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In Antwort auf #141322]
Hallo Michael,
muß jetzt auch meinen Senf dazugeben.
Produkte (so auch Sägen) benötigen in der Herstellung Zeit. Je höher die Nachfrage nach diesen Produkten, desto höher kann der Preis angesetzt werden und desto interessanter wird dieses Thema für die Industrie. Durch die E-Werkzeuge werden den Nutzern viele (vermeintliche) Vorteile in die Hände gelegt. So u.a. deren Modernität und der höheren Leistungsfähigkeit. Durch diese Faktoren und durch die massivere Vermarktung der Elektrowerkzeuge, wurden gute Handwerkzeuge mehr und mehr in Nischenprodukte verwandelt. Hinzu kommt, daß mit dem Einzug der E-Werkzeuge und moderner Materialien wie gehärteter Stähle die Sandfestigkein von Kreissägeblättern enorm gestiegen ist. Handsägen aus gehärtetem Stahl lassen sich nur schwer schärfen. Abgesehen davon sin die Baumarktsägen mit gehärteten Spitzen denen du weder ansehen kannst, ob sie für Quer- oder Längsschnitte gemacht mit ihrer "Universalverzahnug" einfach schlecht gemacht. Sie schneiden schlecht. Manchmal könnte man glauben, diese Werkzeuge sind "sponderd by Bosch und Black & Decker".
Mehr und mehr Spanplattenmöbel bestimmen den Markt und echte Möbeltischler sind heute fast ausschließlich als Restauratoren tätig. Die Insustrie hat aufgrund ihrer Produktivität das Handwerk an den Rand gedrängt. Wenn ich z.B. Möbel (auch Echtholzmöbel) in den Möbelhäusern anschaue, die Holzverbindungen und die stabverleimten Leimholzplatten sehe, befällt mich nur noch das blanke Grauen.
In unserem Forum sind, so glaube ich die Hobbyisten in der Mehrzahl. Wir sind Leute, die tolle handwerkliche Fähigkeiten würdigen können, die den Werkstoff Holz in seiner ästhetischen Wirkung mit dem 90°-Design moderner Möbelhäuser in Frage stellen. Japanische oder europäische Werkzeuge Hin oder Her. In Japan haben die Menschen zu Ihrer Tradition eine andere Beziehung. Trotzdem Japan ein Hochtechnologieland ist, werden die kulturellen Wurzeln hochgeschätzt. Und dies wird, so auch wieder in diversen Nischen weltweit verkauft. Damit können handgeschmiedete Küchenmesser, Stechbeitel und Hobeleisen astronomische Preise erzielen. Mit anderen Worten, das Japanische Handwerk hat durch seine weltweite Vermarktung Käufergruppen gewonnen, die bereit sind die geforderten Preise zu zahlen. Das finde ich gut.
Bei einer besseren oder anderen Vermarktung europäischer Werkzeuge könnte die Attraktivität dieser Produkte für den Endverbraucher steigen. Wenn aber eine billige Handkreissäge billiger als ein hochwertiger Fuchsschwanz ist, kannst du das dem Käufer in seinem Gebrauchswert kaun vermitteln. Sie ist schneller und der Normalanwender denkt, daß diese Säge seine Anforderungen besser erfüllen kann, als eine Handsäge. Wenn dann der Anwender noch die Geräte nachschärfen soll und er dafür zusätzliche Kenntnisse und Fähigkeiten erwerben soll, dann ....
Ich bin mir sicher, daß unser Ingenieure und Marketingexperten europäische Sägen in Premiumqualität produziern und anbieten könnten, die genausogut schneiden, wie japanische Sägen, wenn der Markt dafür vorhanden wäre. Er ist es aber nicht! Er müßte geschaffen werden. Wir können froh sein, daß es überhaupt noch Hersteller gibt, die sich dem Thema Handwerkzeug widmen. Dann kommt noch ein Punkt hinzu - wenn wir unser Handwerkzeug auch noch selber bauen, geht der Industrie oder dem werkzeugproduzierende Gewerbe weiterer Marktanteil verloren. Noch ein Punkt. Wir Hobbytischler nutzen unsere Werkzeuge bei weitem nicht so intensiv, wie die Tischler der Jahrhundertwende (19. zum 20. Jahrbundert). Wenn also ein Tischler seine Säge jede Woche schärfte, machen wir es vielleicht jedes halbe Jahr, je nach Einsatz. Dadurch hat eine Handsäge einen viel längeren Lebenszyklus.
Die Chance für Handwerzeughersteller ist Tradition des Handwerks und Ästhetik traditionell hergestellter Produkte. Reine Leistungsfähigkeit ist hier einfach kontraproduktiv. Die Vermarktung muß das Augenmerk auf die Ergebnisse handwerklicher Tätigeit lenken und den Wert nicht nur über Stock pro Stunde definieren.
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Ich glaube, selbst wenn eine handgeschärfte Säge nicht schneller oder genauer schneiden sollte, als eine maschinell hergestellte, so ist sie für die meisten von uns doch um Lichtjahre BESSER.
LG
Micha