Z-Saw Gehrungsschneidlade

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Wolfgang_L

Re: Z-Saw Gehrungsschneidlade

Beitrag von Wolfgang_L »

[In Antwort auf #143205]
Hallo,
ich melde mich mal wieder bezüglich der Schneidlade. Ich hab sie nun seit einiger Zeit in Verwendung und bin sehr zufrieden damit.

Die Schneidlade kommt mit einem Winkelanschlag, einem Parallelanschlag, einem Winkelmesser, einer Einstellehre (quasi eine „Dummy-Sägeblatt“) und einem Inbusschlüssel. Die Schneidlade selber ist aus verzinktem Stahlblech gefertigt, alles ist sehr sauber verarbeitet, Grate oder scharfe Ecken sucht man vergebens.


Der erste Eindruck: die Schneidlade ist ganz schön schwer, macht einen robusten Eindruck. Besondere Erwähnung verdient die großen Rändelschraube aus Messing mit der man die Führung in der Höhe verstellen kann. Sie ist sehr griffig und leichtes Anziehen mit 2 Fingern genügt um die Führung bombenfest zu halten. Die selbe Schraube findet sich auch am Winkelmesser wieder. Von dem habe ich mir eigentlich wenig bis gar nichts erwartet („billiges Plastikteil“), aber er ist ganz gut. Gut abzulesen, die Grundplatte und der Schenkel sind recht dick (ca. 4mm) und die Rändelschraube fixiert auch hier den Anschlag bombenfest. In Bezug auf die Schraube könnte sich so mancher Hersteller von Messzeugen eine Scheibe abschneiden.


Clever gelöst ist die Halterung für den Inbusschlüssel, er findet seinen Platz auf der Rückseite:


Die Anschläge haben kleine Erhebungen, die in Bohrungen an der Grundplatte eingreifen, sie sind somit widerholgenau positioniert und sowohl für Links- als auch Rechtshändern montierbar:


Zur Einstellung: es können Gehrungs- und Fasenwinkel von -45° bis +45° eingestellt werden. Angenehm ist, dass das Drehgelenk für den Gehrungswinkel etwas vorgespannt ist und somit eine sehr feinfühlige Einstellung möglich ist, weil auch nach Lösen der Feststellschraube etwas Reibung beim verdrehen vorhanden ist. Zur Einstellung des Fasenwinkels gibt es zwei verdrehbare Laschen an der Seite. Mit der ersten kann man alle Winkel von -45° bis 90° einstellen, über 90° bis +45° benötigt man dann auch die zweite. Es sind einfache Skalen eingeprägt, die aber etwas grob sind und nicht so exakt abgelesen werden können. Will man es genauer muss man die Einstellung mit dem Winkel nachkontrollieren. Das ist manchmal etwas fummelig, aber für knappe 50€ kann man wohl kaum geätzte Präzisionsskalen (womöglich noch mit Nonius) erwarten. Fixe Rastpunkte bei 45° und 90° wären aber sehr angenehm gewesen, weil man dann für die meist verwendeten Einstellungen nicht mehr Nachkontrollieren müsste. Das ist aber auch schon mein einziger Kritikpunkt an der Führung.


Bei der Einstellung des Gehrungswinkels kommt auch erstmals die „Einstellehre“ ins Spiel. Sie ist ca. 0,6mm dick und entspricht damit dem vorgesehenen Sägeblatt. Man steckt anstatt der Säge in die Führung und kann so mit dem Winkelmesser die gewünschte Gehrung einstellen. Auch kann man vorher am Werkstück anzeichnen und die Schneidlade nach dem Strich am Werkstück ausrichten:


Der Fasenwinkel wird so geprüft bzw. eingestellt:


Hier sieht man den Sinn der Höhenverstellung: Die Führung muss so eingestellt werden, dass die Zähne nicht in Konflikt mit der Führung geraten, solange man noch nicht tief eingeschnitten hat. Auf dem Bild erkennt man auch den vermutlichen Grund warum die optional dazu angebotene Säge einen anderen Griff als die klassischen Katabasägen hat: die Blattbefestigung stößt leicht an die Führung an und verringert die nutzbare Sägelänge. Ist aber nicht weiter schlimm und funktioniert trotzdem sehr gut.


Mit dem Parallelanschlag kann man breite Bretter oder Platten schneiden, indem man sich eine Führungsleiste aufspannt und die Sägeführung daran entlang bewegt. Auch das funktioniert sehr gut.


Kommen wir nun zum interessanten Teil: die erreichbare Präzision.
Mein erster Schnitt war ein 10/10er Kantholz. Die Prüfung mit dem Winkel nach Lichtspaltmethode erstaunte mich doch sehr: sowohl längs als auch senkrecht zum Schnitt fast keine Abweichung sichtbar. Die Fühlerlehre offenbarte es dann: weniger als 0,25mm Abweichungen über der ganzen Fläche. Um einen Glückstreffer auszuschließen habe ich gleich darauf mehrere Probeschnitte gemacht. Die Winkeleinstellung an der Schneidlade habe ich dabei jedes Mal gelöst und neu einstellt um auch die Reproduzierbarkeit der Einstellung zu testen. Es war kein Glückstreffer, die Ergebnisse wurden sogar noch besser. Bei 6 Schnitten waren alle unter 0,25mm, 4 waren sogar unter 0,15mm. Im Bild zu sehen: das 10/100 Blatt der Fühlerlehre passt gerade noch zwischen Winkel und Schnittfläche, das 15/100 Blatt passt nicht mehr rein. Ich bin begeistert!


Die Genauigkeit beim Sägen mit dem Parallelanschlag ist auch gut: Beim Schneiden von mehreren Schaltafeln (27mm) hatte ich auf eine Länge von 350mm immer Abweichungen unter 0,5mm. Die Winkeligkeit des Schnittes quer zur Schnittrichtung war auch einwandfrei. Mit dem Tischlerwinkel ist kaum ein Lichtspalt erkennbar.

Schifterschnitte wie dieser hier gehen sehr leicht und vor allem präzise von der Hand und auch die gezeigten Pyramide (wie ich sie für ein Gartenzaunprojekt brauche) sind damit gut herzustellen.


(Auf dem 15° Stück sieht man, dass sich die Linien nicht genau in der Spitze treffen, das liegt aber nicht an mangelnder Präzision der Schneidlade, sondern kommt davon weil das Holz nicht genau Quadratisch, sondern leicht Rechteckig ist (92x95mm).)

Kurzum: ich bin sehr zufrieden damit, die Präzision hat mich äußerst positiv überrascht und ich würde die Schneidlade sofort wieder kaufen.

Horst Entenmann
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Re: Z-Saw Gehrungsschneidlade

Beitrag von Horst Entenmann »


Hallo Wolfgang,

Ich persönlich bin auch zufrieden mit der Schneidlade, erreiche aber nicht ganz die Genauigkeit. Ich nehme an, daß es zu einem guten Teil auch an der Säge selber liegt.
Deinen anderen Aussage kann ich mich aber voll anschließen.

Gruß Horst

Pedder
Beiträge: 5797
Registriert: So 8. Dez 2019, 14:41
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Re: Z-Saw Gehrungsschneidlade

Beitrag von Pedder »


Hallo Wolfgang,

vielen Dank für diese ausführliche Vorstellung. Die erreichte Sägeleistung finde ich wirklich beachtlich.
Wie hält die Lade auf dem Werkstück?

Liebe Grüße
Pedder

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Friedrich Kollenrott
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Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Z-Saw Gehrungsschneidlade. Beachtlich!

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #143543]
Hallo Wolfgang,

danke für Deinen Bericht, es ist wichtig das sowas hier erscheint.

Das Teil selbst scheint mir von beachtlicher Qualität und Funktionalität, genauer als freihändig (was man gar nicht immer braucht), im Grunde wohl oft eine sinnvolle Alternative zum Anschmeissen der TKS. Besonders interessant finde ich den Parallelanschlag.

Hmmm - Das Ding wäre doch wohl auch für andere rückenlose Sägen einsetzbar (selbst schärfbare), oder spricht irgendwas dagegen?

Grüße

Friedrich

Wolfgang L.
Beiträge: 111
Registriert: Mi 14. Mär 2018, 16:15

Re: Z-Saw Gehrungsschneidlade

Beitrag von Wolfgang L. »

[In Antwort auf #143544]
Hallo Horst,

ich erreiche diese Präzision nur, wenn ich die Säge mit nur sehr wenig Druck laufen lasse, entsprechend langsam ist natürlich der Schnittfortschritt, dafür hat man wirklich das Gefühl, dass die Säge wie auf Schienen läuft.
Drücke (bzw. ziehe) ich stärker steigt die Sägeleistung zwar sofort rapide an (man spürt richtig wie sich die Zähe ins Holz beißen), aber man muss mit leicht verlaufenden Schnitten rechnen, 1mm auf 100mm Schnittiefe habe ich da schon fabriziert als ich meint etwas zügiger zur Sache gehen zu können.

Die Säge selber hat sicher auch einen entscheidenden Einfluss. Wie gut die optional dazu angebotene Säge mit dem Pistolengriff ist kann ich nicht beurteilen. Ich habe bei allen Schnitten eine Z-Saw Kataba Alpha mit konvexer Zahnspitzenlinie verwendet, mit der ich in jeder Hinsicht sehr zufrieden bin.

Wolfgang L.
Beiträge: 111
Registriert: Mi 14. Mär 2018, 16:15

Re: Z-Saw Gehrungsschneidlade

Beitrag von Wolfgang L. »

[In Antwort auf #143545]
Hallo Pedder,

die Lade wird einfach mit der freien Hand an dem Plastikgriff gehalten und gegen und auf das Werkstück gedrückt. Viel Kraft ist dafür nicht erforderlich, da auf die Lade selbst beim Sägen ja fast keine Kräfte wirken. Selbst wenn man einmal zu schwach gehalten hat und die Lade verrutscht ist das überhaupt kein Problem, weil man die richtige Position sofort wieder findet, man spürt anhand der Reibung der Säge in der Führung ganz genau ob man richtig positioniert ist. Ist schwer zu erklären, ist aber sehr intuitiv und problemlos. Man kann den Schnitt auch unterbrechen, die Führung und die Säge wegnehmen und später das Sägen wieder fortsetzen.

Ich habe die Lade auch einmal mit einer Zwinge fixiert, auch das ist problemlos möglich, wenn die Zwinge nicht anderweitig im Weg ist.

PS: Das mit dem Profil habe ich nun erledigt, ist wirklich praktischer so.

Wolfgang L.
Beiträge: 111
Registriert: Mi 14. Mär 2018, 16:15

Re: Z-Saw Gehrungsschneidlade. Beachtlich! *MIT BILD*

Beitrag von Wolfgang L. »

[In Antwort auf #143546]
Hallo Friedrich,

in der Tat - das Teil ist sehr durchdacht und kostengünstig aber gewiss nicht billig gefertigt.
Bei solchen Hilfsmitteln und Vorrichtungen wird einem ja oft das Blaue vom Himmel versprochen, während sie sich in der Praxis dann als eher Überflüssig oder unpraktisch erweisen. Das ist hier meiner Meinung nach absolut nicht der Fall.

Der Parallelanschlag war für mich auch ein entscheidendes Kriterium: Ich muss öfters mal einzelne Platten auf Maß zusägen, habe aber keine HKS, TKS oder Bandsäge.
Bisher habe ich dafür die Stichsäge verwendet, etwas Übermaß stehen lassen und anschließend die Schnittkanten nachgehobelt. Auf der Hirnholzseite ist das aber schon recht mühsam und bei 3-Schicht-Platten, Sperrholz oder gar Spanplatten ist das keine Option mehr. So musste ich mich in solchen Fällen mit der eher mäßigen Geradheit und Winkeligkeit meiner Stichsäge- oder Fuchsschwanz-Schnitte zufrieden geben oder zu meinem Nachbar gehen und um die Benutzung seiner TKS bitten. Mit der Schneidlade kann ich solche Dinge nun auch sehr gut selber erledigen. Geht es um sehr lange oder mehrere Schnitte werde ich trotzdem zu meinem Nachbarn gehen, denn es ist schon etwas Mühsam von Hand. Mit der Schneidlade kann man auch nicht ganz so schnell sägen als Freihand. Andererseits: wenn man Freihand auf Genauigkeit sägt, kann man auch nicht Vollgas geben.

Was für mich auch sehr praktisch ist: die Schnitte werden so genau und glatt, dass ein Bestoßen für mich meistens hinfällig ist. Das ist sehr angenehm, da ich noch keinen richtigen Bestoßhobel habe und die Eisen meines Juuma FW-Hobels in Hirnholz schnell überfordert sind.

Zu deiner Frage bezüglich Verwendung anderer Sägen: prinzipiell sicher möglich, aber die Blattbreite muss kleiner ~80mm, besser wohl eher 70mm sein, sonst gerät man in Konflikt mit der zentralen Schraube, die die zwei Führungsplatten und die Distanzplatte (das Kreissektorförmige Teil im Bild) zusammenhält. Mir fällt da spontan außer einer Gestellsäge nichts ein, die stelle ich mir aber etwas unpassend vor.




Horst Entenmann
Beiträge: 1171
Registriert: So 30. Mär 2014, 20:58

Re: Z-Saw Gehrungsschneidlade. Beachtlich!

Beitrag von Horst Entenmann »


Hallo Wolfgang und Friedrich,

Nicht vergessen: die Dicke des Sägeblattes incl. darf nicht größer sein als das annähernd dreieckige Blechteil. Bei einem dickeren Sägeblatt müsste man sich entweder ein anderes Blechteil machen oder etwas dazwischen klemmen (vielleicht ein paar Blatt Papier?).

Gruß Horst

Tom B.
Beiträge: 417
Registriert: Mi 20. Mär 2019, 14:18

Re: Z-Saw Gehrungsschneidlade

Beitrag von Tom B. »

[In Antwort auf #143205]
Schönen guten Morgen Wolfgang,

die vorgestellte Lehre arbeitet offensichtlich sehr gut & präzise; Du kommst mit ihrer Hilfe zu sehr guten Ergebnissen - und das ist es, was am Ende zählt.

Persönlich bin ich allerdings kein Freund von solchen "spezial, spezial Teilen" und versuche sie wo es nur irgendwie geht, zu vermeiden. Zumal man ja offenbar nicht nur die Führung an sich braucht sondern wieder eine speziell daran angepasste Säge.
Die hohe Kunst des freihändigen Sägens zählt nicht unbedingt zu meinen primären Stärken. Ich versuche aber, wo es geht, eben dieses zu üben. Mit der Zeit wird es (hoffentlich) besser. Meine Befürchtung ist, dass, wenn ich mich auf das Spielchen mit einem Anschlag einlasse, ich es nie richtig lernen werde. Anfänglich habe ich mir mit einem geraden Holz Klotz aus der Abfallkiste beholfen. Den so ausgerichtet, wie der Schnitt verlaufen soll. Daran die Säge angelehnt. Die damit erzielte Führung ist schon sehr gut. Man könnte sich, wenn man dies wollte, auch noch einen kleinen Magneten in das Holz einlassen und so für eine bessere "Verbindung" Holz / Säge herstellen. Dann liegt aber eben - wieder - ein Teil rum, was ich nicht will. So lange ich mich im "Abendländlichen" Möbelbau bewege, komme ich damit schon sehr weit. Für andere Winkel (z. B. Schwalben) könnte man sich ein spezielles Stückchen fertigen (das liegt dann aber in der Tat wieder rum, aber wenigstens die Spezialsäge brauche ich dann nicht). Weshalb eine solche Lehre mit einer Japansäge benutzt wird ("Mutmaßung" an), erscheint mir dann einleuchtend, wenn man sich vor Augen führt, dass diese wunderschönen japanischen Verbindungen oft mit Winkeln arbeiten, die wir hier im Abendland meist gar nicht haben. Persönlich habe ich mich daran bisher noch nicht gewagt.

Herzliche Grüße

Tom



Horst Entenmann
Beiträge: 1171
Registriert: So 30. Mär 2014, 20:58

Re: Z-Saw Gehrungsschneidlade

Beitrag von Horst Entenmann »


Hallo Tom,

Ob du eine Führung benutzen willst oder nicht, ist natürlich deine Sache.

Aber bevor du hier weiter auf Vermutungen angewiesen bist: Die Führung braucht eine rückenlose Säge, deren Blatt nicht allzu hoch sein darf und auch nicht zu dick sein darf. Das trifft vermutlich auf die Mehrzahl meiner Japansägen zu.
Der Hersteller (eine japanische Firma, daher vermutlich werden Japansägen verwendet) bietet eine passende Säge an, die einen für Japansägen ungewöhnlichen Handgriff hat, weil man ja mit einer Hand die Führung hält und mit der anderen die Säge. Außerdem hat die angebotene Säge die Besonderheit daß das Blatt durchgehend gleich hoch ist. Dies ist bei den meisten Sägen nicht der Fall, es ist auch nicht zwingend notwendig um die Führung benutzen zu können. Wolfgang hat auch ein völlig andere Säge verwendet und ist zu Recht mit den Resultaten zufrieden.

Führungen wie von dir beschrieben, mit einem Magneten, gibt es von Veritas und ich finde die sehr gut, besonders zum Zinken. Man muß dann nur noch die Einteilung machen und die Tiefe anzeichnen, die Zinken muß man nicht auch noch komplett anzeichnen, obwohl das auch kein Fehler ist. Aber diese Führungen kann man auch nicht ohne weiteres mit jeder Säge benutzen, das sollte auch eine rückenlose sein.

Gruß Horst


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