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In Antwort auf #18925]
Hallo liebe Holzwerker,
eines vorweg: die Sicherheitsdiskussionen im Forum finde ich gut und sehr wichtig.
Ich verfolge sie jetzt schon eine ganze Weile und freue mich, dass Walter den Mut hatte damit zu beginnen und sein fundiertes Wissen dazu ist für einen "Hobby-Holzwerker" (im besten Sinne!) beeindruckend. Ich hoffe aber auch, dass Franz uns - bei aller Kritik - weiterhin diese, vom Ergebnis her wirklich aussergewöhnlichen Werkstücke präsentiert. Daher an Franz ein großes Kompliment - da kann sich selbst ein gelernter Tischler noch eine gehörige "Scheibe" von abschneiden.
Ebenso kann ich auch das Unbehagen einiger Forumsmitglieder beim Fräsen dieser Griffmulde völlig nachvollziehen und wer - egal was er macht - auch nur den geringsten Zweifel oder gar Angst verspürt, der sollte so etwas nicht nachmachen. Ich persönlich würde es - wenn ich alleine bin und mir niemand zuschaut - allerdings auch so machen wie Roland es gezeigt hat. Ich halte die Vorgehensweise aber für Ungeübte bzw. ohne weitere Anleitungen für nicht empfehlenswert. Das gezeigte Einsatzfräsen ist eine Technik für den fortgeschrittenen Anwender, der weiß, wie eine Rückschlagsicherung funktioniert und die Ein- und Aussetzpunkte bestimmt werden. Dann ist es wichtig den Fräsvorgang an sich zu kennen: hinten an die Rückschlagsicherung anlegen, vorne absenken und bis zur nächsten Anschlagleiste schieben, dann hinten hochheben!
Auf dem Bild von Roland ist das alles richtig zu sehen. Es gibt sogar vor und hinter den Stoppklötzen zwei kleine Leisten, die den Fingern mehr Platz zum Greifen bieten. Deshalb halte ich Einwürfe wie grob fahrlässig für ein wenig überzogen, zumal es hier nicht um eine Tischfräse mit einem 100 mm Fräser geht, sondern um die Oberfräse im Tisch mit einem Hohlkehlfräser bei 2 mm Spanabnahme. Gerade der Frästisch mit der Oberfräse ist ideal für solche filigrane Holzteile.
Der Vorschlag von Urs mit der Spannlade ist klasse (Dank an dich!) und zu dem Preis eine echte Alternative zur Eigner Spannlade für 160 EUR. Nur leider wird es in der Praxis so aussehen, dass wahrscheinlich der Spanndruck der Lade nicht ausreicht, um die Leiste auf den Fräser absenken zu können. Es wird unter Umständen dazu führen, dass sich die Leiste in der Lade verdreht.
Es gibt aber eine Möglichkeit diese kleine Griffleiste völlig gefahrlos zu bearbeiten und zwar so:
Zunächst wird ein Sperrholzbrett (in der gleichen Stärke wie die Leiste!) ca. 30 x 30 cm groß zugeschnitten. In dieses Brett wird ca. 7-10 cm von der Brettkante entfernt eine Aussparung gesägt, in die die Griffleiste genau reinpasst. Jetzt wird die handgeführte Oberfräse samt Parallelanschlag an der Brettkante entlang geführt. Damit man nicht zu weit fräst, kann man noch Stoppklötze auf die Sperrholzplatte schrauben. Jetzt wird die Frästiefe eingestellt und Maschine über die fest in der Sperrholzplatte sitzende Griffleiste geschoben. Noch einfacher haben es die Besitzer eines MFTs. Denn hier legt man einfach die Sperrholzplatte samt eingelegter Griffleiste unter die FS und gegen den Anschlag, richtet das Ganze etwas aus und befestigt die Platte mit Zwingen. Anschließend werden auf der Schiene zwei Führungbegrenzer (Ein- und Aussetzpunkt der Nut) befestigt und die eingesetzte Hohlkehle gefräst. Führungsschiene anheben neue Griffleiste einlegen und die zweite fräsen und so weiter...
Sicherer geht es nicht mehr, denn wenn beide Hände an der Maschine sind, kann man sich unmöglich in die Finger fräsen. Und die Oberfräse ist durch die Tauchfunktion für das Einsatzfräsen hervorragend geeignet, ja manchmal ist sie sogar - mit dem richtigen Fräsbohrer! - der beste mobile Bohrständer, den ich kenne.
Ich hoffe ich habe jetzt niemanden mit meinen langen Ausführungen kurz vor Weihnachten noch gelangweilt - aber der Telegramm-Stil liegt mir nicht so sehr.
Und soviel Zeit muss auch noch sein, dass ich jedem Forumsmitgleid noch ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Start ins neue Jahr wünsche!
Also in diesem Sinne freue ich mich schon auf das kommende Jahr hier im Forum mit hoffentlich weiterhin interessanten Ideen, Tipps und Tricks zur Holzbearbeitung.
Herzlichst euer Guido