Hallo,
ich melde mich mal wieder bezüglich der Schneidlade. Ich hab sie nun seit einiger Zeit in Verwendung und bin sehr zufrieden damit.
Die Schneidlade kommt mit einem Winkelanschlag, einem Parallelanschlag, einem Winkelmesser, einer Einstellehre (quasi eine Dummy-Sägeblatt) und einem Inbusschlüssel. Die Schneidlade selber ist aus verzinktem Stahlblech gefertigt, alles ist sehr sauber verarbeitet, Grate oder scharfe Ecken sucht man vergebens.

Der erste Eindruck: die Schneidlade ist ganz schön schwer, macht einen robusten Eindruck. Besondere Erwähnung verdient die großen Rändelschraube aus Messing mit der man die Führung in der Höhe verstellen kann. Sie ist sehr griffig und leichtes Anziehen mit 2 Fingern genügt um die Führung bombenfest zu halten. Die selbe Schraube findet sich auch am Winkelmesser wieder. Von dem habe ich mir eigentlich wenig bis gar nichts erwartet (billiges Plastikteil), aber er ist ganz gut. Gut abzulesen, die Grundplatte und der Schenkel sind recht dick (ca. 4mm) und die Rändelschraube fixiert auch hier den Anschlag bombenfest. In Bezug auf die Schraube könnte sich so mancher Hersteller von Messzeugen eine Scheibe abschneiden.

Clever gelöst ist die Halterung für den Inbusschlüssel, er findet seinen Platz auf der Rückseite:

Die Anschläge haben kleine Erhebungen, die in Bohrungen an der Grundplatte eingreifen, sie sind somit widerholgenau positioniert und sowohl für Links- als auch Rechtshändern montierbar:

Zur Einstellung: es können Gehrungs- und Fasenwinkel von -45° bis +45° eingestellt werden. Angenehm ist, dass das Drehgelenk für den Gehrungswinkel etwas vorgespannt ist und somit eine sehr feinfühlige Einstellung möglich ist, weil auch nach Lösen der Feststellschraube etwas Reibung beim verdrehen vorhanden ist. Zur Einstellung des Fasenwinkels gibt es zwei verdrehbare Laschen an der Seite. Mit der ersten kann man alle Winkel von -45° bis 90° einstellen, über 90° bis +45° benötigt man dann auch die zweite. Es sind einfache Skalen eingeprägt, die aber etwas grob sind und nicht so exakt abgelesen werden können. Will man es genauer muss man die Einstellung mit dem Winkel nachkontrollieren. Das ist manchmal etwas fummelig, aber für knappe 50 kann man wohl kaum geätzte Präzisionsskalen (womöglich noch mit Nonius) erwarten. Fixe Rastpunkte bei 45° und 90° wären aber sehr angenehm gewesen, weil man dann für die meist verwendeten Einstellungen nicht mehr Nachkontrollieren müsste. Das ist aber auch schon mein einziger Kritikpunkt an der Führung.

Bei der Einstellung des Gehrungswinkels kommt auch erstmals die Einstellehre ins Spiel. Sie ist ca. 0,6mm dick und entspricht damit dem vorgesehenen Sägeblatt. Man steckt anstatt der Säge in die Führung und kann so mit dem Winkelmesser die gewünschte Gehrung einstellen. Auch kann man vorher am Werkstück anzeichnen und die Schneidlade nach dem Strich am Werkstück ausrichten:

Der Fasenwinkel wird so geprüft bzw. eingestellt:

Hier sieht man den Sinn der Höhenverstellung: Die Führung muss so eingestellt werden, dass die Zähne nicht in Konflikt mit der Führung geraten, solange man noch nicht tief eingeschnitten hat. Auf dem Bild erkennt man auch den vermutlichen Grund warum die optional dazu angebotene Säge einen anderen Griff als die klassischen Katabasägen hat: die Blattbefestigung stößt leicht an die Führung an und verringert die nutzbare Sägelänge. Ist aber nicht weiter schlimm und funktioniert trotzdem sehr gut.

Mit dem Parallelanschlag kann man breite Bretter oder Platten schneiden, indem man sich eine Führungsleiste aufspannt und die Sägeführung daran entlang bewegt. Auch das funktioniert sehr gut.

Kommen wir nun zum interessanten Teil: die erreichbare Präzision.
Mein erster Schnitt war ein 10/10er Kantholz. Die Prüfung mit dem Winkel nach Lichtspaltmethode erstaunte mich doch sehr: sowohl längs als auch senkrecht zum Schnitt fast keine Abweichung sichtbar. Die Fühlerlehre offenbarte es dann: weniger als 0,25mm Abweichungen über der ganzen Fläche. Um einen Glückstreffer auszuschließen habe ich gleich darauf mehrere Probeschnitte gemacht. Die Winkeleinstellung an der Schneidlade habe ich dabei jedes Mal gelöst und neu einstellt um auch die Reproduzierbarkeit der Einstellung zu testen. Es war kein Glückstreffer, die Ergebnisse wurden sogar noch besser. Bei 6 Schnitten waren alle unter 0,25mm, 4 waren sogar unter 0,15mm. Im Bild zu sehen: das 10/100 Blatt der Fühlerlehre passt gerade noch zwischen Winkel und Schnittfläche, das 15/100 Blatt passt nicht mehr rein. Ich bin begeistert!


Die Genauigkeit beim Sägen mit dem Parallelanschlag ist auch gut: Beim Schneiden von mehreren Schaltafeln (27mm) hatte ich auf eine Länge von 350mm immer Abweichungen unter 0,5mm. Die Winkeligkeit des Schnittes quer zur Schnittrichtung war auch einwandfrei. Mit dem Tischlerwinkel ist kaum ein Lichtspalt erkennbar.
Schifterschnitte wie dieser hier gehen sehr leicht und vor allem präzise von der Hand und auch die gezeigten Pyramide (wie ich sie für ein Gartenzaunprojekt brauche) sind damit gut herzustellen.


(Auf dem 15° Stück sieht man, dass sich die Linien nicht genau in der Spitze treffen, das liegt aber nicht an mangelnder Präzision der Schneidlade, sondern kommt davon weil das Holz nicht genau Quadratisch, sondern leicht Rechteckig ist (92x95mm).)
Kurzum: ich bin sehr zufrieden damit, die Präzision hat mich äußerst positiv überrascht und ich würde die Schneidlade sofort wieder kaufen.