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Verfasst: Di 16. Mär 2010, 13:27
von Pedder
Hallo Justus,
grundsätzlich stimme ich Dir zu. Wir sind Exportnation und müssen daher auch importieren. Aber ausgerechnet in diesem thread ging es doch darum, ob Made in Germany auch wirklich Made in Germany ist. Das finde ich eine legitime Frage.
Ausgerechnet dieses Kennzeichen Made in Germany wurde ja eingeführt, um britische Kunden vom Kauf deutscher Produkte abzuschrecken. Hat nicht wirklich genutzt, oder?
Letztlich wird sich das richtige Preis-Leistungsverhältnis durchsetzen.
Liebe Grüße
Pedder
Re: Festool - Made in Germany?!?!
Verfasst: Di 16. Mär 2010, 15:40
von Robert Hickman
Die Diskussion kann man doch ganz entspannt verfolgen. Möge jeder kaufen was ihm Spaß macht. Nur, wenn mit einer Eigenschaft oder einem Produktionsstandort explizit geworben wird und dafür auch hohe Preise gerechtfertigt werden, dann muss das auch stimmen. Inofern sind derartige Diskussionen durchaus gerechtfertig, wenn auch nicht jede Woche. Mit deutscher Überheblichkeit hat das nicht so viel zu tun, finde ich. Mir ist auch wichtig zu wissen, wo meine Sachen her kommen. Aber ich würde nicht die Finger von etwas lassen, nur weil es nicht aus Deutschland kommt. Ich möchte eben nur nicht gerne verschaukelt werden und auch noch dafür bezahlen (auch wenn das jeden Tag vermutlich duzendmal vorkommt).
Viele Grüße aus dem Schwarzwald
Robert
Made in Germany?!?!
Verfasst: Di 16. Mär 2010, 16:31
von Dietrich
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In Antwort auf #57033]
Hallo Justus,
es ist schon seltsam das man Fußball-Fans Patriotismus zugesteht, Holzwerkern dies aber offenbar nicht!?
Nationalismus, ich glaube hier hast Du Dich in der Wortwahl vergriffen.
Auch der Ausspruch aus der deutschen Kolonialzeit dürfte hier weitestgehend fehl am Platze sein.
Vielleicht können wir uns darauf einigen das die Anbieter die trotz all der Belastungen in unserem Land, hier dennoch fertigen, die Vorteile zu schätzen wissen, und offenbar in großer Zahl gute Produkte liefern.
Gruß Dietrich
...der "made in Germany" als eine Klasse für sich sieht.
Re: Made in Germany
Verfasst: Di 16. Mär 2010, 20:40
von Andreas Hadler
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In Antwort auf #56959]
Hallo Dietrich, hallo Alle,
"50% der Wertschöpfung eines Produktes müssen aus Deutschland stammen, dann darf "made in Germany" draufstehen"
hab' ich bisher immer so verstanden, das der Netto-Verkaufpreis das Doppelte oder mehr vom Einkaufspreis beim Grenzübertritt der Ware betragen muß. Also:
in xyz-Land für netto 50 EUR einkaufen, dann hier:
für 70+19% = 83 EUR verkaufen: Made in xyz.
für 100+19%= 119 EUR verkaufen: Made in Germany!
"also von umverpacken und umdeklarieren kann keine Rede sein. "
Wär doch aber der einfachste Weg.
Was spricht gegen meinen Gedanken - schlicht Gewinnspanne hoch genug ansetzen, schon wird's "Made in Germay"?
Danke,
Andreas
Re: Made in Germany?!?!
Verfasst: Mi 17. Mär 2010, 06:27
von Dirk Boehmer
Hallo,
ich finde, dass man hier zu viel schwarz/weiß Denken mit einbringt.
Es kommt immer so rüber, dass Produkte aus Deutschland gut sind, die
aus dem Ausland schlecht.
Aber z.B. aus China kommt auch sehr viel hochwertige Ware, man kann
das bestimmt nicht pauschalisieren.
Ich finde es auch angenehm, wenn ein Produkt direkt in meiner Nähe
hergestellt wird. Da zahle ich auch mal gerne etwas mehr. Ich kann es
aber auch gut verstehen, dass Leute, die auf jeden Cent achten müssen,
das nicht so machen und lieber billig einkaufen.
--
Dirk
Re: Made in Germany
Verfasst: Mi 17. Mär 2010, 19:13
von Georg
Hallo Andreas
Die Verpackung ist bei vielen Produkten ein nicht zu unterschätzender Kosten- und damit auch Wertschöpfungsfaktor. Und das durchaus nicht nur bei Pfennigartikeln. So macht die Verpackung bei durchaus hochpreisigen Arzneimitteln, die die Firma in der ich arbeite herstellt bis zu 35% des Preises aus.
Mal ganz auf die Spitze getrieben: Ein deutscher Premiumhersteller der mit M oder F anfängt kauft in China Akkuschrauber für 15 netto das Stück und packt sie in Systainer (in Deutschland hergestellt) für 16 das Stück. Der darf dann ganz ungeniert Made in Germany draufkleben, da ja mehr als 50% der Wertschöpfung aus Deutschland kommt. Wirklich so unmöglich?
Re: Made in Germany
Verfasst: Mi 17. Mär 2010, 19:43
von Andreas Hadler
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In Antwort auf #57069]
Hallo Georg,
nein, gar nicht unmöglich, sogar sehr realistisch! Aber irgendwie auch makaber: wenn es mir gelingt, den Akkuschrauber für über 30 zu verkaufen, darf ich das das Made in Germany draufkleben, obwohl meine Leistung "nur" im Verkauf besteht. Der gleiche Akkuschrauber für z.B. 25 ist aber nicht Made in Germany.
Eigentlich nicht das, was ich mir als Qualitätskriterium vorstelle. Immerhin weiß ich bei Made in Germany, das der größte Teil des Geldes, das ich ausgebe, bei einer deutschen Firma landet. Ob er in Engineering, Fertigung, Verkauf oder aufs Gewinnkonto geht, das kann ich nicht beurteilen.
Und ja, auch Verpackung hat durchaus Nutzwert, s. Systainer vs. Pappkarton.
Und ebenfalls ja, Verkauf ist der eigentlich wesentlichste Teil der Kette, eben der Teil, der es überhaupt ermöglicht, das gefertigt werden kann.
Ich bin Ingenieur, und ich kann hier nicht über meinen Schatten springen: obwohl ich rational weiß, das der Verkauf der Teil der Kette ist, ohne den Entwicklung und Fertigung arbeitslos wären, liegt für mich die eigentliche Wertschöpfung in den Gestehungskosten, in Entwicklung und Fertigung. In dem, was für mich an einem Gerät den Nutzwert bedeutet, und nicht im Image des Gerätes. Diesen Wertschöpfungsprozeß möchte ich mit meinem ausgegeben Geld fördern, und ich möchte, das die Fähigkeit zur Wertschöpfung auch in Deutschland erhalten bleibt.
Viele Grüße,
Andreas
Made in Germany - Wertschöpfung
Verfasst: Mi 17. Mär 2010, 20:36
von Bernhard
Hallo Georg,
ich fürchte, zu "Made in Germany" gehört ein wenig mehr, als den Preis zu erhöhen und die Verpackung zu ändern.
http://www.ihk-nordwestfalen.de/fileadmin/medien/02_Wirtschaft/44_International/22_Export_Import/medien/Warenursprung.pdfAugenscheinlich muß auch eine "wesentliche" Leistung erbracht werden. Ob das Ändern der Verpackung ausreicht?
Viele Grüße
Bernhard
Re: Made in Germany - Wertschöpfung
Verfasst: Mi 17. Mär 2010, 20:58
von Andreas Hadler
Hallo Bernhard,
Danke!
"Von einem deutschen Erzeugnis wird (
.) regelmäßig (
.) erwartet, dass es von einem deutschen Unternehmen in Deutschland hergestellt wird. Entscheidend ist, dass die Eigenschaften oder Bestandteile der Ware, die in den Augen des Publikums deren Wert ausmachen, auf einer deutschen Leistung beruhen.
Diese Aussagen werden allgemein so interpretiert, dass nicht der komplette Produktionsprozess in Deutschland stattfinden muss. Maßgeblich ist, dass die wesentlichenwertbestimmenden Eigenschaften des Produktes auf einer deutschen Leistung beruhen. Die verwendeten Rohstoffe oder auch Halbfertigfabrikate müssen nicht zwingend aus Deutschland stammen. Die geistige Leistung, das qualitative Ergebnis, das Design sowie die technische Innovation geben den Ausschlag. Die rein kalkulatorische Wertschöpfung spielt keine entscheidende Rolle, wird als Hilfskriterium in Zweifelsfällen dennoch manchmal hinzugezogen"
Das hört sich für mich doch schon eher so an, wie ich es mir denke.
Gruß,
Andreas
Re: Made in Germany?!?!
Verfasst: Sa 20. Mär 2010, 23:14
von Georg
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In Antwort auf #57040]
Über kurz oder lang werden diese Kennzeichnungen sowieso aussterben. Gerade Metabo spielt hier den Vorreiter. Wie ich heute auf einem tannengrünen Excenterschleifer gesehen habe. Nicht mehr Made in Germany oder Made in PRC, nein nur noch lapidar Made by Metabo. Wo er wirklich hergestellt wird bleibt dann das Geheimnis von Metabo.