Gewehrschaft zum Leben erwecken
Re: Gewehrschaft zum Leben erwecken
hallo Ulven,
Du hast schon gesehen, dass der Kolbenhals gebrochen ist und geflickt wurde und dass am Ende des Kammerstengelausschnitts ebenfalls eine Bruchstelle ist?
Beides sind strukturell wichtige Stellen.
Vielleicht ist das Moisin-Nagant als erstes Objekt, wenn man einen Schaft überarbeiten will, geeignet. Jedenfalls machst Du nicht viel kaputt.
Zieh das Holz mit feinster Stahlwolle 000 oder 00 ab.
Vergiss das Öl, das im Schaft ist, es kommt in hundert Jahren nicht raus, egal, was Du machst. Die eine oder andere kleinere Delle kannst Du wegkriegen, wenn du einen kleinen (!) feuchten, nicht nassen Lappen drauf legst und dann mit einem Lötkolben evt auch einem kleinen Bügeleisen die Feuchtigkeit verdampfen lässt.
Dann kannst Du schnitzen...
Erst am Schluss wird mit True Oil Schaftöl eine Oberfläche erzeugt.
Dazu gibst Du einen oder zwei Tropfen True Oil in eine flache Schale, tauchst eine Fingerspitze ein und verreibst das Öl auf dem Holz. Richtig einmassieren, nicht einfach nur drauf schmieren. Fleck neben Fleck bearbeiten. Mit dem Handballen kräftig nachmassieren. 2 Tage trocknen lassen, dann den nächsten Auftrag. Nach ungefähr 10 bis 12 Aufträgen wirst Du einen ganz ordentlichen Ölschaft haben.
Wichtig : niemals einen Rest True Oil aus der Schale in die Flasche zurückgeben oder gar direkt aus der Flasche auf den Finger nehmen. Das Öl stockt sofort und Du kannst die Flasche wegwerfen.
gruss und vie Erfolg!
reinhold
P.S. Prüf mal vorher: ist die 7,62 57 R hierzulande überhaupt als Jagdlaborierung a) zugelassen und b) erhältlich?
Re: Gewehrschaft zum Leben erwecken
[In Antwort auf #72914]
Zugelassen ja - erhältlich auch aber nicht mit riesen Auswahl. Werde ums Wiederladen kaum herumkommen.
Die Reparaturstellen sind mir mehr als nur aufgefallen :)
Das mit dem Dampf hab ich auch schon mal gesehen, werd ich auch versuchen, danke für die Erinnerung.
Also muss ich den Schaft definitiv am Ende mit Öl behandeln weil alles andere nicht halten wird hab ich das richtig aufgefasst?
Möchte gleich mal anmerken, dass das Gewehr von mir aus nicht den üblichen optischen Anforderungen eines Gesellschaftsjagdgewehrs entsprechen soll (wird mit dem großen Bayonett auf der Seite ja auch schwierig ^^). Die Gravur und die Oberflächenbehandlung kann deswegen ruhig ein bisschen ausgefallener und kreativer sein. Gibt es irgendwelche Möglichkeiten dem Öl vielleicht ein wenig Farbe zu verleihen ohne die Struktur des Holzes zu verdecken?
Es bekommt z.B. über den Schaft auch eine Ledertasche für Munition und ein Zielfernrohr in Scout-Montage. Lauter unübliche Dinger in der österreichischen Jagdwelt ;).
Beste Grüße und danke für die vielen Ideen und Anmerkungen!
Zugelassen ja - erhältlich auch aber nicht mit riesen Auswahl. Werde ums Wiederladen kaum herumkommen.
Die Reparaturstellen sind mir mehr als nur aufgefallen :)
Das mit dem Dampf hab ich auch schon mal gesehen, werd ich auch versuchen, danke für die Erinnerung.
Also muss ich den Schaft definitiv am Ende mit Öl behandeln weil alles andere nicht halten wird hab ich das richtig aufgefasst?
Möchte gleich mal anmerken, dass das Gewehr von mir aus nicht den üblichen optischen Anforderungen eines Gesellschaftsjagdgewehrs entsprechen soll (wird mit dem großen Bayonett auf der Seite ja auch schwierig ^^). Die Gravur und die Oberflächenbehandlung kann deswegen ruhig ein bisschen ausgefallener und kreativer sein. Gibt es irgendwelche Möglichkeiten dem Öl vielleicht ein wenig Farbe zu verleihen ohne die Struktur des Holzes zu verdecken?
Es bekommt z.B. über den Schaft auch eine Ledertasche für Munition und ein Zielfernrohr in Scout-Montage. Lauter unübliche Dinger in der österreichischen Jagdwelt ;).
Beste Grüße und danke für die vielen Ideen und Anmerkungen!
Kaliber
Hallo Reinhold,
leider wird meine Frage nach dem Kaliber unhöflicherweise ignoriert. Ich glaube aber, dass die Chancen größer sind, dass es sich um 7,62 X 54 R handelt. Die ist
- in Deutschland jagdlich auf Schalenwild zugelassen
- käuflich (u. a. bei Frankonia) und für eine Randpatrone auch noch relativ günstig
Mein Büchsenmacher sagt mir, dass es sich um die am längsten im Dienst befindliche Militärpatrone handelt. Von Rußland/Warschauer Pakt ausgehend bis nach China. Sozusagen das östliche Gegenstück zur 30-60, die als US Militärpatrone jagdlich weltweit ihre Verbreitung fand.
Zurück zum Schaft: da braucht man nichts mehr zu kommentieren. Der ist fertig und wenn man keine nostalgischen Erinnerungen mit der Waffe verbindet, würde ich da nichts mehr investieren. Da gibt es lohnendere Objekte.
Von den gezeigten Bildern kann man leider nicht erkennen, in wieweit die Waffe demontiert wurde. Aus weidmännischer Sicht hoffe ich, dass der Fragesteller den Lauf wieder so gebettet bekommt, dass die Waffe einwandfrei schießt. Bei der Montage sind schon einige Dinge zu beachten (z.B. Laufschwingung) und immerhin wird auf Lebewesen gewaidwerkt.
Viele Grüße
Bernhard
-
- Beiträge: 2302
- Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09
Re: Kaliber
Hallo Ulven
Ich an Deiner Stelle würde den Schaft neu anfertigen, ich musste vor Jahren ein ähnliches Teil für einen Freund fertigen, ich hatte ab kein Muster, bekam die Sache hin, ich hatte an einem ähnlichen Teil doch die wichtigsten Dinge abgucken können.
Als Lohn bekam ich damals meine Messuhr.
Der den Riss verarztet hat, war kein ungeschickter, er wusste ich muss den Schaft schwächen um ihn zu retten, das hat er offensichtlich gut hin bekommen.
Gruß Franz
an Bernhard
an Bernhard,
das mit dem Schaft sehe ich genau so.
Aber da hat ein offensichtlicher Anfänger im Holzwerken eine Frage gestellt, auf die man fairerweise antworten sollte, auch wenn man anderer Meinung ist.
Das sind wir dem Forum schuldig. Nebenbei : als ich vor ca 40 Jahren eine WWI Lee-Enfield in einen Sporter umgebaut habe, konnte ich niemand fragen.
Da gab es nur so ein- zwei englischsprachige Bücher aus dem Amerika-House.
mit freundlichem Gruss
reinhold
Re: Gewehrschaft zum Leben erwecken
Das ist gut!
Wenn das Magazin leergeschossen ist und der Keiler immer noch geradewegs auf Dich zurennt, dann wird das Bayonnet ausgeklappt und das Gewehr als Saufeder eingesetzt.
Tu felix Austria !
Gruss
r.
Re: Kaliber
[In Antwort auf #72915]
Servus Bernhard,
tut mir Leid, dass dir nicht geantwortet wurde, aber zwischen schreiben der Nchricht und posten der Nachricht gibt es anscheinen weil ich noch neu bin recht viel Verzögerung.
Die Nachricht von mir in der du dachtest ignoriert zu werden ist älter als deine eigentliche Nachricht. Es tut mir also leid, aber ich versuche immer auf alle Hinweise und Anregungen einzugehen.
Ich möchte sofern möglich die Bettung nicht anrühren (wurde sie bis jetzt auch nicht). Sollte es nötig sein werde ich die Bettung natürlich neu machen. Ob es notwendig ist kann ich allerdings erst beurteilen wenn ich die Zielfernrohrmontage fertig hab. Das Korn beim Ungarischen Nagant ist zu dick um auf 100m groß die Genauigkeit zu überprüfen - Es verdeckt das halbe Ziel und man ist froh wenn man deshalb einen 20cm Streukreis schafft.
Den Schaft möchte ich eigentlich nicht entsorgen weil er doch Geschichtlich spannend ist und die Reparatur meines erachtens nach gut gemacht wurde. Es ist immerhin eine Kriegswaffe - vermutlich ist ein Panzer drübergerollt oder so ^^
Ich investiere gerne ein paar Stunden in so ein Projekt, ob es sich am Ende auszahlt werde ich eh sehen.
Um jetzt nochmal genau auf deinen Wunsch einzugehen:
Momentan schieße ich mit 7,62x54r 0,311" light ball Surplus Patronen aus Bulgarien - Teurere Teilmantel Jagdpatronen kommen erst wenn das Zielfernrohr drauf ist. Muss noch überprüfen ob eine 0,310" besser geeignet ist aber das wird sich zeigen.
Der Schaft ist höchst wahrscheinlich aus Russland - schwer zu sagen, weil keine relevanten Zeichen zu finden sind. Das System ist von einem ungarischen m44 aus dem Jahre 1952 und in ausgesprochen gutem Zustand. 130 für so ein System ist meiner Meinung nach ein Schnäppchen
Wenn man bedenkt, dass das Zielfernrohr 800 kosten wird :D
@ Carsten:
Bei Gravur hätte ich mir gedacht ich setze mich mal ein paar Abende hin und schnitze/dremle ein paar Muster rein. Hätte an ein paar mythische Figuren gedacht. Phönix oder so, bin aber noch am überlegen...
Am Ende soll es nicht mehr die mitgenommene Kriegswaffe aber auch keine typische Jagdwaffe sein bei der jeder Jäger sagen kann: "Ja... so hat die Waffe meines Vaters auch schon ausgesehen, so muss das sein!". Ich möchte mir mein persönliches Gewehr schaffen mit dem ich glücklich bin und sicher jagen kann. Alleine der Umstand, dass ich mich besser als eine Vielzahl von Jagdkollegen um meine Waffen und Schießkünste kümmere gibt mir meiner Meinung nach schon das Recht dazu ein wenig individualität zu kreieren.
PS: Ich würde kein Gewehr für die Jagd verwenden von dem ich mir nicht sicher bin, dass es auch dort trifft wo ich hinziele.
Servus Bernhard,
tut mir Leid, dass dir nicht geantwortet wurde, aber zwischen schreiben der Nchricht und posten der Nachricht gibt es anscheinen weil ich noch neu bin recht viel Verzögerung.
Die Nachricht von mir in der du dachtest ignoriert zu werden ist älter als deine eigentliche Nachricht. Es tut mir also leid, aber ich versuche immer auf alle Hinweise und Anregungen einzugehen.
Ich möchte sofern möglich die Bettung nicht anrühren (wurde sie bis jetzt auch nicht). Sollte es nötig sein werde ich die Bettung natürlich neu machen. Ob es notwendig ist kann ich allerdings erst beurteilen wenn ich die Zielfernrohrmontage fertig hab. Das Korn beim Ungarischen Nagant ist zu dick um auf 100m groß die Genauigkeit zu überprüfen - Es verdeckt das halbe Ziel und man ist froh wenn man deshalb einen 20cm Streukreis schafft.
Den Schaft möchte ich eigentlich nicht entsorgen weil er doch Geschichtlich spannend ist und die Reparatur meines erachtens nach gut gemacht wurde. Es ist immerhin eine Kriegswaffe - vermutlich ist ein Panzer drübergerollt oder so ^^
Ich investiere gerne ein paar Stunden in so ein Projekt, ob es sich am Ende auszahlt werde ich eh sehen.
Um jetzt nochmal genau auf deinen Wunsch einzugehen:
Momentan schieße ich mit 7,62x54r 0,311" light ball Surplus Patronen aus Bulgarien - Teurere Teilmantel Jagdpatronen kommen erst wenn das Zielfernrohr drauf ist. Muss noch überprüfen ob eine 0,310" besser geeignet ist aber das wird sich zeigen.
Der Schaft ist höchst wahrscheinlich aus Russland - schwer zu sagen, weil keine relevanten Zeichen zu finden sind. Das System ist von einem ungarischen m44 aus dem Jahre 1952 und in ausgesprochen gutem Zustand. 130 für so ein System ist meiner Meinung nach ein Schnäppchen
Wenn man bedenkt, dass das Zielfernrohr 800 kosten wird :D
@ Carsten:
Bei Gravur hätte ich mir gedacht ich setze mich mal ein paar Abende hin und schnitze/dremle ein paar Muster rein. Hätte an ein paar mythische Figuren gedacht. Phönix oder so, bin aber noch am überlegen...
Am Ende soll es nicht mehr die mitgenommene Kriegswaffe aber auch keine typische Jagdwaffe sein bei der jeder Jäger sagen kann: "Ja... so hat die Waffe meines Vaters auch schon ausgesehen, so muss das sein!". Ich möchte mir mein persönliches Gewehr schaffen mit dem ich glücklich bin und sicher jagen kann. Alleine der Umstand, dass ich mich besser als eine Vielzahl von Jagdkollegen um meine Waffen und Schießkünste kümmere gibt mir meiner Meinung nach schon das Recht dazu ein wenig individualität zu kreieren.
PS: Ich würde kein Gewehr für die Jagd verwenden von dem ich mir nicht sicher bin, dass es auch dort trifft wo ich hinziele.
Re: Kaliber
Hallo Ulven,
schönen Dank für Deine Information und entschuldige bitte meine Ungeduld. Wir sind hier schon eine so alte Truppe, dass ich gelegentlich vergesse, dass Neuankömmlinge erst freigeschaltet werden müssen.
Nach Deinen Erklärungen kann ich den Nostalgiefaktor durchaus nachvollziehen und wünsche Dir bei der Restaurierung viel Erfolg. Wie Reinhold schon beschrieben hat, gehört Schaftöl aufgetragen. Ich selbst bessere alle 1 - 2 Jahre ebenfalls nach. Ich versuche die größten Dellen, die ich mir meist bei der Gamsjagd in Kärnten einfange, mit einem alten nassen Baumwolltuch und einem Bügeleisen aus. Dann geht es mit 400 er Schleifpapier weiter. Schaftöl probiert man am besten aus, damit man sich nicht im Farbton vergreift. Erste Anlaufadresse, da wiederhole ich mich, wäre mein Büchsenmacher.
Ich finde die Mosin ist eine elegante Waffe und das sie ehemals eine Kriegswaffe war, wäre mir egal. In Deutschland laufen noch genügend Jäger mit einer 98 durch die Gegend und ich bin ebenfalls daran ausgebildet worden. Heute stehe ich mehr auf die Geradezugrepetierer, die auch etwas leichter sind. Ich habe schon genug an mir zu tragen.
Wenn Du nicht ein regelmäßiger Wiederlader bist, schau doch einfach mal bei Frankonia auf die Webseite. Dort gibt es Deine Munition und auch Waffenöl. Die Firma versendet auch.
Das mit dem Bajonett habe ich übersehen? Das konnte ich nicht auf den Fotos erkennen. Mache doch bitte einmal Fotos, die die Waffe von allen Seiten und als Ganzes zeigen. Ich kenne auch einen Jäger, der mit dem aufgepflanzten Bajonett nachsucht.
Jetzt wünsche ich Dir eine erfolgreiche Restauration und wenn die Waffe dann auch noch passabel schießt, führst Du ein Gewehr mit einer langen Historie, die Dich von den CNC Waffen abhebt.
Mit Weidmannsheil
Bernhard
Re: an Reinhold
[In Antwort auf #72917]
Hallo Reinhold,
ich stimme Dir zu und ich habe auch ganz deutlich zum gesagt, dass bei einem nostalgischen Wert Arbeit angebracht ist.
Allerdings haben mich die leider schlechten Fotos doch schokiert.
Zwischenzeitlich hat uns Ulven sehr anschaulich seine Motivation geschildert. Die kann ich nachvollziehen.
Viele Grüße
Bernhard
der auch häufig mit Unverständnis gefragt wird, warum er jetzt diese oder jene Sache macht
Hallo Reinhold,
ich stimme Dir zu und ich habe auch ganz deutlich zum gesagt, dass bei einem nostalgischen Wert Arbeit angebracht ist.
Allerdings haben mich die leider schlechten Fotos doch schokiert.
Zwischenzeitlich hat uns Ulven sehr anschaulich seine Motivation geschildert. Die kann ich nachvollziehen.
Viele Grüße
Bernhard
der auch häufig mit Unverständnis gefragt wird, warum er jetzt diese oder jene Sache macht