch winddurchlässig ist. Bei mir hat es einmal ein Fliegenschutzgitter durch den Wind von der Balkontür gerissen und das war mit Sicherheit durchlässiger als ein Sonnensegel. Man merkt z.B. bei vorgesetztn Fliegengittern auch deutlich, dass die Luftzirkulation herabgesetzt ist. Ich würde deshalb die Windlast nicht auf die leichte Schulter nehmen.


Re: Sonnensegel

Verfasst: Fr 17. Apr 2015, 07:58
von Heinz Kremers

Hallo Andre,

Das Wegräumen des Segels ist eigentlich nur für den Winter oder angesagte Orkane geplant

hast Du so einen guten Wetterbericht, der Dir auch vor dem Urlaub schon ansagt, ob ein Gewittersturm zu erwarten ist? Tu Dir das nicht an und bau es so, daß es auch ein Gewitter übersteht. Alles andere geht irgendwann in die Hose - wär schade um Arbeit und Geld.

Gruß
Heinz


Gedanken zu Statik

Verfasst: Fr 17. Apr 2015, 11:07
von PeterQ
[In Antwort auf #80049]
Die Rahmen sieht wirklich so aus, als ob der wie ein Kartenhaus zusammen fallen kann.
Allerdings koennten die Segel wie Kopfbaender wirken. Alle horizontal wirkende Kraefte werden von den mit dem Sonnensegel gefuellten Rechtecken aufgenommen. Durch die vier Befestigungspunkte des Segels gibt es immer eine Diagonale, die auf Zug beansprucht wird und so ein Segel kann vermutlich recht viel Kraft auf Zug abtragen. Das schwache Glied wird wohl die Verankerung sein.
Die vertikal wirkenden Kaerfte muessen durch die Aufhaengung abgetragen werden.

Gehen wir mal davon aus, dass die relevanten Kaefte durch den Wind auf die Konstruktion wirken. Wenn der Wind - egal aus welcher Richtung - auf das Segel trifft, dann wirken Zugkrafte auf den Segelaufhaenungen und die sind alle im Gleichgewicht - an allen vier Aufhaengungspunkten wird in etwa die selbe Kraft wirken.
Mit dieser Annahme wird es "dem Wind" wohl nicht so leicht gelingen, die Rechtecke an die Belastungsgrenze zu bringen.
Wenn das Segel ordentlich vorgespannt ist, dann wird die Flaeche auch halbwegs plan bleiben, so dass also fast nur noch Kraefte, die orthogonal zu Segelflaeche stehen, von der Aufhaengung abgetragen werden muessen und das leistet die Aufhaengung auch sehr gut.

So wie ich das sehe, ist das Ding statisch sehr gut durchdacht:
- Die Segelaufhaenungen in den Ecken leiten die Kraefte genau an den Stellen, die die Konstruktion sehr gut abtraegt. Weitere Aufhaenungen z.B. in der Mitte der Sparren, wuerde zur Destabilisierung beitragen.
- Verblattung ist wichtig, da das Rechteck immer auf Druck belastet wird. Wuerde die Querpfette durchgehen und die Sparren aufliegen, so wuerden dann auch noch Torsionskraefte enstehen. Oder anders gesagt: Es ist wichtig, dass die Verbingung der Sparren mit der Querpfette so gewaehlt wird, dass es keinen Hoehenunterschied gibt. Das erreicht die Verblattung oder auch einer Schlitz/Zapfenverbindung.
- Ich glaube zu erkennen, dass die Aufhaenungen der Segel mit Schrauben quer zum Segel gemacht wurden. Diese Schrauben gehen senkrecht in die Verblattung und vermutlich noch tief in die Stuetzpfosten. D.h. die Aufhaengung ist sehr stabil und kann "viel Zug ab".
- Wenn eine Aufhaengung reissen sollte, dann tippe ich, geht die ganz Konstruktion "floeten", da dann kein Gleichgewicht mehr herrscht. Ich wuerde also auf gar keinen Fall dort eine Sollbruchstelle einbauen.
- Das Segel muss richtig vorgespannt werden - keine Chance ohne Seilwinde.

Gedanken zur Verbindung: Im Gegensatz zu einem Dach, wirken hier die Kraefte nicht in Form einer Last von oben. Es wird jede Seite des Rechteckes enorm auf Druck belastet, und zwar gleichstark. Diese Kraefte wirken nicht vertikal, wie eine Last, sondern horizontal.
Ich wurede mal behaubten, dass die Verbindung aus Sparren und Querpfette wie ein Bilderrahmen konstruiert werden sollte, der dann auf den auf den Stuetzpfosten aufliegt. Somit gibt es auch kein sichtbares Hirnholz.

Weiterhin wuerde ich bei der Konstruktion mehr Wert auf das stabile Segel und die Aufhaengung als auf das Holz legen.

Was meint ihr?



Re: Gedanken zu Statik

Verfasst: Fr 17. Apr 2015, 12:22
von Konrad Holzkopp

Guude,

ich würde auch zu 2 gekreuzten Stahlseilen in den Segelfeldern raten.
Die Hölzer oben abschrägen oder mit Blech abdecken und die Überblattungen
so ausführen, dass die Balken mit dem oberen Blatt noch zu 30% mit vollem Querschnitt
über den Stützen aufliegen.

Gut Holz! J.



Re: Gedanken zu Statik

Verfasst: Fr 17. Apr 2015, 13:24
von PeterQ

Zwei gekreuzte Stahlseile?

Gute Idee: Damit muesste das Segel vielleicht nicht so stark gespannt werden und man koennte es schneller abnehmen. Wenn man in den Stahlseilen noch eine Spannvorrichtung einsetzt, geht das vermutlich recht schnell.

Was mir noch eingefallen ist: Das Produkt ist in Italien entwickelt worden und dort besteht vermutlich gar nicht der Wunsch, das Segel schnell abnehmen zu koennen. Wenn dort die Sonne so hoch steht, dass das Segel schatten spendet, ist es eh zu warm.