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Re: Hohlfuge
Verfasst: Do 12. Jul 2012, 18:27
von Rolf Richard
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In Antwort auf #132398]
Ich bin ja nun bekanntlich nur hobbymässig unterwegs, dilettiere somit im eigentliche Wortsinn und kann mit den Profis und den Erfahrenen nicht mithalten. Da ergeben sich für mich schon einige Fragen:
- Wenn man dem allgemeinen Glauben folgt, dann soll ja die Leimfuge stärker sein als das benachbarte Holz. Somit würde der zusätzliche Druck auf das Fugenende wenig bewirken, weil gemäss dieser Theorie das Holz beim Schrumpfen in der Fläche reissen müsste?
- Wenn ich nun an verleimten Brettern jeweils eine Hohlfuge anarbeite, dann muss das ganze Werkstück in der Mitte etwas schlanker ausfallen. Genauer gesagt, es müsste um die Summe aller zusätzliche Materialabträge schmäler werden. Was macht man dann? Es mag marginal sein, aber es ist wohl so.
- Ich habe in den vergangenen Jahren einige Flächen in Buche und Eiche aus Brettern stumpf verleimt. Ohne Hohlfuge. Passiert ist nie etwas. Mache ich was falsch? ;-)
- Mir fällt auf, dass der Spannagel, der ja durchaus die handwerklichen Fähigkeiten zu schätzen weiss, die Hohlfuge offenbar nicht kennt und im Gegenteil zu einer möglichst exakt geraden Holzkante rät. Für die Verwendung im Freien rät er zusätzlich zu Dübeln oder Federn.
Etwas ratlos?
Rolf
Re: Hohlfuge
Verfasst: Do 12. Jul 2012, 19:29
von bernhard
Lieber Rolf,
Deiner Ratlosigkeit können wir Abhilfe schaffen. Grundsätzlich halten wir fest:
1.) die heutigen Leime von den Premiumhersteller sind sehr gut und belastbar. D.h. man muß heute schon einiges falsch machen um ihn zum Versagen zu bringen.
2.) Wenn eine Leimfuge aufgeht, dann in der Regel an den Enden. Dies ist mir vor vielen Jahren gelegentlich passiert.
Ich habe es glaube ich schon einmal oben geschrieben, aber gerne noch einmal. Die Hohlfuge soll einen Hügel verhindern, der den Druck von den Enden wegnimmt. David Charlesworth sagt: Lieber ein kleines Tal als einen kleinen Hügel. Zur Erinnerung wir reden hier von 10 tel mm.
Und um die wird das Werkstück in der Mitte schmaler, aber wen interessiert das? Es sind max 1mm Unterschied und zudem schneide ich das Brett sowieso erst nach dem Verleimen zu, Du nicht? Und schaue Dir gerne meine Flächen an, die Hohlfuge sieht man auf keinen Fall auf den Flächen.
Zu dem Spannagel: völlig korrekt, wenn es genau gerade ist, wird es definitiv halten. Nur bekommt man das ohne große Abrichte selten ausreichend genau hin. Da ich Teile größer 80 cm schlecht perfekt maschinell fügen kann gehe ich auf Nummer sicher und mache 3-4 Striche mit einem super fein eingestellten Hobel und fertig ist die Laube. Wer zuverlässig gerade abrichten kann, auch auf 2 m, soll das gerne so machen. Viele Wege führen nach Rom und die Hohlfuge ist nur ein Weg.
Alles in allem hat Marc das sehr gut beschrieben und mit entsprechenden Bildern hinterlegt. Ansonsten hilft das Video von David.
Noch eine weitere Anmerkung: Das Fügen mit der Hand ist für mich deutlich angenehmer als das Fügen mit der Hobelmaschine. Es schult zudem die Motorik, macht außerordentlich Spaß und ist sehr befriedigend. Zudem lernt man das Holz "lesen" bzgl. der Wuchsrichtung etc. Seitdem ich das Holz mit der Hand bearbeite, achte ich viel mehr auf die Details und meine Arbeit hat ungemein an Präzision gewonnen.
Grüße
Bernhard
Re: Hohlfuge
Verfasst: Do 12. Jul 2012, 19:55
von Pedder
Hallo Bernhard,
ich habe ja nicht viel Erfahrung mit Fügen, wende die Hohlfuge aber auch an. Es ist ein relativ sicherer und damit schneller Weg zur perfekten Fuge. Wenn man versucht von sehr rauem Material zur planen Kante zu kommen, macht man leicht zwei kleine Berge ins Brett. Mit der Hohlfuge ist das ausgeschlossen.
Von daher ist es für mich nur einer der vielen Wege nach Rom, aber ein ziemlich Kurzer.
Wenn ich von der handgesägten Kante komme, ist allerdings eher ein Problem, dass ich automatisch das Brett verwinde. Da hilft dann die Raubank mit der bogenförmigen Schneide. (Wenn ich die Kante mit der HKS und der Schiene gesägt habe, ist das weniger ein Problem.)
Liebe Grüße
PEdder
Re: Hohlfuge
Verfasst: Do 12. Jul 2012, 21:43
von Rolf Richard
Lieber Bernhard,
offen gesagt, das ist alles nicht mein Ding!
Ich kann auch auf einer kleinen Abrichte sehr genau arbeiten, weil ich mich damit intensiv auseinander gesetzt habe, wie man so eine Maschine exakt einrichten kann (und muss). Also ist eine wirklich gerade Kante auch auf meiner kleinen, alten Scheppach kein echtes Problem. Natürlich würde man einen Hügel in der Mitte nicht zulassen, aber der muss ja auch nicht sein. Das wäre ein heftiger handwerklicher Fehler, egal ob mit oder ohne Maschine.
Ich denke, sachgerecht gelagertes Holz und eine gerade Kante sind in jedem Fall erstrebenswerter als der Umweg über die Nacharbeit.
Was unbeantwortet blieb ist die Frage, warum eine Leimfuge aussen reissen sollte? Das korrekt verleimte Brett selbst wird mit Sicherheit eher im Holz zum Einreissen neigen, falls Spannungen auftreten. Geht die Leimfuge selbst auf, wird es an einer mangelhaften Verleimung liegen. Wie Du selbst schreibst sind die heutigen Leime sehr gut. Also wird die Hohlfuge keine Abhilfe schaffen.
Abgesehen davon, wenn man das möchte kann man auf einer Abrichte sehr leicht die gewünschte Hohlfuge anarbeiten. Dazu scheint es mir aber keinen Anlass zu geben. Mein Ziel bleibt eine exakt abgerichtete Brettkante.
Gruss
Rolf
Liebe Freunde
Verfasst: Do 12. Jul 2012, 21:59
von Johannes M
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In Antwort auf #132404]
macht es doch nicht komplizierter als es ist. Wir sind hier beim stromlosen Handhobeln.
Meiner Meinung nach ist bei heutigem Leim eine möglichst passgenaue Fuge anzustreben. Mit der Hobelmaschine sollte das kein Problem darstellen. Mit dem Handhobel ist es schon etwas anspruchsvoller, und da ist es schon sinnvoll, eher eine minimale Hohlfuge anzustreben, als Eine, die an den Enden nur mit Zwingen zu schließen ist.
ES grüßt Johannes
Re: Hohlfuge
Verfasst: Fr 13. Jul 2012, 20:31
von Bernd Zimmermann
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In Antwort auf #132401]
Hallo Uwe,
danke für den Link. Diesen Beitrag von Marc kannte ich noch nicht (oder hatte ihn wieder vergessen).
Und ja, ich gebe Dir vollkommen recht, was dieses Forum betrifft: einfach nur genial! Ich für meinen Teil war sehr lange nur stiller Mitleser und habe erst vor kurzem mein Profil angelegt und versuche hin und wieder mit Erfahrungen, die ich selbst gemacht habe, einen (kleinen) Teil von dem was ich hier schon alles gelernt habe zurückzugeben.
Gruß
Bernd
Re: Hohlfuge
Verfasst: Di 17. Jul 2012, 12:21
von justus
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In Antwort auf #132399]
guude,
natürlich will ich niemandem den spaß verderben, im gegenteil, ich finde diese begeisterung super.
nur ist es bei richtig getrocketem material unsinn, auf teufel komm raus unbedingt eine holfuge zu erzwingen. sauber gerade oder hohl gegen ballig ist in der fuge spannungsfrei.
gut holz! justus.
Re: Hohlfuge
Verfasst: Di 17. Jul 2012, 18:35
von bernhard
Hallo Justus,
ganz bestimmt kannst Du mir den Spaß am Handhobeln nicht verderben.
Offen gesagt fand ich den von Dir gewählten Begriff "murx", der korrekt geschrieben Murks (http://de.wikipedia.org/wiki/Murks) lautet, einfach unpassend. Denn Murks bedeutet Pfusch. Pfusch kann ich bei der geplanten Herangehensweise an die Hohlfuge nicht erkennen. Zudem sind und bleiben die Leimfugen sehr schön dicht und das bei extremen Bedingungen, wie Fußbodenheizung und Kamin.
Weiter ist die Formulierung "auf Teufel komm raus" ebenfalls unpassend. Denn die Hohlfuge geht mir so etwas von automatisch mit 3 bis 5 Hobelzügen von der Hand, das ist eine wahre Freude.
Passender fände ich es, wenn Du uns einfach einmal Deine Methode vorstellst. Kritik ist gut, aber sachliche Kritik mit der Vorstellung einer Lösung, sehr gerne mit Fotos, bringt uns alle weiter. Dies sollte doch für einen Meister des Fachs selbstverständlich sein, oder?
Da dies hier die leise Seite ist, wo ich die Version mit der Hohlfuge vorgestellt habe, schlage ich vor, Du zeigst uns Deinen Weg auf der lauten Seite.
Vielen Dank und schöne Grüße
Bernhard
Re: Hohlfuge
Verfasst: Mi 18. Jul 2012, 10:52
von justus
ei guude Bernhard,
warum so bissig? ich schrieb doch schon dass ich diese begeisterung für alte techniken super finde.
aber murx bleibt murks bleibt murkx, egal ob groß oder klein geschrieben und liegt z.b. vor, wenn nicht richtig getrocknetes holz verarbeitet wird.
die altvorderen hatten häufig darauf keinen zugriff und haben deshalb zum ausgleich des im hirnbereich schneller trocknenden holzes eine zugabe gegeben.
auch war es wg. der kurzen offenen zeit der heißleime von vorteil, schon nach setzen der ersten zwinge in der mitte an den enden einen guten fugenschluß zu erreichen.
zu bedenken ist dabei, dass eine breite platte mit vielen hohlfugen insgesammt eine sehr hohe innere spannung bekommt, das sollte nicht das ziel einer bearbeitung sein.
eine möglichst schnelle oberflächenbehandlung der hirnenden hilft ein zu schnelles trocken der enden zu vermindern.
ich füge durch anschneiden auf der formatkreissäge, das macht mir spaß!
gut holz! justus.
Re: Hohlfuge
Verfasst: Mi 18. Jul 2012, 17:28
von bernhard
Aber Justus,
ich war nicht bissig, sondern sachlich, ausserdem verwende ich korrekt getrocknetes Holz.
"Fügen durch Anschneiden auf der Formatkreissäge" kannst Du das näher, am besten mit Fotos, erklären? Deine "Stenoerklärung" erhellt mich nicht so richtig.
Weiterhin interessiert mich Deine Definition der breiten Platte.
Viele Grüße
Bernhard